Emma ist gegangen, sie war so müde

Am Mittwoch mussten wir Emma gehen lassen.
Ihre Leber war kaputt, ganz zum Ende hin bekam sie epileptische Anfälle, die wir auch noch mit Medikamenten eingestellt bekommen haben, was aber natürlich die Leber weiter in Mitleidenschaft gezogen hat.
Die letzten Wochen hat sie, bis auf einen größeren Spaziergang am Tag, für den sie alle Kräfte mobilisiert hat, die meiste Zeit geschlafen. Die letzten drei Tage ging dann noch der Appetit verloren. Ihr Gang wurde immer schwankender. In der letzten Nacht dann kam sie ganz schlecht zur Ruhe, ich bin stündlich mit ihr aufgestanden. Mal half kuscheln für ein Weilchen, mal fand sie eine Position in der sie gut liegen konnte. Ich bin mir sehr sicher, den richtigen Tag getroffen zu haben

Ich habe gestern die Mailadresse der Vorbesitzerin mit etwas Mühe gefunden und ihr eine lange Mail geschrieben, die kopiere ich euch hier her.

Hallo Nicole,

vierzehn Jahre und 5 Monate ist es her, dass ihr mir Emma anvertraut habt.
Ich habe gedacht, ich finde deine Emailadresse nicht mehr, dabei habe ich nur im falschen Emailpostfach geguckt - nach der Hochzeit 2014 brauchte ich eine neue.

Gestern haben wir uns von Emma verabschiedet und ich wollte dir ein bisschen von unserem gemeinsamen Leben berichten und noch einmal danken, dass ihr mir diesen wundervollen Hund anvertraut habt.

10 Tage fehlten und Emma hätte die 16 erreicht, aber es wäre nicht fair gewesen, noch so lange zu warten.

Emma und ich haben ja schon gleich nach dem Einzug unsere ersten Hundesporterfahrungen gemacht. Dem sind wir auch treu geblieben, sie ist im Obedience bis Klasse 2 erfolgreich gewesen - wäre Corona nicht dazwischen gekommen, wären wir wohl noch in Klasse 3 gestartet. Im Rally Obedience hat sie richtig abgeräumt. Daneben waren wir Mantrailen und auch im Canicross sind wir bei Strongdog und Camp Canis unterwegs gewesen. Sie war voller Energie und Enthusiasmus für die Zusammenarbeit. Ein Traum auf vier Pfoten.

Wir waren in Italien, in Frankreich, in den Niederlanden und Österreich und zuletzt diesen Sommer noch in Tschechien im Urlaub. Egal ob lange Wanderung, Strand, Wald oder Berge oder auch mal mitten in der Innenstadt zum Shoppen - Emma war dabei und ein Sonnenschein.

Emma hat unsere Hochzeit begleitet und den Weg von der Studenten WG in die gemeinsame Wohnung und zum Ende in ein Haus mit Garten mitgemacht. Sie hat mir geholfen, zwei Azubis auszubilden, Ronda, die inzwischen selbst 10 Jahre alt ist, und Tuk, den wir vergangenes Jahr im Sommer geholt haben. Sie war immer fair und klar in ihrer Kommunikation, hat mal gespielt und mal erzogen und während sie sich sicher manchmal gefragt hat, wann die Nervensägen wieder ausziehen, hat sie am Ende doch genossen, in einer größeren (Hunde)Familie zu leben.

Durch Emma bin ich zur Hundetrainerausbildung gekommen. Erst im Hundesportverein, wo sie mich auch in der Welpen- und Junghundestunde unterstützt hat, zu frechen Junghunden Rüffel gegeben hat und schüchternen die Möglichkeit gab, mal in Ruhe zu gucken, wie man denn Kontakt zu anderen Hunden aufnehmen kann. Später, als Ronda schon eingezogen war, habe ich das ganze professionalisiert. Seit 2016 hat sie mich nicht nur ehrenamtlich, sondern gewerblich beim Hundetraining begleitet und unterstützt. Während meines Referendariats mussten die beiden Hunde immer mal ein bisschen zurückstecken, aber das hat sie mit Bravour gemeistert. Noch vor zwei Jahren half sie mir bei meinem bisher schwierigsten Fall, einem Hund, der stark auf andere Hunde losging. Emma und Ronda haben ihm als Team beigebracht, wie Hundekommunikation funktioniert, ohne gleich zu eskalieren. Die Besitzer wollten den Hund eigentlich abgeben, aber mit Emmas Hilfe haben wir so große Fortschritte gemacht, dass Bjelle nun doch bei seiner Familie bleiben konnte.

In den letzten Jahren gab es so einige gesundheitliche Baustellen, eine Gebärmuttervereiterung mit 12, woraufhin sie kastriert wurde. Die Milz war vergrößert, so dass wir die entfernen ließen. Später hatte sie Gallensteine und die Leber wollte nicht mehr richtig. Die Leber hat sich leider nie ganz erholt und trotz Leberdiät und Medikamenten hatte sie zum Schluss (ca. den letzten Monat) epileptische Anfälle. Vielleicht durch die Leber, vielleicht durch einen Defekt im Gehirn bedingt. Das haben wir nicht mehr genau ermittelt, sondern symptomatisch behandelt. Sie wurde wackliger und leicht dement und als in den letzten drei Tagen Appetitlosigkeit (auf normales Futter, was besseres ging noch) dazu kam, haben wir uns entschieden sie gehen zu lassen. Gestern waren wir noch einmal am Strand, den sie immer geliebt hat. Sie hat ein Fischbrötchen bekommen, ist durchs Wasser gestakst und hat die Zeit mit ihren beiden Menschen genossen. Danach war sie wirklich wirklich müde. Beim Tierarzt lag sie ganz ruhig in meinen Armen und ist mit einem Maul voll Futter friedlich eingeschlafen.

Emma war ein riesiger Teil meines Lebens, mein Herzenshund und meine Lehrmeisterin. Sie war geliebt und ist in Frieden gegangen, sie hat alles erreicht, was man sich wünschen könnte und noch viel mehr.

https://1drv.ms/i/c/652f39efa0fecd7c/Ee3...WuwUKw?e=biJLAr Ein Foto vom vorletzten Strandbesuch
https://1drv.ms/i/c/652f39efa0fecd7c/EfO...1BzR7A?e=a8jPSL und vom Strandbesuch davor
https://1drv.ms/i/c/652f39efa0fecd7c/Ea5...wNjeVQ?e=ozak0M die Dreierbande beim Schlafen
https://1drv.ms/i/c/652f39efa0fecd7c/EQ8...ZHdSWg?e=Qyp6E5 im Frühjahr in Bayern
https://1drv.ms/i/c/652f39efa0fecd7c/EbS...dO6sVQ?e=SpbEox im letzten Winter

mit Ronda 2016

Und noch ein Video von einem Obedience Turnier, ich finde man sieht sehr, wie viel Spaß ihr das Ganze gemacht hat. https://1drv.ms/v/c/652f39efa0fecd7c/EXz...wqN2PkXUPVMN8bQ

Auch wenn es eine traurige Nachricht ist, hoffe ich, dass es dich freut von Emma zu hören, zu hören, dass sie wirklich für immer bei uns geblieben ist und, dass wir ein tolles, abwechslungsreiches und schönes Leben zusammen hatten.

Mir hat es viel Freude gemacht, die Zeit mit ihr in meinem Kopf Revue passieren zu lassen, auch wenn sich natürlich dabei Tränen ihren Weg bahnen.

Liebe Grüße,

Andrea

Machs gut mein Mädchen, mein Herzenshund, meine Emma. ♥️

Zitat von Kata2110

Das ❤️ für die wunderschöne Mail,die ja eigentlich auch ein Liebesbrief an Emma ist

Ich möchte dir auch mein Beileid aussprechen,fühl dich umarmt. Auch wenn die Trauer sehr schwer wiegt, die Gewissheit ,den richtigen Moment für den Abschied gefunden zu haben ist vielleicht ein kleiner Trost.

Das ist tatsächlich ein Riesentrost. Ich habe viel damit gehadert, ich hatte so Angst, dass sie in meiner Abwesenheit einen epileptischen Anfall hat und unwürdig und alleine gehen muss. In der letzten Woche war mein Mann zufällig erkältet und daher durchgehend Zuhause. Das hat mich beruhigt. Und dann hat sie mir mit dem fehlenden Appetit und klar sichtbarem Abbau innerhalb der letzten Woche so deutlich gezeigt, dass die Zeit gekommen ist. Dafür bin ich ihr sehr dankbar. Die letzten zwei Wochen haben wir jeden Tag etwas schönes gemacht. Waren viel an Orten, die sie gern hatte, haben noch in Minirahmen getrickst und die Schäferhunde dabei meist Zuhause gelassen, um alles in Seniorentempo machen zu können. Ich bin sehr froh, dass ich mir die Zeit nehmen konnte und genommen habe. Das war einfach nochmal ganz besonders und innig.