Kann ein Ende ein neuer Anfang sein?

  • Ich habe schon einige Versuche gestartet und doch wieder abgebrochen. Ich bin an sich auch nicht die große Schreiberin hier im Forum, eher still anwesend.

    Wo soll ich anfangen? Ich weiß auch nicht ganz was ich mit den folgenden Zeilen erreichen will. Einfach die Trauer von der Seele schreiben? Eure Erfahrungen hören oder einfach eure Geschichten lesen, dass der Schmerz doch irgendwann besser wird?

    Seid mehr als 15 Jahren lese ich hier mit. Hab mir hier und da Tipps mitgenommen bis dann endlich mein erster eigener Hund Anfang meiner Zwanziger eingezogen ist. Seit 2010 bereicherte meine Shiba Maus Kazumi unser Leben. Sie war mein Ein und Alles. Mit ihr habe ich soviel gelernt, eine Menge erlebt und sie auch gerne mal für ihren eigenen Kopf verflucht. Sie war einfach so perfekt und ihr Verlust riss mir förmlich den Boden unter den Füßen weg. Es war ein harter Weg die Entscheidung zu treffen, sie für immer gehen zu lassen. Sie war leider durch eine Augenkrankheit arg gebeutelt, durch welche sie auch letztlich mit der kompletten Blindheit zerbrochen ist. Der einst so stolze, erhabene Hund nur noch ein Schatten seiner Selbst. Es kommen so viele Hunde auf der Welt mit einer Blindheit zu recht, nur mein Mäuschen empfand es anders. Ich habe lange versucht meine „alte“ Kazumi wieder zum Vorschein zu bringen, aber auch die Alterswehwehchen kamen hinzu. Die Frage ob und wann der Tag X kommen soll, nagte zu Sehens an mir. Bereits letztes Jahr im Oktober hat sie ihre letzte Reise angetreten. Dieses erdrückende Gefühl ist so schlimm gewesen. Mit ihr endete einfach ein besonderer Abschnitt in meinem Leben.

    Zurück blieben meine Familie und unserer rüstiger Shibarentner H‘yugi. Er war mein Anker, dass ich nicht ganz versank. Dank ihm ging ich trotzdem unsere Runden. Leider nagte der Zahn der Zeit auch an seinen Knochen. Dadurch, dass er in seinen jungen Jahren sehr durchgereicht worden ist, hatte er so sein Päckchen zu tragen. Es war nicht immer einfach mit ihm, Physiotherapie ging nur eingeschränkt usw. Da will ich gar nicht soweit ausholen. Jedenfalls haben wir aus dem einst bissigen und hundehassenden Hund einen ganz guten Begleiter für unseren Alltag geformt. Trotz seiner special effects war er einfach liebenswert. Ich hatte gehofft, dass er uns noch nach dem Tod unserer Maus, noch einige weitere Jahre begleiten könnte, als alleiniger Prinz. Doch seine Arthrosen machten ihm trotz mehrfacher Medikationen sehr zu schaffen. Wieder stand die Entscheidung der Entscheidungen an. Einen im Kopf fitten Hund von seinen körperlichen Beschwerden zu erlösen, ist grausam. Viele von euch werden es sicherlich nachempfinden können. Im Mai diesen Jahres, nicht mal ein halbes Jahr später, war dieser Tag da.

    Nun war niemand mehr auf vier Pfoten da, der den Abschied dann doch irgendwie erträglicher machte. Oder besser gesagt, davon ablenkte.

    Nun sind die Tatsachen auf dem Tisch. Die Wohnung stumm ohne das Tapsen der Hunde, die Spaziergänge fad, die Lust am Wandern dahin. Meine Kinder lenken natürlich super ab, aber abends wenn es still ist, kreist das Gedankenkarusell. Die Zwei waren ein ganz besonderer Teil von mir, mit Ihnen bin ich „groß“ geworden. Früher habe ich mir immer gedacht, ein Leben ohne Hund geht nicht. Und jetzt ist es da, dieses Leben ohne Vierbeiner. Klar, vieles ist einfacher als zuvor. Die Spontanität einfach mit den Kids loszufahren auf Ausflüge wo Hunde nicht mit dürfen, ist schon erleichternd da kein schlechtes Gewissen über die Hunde zu Hause da ist. Aber dann, beim Zurückkommen ist sie wieder da, die leere Wohnung. Einfacher heißt nicht gleich besser. So denke ich schon immer mehr nach einem neuen Begleiter nach. Ertappe mich dann aber wie verräterisch es doch ist, so schnell an einen neuen Hund zu denken. Generell möchte ich nicht vorschnell handeln, da unsere Jüngste erst noch aus dem Gröbsten raus sein muss.

    Aber dieser Gedanke des Verrats bleibt dennoch bestehen.

    Wann war es denn bei euch an der Zeit? Wann habt ihr wieder einen Vierbeiner in euer Leben gelassen? Wird der Gedanke des Verrats verblassen?

    Ich danke euch jedenfalls sehr für das Lesen dieser Zeilen. Unter Hundemenschen ist es doch irgendwie einfacher über solche Themen zu reden.

  • Manche Menschen holen sich nach wenigen Wochen einen neuen Hund, weil sie nicht ertragen können, ohne Hund weiterzuleben. Andere holen sich keinen neuen Hund, weil sie nicht vergleichen wollen oder erst viele Jahre später. Wir ticken halt unterschiedlich.

    Wenn man es als Verrat am alten Hund empfindet, ist man wahrscheinlich noch nicht soweit.

  • Mein herzliches Beileid erstmal! :streichel:



    Ich mußte zwar keinen Hund, aber einen Vogel einschläfern lassen, der gelähmt, aber noch fit im Kopf war und das was hart. Ich kann das also nachvollziehen. Trotzdem war ja keine Lebensqualität mehr gegeben. Das gab den Ausschlag.


    Ich kene Menschen, denen der Verlust ihres Hundes so sehr belastet, daß sie nie wieder einen neuen Hund haben wollen, nur um das nicht noch mal erleben zu müssen. Andere holen so schnell wie möglich einen Nachfolger, um die Leere zu füllen. Ich könnte das nicht, aber es gibt hier kein Falsch oder Richtig.


    Einen neuen Hund in sein Leben zu holen hat für mich nichts, aber auch gar nichts mit Verrat zu tun. Ob schnell oder nach längerer Zeit ist dabei egal. Du liebst doch deine verstorbenen Hunde deshalb nicht weniger.

    Wenn du dich bereit fühlst, dann hol dir einen Hund oder warte noch aus praktischen Gründen, bis deine Kinder etwas größer sind, wenn das euren Alltag leichter macht, Aber warte nicht wegen irgendeiner Art von schlechtem Gewissen.


    Nach Caras Tod hätte ich mir sehr gerne wieder einen Hund geholt, wenn auch nicht sofort, aber meine Gesundheit und finanzielle Erwägungen, insbesondere die massiv gestiegenen Tierarztkosten, sprechen dagegen.

  • Mein Beleid zu deinen Verlusten.


    Bezüglich neuer Hund ist jeder anders. Ich habe, nachdem ich Lui einschläfern musste, schon am nächsten Tag nach einem neuen Hund geschaut. 2 Monate später (früher gings nicht) ist dann Amy eingezogen. Als Baghira gestorben ist habe ich est mal nicht direkt nach einem neuen Hund geschaut. Erst so 2 Monate. Sky ist dann kurz darauf eingezogen.


    Für mich war es nie ein Ersetzen oder verrat an den vorherigen Hunden. Wenn es sich für dich noch so anfühlt dann sit es vielleicht wirklich einfach noch nicht der richtige Zeitpunkt. Du kennst dich da selbst am besten.

  • Erstmal mein herzliches Beileid zu deinem Verlust!


    Ich musste meine beiden Zwerge, die mich durch so viel begleitet haben auch letztes Jahr kurz hintereinander gehen lassen. Das war für mich eine absolute Katastrophe.

    Als die zwei gegangen sind (im August bzw. September), hatten wir bereits einen Welpen. Maze war 3 Monate alt als Frodo gegangen ist (eigentlich hatten wir sie passend als Zweithund zu ihm ausgesucht) und 4 Monate alt als Finya Frodo gefolgt ist und so hart das für mich anfangs auch war - ich bin ihr unendlich dankbar, dass sie meine Traurigkeit so stoisch ertragen hat, mich abgelenkt hat, mich gezwungen hat wieder spazieren zu gehen und über ihre lustigen Einfälle zu lachen.

    Aber ja, bis ich diese Dinge wieder wirklich genießen konnte und nicht mehr ständig gedacht habe, was Finya und Frodo in der Situation wohl tun würden, ist sicher mindestens ein halbes Jahr, eher ein dreiviertel Jahr, vergangen. Eigentlich ist es erst seit ein paar Wochen, dass ich nicht mehr bei jedem Gedanken an die zwei in Tränen ausbreche und auch mal ausschließlich mit einem Lächeln an sie denke. Diese Erkenntnis war seltsam und hat sich anfangs falsch angefühlt, aber es ist richtig. Es bedeutet, dass etwas in einem heilt, von dem man dachte, dass es nie mehr heil sein könnte. Die Narben und Risse bleiben für immer, aber irgendwann blutet es zumindest nicht mehr.

    Ich bin trotz Maze in ein tiefes Loch gefallen und ich weiß nicht, ob ich es geschafft hätte einen neuen Hund in mein Herz zu lassen, wenn ich gewusste hätte, wie sehr mir der Verlust den Boden unter den Füßen wegreißt.

    Die zwei waren nicht die ersten Verluste in meinem Leben, aber sie haben mich mit am härtesten getroffen.


    Ich denke, wenn Maze nicht hier wäre, würde es wohl noch dauern bis ich mich trauen würde wieder einen Hund zu holen. Ursprünglich wollte ich direkt wieder einen kleinen Hund haben und habe sehr viel nach dem passenden Kandidaten gesucht, aber desto näher der erstmögliche Zeitpunkt kam, desto mehr habe ich festgestellt, dass mein Herz das (noch) nicht kann. Maze ist so anders als die Zwerge es waren und das ist gut so.


    Gib dir etwas Zeit. Vielleicht ergibt sich letztlich von ganz alleine etwas und wenn es sich richtig anfühlt, dann soll es dann so sein. Hab Vertrauen in dein Herz :smiling_face:

  • Mein Beileid zu euren Verlusten es tut immer unendlich weh 😞


    Hier war es sehr unterschiedlich wann wieder ein neuer Hund einzog von nach Monaten, über einem Jahr oder auch recht kurzfristig und ungeplant.

    allerdings hatte ich immer noch mehrere Hunde im Haus und hab es auch davon abhängig gemacht, ob ich ihnen einen jungen Hund noch zumuten kann. Als Casey mit 12 Jahren zum Beispiel starb war Loca fast 14 und schon nicht mehr sooo fit in der Bewegung da hätt ich ihr keinen trampligen Welpen/Junghund zugemutet..


    Lass dir bzw euch die Zeit die ihr braucht…

  • Mein herzliches Beileid zu deinem Verlust! Ich weiß, wie schrecklich diese Leere ist.


    Meine Pina musste nach 12,5 Jahren bei uns eingeschläfert werden, da ihr Krebs gestreut hatte und sie nicht leiden sollte. Auch mir zog dieser endgültige Abschied den Boden unter den Füßen weg. Während mein Mann direkt davon sprach, wieder einen neuen Hund zu holen, war ich anfangs sicher, dass ich NIE WIEDER einen Hund wollte, um nicht noch einmal diese Trauer durchmachen zu müssen. Nach einem Monat fehlte es mir aber so sehr, einen Hund zu haben. Ich begann auf der Seite vom VDH nach Bearded Collie Welpen zu schauen und da fand ich Nellies Wurf. Sie wurde an Pinas Todestag geboren. Für mich war das ein Zeichen. So zog Nellie genau zwei Monate nach Pinas Tod hier ein. Als Verrat empfand ich das nicht.


    Vielleicht wird es dir bald ebenso gehen und du wirst für dich ein Zeichen erkennen, das für dich eindeutig ist. 🍀


    Ich wünsche dir alles Gute!

  • Also erstmal mein ganz herzliches Beileid!


    Meine Situation war ganz ähnlich wie deine.
    Mit Anfang 20 der erste eigene Hund, ein Shiba inu Rüde aus zweiter Hand (ich war der dritte oder vierte Besitzer).
    Auch er hat andere Hunde nicht sonderlich leiden können und hatte zu Anfang eine aggressive Seite, die man über die
    Jahre mit ganz viel Herzblut aber immer mehr abwenden konnte.

    Er war mein Traumhund, mit all seinen Ecken und Kanten.


    Und auch bei ihm hatte ich sehr daran zu knabbern, als man merkte das es sich dem Ende neigt.
    Auch er hatte Arthrose und immer wieder schwere Schübe. Doch das was ihn aus dem

    Leben gerissen hat war ein wiederholtes Vestibular Syndrom.

    Das Erste hatte er mit leichten, bleibenden Schäden überstanden, wobei es einige Rückfälle gab.

    Aber er zeigte klaren Lebenswillen.
    Das zweite Syndrom folgte etwa 1 Monat später und dann ging gar nichts mehr... trotz

    tierärztlichem Notdienst zu Hause, ging es nicht mehr Berg auf.
    Nach 3 Tagen ohne Fressen, Trinken (nur Infusion), Erbrechen und der Unfähigkeit überhaupt auf

    die Beine zu kommen mussten wir ihn schweren Herzens gehen lassen.

    Es hat mich zerrissen...


    Ich hatte allerdings schon zu seinen Lebzeiten den Wunsch nach ihm einmal einen Shiba selbst

    großzuziehen, also einmal einen Welpen anzuschaffen.


    Und ich sag es ehrlich wie es ist, ich habe es ohne Hund nicht mehr ausgehalten.
    Ich hatte nur 2 Monate vor seinem Tod meine Katze (von Kitten an 17 Jahre) verloren

    und der Verlust von Chipsy war dann gar nicht mehr zu ertragen.
    Ich habe tatsächlich nur 1 Woche nach seinem Tod geschaut, ob es bereits irgendwo

    einen Wurf Shibas gibt, wo vielleicht ein Interessent abgesprungen ist.

    Sowas kommt ja durchaus vor und so war es bei meiner Maru.

    Sie war als einzige im Wurf ängstlich gegenüber Kindern und blieb daher über.


    Und sie ist das Beste was mir passieren konnte.

    Sie hat mich nicht nur sehr abgelenkt/beschäftigt, sondern mich auch wieder zum lachen gebracht.

    Sieh es nicht als 'Verrat' wenn du nach einem neuen Hund suchst.

    Ich sehe es so das du damit einem weiteren Hund ein ebenso schönes Zuhause geben kannst.

    Mir hat es geholfen. Aber ich verstehe auch Menschen die wirklich Jahre brauchen, bis sie wieder bereit sind.

  • Es ist einfach von der Biologie her nicht möglich, dass einen geliebte Menschen wie die eigenen Eltern oder bestimmte Tiere ein ganzes Leben lang begleiten.


    Hunde sind nun mal keine Schildkröten oder Papageien und haben eine wesentlich kürzere Lebensspanne.


    Jeder Mensch, der Hunde als Bereicherung seines Lebens empfindet, wird sich daher nach dem Tod eines Vierbeiners einen neuen anschaffen. Bei uns leben mittlerweile Hund Nr. 9 und 10; Nr. 8, mein Schwarzi-Border, wird nach 9 1/2 Monaten immer noch schmerzlich vermisst.


    Der Zeitpunkt, an dem man sich erneut auf so ein wunderbares Tier einlässt, ist ganz individuell, wie die anderen schon geschrieben haben, und nicht immer ist es eine bewusste Entscheidung. Manchmal ist da einfach ein Hund, der ein Zuhause braucht, und man nimmt ihn so halb-, viertel- oder auch nur achtelherzig, obwohl man denkt, man hat gerade seinen unvergleichlichen, einzigartigen Herzenshund verloren.


    Und dann schleicht sich dieses komische Tier irgendwie und klammheimlich und hintenrum doch ins eigene Herz, und man entdeckt nach und nach seinen wunderbaren Charakter und stellt fest:


    Läbbe geht weider! Und zwar wieder mit Hund.


    Von daher: ja, nach dem Ende kommt ein neuer Anfang.

  • Mein Beileid :streichel:


    unter Hundemenschen versteht man das, da hast du voll und ganz recht.


    Ich kann dich so gut verstehen, mein Pogo ist bei mir eingezogen da war ich 23, als er gehen durfte, nach kurzer schwerer Krankheit, ging für mich mein bester Freund und die Freude meines Lebens.


    Der Schmerz verändert sich, geht aber nie ganz weg. Das ist ok.


    Jeder trauert anders, wichtig ist aber zu trauern und sich keinen Ersatz zu holen, sondern ein neues Familienmitglied, dass ähnlich aber bestimmt total anders sein wird.


    Bei mir hat’s 3 Jahre gedauert und dann gabs auch paar Zeichen, dass es nun wieder an der Zeit ist :pfeif:


    Verrat ist es nicht! Mach dir kein schlechtes Gewissen, Trauer in Ruhe und erinnere dich an die schönen Momente.


    Ich weine immer noch, wenn ich an meinen Schatz denke, dass ist auch ok. Habe seit einem Jahr wieder einen Schatz, den guck ich dann an und freu mich dass er bei mir ist. Langsam wachsen auch wir zusammen und Pogo freut sich, dass zwei Seelen sich gefunden haben. Hunde sind so toll, deine werden dir bestimmt nichts vorwerfen, dafür haben Hunde zu treue Seelen.


    Alles liebe dir, es wird, aber es braucht auch Zeit :streichel:

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