Für die Leseratten - Der Bücherthread - Band 3

  • Ich bleibe bei meinem Fazit von okay. 3 von 5 Sternen.


    Ich werde Jetzt mit Babel von R.F. Kuang weiter machen. Brauch Mal nen einzelnes Buch und nichts was Teil einer Reihe ist.

  • Alan Murrin – The Coast Road / dt. Coast Road


    "Herbst 1994. Die Bewohner des irischen Küstenstädtchens Ardglas beschäftigt nur ein Thema: Colette Crowley – Dichterin, Bohemienne, die Frau, die ihre Familie verlassen hat, um in Dublin ihr Glück zu finden – ist zurück und wohnt in einem kleinen Cottage an der Coast Road. Jeder ihrer Schritte wird von der Gemeinde argwöhnisch beäugt. Hat sie es verdient, dass ihr Mann ihr den Zugang zu den Kindern verwehrt? In ihrer Verzweiflung bittet Colette eine Bekannte um Hilfe, Izzy Keaveney, Hausfrau und Mutter, unglücklich verheiratet mit einem Lokalpolitiker, der sich ausgerechnet für die Legalisierung der Scheidung im Land einsetzt. Und so entsteht zwischen den beiden sehr unterschiedlichen Frauen eine Bindung, die ihre Leben in ungeahnte Bahnen lenkt.
    In schnörkelloser Prosa, mit psychologischem Feingefühl und großartiger Beobachtungsgabe erzählt Alan Murrin von den gesellschaftlichen Einschränkungen, die Frauenleben in Irland vor gerade einmal dreißig Jahren bestimmten – kurz bevor Scheidung in einem Referendum mit knapper Mehrheit legalisiert wurde – und beleuchtet dabei subtil, was Frauen überall auf der Welt auch heute noch davon abhält, ihre Partner zu verlassen."


    Thalias Beschreibung passt ganz gut. Ein Mikrokosmos an ausgesuchten Charakteren, jeder glaubwürdig und vielschichtig, auf ein Ereignis hinsteuernd, das auf der ersten Seite anskizziert wird. Ich fand es großartig! Hauptthemen sind: Patriarchat und rechtliche Zwänge, Freundschaft und Solidarität, Gerüchte, Überwachung und Druck der Gemeinschaft, Individuelle Freiheit vs. Tradition, Tragödie und moralische Verantwortung.


  • Auch ich bin durch mit Band I: Red Rising von Pierce Brown


    "The measure of a man is what he does when he has power."


    Oder um es mit Ragnar Lothbroks Worten zu sagen: Power is only given to those who are prepared to lower themselves to pick it up. Wie Tina schon zusammengefasst hat, begleiten wir Darrow, einen "Roten" vom Planeten Mars, die unterste Kaste, die immer noch im Glauben lebt, die Pioniere der Menschheit zu sein und sich für alle totzurackern, um den Mars bewohnbar zu machen, während er das längst ist - und besonders die oberen Kasten, angeführt von den Goldenen, ein Leben in Glanz, Gloria und Macht führen. Darrow wird vom Roten zum Goldenen und soll das System von innen zerstören. Damit ihm das gelingt, muss er erst das Institut der Elite abschließen. Ein Spielfeld mit unzähligen Prüfungen, bei dem nicht zuletzt diejenigen, die mit ihm antreten, zu seinen größten Feinden und engsten Verbündeten werden.


    Anders als Tina hats mir wirklich saugut gefallen. Ich mochte die rohe, brutale Sprache, das gesamte Setting, das zwischen High Fantasy, römischer Mythologie, Cyberpunk und Tribute von Panem pendelt. Das World Building ist sehr spannend, und ich finde es schön, dass am Anfang (der vom Klapptext bereits angedeutet wird) nicht lange herumgetrödelt wird und die Handlung zügig voran getrieben kommt. Ich hatte immer das Gefühl, dass der Spannungsbogen schön aufrecht erhalten wurde und ich mochte sowohl Darrow als Protagonisten, als auch im späteren Verlauf alle weiteren Charaktere. Die Figuren sind zum Teil wunderbar komplex und besonders Darrow legt eine bemerkenswerte Entwicklung hin. Ein wenig zu kurz kommen mir hier einige eigentlich sehr interessante, weibliche Charaktere (Antonia), die nur "angerissen" wurden, was vielleicht an der Erzählperspektive von Darrow liegen mag, ich hoffe also, dass da noch mehr kommt. Am Ende waren einige Dinge etwas zu vorhersehbar. Und ja, ich stimme Tina zu, man muss ein Faible für Kampfszenen und Schlachten haben, und besonders zur Mitte des Buches hin hätte es auch weniger getan, aber ich fand das Schema nicht allzu unangenehm repetitiv, einfach, weil die Geschichte so gut weiter getragen wurde und weil ich ein Faible für Capture-the-Flag-Spiele habe. Wer Tribute von Panem, Dystopien, Sci-Fci mag, kann hier glücklich werden. Ich bin eigentlich gar nicht der Sci-Fi Typ, aber mit hats gecatcht, entsprechend kam heute Band 2 an.


    8/10 von mir

  • Maevan ich fand Darrow halt irgendwann nervig. Vielleicht bin ich gerade verwöhnt von der Licanius Trilogie, aber da war "der alles veränderte Auserwählte" halt besser geschrieben. Darrow ist mir viel zu sehr Überflieger. Ja der fällt auch Mal auf die Schnauze, aber gefühlt schüttelt der sich einmal und schwupps tada kann er wieder Sachen die er vorher noch nie im Leben gemacht hat.

    Ich hätte mir auch gewünscht,dass die Welt mit den verschiedenen Farben noch mehr erklärt würde. Also das was am Anfang als er beim Carver war so'n bisschen angerissen wurde. Da war er gefühlt einen Tag als HighRed irgendwie unterwegs und das wars.

  • Ich bin glaub ich mit Band 2 fertig und finde die Red Rising Bücher super. Auch wenn quasi Schlachtfeld etc. sogar noch stärker wird. Da gefiel mir das Capture the Flag-Ding in Band 1 auch bedeutend besser, obwohl es stimmt, dass es einen enormen Teil einnimmt. Ich fand Band 1 aber super, trotz dessen, und da ich sowas eigentlich auch nicht mag (genauso wenig wie die teils derbe Sprache oder die Hyperbeln - 3 Millionen Menschen tot, ja, sind viele, ahhh ärgerlich, aber na ja, bissel Schwund ist halt immer :ka: Ich finde 3 Millionen auf einmal sehr sehr sehr viel, könnte es aber vielleicht besser ins Verhältnis setzen, wenn es mal Aufklärung darüber gegeben hätte, wie viele Menschen zB in dieser Zukunft auf dem Mars leben, vielleicht sind da 3 Millionen im Verhältnis gesehen ja so viel wie bei uns aktuell 3000 :ka: ).

    Ich bin gespannt auf Band 3 und möchte auf jeden Fall weiterlesen, obwohl ich sonst wie gesagt auch gar nicht der Fan von so viel Krieg und Schlachten bin.


    Und ich finde, Darrow macht mehr als genug Fehler und ihm muss oft genug der Arsch gerettet werden oder es sterben wegen den Fehlern auch mehr als genug Menschen. Ich empfinde es aber trotzdem irgendwie nicht als so derbe unrealistisch wie ich es bei anderen Büchern oder Filmen oft kenne. Denn Darrow ist einfach mega intelligent, lernt schnell aus Fehlern, kann richtig krass umdenken und seine Pläne schnell anpassen. Es gibt ja durchaus Menschen, die das können und in den ca. 1000 Seiten, die ich bisher ja dann gelesen habe, wurde mir persönlich Darrow realistisch genug als solch einer dargestellt, weswegen ich mit dem von dir, Tina, Angesprochenen gar nicht so die Probleme habe =)

    Im Gegenteil. Mir wurde in den Büchern sogar deutlicher dargestellt, wie sehr sich Darrow anpassen muss, sowohl die Denkweise der Goldenen als auch alles andere, und wie sehr er lernen muss, damit alles funktioniert. Und auch, wie oft er sich das alles ins Gedächtnis rufen muss. Im Gegensatz zu den meisten anderen "Auserwählten", die einfach nur "die Gabe" haben und alles auf gut Glück können (gerade die "Mischwesen", Halb Mensch, Halb X, die gerade deswegen aber so unglaublich viel stärker sind als die Nur X! Für mich ist das immer so dermaßen realitätsfremd, für mich wird der Teil X doch durch die menschliche Hälfte nur "verdünnt" und nicht verstärkt :ka: xD). Bei der Umwandlung wurde für mich mehr als gut genug dargestellt, wie was angepasst oder verändert wurde, weswegen er dann so übermenschlich ist oder besser denken kann oder oder oder. Also ich fand das schon sehr gut und nachvollziehbar und war für mich gerade in all dem anderen 08/15-Auserwählten-Kram mal echt was Plausibles.

  • Ich bin jetzt fertig mit "Die Vertraute" von Gilly MacMillan. Kriegt von mir 8 von 10 Punkten.

    Der Schreibstil passt mir sehr gut, ich war auch echt gefesselt von der Handlung, leider fehlte mir am Ende eine komplette Auflösung all meiner Fragen, die ich noch hatte (oder ich bin zu doof um es zu kapieren).


    Die Protagonistin Lucy ist Autorin und verheiratet. Als sie ein Kind war, ist ihr kleiner Bruder verschwunden und sie bzw. ihre imaginäre Freundin Eliza versucht etwas zu verbergen. Damals wie auch heute, denn ihr Mann Dan kauft ein Haus in ihrer alten Wohngegend und kurz nachdem sie dorthin gezogen sind, wird ihr Mann plötzlich auch vermisst. Die Polizei fand Lucy als Kind schon verdächtig und so wird sie auch nun wieder in den Fokus der Ermittlungen kommen.


    Ich werde mir sehr sicher noch weitere Romane von der Autorin holen, weil es mir wirklich sehr leicht fiel, das Buch zu lesen. Hab es da leider nicht immer so einfach und deswegen ist mir das echt sehr positiv aufgefallen. :gut:

  • Tina mit K  Nesa8486


    Ich kann euch beide verstehen, bin da aber auch total bei Nesa - normalerweise reagiere ich auch etwas „allergisch“ auf Charaktere, die zu overpowered sind (diese ganzen 18 jährigen Mädels die einen Zweihänder schwingen weil Gott gegeben!) , aber bei Darrow (sowie eigentlich allen Goldenen) kann ich darüber gut hinweg sehen, bzw. ich erwarte hier Übermenschen, weil es Sinn macht und die ja auch genau so konzipiert sind.

    Auf mehr von der Welt würde ich mich aber auch freuen! Das World Building ist super!

  • Helen Phillips – Hum


    "In einer Welt der nahen Zukunft, die durch den Klimawandel geschädigt und von intelligenten Robotern, den so genannten „Hums“, besiedelt ist, verliert May ihren Job an eine künstliche Intelligenz. In ihrer Verzweiflung, die Schulden ihrer Familie zu begleichen und ihre Zukunft für ein paar weitere Monate zu sichern, wird sie zum Versuchskaninchen in einem Experiment, das ihr Gesicht so verändert, dass es von der Videoüberwachung nicht erkannt werden kann. Auf der Suche nach Erholung von den jüngsten Entbehrungen und der Abhängigkeit ihrer Familie von ihren technischen Apparaten kauft May Eintrittskarten für ihre Familie, um drei Nächte im Botanischen Garten zu verbringen: ein seltenes grünes Refugium, in dem noch Wälder, Bäche und Tiere existieren. Doch als ihre Kinder bedroht werden, ist May gezwungen, ihr Vertrauen in einen Hum mit unklaren Motiven zu setzen, um ihre Familie zu retten. – Geschrieben mit „Präzision, Einsicht, Sensibilität und Mitgefühl“, ist Hum ein „beeindruckendes neues Werk dystopischer Fiktion“, das sich mit der Komplexität von Ehe, Mutterschaft und Selbstsein in einer Welt auseinandersetzt, die durch die globale Erwärmung und den schwindelerregenden technologischen Fortschritt gefährdet ist - eine Welt mit sowohl dystopischen als auch utopischen Möglichkeiten."


    Wiedermal passt hier Thalias Beschreibung wirklich gut. Ich habe Phillips' Vorgänger "The Need" zwar wesentlich besser gefunden, aber "Hum" hatte auch wieder viiiel von dieser Sensibilität einer Mutter, die sich um ihre Kinder sorgt und im Angesicht von Konflikten und Bedrohungen versucht nicht den Kopf zu verlieren. Die dystopische Welt war (fast zu) glaubwürdig, die wenigen Charaktere komplex und interessant. Dennoch ist dies ein sehr ruhiges Buch, in dem nur wenige Tage vergehen, ohne Eile, aber getragen von May's Stress und Ängsten um ihre Kinder.

  • Ich komme dieses Jahr endlich mal wieder ins Lesen rein :herzen1: Während der Diss habe ich tatsächlich beruflich so viel gelesen, dass ich mich in der Freizeit nicht mehr dazu aufraffen konnte. Da war ich echt runter auf 1-2 Bücher pro Jahr. Jetzt geht's wieder bergauf. Und zwei richtig tolle Bücher waren schon dabei, die ich wärmstens empfehlen kann.


    Der letzte Eskimobrachvogel (Fred Bodsworth)


    Nicht von dem aus heutiger Warte rassistischen Titel abschrecken lassen, das Buch ist schon ziemlich alt. Es ist so etwa um Jack-London-Wildnis-Romantik-Stil geschrieben und beschreibt die Suche des letzten Überlebenden seiner Art nach einer Brutgefährtin. Also eine Reflektion über das Aussterben einer Art. Unglaublich schwermütig und eindringlich, und vor dem aktuellen Artensterben aktueller denn je. Ist auch echt ein dünnes Büchlein, gut für eine Zugfahrt o.ä.


    Wildwuchs (Chaim Nachmann Bialik)


    Auf das Buch habe ich richtig hingefiebert, Bialik ist ja der israelische Nationalschriftsteller, bisher aber kaum auf Deutsch übersetzt. Und das Warten hat sich echt gelohnt, ich habe gar nicht das Gefühl, dass ich das Buch adäquat beschrieben kann. Es sind Kurzgeschichten/ Erinnerungen an seine Kindheit und die Sprache ist einfach so unheimlich bildhaft und lebendig, sie illustriert die kindliche Gedankenwelt und das Erleben der Umwelt so gut. Und beschreibt natürlich quasi nebenbei auch das Leben der Juden*Jüdinnen in der Ukraine in den 20ern etwa. Zusätzlich ist auch eine tolle Übersetzung seines wahnsinnig mitnehmenden Gedichts "In der Stadt des Tötens" enthalten.


    Ansonsten habe ich auch bereits etwa 10 schöne Bücher gelesen. Für eine schöne Sommerromanze kann ich "Triff mich im tiefen Blau" empfehlen. Aber die beiden oben genannten haben bei mir bislang des größten Eindruck hinterlassen.

  • Ricardo Romero – The President's Room


    "In einem namenlosen Vorort in einem ebenso namenlosen Land ist in jedem Haus ein Zimmer für den Präsidenten reserviert. Keiner weiß, wann oder warum es dazu kam. Das Zimmer wird sauber und ordentlich gehalten, niemand spricht darüber und niemand darf es benutzen. Es ist für den Präsidenten und für niemanden sonst. Aber was ist, wenn er nicht kommt? Und was, wenn er doch kommt? Im Laufe der Ereignisse wird der Leser im Unklaren darüber gelassen, was wirklich vor sich geht. So sehr, dass man sich zu fragen beginnt, ob man sogar dem Erzähler trauen kann... Das Zimmer des Präsidenten ist eine geheimnisvolle Geschichte, die auf dem Verdacht beruht, dass ein Haus niemals nur ein einziges Zuhause ist."


    Eine Novelle, erzählt aus der Sicht einen schüchternen Jungen, mit einem älteren und einem jüngeren Bruder, lebt er mit seinen Eltern in einem Haus, das die Außenwände mit anderen Häusern teilt und die Keller zugemauert sind. Der Junge ist vom Raum des Präsidenten fasziniert und zugleich verängstigt. Wenn er draussen vor dem Fenster auf den Lorbeerbraum klettert, kann er in den Raum hineinsehen, er kennt die Objekte darin und doch hat er diesen Raum noch nie betreten...


    Auf knapp 90 Seiten wird hier eine Reihe an Themen skizziert, die aber alle irgendwie Spoiler wären. Erzählt mit der Ich-Stimme eines Kindes, die Selbstreflexion, Fantasie, alltägliche Details und unausgesprochene Ängste miteinander verbindet, bewegt sich die Narrative irgendwo an der Grenze zwischen Realismus und Phantastik. Auch wenn ich es schnell weggelesen habe, werde ich sicher noch einige Tage drüber nachdenken.

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