Freudlosigkeit mir gegenüber?

  • Liebe Community,

    dies ist mein erster Beitrag und ich bin neu im Hundebusiness...bitte habt das im Hinterkopf. ;)

    Skadi ist ca. 1 Jahr alt, ist Anfang des Jahres von Montenegro nach Deutschland gekommmen und über ein Tierheim im Juni diesen Jahres dann zu mir. Optisch vermute ich, dass da eine Istrianer Bracke und vielleicht auch was windhundmäßiges drin sein könnte. Ist aber nur ne Vermutung.

    Wir teilen jetzt seit 5 Monaten unser Leben und mir fällt es immernoch in vielen Situationen sehr schwer sie zu lesen, obwohl ich mich schon ausgiebig mit Audrucksverhalten, Calming Signals etc. beschäftigt habe.

    Was mir besonders zu schaffen macht ist, dass ich nicht richtig einschätzen kann, wann ihr etwas mit mir Freude bereitet und ob das überhaupt der Fall ist. Egal ob es jetzt los geht zum Spaziergang, ich versuche sie zu einem Spiel mit oder ohne SPielzeug zu motivieren (Funktioniert beides nicht) oder ob wir ein Rennspiel oder ein Suchspiel machen oder ob wir etwas trainieren ... ich habe selten das Gefühl, dass sie mit richtig Spaß bei der Sache ist. Suchspiele macht sie noch am ehesten mit etwas Elan und trainieren macht sie auch alles mit aber halt irgendwie ohne Spaß dabei. Woran mache ich das fest? Ihre Körpersprache ist so neutral dabei.. Rute hängt entspannt herab.. Wenn ich da andere Hunde beobachte sieht das ganz anders aus. Da wird gewedelt und sich vielleicht auch mal gedreht und gesprungen vor Euphorie. Ist sie einfach nur entspannt dabei oder findet sie mich langweilig? Oder können Hunde Freude auch einfach anders ausdrücken?

    Was sehr auffällig ist, dass sie auf andere Menschen ganz anders reagiert. Wenn zb. unsere Hundetrainerin versucht sie zum Sozialspiel zu motivieren oder eine Freundin einen Trick mit ihr übt, sieht das gaaanz anders aus. Klar sind neue Menschen immer aufregend, aber das verletzt mich irgendwie.


    Vielleicht hat ja jemand ähnliche Erfahrungen oder kann mir sonst einen Tipp geben woran das liegen könnte oder wie ich mich intressanter für sie machen könnte.
    Dankeschön!

  • Was sehr auffällig ist, dass sie auf andere Menschen ganz anders reagiert. Wenn zb. unsere Hundetrainerin versucht sie zum Sozialspiel zu motivieren oder eine Freundin einen Trick mit ihr übt, sieht das gaaanz anders aus. Klar sind neue Menschen immer aufregend, aber das verletzt mich irgendwie.

    Das braucht dich nicht zu verletzen, in vielen Fällen ist das sogar ein ganz tolles Kompliment an dich :smiling_face:


    Meiner ist zum Beispiel nicht so der Kuschler. Der lehnt sich mal an, Kontaktliegen mag er auch, mal Kraulen auf seinen Wunsch hin ist voll in Ordnung, aber mehr auch nicht. Aber wehe wir haben Besuch: Da wird sich "gefreut" ohne Ende, ständig zum Kontakt aufgefordert und er würde am liebsten in den Besuch hineinkriechen. Was so nett aussieht, ist aber einfach Aufregung und Unsicherheit, gepaart mit dem Drang, jede Bewegung unseres Besuchs zu kontrollieren.

    Genauso, wenn ich nach Hause komme: Da wird mal mit dem Schwanz gewedelt, vielleicht eine Krauleinheit eingefordert, das war's. Treffen wir auf der Straße Leute (egal ob bekannt oder unbekannt), hibbelt er und springt vor Aufregung im Kreis. Das liegt nicht daran, dass er sich weniger freut, mich zu sehen, sondern vielmehr daran, dass er mit mir einfach keinen Grund zur Aufregung sieht.

    Woher ich das weiß? Dieser Hund, der auf den ersten Blick wirkt, als fände er mich einfach nur super langweilig und alle anderen super spannend, läuft mit mir komplett entspannt und unproblematisch Gassi, während er bei jeder anderen Person mit Maulkorb gesichert werden muss, weil er beim kleinsten Reiz ausrastet und in eben diese "spannenden" Personen am anderen Ende der Leine beißen würde. Eben, weil er mir vertraut, weil er sich bei mir sicher und beschützt fühlt und bei anderen, auf den ersten Blick "spannenderen" Menschen, nicht.


    Dass deine Hündin dir trotz ihrer unbekannten (oder ggf. schlechten) Vorgeschichte und sicher nicht den schönsten Erfahrungen mit Menschen diese Entspannung entgegen bringt, ist das größte Geschenk, das sie dir machen kann. Genieße es und freu dich, dass sie bei dir so gelassen sein kann.

  • Wenn ich da andere Hunde beobachte sieht das ganz anders aus. Da wird gewedelt und sich vielleicht auch mal gedreht und gesprungen vor Euphorie.

    Und das ist halt auch so ne Sache: Es kommt total auf den Hundetyp an, wie sehr Hunde beim Training am Start sind und auf welche Art und Weise sich das zeigt. Aus ner Bracke machst du keinen Hütehund und aus nem Windhund keinen Terrier - das sind einfach komplett verschiedene Wesen.

    Die wenigen Bracken (allerdings alles Mixe), die ich kenne, habe ich im Alltag alle als recht schwer zu beeindrucken, eher gelassen bis desinteressiert und ruhig erlebt. Ich bin mir zwar sicher, dass bei denen, wenn die "richtig" Arbeiten und Wildspuren hinterher gehen, ordentlich Dampf dahinter haben können, aber so im Alltag waren sie einfach nette, ruhige Begleiter, die am Liebsten ihre Ruhe hatten.

    Und Windhunde kenne ich nur zwei näher, aber die sind beide sehr zurückhaltend, nett und wenig fordernd. Der Mix daraus ist dann natürlich kein Hund, der für jedes Training schon 10 Minuten vorher in den Startlöchern steht und Purzelbäume schlägt, wenn man was mit ihm macht - weil das einfach nicht unbedingt seinem Wesen entspricht.

  • Du weißt ja auch gar nicht, in wie weit sie eine so enge ständige Zusammenarbeit und gar Spiel mit dem Menschen kennt. Oder eben auch die Kommunikation mit ihresgleichen und eher eine sehr begrenzte und ggf vorsichtigen Umgang mit Menschen gelernt hat. Denn auf hündisch ist zb wenig aufgeregter Umgang besonders höflich und vertraut. Und je engagierter und .ehr angespielt desto spannungsvoller ist eigentlich die Beziehung. Daher kommt auch oft diese Vorfälle "aber die haben doch immer so toll gespielt, jetzt haben sie sich gebissen. ". Also evtl. Ist das eher ein Zeichen für zunehmendes vertrauen. Ihr könnt aber gemeinsam bestimmt ganz toll gemeinsames Spiel entwickeln. Ganz viel Spaß miteinander.

  • Du weißt ja auch gar nicht, in wie weit sie eine so enge ständige Zusammenarbeit und gar Spiel mit dem Menschen kennt.

    Er wird das nicht kennen.

    Wir haben auch einen Hund aus dem Auslandstierschutz, der es nicht kannte, mit Menschen zu kommunizieren oder zu spielen. Das musste Faro erst lernen, aber Dein Hund vertraut Dir und das ist in meinen Augen wichtiger als würde er Dir um den Hals fallen, wenn Du nach Hause kommst


    Ihre Körpersprache ist so neutral dabei.. Rute hängt entspannt herab.. Wenn ich da andere Hunde beobachte sieht das ganz anders aus.

    Andere Hunde andere Körpersprache. Meine Border Collies sind auch sehr unterschiedlich bei gleicher Rasse. Faro auch eher zurückhaltend, während Moja sich Beine abfreuen kann

  • Vielen lieben Dank für eure Worte! Das ermutigt mich!

    Also zu ihrer Vorgeschichte weiß ich, dass sie mit ca. 2 Monaten zusammen mit 3 Geschwistern ohne
    Mutter von einer privaten Tierschützerin gefunden und mitgenommen wurde. Ab da gab es dann wohl sowohl Menschen und Hundekontakt. Bevor sie in das deutsche Tierheim kam, war sie wohl auch schonmal kurzzeitig in Österreich vermittelt gewesen.

    Wahrscheinlich interpretiere ich auch einfach zuviel. Und diese Interpretation sagt mir dann, dass sie mich langweilig findet oder nicht zufrieden ist mit dem was ich ihr anbiete. Wenn wir zu Hause sind, schläft sie viel (Ruhe mussten wir anfangs dolle üben, da bin ich eigentlich ziemlich froh, dass das jetz gut klappt) ...und wenn kein Fressen, Training oder Suchspiel ansteht läuft sie oft so suchend durch die Wohnung oder sitzt vor mit und starrt mich (traurig/unzufrieden?) an und ich weiß nicht welches Bedürfnis nicht erfüllt ist. Gefressen wurde, Pipi und Co erledigt, Spielangebote ignoriert sie und kuscheln ist auch meist nicht so ihrs...dann bin ich manchmal einfach nur sehr unsicher was sie mir grade sagen möchte. Sie möchte offensichtlich Aufmerksamkeit aber irgendwie eine andere als ich ihr anbiete..

  • Vielleicht möchte sie nichts angeboten bekommen. Kann sich aber nicht entspannen, weil du keine Ruhe findest und der Meinung bist , ihr unbedingt etwas anbieten zu müssen. Mal dieses und mal jenes. Wie wäre es, wenn der Fokus mal weniger auf dem Hund liegen würde? Grundbedürfnisse sind erfüllt und spazieren gehen ist auch eine tolle Beschäftigung. Einfach nur gehen und entdecken.

  • Vielleicht möchte sie nichts angeboten bekommen. Kann sich aber nicht entspannen, weil du keine Ruhe findest und der Meinung bist , ihr unbedingt etwas anbieten zu müssen. Mal dieses und mal jenes. Wie wäre es, wenn der Fokus mal weniger auf dem Hund liegen würde? Grundbedürfnisse sind erfüllt und spazieren gehen ist auch eine tolle Beschäftigung. Einfach nur gehen und entdecken.

    Ja..wahrscheinlich hast du recht. Danke!

  • Mit Brackenanteil würde ich vielleicht mal versuchen einen gesicherten Spaziergang im Wald anbieten und sie da auf den Wegen schnüffeln lassen?

    Was meinst du mit "gesichert"? Falls du eine Schleppleine meinst- das machen wir schon ab und an und ich hab auch das Gefühl, dass das ihr Ding ist.. nur eben allein ihr Ding ..ich bin dann fast komplett ausgeblendet. Aber wir arbeiten dran... ;)

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