Haben wir ein systemisches Problem mit dem Tierschutz v.a. was "gefährliche" Hunde betrifft?

  • Wie muss ich das mit dem Qualzuchtverbot verstehen? Warum sollte jeder deutsche Wurf eine Qualzucht sein? Häh?

    Phonhaus meint damit (gehe ich zumindest von aus), dass das Qualzuchtgesetz für alle Hunde in Deutschland gilt, die von Qualzuchtmerkmalen betroffen sind und nicht nur VDH Hunde. Die ohne Verband vermehrten Hunde sind nur deutlich schwerer zu erwischen, daher wäre eine Registrierungspflicht hilfreich.

    Es geht nicht nur um Rassehunde, verboten wäre nach dem Entwurf die die Zucht mit Tieren, die von einem Leid erzeugendem Qualzuchtmerkmal betroffen sind. Nach meinem Verständnis also auch die Mischlingsproduktion, sofern ein Elternteil ein Qualzuchtmerkmal haben sollte. Bei konsequenter Anwendung könnte es die Zahl planlos verpaarter Tiere also reduzieren.

    Wie das in der Umsetzung dann allerdings aussehen könnte - da habe ich keine klare Vorstellung. Die Umsetzung soll den für den Tierschutz zuständigen Landesbehörden obliegen (es sei denn, es liefe auf die Regulierung ganzer Linien oder Rassen hinaus, da wäre dann das BMEL mit Zustimmung durch den Bundesrat im Lead). Über Details schweigt der Entwurf sich allerdings aus. Da sehe ich Tür und Tor offen für Alibiregelungen, die keinen nachhaltigen Regulierungseffekt nach sich ziehen.

    Beim Passus zur Registrierungspflicht handelt es sich nur um eine Ermächtnisverordnung, nach der die Behörde sie erlassen kann.

  • Wie muss ich das mit dem Qualzuchtverbot verstehen? Warum sollte jeder deutsche Wurf eine Qualzucht sein? Häh?

    Phonhaus meint damit (gehe ich zumindest von aus), dass das Qualzuchtgesetz für alle Hunde in Deutschland gilt, die von Qualzuchtmerkmalen betroffen sind und nicht nur VDH Hunde. Die ohne Verband vermehrten Hunde sind nur deutlich schwerer zu erwischen, daher wäre eine Registrierungspflicht hilfreich.

    Ok, das ist ja logisch. Aber es ist ja nicht jeder Hund in Deutschland eine Qualzucht. Ich habe mal in diesen Referentenentwurf hineingelesen. Wenn ich das richtig verstehe, dann verstößt man gegen das Qualzuchtverbot, wenn man mit einem Hund züchtet, der genannten Einschränkungen unterliegt bzw. damit zu rechnen ist, dass er diese vererbt UND dass diese Einschränkungen nicht offensichtlich erkennbar vorliegen müssen, sondern es reicht, wenn man entsprechende Untersuchungen bestimmter genetischer Defekte unterlassen hat, von denen man hätte annehmen können, dass diese beim Hund vorliegen könnten. Muss man dann sehen, was da wie auf Mixhunde angewendet werden kann und wird. Ein generelles Zuchtverbot ist das aber nicht. Interessant wird es ja auch erst dann, wenn tatsächlich phänotypisch kranke Hunde entstehen.

    Phonhaus
    Hat sich überschnitten.

  • Beim Passus zur Registrierungspflicht handelt es sich nur um eine Ermächtnisverordnung, nach der die Behörde sie erlassen kann.

    Ich hoffe, sie arbeiten schon an dieser Verordnung.

    Ich sehe überhaupt keinen Grund, der dagegen sprechen würde. Das System wurde ja bereits ausgiebig in der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung erprobt und funktioniert dort nach meiner Erfahrung sehr wunderbar.

  • Ich hoffe, sie arbeiten schon an dieser Verordnung.

    Ich sehe überhaupt keinen Grund, der dagegen sprechen würde. Das System wurde ja bereits ausgiebig in der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung erprobt und funktioniert dort nach meiner Erfahrung sehr wunderbar.

    Bisher ist ja noch nicht mal das Gesetz durch, das die Ermächtigung regeln soll. Das wird noch dauern.

  • Die Vermittlung von jungen, fitten, netten Auslandshunden bringt manchen TH dringend benötigtes Geld ein.

    Dann sollte man aber auch so ehrlich sein, und dazu stehen, dass man Hundehandel betreibt, um Geld einzunehmen.

    Und das soll keinen Anreiz schaffen "junge, nette, fitte" Hunde zu produzieren? Über Ecken, ja, der Verein meint es gut und bereichert sich nicht persönlich, das glaube ich ja sogar - aber wo Geld fliesst, wo es Nachfrage gibt, wird sich immer jemand finden, der das bedient und entsprechend produziert (oder Haushunde klaut).

    Letztlich frage ich mich (ich kanns nicht beweisen) ob es da nicht genauso mal eben extra produzierten Welpen gibt, wie der Vermehrerwurf aus Deutschland...

    Und obendrauf gibts ne Menge Auslandshunde, die nachher nicht soooo jung, fit und unkompliziert sind, wie man es den Käufern erzählt....

  • Ich hoffe, sie arbeiten schon an dieser Verordnung.

    Ich sehe überhaupt keinen Grund, der dagegen sprechen würde. Das System wurde ja bereits ausgiebig in der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung erprobt und funktioniert dort nach meiner Erfahrung sehr wunderbar.

    Bisher ist ja noch nicht mal das Gesetz durch, das die Ermächtigung regeln soll. Das wird noch dauern.

    Ich gehe mal davon aus, dass das noch in dieser Legislaturperiode kommen soll, sonst ist es ja eh für den A...
    Mal sehen was nach der Verbandsbeteiligung und Abstimmungen noch übrig bleibt. Wäre aber ja schön, wenn die ein oder andere Verbesserung dann auch umgesetzt wird. Sind ja doch einige Themen mal aufgenommen worden.

  • *Waldi*

    Es gibt vermutlich nichts, was es nicht gibt.

    Aber das ‚Hunde klauen um sie über Tierheime zu verkaufen‘ macht keinen Sinn. Da müssten zu viele Leute eingeweiht sein (nämlich ja quasi das ganze Personal), und die Gewinnspanne wär lächerlich. Bei extra im Ausland produzierten Welpen noch schlimmer.

    Grad mal rasch geguckt: Tierheim Berlin vermittelt Welpen für 250€, Essen für 300€ - da wär man bei eBay doch besser dran…

    Zumal halt, wie gesagt, Tierheime ja nicht nur Hunde haben.

    PS: Ja, manchmal schätzen die Leute im Ausland die Hunde falsch ein und man bleibt länger drauf sitzen… sind halt Lebewesen.

  • Ich gehe mal davon aus, dass das noch in dieser Legislaturperiode kommen soll, sonst ist es ja eh für den A...
    Mal sehen was nach der Verbandsbeteiligung und Abstimmungen noch übrig bleibt. Wäre aber ja schön, wenn die ein oder andere Verbesserung dann auch umgesetzt wird. Sind ja doch einige Themen mal aufgenommen worden.

    Nachdem bereits vor Mitte letzten Jahrs ein noch nicht öffentlicher Referentenentwurf durchgesickert ist, haben die Agrarverbände schon kräftig mitdiskutiert und abgeknapst. Und die Veröffentlichung sollte ja ursprünglich schon letzten Sommer kommen, dann war sie angedacht für Oktober. Ich gehe massiv davon aus, dass der Entwurf schon die abgespeckte Form ist, mit der die starken Interessensverbände im Groben leben können.

    Ist nur die Frage, ob es ein politischer Zankapfel bleibt.

    Das ist nun tatsächlich ein systemisches Problem, das wir in Deutschland mit dem Tierschutz haben :hust:

  • Wie sollen denn die Tierheime die vielen Langzeit-Insassen finanzieren? Die Fund- und Abgabe-Kaninchen, die fast alle erstmal Zahnbehandlungen brauchen? Die vielen Kastrationen der Fundkatzen jedes Jahr?

    Das ist mir wie beschrieben alles bekannt, das die Spendenbereitschaft seit Jahren zurück geht auch.

    Letztendlich ist das eben ein Problem von diesem System. Aber mal ehrlich die meisten unkomplizierten Hunde verursachen auch erstmal kosten. Tierarzt, Transport usw. Bei einer durschnittlichen Vermittlungsgebühr von 350-450 Euro bleibt da echt nicht viel hängen, wenn man Personal usw. mit einrechnet. Das ist ne Milchmädchenrechnung. Die meisten Auslandshunde die in Tierheimen ankommen, werden erstmal dem TA vorgestellt gebadet meist haben sie Durchfall oder Fieber, Test auf MMK. Wie gesagt das rechnet sich nicht wirklich. Dann sitzen sie evtl. noch 2-3 Monate dort weil doch nicht so wie gedacht, zu ängstlich usw.

    Evtl wäre es Vernünftig die ehemaligen Besitzer da in die Pflicht zu nehmen. Da kommt nun sicher, dann setzen sie die Hunde aus, dem könnte man mit der erwähnten Registrierungspflicht entgegen wirken. Bei nicht beachten der Registrierungspflicht könnte man Geldstrafen verhängen . Dieses Geld könnten Kommunen dann auch dem Tierschutz zur Verfügung stellen.

    Das alles würde auch weiter dazu führen das Menschen sich vor der Anschaffung Gedanken machen.

  • Uli40

    Sind alles nicht die Erfahrungen, die ich gemacht habe. Warum sollte ein TH seine Hunde nicht vermitteln wollen? Was sie definitiv nicht wollen, sind schlecht vermittelte Hunde.

    Was ich in der Vermittlung mitbekomme: Menschen bewerben sich für völlig unpassende Hunde und sind beleidigt, wenn man ihnen keinen Hund gibt. Wenn das dann im Bekanntenkreis erzählt wird, dann liegt es natürlich nie an der eigenen Inkompetenz oder am völlig respektlosen Auftreten, sondern am fehlenden Garten (der für bestimmte Hunde tatsächlich total wichtig sein kann, aber nicht für alle) oder am Alter oder...

    Das hab ich auch mehr als einmal miterlebt und unser ansässiges TH, in dem ich letztes Jahr für ein paar Monate ehrenamtlich tätig war, hat einen richtig miesen Ruf a la "Die wollen keine Hunde vermitteln", tatsächlich sind die Mitarbeiterinnen dort aber extrem tierlieb und möchten eben ihre Hunde nur dorthin vermitteln, wo sie auch Chancen sehen, dass es klappt.

    gibt genug Hunde die sich nie wirklich an das Leben mit Menschen gewöhnen.

    Yes.

    Und seitdem ich im TH gearbeitet habe, weiß ich, dass man nicht jedem Hund aus dem Ausland einen Gefallen tut ihn hierher zu karren und dann noch womöglich als Alleinhund in eine Familie steckt, am besten noch in ne 2 Zimmerwohnung in der Stadt und ein kleines Kind dabei. Ich hab es selbst gesehen, wie diese Hunde zurück gebracht wurden aus Überforderung. Aber "wir retten den Hund", das denken sich viele. Aber wie so ein Hund aus dem Ausland vorher gelebt hat, checken die nicht. Und dass es eben nicht zwangsläufig ein schöneres Leben für diese Hunde bedeutet, wenn sie 3x die Woche in die Hundeschule geschliffen werden und alles, was vorher ihr Überleben gesichert hat, ihnen jetzt abtrainiert werden soll.

    Gleichzeitig kenne ich reichlich Menschen, die in genau den ablehnenden Tierheimen ein oder mehr Tiere bekommen haben. So ganz ohne Haus, Garten und 24/7 zu Hause. Weil sie nicht schockverliebt in das Foto eines Hundes sind, weil sie sich nicht selbst überschätzen , weil sie Gespräche auf Augenhöhe führen und akzeptieren, wenn jemand sagt: Der Hund passt nicht zu Ihnen. Oder das Gegenteil beweisen können.

    !

    Und nein, dass Ziel ist nicht: Wir sollen Hunde weitervermitteln.

    Das Ziel ist: Tiere und Menschen passen zusammen. Langfristig und harmonisch. Könnten das alle Menschen selbst immer so super einschätzen, bräuchten wir Tierheime nicht. Es ist genau diese Einstellung: "Ihr müsst doch dankbar sein, wenn sich ein Mensch bei euch meldet" die so viel Frust auf beiden Seiten erzeugt. Nee, weder die Hunde noch ich müssen über jeden dankbar sein, der zwar auf dem Papier gut aussieht, aber in der Praxis einfach nicht passt. Genauso wenig wie jeder Hund nur in Zuhause mit Garten vermittelt wird, ist jedes Zuhause mit Garten automatisch eine gute Wahl. Ganz oft ist es eben auch einfach so: Stellt man noch zwei, drei, zehn Fragen, wird aus den angeblich besten Voraussetzungen eine mehr als wacklige Geschichte.

    Diesen Kommentar würde ich gern irgendwo anpinnen, den sollte jeder lesen. Denn genau so ist es.

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