Mir ist gestern etwas passiert was mich zu einer grundsätzliche Frage gebracht hat.
Dazu muss sich etwas ausholen. Sorry, wird länger…
Bevor wir den Hund geholt haben, hatten wir Katzen, stets als Freigänger.
Jetzt haben besagte Katze gerne und viel und fast täglich Mäuse und allerlei anderes Getier, auch mal kleine Hasen, Vögel, Maulwürfe, mit nach Hause gebracht. War irgendwie nie ein Thema, gehört bei Katzen halt irgendwie dazu. Wir wohnten damals auch in der Nähe einer alten Ziegelei + Feldern, da hatten sie also das ganze Angebot vor der Tür. Natürlich hab ich ab und an gedacht, ach nee, das arme Häschen/Vogel/was auch immer, muss das sein? Aber ich wäre deswegen nie auf die Idee gekommen, die Katze einzusperren, damit sie das nicht mehr machen kann. Erzieherisch einwirken kann man bei Freigängern ja eher weniger.
Nun hab ich inzwischen einen Hund, einen großen Hund. Einen jagdlich sehr ambitionierten Hund. Der den größten Teil seines Lebens mit Leine/Schleppleine unterwegs ist, weil er jagt, vor allem Hasen und dann nicht mehr rückrufbar ist. Wir arbeiten dran...
Leider kam es jetzt gestern zu einem Vorfall, dass Miko an der 2 m Leine (!) eine Taube, die im hohen Gras am Wegesrand saß erwischt hat. Ich hab’s nicht kommen sehen, weil er wegen einem Hund hinter dem Gebüsch eh etwas angespannt war und ich die Taube zudem im hohen Gras nicht gesehen habe. Und hatte auch keinen Gedanken an sowas verschwendet, weil, Hund war ja an kurzer Leine neben mir. Er hat sie sofort freigeben, als ich geschrien hab, das ganze waren vielleicht 5 Sekunden, aber der Vogel war tot. Denke Genickbruch.
Worauf ich hinaus will… der Vorfall gestern hat mich sehr geschockt. Er kam unerwartet und ich habe im Traum nicht damit gerechnet, dass sowas in der Form passieren könnte. Sofort hatte ich Gedankenkarussel: alles bisherige Training wieder zunichte gemacht, jetzt ist er total angefixt, mein Hund hat GETÖTET! Und das 1 m neben mir.
Und später habe ich überlegt, wieso ist das so? Wieso schockiert mich das so? Wieso habe ich das bei den Katzen als naturgegeben hingenommen und akzeptiert, während ich mir beim Hund den mega Kopf mache, aufgewühlt bin, über Erziehungsmaßnahmen nachdenke, meine Hundeführerqualitäten in Frage stelle und und und.
Wieso kann ich es beim Hund nicht ebenso akzeptieren, dass es nun mal in seiner Natur liegt? Die Sache als geschehen abhaken und einfach weitermachen?
Jetzt muss man natürlich unterscheiden. Von einem Hund, vor allem wenn er größer ist, geht natürlich potentiell eine andere Gefahr aus, als von einer Katze.
Eine Katze lauert idR ihren Opfern auf, der eigentliche Fang- und Tötungsakt geht dann meist schnell (so die Katze nicht in Spiellaune ist). Ein Hund hetzt meist. Das Hetzen ist natürlich für das Opfer weniger schön, als unerwartet und schnell, wie bei der Katze. Zudem kommen noch andere Gefahren dazu (Straßen etc.).
Katzen jagen eher Kleinwild, während Hunde sich auch vor größeren Tieren nicht ins Hemd machen. Aber ist z.B. das Leben einer Maus weniger wert, als das eines Rehs?
Bei Katzen sind wir meist nicht dabei, wenn was passiert, bei Hunden schon, da sie im Gegensatz zu Katzen, unter unserer Aufsicht unterwegs sind. Katzen streunen allein rum.
Bei Hunden besteht zumindest die Möglichkeit erzieherisch einzuwirken, bei Katzen ist das eher utopisch, solange man sie nicht als Hauskatzen hält.
Wobei die Situation gestern schon extrem war. Der Hund war ja angeleint, sogar kurz angeleint, er wilderte ja nicht unkontrolliert rum. Ist mir ja nicht stiften gegangen oder so. War einfach eine saublöde Zufallssituation. Trotzdem kann ich es nicht einfach abhaken. Vielleicht weil ich weiß, ich kann bis zu einem gewissen Grad einwirken, so ich es richtig anstelle. Bei den Katzen hab ich das gar nicht erst versucht. Da hat es mich nicht gescherrt, ob der erste Jagderfolg da irgendwas triggert oder so.
Wie sind Eure Gedanken dazu? Empfindet Ihr Hunde als die „schlimmeren“ Jäger, als Katzen? Fühlt Ihr euch auch irgendwie als „Versager“ wenn euch sowas mit Eurem Hund passiert, wie mir? Während ihr es bei Katzen als normal empfindet? Ist das Empfinden bei denen mit kleinen Hunden anders, als bei denen mit großen?
(übrigens, weil es grade in einem anderen Beitrag diskutiert wurde, ähnlich könnte man das auch bzgl. Kot diskutieren, da machen sich Katzenhalter wohl auch deutlich weniger Gedanken drum, als Hundehalter. Aber das ist eine andere Geschichte)