Hund springt in Leine und reißt sich los, wenn er Freunde sieht

  • Hallo, ich habe da ein kleines Problemchen....

    Mein einjähriger Neufi-Rüde ist eigentlich ganz brav... ABER: wenn er Freunde sieht (Mensch oder Hund), springt er in die Leine und schafft es regelmäßig, sich loszureißen und zu seinen Freunden zu kommen. Er ist dabei nicht aggressiv, er will nur hin und wenn er spielen kann, perfekt.

    Bei fremden Hunden haben wir das Problem gar nicht. Wir brauchen etwas Abstand, aber dann geht er manierlich vorbei. Menschen sind per se toll, bei Fremden lässt er sich aber händeln und auch umorientieren. Nur Freunde...

    Hundeschule und Trainer sind dran, ich weiß, derzeit Pubertier und komplett durch den Wind. Dennoch ist es für mich ein Unding, wenn er einfach so losprescht. Im Feld ist es einfach peinlich, an der Straße kann es gefährlich werden.

    Wäre dankbar für jeden Tipp.

  • Woran führst du ihn (Geschirr, Halsband...)?

    Nur am Geschirr wirds zB schwieriger. Eine doppelte Haltung (Geschirr+Halsband) kanns schon deutlich leichter machen. Eventuell auch ein Halti-Harness, wobei ich da selbst noch keine Erfahrungen mit gemacht habe.

    Ich finde es schon wichtig, dass man den eigenen Hund halten kann, auch wenn er mal zieht. Also würde ich das mal gesondert betrachten und eventuell auch mal Trainerstunden nehmen, wo es primär darum geht, dass dir ein guter Stand und eine gute Leinenhaltung gezeigt wird.

    Beim Gehen ist es außerdem wichtig, dass du wirklich vorbereitet bist und mit offenen Augen durch die Welt gehst - im besten Fall kannst du vorhersehen, wann dein Hund evtl in die Leine springt. Unvorbereitet hält sich so ein großer Hund schlecht. Beim Gehen würde ich bei der Problematik auch dauerhaft darauf achten, auf welchem Untergrund ihr unterwegs seid - nasse, rutschige Blätter sind da zB direkt ein Killer und wenn du über solche Untergründe gehen musst, hab die Umgebung doppelt so gut im Blick wie sowieso schon.

    Das alles also erstmal recht "technisch".


    Darüber hinaus solltet ihr natürlich erzieherisch am Kernproblem arbeiten, dass er in die Leine springt. Was empfiehlt denn der Trainer da und wie sind die Fortschritte?

  • Zuerst, bevor irgendetwas anderes greift, sicherst du bitte deinen Hund ordentlich.

    Eine Kombi aus Halsband/Geschirr/Leine, die auf die Gewichtsklasse ausgelegt ist und materialtechnisch einwandfrei hält.

    Und wer auch immer den Hund ausführt, lernt bitte, wie er die Kräfte passend umlenkt, damit die Umwelt (und letztenendes auch der Hund und ihr) nicht in eine richtig, richtig blöde Situation kommt, die potentiell lebensgefährlich werden kann.


    So und nun mal weiter gehend:

    Im Grunde weißt du schon sehr genau, was der Trigger ist, du schreibst es ja auch selbst:

    wenn er Freunde sieht


    er will nur hin und wenn er spielen kann, perfekt.


    Bei fremden Hunden haben wir das Problem gar nicht. Wir brauchen etwas Abstand

    Und die Lösung siehst du auch schon selbst: Abstand. Kombiniert mit Führtechnik und passender Ausrüstung.


    Und so aufgestellt kannst du mit den Trainern dann an Lösungen arbeiten:

    Zeigen und Benennen, Click für Blick, Umorientieren, in den Gehorsam nehmen, was dann halt für euch beide passend ist

  • Die Hundeschule verlangt Geschirr. Privat oft Halsband. Ist ihm aber beides egal. Halterung mit Geschirr und Halsband bringt auch nichts, das haben wir versucht. Es ist wirklich NUR bei ihm bekannten Hunden (Hundeschule, Spazierrunde). Bei fremden Hunden ist er händelbar, da will er nicht unbedingt hin. Ich habe seit mehr als 20 Jahren verschiedene Hunde gehabt, keiner ist auf diese Idee gekommen.
    In der Hundeschule hatten wir das heute morgen extrem, da war kein Halten mehr. Auch nicht mit Trainer. Nach einer Spielrunde war er dann wieder ansprechbar und hat für seinen Hormonstatus (Pubertät fängt an) auch prima mitgearbeitet. Sobald Luft raus ist, ist gut.
    Einzelstunde(n) für das gezielte Üben von Hundebegegnungen steht an.

    Leinenführigkeit haben wir gemacht, er springt im Normalfall (also keine Freunde in Sicht) nicht in die Leine, orientiert sich gut an mir. Auch im Freilauf achtet er auch mich.

    Es ist tatsächlich nur dann ein Problem, wenn es seine Kumpels sind. Da steht er völlig auf Durchzug.

    Ich arbeite gezielt auch an Umorientierung, achte darauf, was vor mir los ist. Mir ist auch klar, das ist jetzt auch zum Teil der Pupertät geschuldet. Meine alte Hündin war in der Pubertät ähnlich, nur dass sie nicht zu anderen Hunden unbedingt wollte, auch nicht zu bekannten.

    Eigentlich ist es nur mein Problem, weil ich finde, er muss nicht immer überall hin. Auch nicht zu Freunden.


    Er bekommt ein auf ihn angepasstes Geschirr. Ist in Arbeit, dauert aber, da es angefertigt werden muss. Bisher regt er sich im Geschirr mehr und schneller auf als am Halsband. Aber richtig, ein so großer und schwerer Hund (und noch dazu schwarz, Drama bei einigen hier) muss vernünftig gesichert sein. Gerade jetzt, wo er - er kann nichts dafür, ist in dem Alter so - nicht richtig ansprechbar ist. Pubertät ist anstrengend, aber normal.

    Abstand ist - bei Freunden - riesig. Bei fremden Hunden reichen ein paar Meter. Bei Freunden tickt er auch bei 20m aus. Seh ich die rechtzeitg, weich ich aus, nehme Abstand und ihn aus der Situation. Kommen die mir auf dem Weg entgegen, wird es schwierig.
    Wie gesagt, Einzelstunden um das zu üben stehen an. Einiges von dem, was ihr sagt, mache ich ja auch schon. Wir üben immer weiter: Umorientierung, ruhiges Verhalten, Aushalten...

  • Deine Aufgabe ist, ihm das nicht zu ermöglichen.


    Jedes Mal, wenn so eine Aktion Erfolg hat, wenn er sich losreißen kann, wenn er im Anschluss „Dampf ablassen“ darf, hat er er sich selbst belohnt.

    Er hat also gelernt - wenn ich mich genug anstrenge, genug Energie und Kraft investiere, darf ich machen, worauf ich Lust habe.


    So kann Erziehung aber nicht funktionieren

  • Es wird da keinen schnellen Trick geben.

    Halsband+Geschirr alleine reicht als Maßnahme nicht, das glaube ich sofort. Ihr werdet sicherlich eine Kombi aus verschiedenen Maßnahmen nutzen müssen.

    Also zB Geschirr+Halsband UND Techniktraining für richtigen Stand und Leinenhaltung UND in übersichtlichen Gebieten spazieren gehen UND Abstand zu Auslösern halten UND Arbeiten an der Erziehung bei Konfrontation mit ihn triggerden Reizen UND jedes neue Erfolgserlebnis vermeiden (also zB auch nicht in die HuSchu gehen, wenn er selbst dort nicht zu halten ist).


    Dass es nur dein Problem ist sehe ich anders. Ich finde es grundsätzlich ein Problem für die Umwelt, wenn ein Hund nicht kontrollierbar ist. Das mag oft gut gehen, aber irgendwann geht's halt Mal schief. Zumal es keine Garantie gibt, dass er sich nicht immer häufiger losreißt, wenn er merkt, dass das nach Belieben möglich ist.

  • Das Hauptproblem liegt darin, dass euer Hund bereits gelernt hat, seine Strategie funktioniert.


    Deshalb wird er diese Strategie immer vehementer praktizieren.


    Dein Job ist es, das jetzt dauerhaft zu unterbinden. Dadurch, dass es speziell bei Hundekumpels auftritt, kennst du ja auch deren Halter und kannst entsprechend Situationen stellen, damit ihr beide üben könnt.


    Das ist wesentlich leichter. gestellte Übungen zu machen, als wenn dein Hund auf jegliche Artgenossen reagieren wurde.


    Du brauchst von deinem Trainer entsprechende Beratung, mit welchen Materialen/Hilfsmitteln und Haltetechnik du den Hund bei dir behältst, damit dann die Übungen konstruktiv verlaufen.

  • Zuerst, bevor irgendetwas anderes greift, sicherst du bitte deinen Hund ordentlich.

    Eine Kombi aus Halsband/Geschirr/Leine, die auf die Gewichtsklasse ausgelegt ist und materialtechnisch einwandfrei hält.

    Und wer auch immer den Hund ausführt, lernt bitte, wie er die Kräfte passend umlenkt, damit die Umwelt (und letztenendes auch der Hund und ihr) nicht in eine richtig, richtig blöde Situation kommt, die potentiell lebensgefährlich werden kann.

    Das will ich nochmal unterstreichen, denn das "den Hund halten können" ist einfach dringende Basis für jeglichen Ausbildungsansatz.


    Hier hab ich vor einiger Zeit für eine andere HH mal den s. g. Zügelgriff und die Kraftverstärkung durch bestimmte Halte-Techniken fotografiert, vllt. hilft Dir das schon mal weiter:


  • Das ist absolut richtig. Schnelle und einfache Lösung gibt es nicht. Erwarte ich auch nicht. Mir ist klar, ich muss daran arbeiten und mache es ja auch.

    Wir - also Trainer und ich - sind dran und wüssen auch, das geht nicht von heute auf morgen.


    Dass er sich damit selbst belohnt, ist mir auch klar. Finde ich auch blöd. Aber oft habe ich die Wahl: lasse ich los oder schleift er mich über die gesamte Strecke inkl. der damit zusammenhängenden Verletzungen? Blaue Flecken, ok. Aber gebrochene Knochen?


    Daher frage ich ja, ich weiß, auf Dauer geht das so nicht. Unser "Glück" ist ja, dass er sich sonst benimmt. Freunde ist eine Riesen-Baustelle, an der ich noch sehr viel tun muss.


    Völlig unkontrolliert ist er nicht. Richtig ist aber, so geht das nicht. Ich vertraue nicht darauf, dass es immer gut geht. Ich warte eher auf den Punkt, an dem es nicht gut geht. Also versuche ich, es zu ändern.


    Frage ist nur, wie ich das verhindern kann. Gutes Geschirr - in Arbeit. Training - wird gemacht. Ich lasse ihn nicht einfach so los. Ich bin auch froh, wenn wir - gesittet, versteht sich - jemanden treffen, mit dem er spielen und rennen kann.


    Guter Tipp mit den Haltern. Ich frage die mal, ob die zu den Stunden kommen können. Ist vielleicht sinnvoll. Danke.

  • Nicht unbedingt zu den Stunden. Der Trainer soll dir das Handling zeigen, üben im Alltag und da mit den Haltern absprechen, wie das konkret laufen soll; in welchem Abstand, wie lange, wie oft, etc...

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