Kontrolle

  • Sie werden ja in diesem Fall als Abbruch konditioniert, und sollen eine über Einschüchterung wirkende Funktion haben.


    Wobei ich mir ziemlich sicher bin, dass die TE sich dieser Wirkungweise nicht bewusst ist, Stichwort "aversive Furchtkonditionierung".


    Gerade in der Kennenlernphase, wenn eben durch Unkenntnis des Menschen, in dessen Obhut Hund plötzlich ist, noch gar kein Vertrauen vorhanden ist, kann das (unbewusst häufiger) eingesetzte Anwenden solcher Mittel zu einer Beziehung führen, die mensch eigentlich nicht will.

    • Neu

    Hi


    hast du hier Kontrolle* schon mal geschaut? Dort wird jeder fündig!


    • Ich mach's andersrum und konditioniere direkt am Anfang einen Abbruchkommando. Ich könnte mir nicht vorstellen wie man ohne so was vernünftig und stressfrei einen Hund und schon gar nicht mehrere durchs Leben bringen soll.

    • Ich wundere mich ein wenig über die Einschätzung der Hundetrainerin. Kommt hier so rüber, als ob das für Dich auch sehr überraschend kam und es klingt wie eine absolute Aussage, also dass das bei der Hündin grundsätzlich und immer so ist. An welcher/-n Beobachtung-en macht die Hundetrainerin das fest?


      Die Nachfrage, die Du an Kleinhundebesitzer gerichtet hast, ist nicht auf diese beschränkt, wurde ja bereits angesprochen. Ich finde dieses Verhalten auch nur zum Kotzen und geht mir auf den Sack. Bei kleinen Hunden ist der Unterschied zum großen Menschen nochmals intensiver, aber auch bei einem mittelgroßen oder sogar großen Hund kommt der Mensch bei einem solchen Verhalten immer von oben, in irgendeiner Form wird sich über ihn gebeugt. Und als nächstes kommt die Hand dann auch noch von oben. Selbst Hundebesitzer bzw. sogar erfahrene Hundebesitzer handeln nicht selten so. Am Wochenende war ich mit einer Bekannten unterwegs, die einen sehr souveränen Kanghal hat. Aber selbst der senkte minimal den Kopf, als irgend so ein Volldepp (selbst Hundebesitzer) im Vorbeigehen meinte, er müsse unbedingt Körperkontakt zum fremden Hund aufnehmen und beugte sich über ihn, tätschelte ihm von oben den Kopf. Am liebsten würde ich zu all diesen Schwachmaten hingehen und ihnen ebenfalls ungefragt auf der Rübe rumtätscheln.


      Die Frage war aber: was kann ich machen? Splitten! Bring' Dich zwischen Deinen Hund und den Tätschel-Onkel. Hunde kennen dieses Verhalten, nutzen es selber untereinander. Ich denke, wenn Du das ein paar Mal übst und Deine Hündin tatsächlich diese Menschenangst hat, dann wird sie das wahrnehmen und verstehen und dann auch gerne haben. Das fördert dann auch gleich Eure Bindung.


      Und zum üben von Menschenkontakten: such' Dir Leute, die wissen wie's geht, oder die Dir zuhören können und wollen, wenn Du ihnen erklärst, wie ein Kontakt zum Vorteil des Hundes geübt werden kann. Sollte Deine Hündin wirklich diese ausgeprägte Angst haben, dann sollte sich der Mensch hinhocken, seitlich - nicht frontal und auch keinen direkten Blickkontakt. Das Ganze ruhig und ohne Hektik. Kein: "Ja komm her. Ja komm doch. Na komm. Bla bla bla." Frei nach Dieter Nuhr: "Wenn's nix zu sagen gibt, einfach mal Fresse halten." Hände bleiben bei sich, es wird nicht nach dem Hund gegrabscht. Ich habe sie in solchen Situationen locker hängend zwischen den Knien, während meine Unterarme auf meinen Oberschenkeln ruhen. Und dann halte ich so lange still, wie der Hund an mir schnüffelt. Dabei ruhig und entspannt weiter atmen. Werde ich angespannt, stockt mein Atem oder sonst etwas, merkt das der Hund. Geht der Hund dann weg, drehe ich mich auch von ihm weg, stehe langsam auf und gehe ein Stück zurück. Auch das ist ein wichtiges Signal in Richtung Hund.

      Zeigt der Hund aus Nervosität/als Übersprungshandlung z. B. bellen, dann lass ihn halt bellen. Sind ja nur Töne, die tun keinem was.


      Ich gehe davon aus, dass wir bei Deinem Hund von keinem aggressiven Hund ausgehen. Dann kann man das so wie gerade beschrieben machen. Hast Du aber einen Angstbeißer, dann sollte man natürlich den Selbstschutz auf mindestens die gleiche Stufe stellen, wie das Hundwohl und seine Therapie. Dann wäre z . B. ein Maulkorb ratsam. Aber nach den bisherigen Beschreibungen sehe ich das hier nicht.


      Gruß

      Matthias

    • Ich mach's andersrum und konditioniere direkt am Anfang einen Abbruchkommando.

      Mache ich zwar nicht so - aber: Du konditionierst EIN Abbruchsignal, oder?

      Dein sonstiger Umgang ist nicht auf Einschüchterung, die konditioniert wird, basiert.

      ich denke auch, dein Trainingsfokus liegt nicht auf diesem Abbruchsignal, sondern ist ein für dich zwar wichtiger, aber doch eher kleiner Anteil in deinem Ausbildungs- und Erziehungsprozess :denker:


      Nun gut - es geht ja hier nicht darum, ob und wie ein Abbruchsignal aufgebaut wird/nicht wird, sondern um meinen Eindruck, das was mir aufgefallen ist, und von dem ich meine dass die TE hier noch mal genauer hinschauen sollte, was sie da macht, und ob sie das wirklich so will - oder ob ihr das einfach gar nicht bewusst war.


      Das hier hat die TE am Donnerstag geschrieben:


      Mit Elisa übe ich jetzt noch, die Aufmerksamkeit auf ein Schnalzgeräusch auf mich zu richten. Vielleicht sollte ich das lieber durch ihren Namen ersetzen. :thinking_face: Als Abbruchsignal hat "sch" bisher ganz gut funktioniert.

      Die Hunde sind da gerade mal 2 Tage da gewesen, plus eine Probe von 3 Tagen.


      Ein Schnalzgeräusch ist grundsätzlich ein plötzlicher, schreckerzeugender Laut.

      Da würde ich lieber den Namen konditionieren, der sich für mein Empfinden sogar wunderbar freundlich-säuselnd-singend aussprechen lässt.

      Das "sch" wird durch Einsatz in bestimmten Situation konditioniert, und funktioniert da auch.

      Diese Funktion wird durch Einschüchterung bewirkt.


      Ein "Nein" als Abbruch kann auch völlig ohne Einschüchterung konditioniert werden.


      ich empfinde Einschüchterung zur Erziehung gerade in der Kennenlernphase einfach absolut kontraproduktiv, wenn doch erst mal Vertrauen aufgebaut werden soll.

    • ich empfinde Einschüchterung zur Erziehung gerade in der Kennenlernphase einfach absolut kontraproduktiv, wenn doch erst mal Vertrauen aufgebaut werden soll.

      Zustimmung von mir an der Stelle.


      Egal ob und wie da was trainiert wird (in den wenigen Tagen ist da sicher nichts irgendwie "auftrainiert" oder sonstwas) - generell würde ich versuchen, einfach nicht soviel korrigieren zu müssen.


      Also die Bedingungen und das Zusammenleben so gestalten, dass nicht ständig was passieren kann, was korrigiert werden muss.


      Alles wegräumen, was nicht beknabbert werden soll, Gitter zur Begrenzung, Hausleine, um den Hund nicht anfassen und nicht verbal korrigieren zu müssen.


      Klare Bedingungen, klare Vorgaben, wenig Verwirrung.

    • Ich wundere mich ein wenig über die Einschätzung der Hundetrainerin. Kommt hier so rüber, als ob das für Dich auch sehr überraschend kam und es klingt wie eine absolute Aussage, also dass das bei der Hündin grundsätzlich und immer so ist. An welcher/-n Beobachtung-en macht die Hundetrainerin das fest?

      Die Hundetrainerin hat das aus Elisas Verhalten ihr gegenüber und meinen Berichten geschlossen. Die Kleine ist an der Tür sofort zu ihr, hat geschnappt und ihr Missfallen über längere Zeit laut kundgetan. Nächste Woche habe ich einen Termin mit einem anderen Hundetrainer. Den wollte ich nun eigentlich absagen, werde aber mal schauen, wie er die Situation einschätzt.

      Nun gut - es geht ja hier nicht darum, ob und wie ein Abbruchsignal aufgebaut wird/nicht wird, sondern um meinen Eindruck, das was mir aufgefallen ist, und von dem ich meine dass die TE hier noch mal genauer hinschauen sollte, was sie da macht, und ob sie das wirklich so will - oder ob ihr das einfach gar nicht bewusst war.

      Mein Abbruchsignal "Scht" sollte nicht einschüchternd wirken. Ich versuche auch, die Intensität zu steuern. Ein "Nein" möchte ich nicht verwenden, weil es mir zu schnell ohne Konsequenz rausrutschen kann. Das ist sicher auch nicht konstruktiv. Das Schnalzen war kein Abbruchsignal sondern eher ein "Komm", so wie Omas das bei Katzen machen. Das habe ich aber sehr schnell wieder gelassen und übe stattdessen die Namen mit ihnen. Das funktioniert ganz gut, solange nicht zu viel Ablenkung vorhanden ist.

    • Die Kleine ist an der Tür sofort zu ihr, hat geschnappt ...

      :flushed_face:

      Das ist eine neue Qualität.

      Allerdings hört sich Deine Beschreibung für mich jetzt irgendwie noch merkwürdiger an. Sie geht bei Sichtung ( Du schreibst: "... an der Tür sofort...") direkt nach vorne, schnappt und verbellt dann über längere Zeit den Besucher?! Da mag vielleicht auch Angst eine gewisse Rolle spielen, aber bei solchen Beschreibungen wäre ich spontan eher bei "Territorial" oder "Unsicher".


      Wie verhält sie sich denn anderem Besuch gegenüber?


      Du hast irgendwann geschrieben, dass sie bei Gassigängen Menschen eher aufgeschlossen gegenüber wirkte. Das passt für mich nicht zu "... hat GROSSE Angst vor Menschen...". Wenn ein Hund GROSSE Angst vor Menschen hat, dann wird er still, klemmt die Route ein, buckelt, verpisst sich (evtl. sogar im wahrsten Sinne des Wortes, sprich: Beschwichtigungsurinieren).


      Wo ich mit der Hundetrainerin aber auf jeden Fall übereinstimme:

      Sie meint, dass sehr viel Arbeit auf die Kleine und mich zukommen wird und dass brenzlige Situationen sehr wahrscheinlich vorkommen werden.

      Zum hier diskutierten Thema "aversive Signale":

      An dem Thema ist grundsätzlich natürlich etwas dran, aber ab und an (z. B. hier in diesem Thema) kommt mir diese Diskussion etwas überbehütend vor. 99,x% der Hunde sind nicht aus Zucker und können auch ohne Bindung/Vertrauen ziemlich schnell erkennen, ob ein Mensch ihnen wohlgesonnen ist und wann dieser einfach einmal eine Grenze setzt. Solange das nicht in minutenlange Schimpftiraden wie auf dem Kasernenhof ausartet, wird ein Hund schon damit umgehen können. Ein "scht" verbaut einem sicherlich nicht den Weg zum Vertrauen des Hundes. Auch ein Schnalzen, um Aufmerksamkeit zu erregen. Auch einen ängstlichen Hund sollte man nicht (zu sehr) in Watte packen, denn dann besteht die Gefahr, dass man ihn in seiner Grundhaltung unbewusst bestätigt und somit in seiner Angst gefangen hält. In fast allen Fällen reicht ein normaler, respektvoller Umgang, bei dem das Hauptaugenmerk auf das gemeinsame, positive Erleben gerichtet ist.

    • Sie geht bei Sichtung ( Du schreibst: "... an der Tür sofort...") direkt nach vorne, schnappt und verbellt dann über längere Zeit den Besucher?! Da mag vielleicht auch Angst eine gewisse Rolle spielen, aber bei solchen Beschreibungen wäre ich spontan eher bei "Territorial" oder "Unsicher".


      Wie verhält sie sich denn anderem Besuch gegenüber?

      Worin siehst du den Unterschied zwischen Angst und Unsicherheit?


      Anderen Besuch hatte ich noch nicht. Zur Eingewöhnung wollte ich erstmal niemanden einladen.


      Du hast irgendwann geschrieben, dass sie bei Gassigängen Menschen eher aufgeschlossen gegenüber wirkte. Das passt für mich nicht zu "... hat GROSSE Angst vor Menschen...". Wenn ein Hund GROSSE Angst vor Menschen hat, dann wird er still, klemmt die Route ein, buckelt, verpisst sich (evtl. sogar im wahrsten Sinne des Wortes, sprich: Beschwichtigungsurinieren).

      Die Rute hat sie eingezogen und einen Buckel hat sie auch gezeigt, als die Trainerin dann auf der Couch saß. Dazu kam eine Bürste. Elisa hat sich dann auch auf ihrem Platz neben der Couch versteckt (Sie konnte die Trainerin nicht sehen und ich saß auch dazwischen) und hat weiter gemotzt.

    • Die Kleine ist an der Tür sofort zu ihr, hat geschnappt und ihr Missfallen über längere Zeit laut kundgetan.

      Genau so etwas meine ich.


      So eine Situation solltest du erst mal gar nicht zulassen. Sprich, dein Hund nähert sich niemandem unkontrolliert, genauso umgekehrt.


      Dass der Hund einfach auf Besuch zulaufen kann, ist bei diesem Verhalten einfach immer falsch. Ob das jetzt Angst, Unsicherheit, Territotialität oder Aggression oder sonstwas ist, die Motivation ist völlig egal, falsch ist es immer.


      DU musst den Rahmen geben und nicht den Hund in solche Situationen bringen!


      Der Thread heisst "Kontrolle" und genau das fehlt. Über irgendwelche Kommandos, Schnalz oder Zischlaute kannst du noch gar keine Kontrolle haben in der kurzen Zeit. Also Leine dran, oder den Hund in einen Welpenauslauf sezten, oder in ein anderes Zimmer.


      Was hat die Trainerin gesagt, wie du weitermachen sollst?


      Jegliche Kontaktaufnahme unter deinem Schutz und deiner Anleitung. Der Besuch soll dabei immer in die Hocke, höflich einladen - das hat Digirunning ja ganz ausführlich beschrieben.


      Ich verstehe deine Unsicherheit, aber du musst dir da wirklich einen Plan machen. Denn wenn der Hund aufgrund solcher Geschichten (alte Männer, die den Hund streicheln, Besuch, der einfach reinkommt und der Hund kann drauf zu laufen) man gezwickt hat, wirst du noch unsicherer sein.

    • Worin siehst du den Unterschied zwischen Angst und Unsicherheit?

      Angst = ich fürchte mich vor etwas, mir könnte etwas schlimmes passieren

      Unsicherheit = ich weiß nicht, wie ich mich verhalten soll; ich kenne das noch nicht und muss es erstmal abchecken

      Die Rute hat sie eingezogen und einen Buckel hat sie auch gezeigt, als die Trainerin dann auf der Couch saß. Dazu kam eine Bürste.

      So langsam kommen mehr und mehr Informationen. Leider nur häppchenweise.

      Rute eingezogen und Buckel - das sind deutliche Angstzeichen. Bellen und Bürste ist Aufregung. Das nach-vorne-gehen ist das aggressive Resultat aus dem Ganzen.


      @Langstrumpf hat vollkommen recht. Der Grund, warum ein Hund nach vorne geht, ist im Prinzip irrelevant. DU musst die Grenzen setzen und die Regeln erklären. Die bereits mehrfach erwähnte Hausleine hilft Dir bei der Durchsetzung und Kontrolle über sie zu bekommen. Wichtig ist bei all dem: Du musst dabei ruhig und bestimmt sein, nicht ärgerlich, frustriert, wütend, selber ängstlich oder unsicher. Das ist das Schwierige an Deinem Part.

      • Neu

      schau mal hier: Kontrolle* .


      Jetzt mitmachen!

      Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!