Hund trotz baldigem Auszug?

  • Hi,


    Hunde sind hochsoziale Rudeltiere.

    Sowohl in ihrer genetischen Herkunft (Wölfe leben in Famiklienverbänden und trennen sich in der Regel nicht für mehrere stunden täglich vom Rudel) als auch in der geschichte der Domestikation (Haushunde haben i.d.R. stets sehr eng mit ihrem menschen/Familien gelebt und gearbeitet. Oft auch in größeren Meuten - diese waren nie auch nur eine Sekunde ihres Lebens alleine).

    Sie sind nicht dafür gemacht 8+ Stunden täglich alleine zu sein.


    Hunde können (und müssen heutzutage) lernen alleine zu bleiben. Nicht wenige können es auch ertragen täglich 10h alleine zu sein.
    Aber mehr als ein "ertragen" ist es wirklich nicht. Ihr Nachteil ist, dass sie unglaublich anpassungsfähig sind, sich selsbt für "ihren menschen" aufgeben (haben ja auch keine andere Wahl) und still leiden.


    Es ist super dasss du das verhindern möchtest und dich vorher informierst!

    Dabei muss ein Hund nicht weiß ich wie viele Stunden am Tag beschäftigt werden - er möchte bloß in der Nähe seiner Familie sein.


    Entscheidend ist hier also - denke ich - gar nicht mal der Umzug von Land auf Stadt.

    Entscheidend ist in allen planbaren Lebenslagen ausreichend Zeit für den Hund zu haben.


    Die ersten 3 Ausbildungsjahre bist du da sehr auf deine Mutter angewiesen.

    Denn dass der Hund nur bis Mittags alleine ist hängt davon ab ob deine Mutter Zeit mit deinem Hund verbringen möchte.

    Ob es ihr wichtig ist den Einkaufsbummel, den Frisörtermin, das Treffen mit Freunden auf den Spätnachmittag zu verlegen damit dein Hund nicht länger als nötig alleine sein muss. Ist deine Mutter bereit dazu?


    Im Anschluss - wenn du fertig bist und ausziehst - wie wird es dann mit der Zeit aussehen?
    8h Arbeit + Fahrtweg + Termine + Pausen + Überstunden?

    Da müssen gute Lösungen her - da musst du dich sehr einschränken damit du deinem Hund gerecht wirst.

    Ich sage nicht dass es nicht geht - und auch mit bester Planung kann man immer mal in die Situation kommen dass sich das Leben verändert - aber einem Hund dennoch gerecht zu werden, ist mit viel Aufwand verbunden.


    Ich würde es nicht wollen (mein mann war 6 Wochen auf Montage - ich hatte die alleinige Verantwortung für den Hund - täglich alle Runden alleine, egal wie es mit ging, täglich zu gucken dass ich auf kürzestem Weg nach Hause komme, Betreuung organisieren wenn ich länger machen musste) - ich liebe das Leben mit Hund - aber ich weiß genau dass ich einem Hund nicht gerecht werde würde, wenn ich das alleine+Arbeit wuppen müsste. Dann hätte ich auch kaum noch Freude an der Hundehaltung sondern der Großteil wäre lästige Pflicht. Das ist weder dir, noch dem Hund gegenüber fair.


    Du musst halt schauen ob du bereit bist, dich für die nächsten 10+ Jahre für das Wohl deines Hundes (stark) einzuschränken.

    Vielleicht:

    - auf eigenen Luxus zu verzichten um Geld für eine gute Betreuung zu haben.

    - stets auf andere Leute angewiese zu sein dass dein Hund nicht zu viel alleine ist.

    - dich in Freizeitaktivitäten einschränken und damit eventuell Familie/Freunden vor den Kopf stoßen.

    - bei der wohnungssuche starke Kompromisse einzugehen

    - bei Arbeits- und Wohnungssuche Kompromisse einzugehen - vielleicht auf Wunschangebote verzichten zu müssen - zum Wohl des Hundes


    Es liest sich für mich nicht so als wärst du "Feuer und Flamme" für das leben mit Hund und bereit, für deinen Traum auch Eisnchränkungen in Kauf zu nehmen.

    Das ist total OK! Die Chancen stehen jedoch gut, dass die (tiergerechte) Hundehaltung für dich genau das wird - ein Leben mit (sehr vielen) Einschränkungen.


    Ich rate dir:
    Lasse erstmal vom Hund ab.
    Wenn du Interesse hast, lese hier im Forum ab und zu Themen rund um den Hund

    - wie sie ticken, wie das Leben mit ihnen aussieht, wie andere Hundehalter mit Alltagsproblemen umgehen, wie Erziehung funktioniert, usw. -

    Was Spass an der Hundehaltung macht (und ob dir das ebenso Spass macht) und was Arbeit ist (und ob du bereit bist diese Arbeit in Kauf zu nehmen)

    Was die Unterschiede sind zwischen Welpe, Junghund, Erwachsener Hund - Rassehund vom Züchter oder Second-Hand-Hund.

    Welche Rasseeigenschaften was bedeuten, wie sich diese im Alltag auswirken.


    Und wenn du so "Feuer und Flamme" für das Hundehalter-Dasein geworden bist, würde ich nach der Ausbildung schauen wohin es dich im Leben verschlägt.

    Wie dein "geregeltes" Leben dann aussieht und ob/wie dort ein Hund hineinpasst.


    Alles Gute dir!

  • Nur jetzt ist eben die Frage, ob es für den Hund nicht dann blöd ist wenn ich in 3 Jahren vom Land in eine Großstadt ziehe


    Das hängt völlig vom Hund ab, wie leicht er sich in eine neue Umgebung einfindet.

    In eine Großstadt passt m.E. ideal ein Hund, der grundsätzlich verträglich ist, keine Ängste hat (Silvesterfeuerwerk, etc.) und eher groß ist (wird nicht so schnell übersehen).

  • eher groß ist

    Das sehe ich anders =)

    (Auch wenn das "nicht übersehen werden" ein Vorteil ist.)


    In der Großstadt werden öfter mal Öffis genutzt. nen kleinen Hund kann man, wenns voll und eng wird, schnell mal hochnehmen und tragen.
    Zumindest bei uns braucht man für jeden Hund der größer ist als ne Katze einen extra Fahrschein - kann also gut ins Geld gehen.


    Auch bei der Wohnungssuche hat man mit kleinerem Hund noch etwas höhere Chancen denke ich.

    Ich bin auch bei der Wohnungssuche nicht so sehr aufs niedrige Stockwerk/Fahrstuhl angewiesen. (alles was über 3. Etage liegt würde ich den Hund so oft es geht tragen)


    Nutzt man häufiger ein Fahrrad um schnell von A nach B zu kommen, kann ein kleiner Hund fix ins Körbchen - Anhänger für nen größeren Hund ist doch umständlicher im Stadtverkehr und auch im Abstellplatz.


    Zumahl, wenn man auf Fremndbetreuung angewiesen sein sollte (was ja hier recht wahrscheinlich ist) ist es einfacher eine Betreuung für einen kleineren Hund zu finden als für einen größeren.

  • Vielen Dank für eure ganzen Antworten!

    Manfred007 danke dir für deine wirklich sehr ausführliche Antwort. Ich denke (leider auch) das es das beste ist wenn ich erstmal das Thema Hund sein lasse, da es in den nächsten Jahren gerade mit der Freizeit schwierig werden kann. Ich denke es werden bei mir in Zukunft dann ehr regelmäßigen Spaziergängen mit Tierheim Hunden. :)

  • eher groß ist

    Das sehe ich anders =)

    Ich weiß, das sehen die meisten Leute auf den ersten Blick anders. Aber ich lebe in einer Großstadt und finde es mit einem großen Hund sehr entspannt. Ich würde nicht gern mit diversen Nachbarn tauschen, die ständig Angst haben müssen, dass ihr kleiner Hund von Radfahrern oder anderen Hunden geschädigt oder in der U-Bahn halb zerdrückt wird, weil den keiner ernst nimmt.

    Darüber hinaus muss man sich mal vorstellen, wie das auf einen selbst wirken würde, wenn man nur 20 cm klein wäre und alles und jeder (auch andere Hunde, die es ja nunmal in einer Großstadt besonders viel gibt) wäre größer.

  • Aber auch um einen größeren, sagen wir etwas höher als kniehohen, Hund hätte ich in vollen Öffis Sorgen.

    Der wird auch eingeengt und dem wird auf die Pfoten getreten. Damit die Größe ernst genommen wird müsste das, meinem Empfinden nach, schon HSH Maße haben.


    Ich bin in Berlin Mitte oder am Hamburger Hbf sehr froh, dass ich mir im Zweifelsfall meine 10kg Fußhupe auf den Arm klemmen kann. Dort sind sie Chancen angetrampelt und übersehen zu werden am geringsten.

  • Aber auch um einen größeren, sagen wir etwas höher als kniehohen, Hund hätte ich in vollen Öffis Sorgen.

    Der wird auch eingeengt und dem wird auf die Pfoten getreten. Damit die Größe ernst genommen wird müsste das, meinem Empfinden nach, schon HSH Maße haben.


    Ich bin in Berlin Mitte oder am Hamburger Hbf sehr froh, dass ich mir im Zweifelsfall meine 10kg Fußhupe auf den Arm klemmen kann. Dort sind sie Chancen angetrampelt und übersehen zu werden am geringsten.

    da helfen dann Hundetasche und/oder Hundebuggy etc., für so kleine Zwerge ;)

  • Aber auch um einen größeren, sagen wir etwas höher als kniehohen, Hund hätte ich in vollen Öffis Sorgen.

    Der wird auch eingeengt und dem wird auf die Pfoten getreten. Damit die Größe ernst genommen wird müsste das, meinem Empfinden nach, schon HSH Maße haben.

    Also wenn ich (in Berlin) S-Bahn mit Hund fahre (was ich oft mache), nehme ich gerne den "Gepäcksitz".

    Und U-Bahn? Die Leute ignorieren dich entweder, oder sie setzen sich weg oder sie setzen sich extra hin und beginnen ein Gespräch über Hunde.

    In jedem Fall empfinde ich das als angenehm.

  • Vielen Dank für eure ganzen Antworten!

    Manfred007 danke dir für deine wirklich sehr ausführliche Antwort. Ich denke (leider auch) das es das beste ist wenn ich erstmal das Thema Hund sein lasse, da es in den nächsten Jahren gerade mit der Freizeit schwierig werden kann. Ich denke es werden bei mir in Zukunft dann ehr regelmäßigen Spaziergängen mit Tierheim Hunden. :)

    Das klingt für mich sehr reif und vernünftig - klasse.

    Gassigeher im TH zu sein ist auch eine tolle Startposition, wenn es später nicht unbedingt ein Welpe werden soll - du lernst ja, wenn du willst, alle TH-Hunde kennen, und vielleicht ist dann dein Traumhund auf einmal da, so war das bei mir jedenfalls. Alles Gute dafür!

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