Pflegehund bekommt Angst beim Schnüffeln an Pipistellen

  • Hallo Zusammen,


    aktuell haben wir hier seit drei Wochen einen Kandidaten auf der Pflegestelle der aktuell Fragen bei mir aufwirft.


    Den Rüden kenne ich schon seit er 4 Monate ist, da er mit seinen ursprünglichen Besitzern seit klein auf in der Hundeschule ist, bei der ich aushelfe. Der Hund ist nun knapp 1 1/2 Jahre alt und hatte schon immer Schwierigkeiten in der Umwelt und Reizverarbeitung. Wir sind hier große Schritte nach vorne gekommen, er ist nicht mehr komplett im Außen und verliert sich in den Reizen sondern sucht oft Rücksprache und Rückhalt und findet auch immer mehr Alternativlösungen. Nun hatten wir vor ca 2 Wochen schon eine Situation, die mir etwas komisch vorkam. Wir sind waren draußen unterwegs und er war an einer Pipistelle am schnüffeln, wurde dann innerhalb von Sekunden plötzlich total angespannt, ging in Duckstellung und wollte schnellstmöglich aus der Situation und nach Hause und wirkte total im Kopf verloren. Andere Reize und Trigger waren meiner Meinung nach nicht vorhanden, es war eine kurze ruhige Runde in bekannter Umgebung. Er war absolut nicht mehr ansprechbar, zog mit seinem kompletten Gewicht und halb eingezogener Route kopflos aus der Situation. Nachdem ich gemerkt habe dass er absolut nicht mehr an mir orientiert war und ich Ihn überhaupt nicht mehr erreichen konnte, sind wir natürlich direkt nach Hause.


    Seit diesem Ereignis wirkt er nun zunehmend "angeknipster" als vorher und meidet die Umgebung wo sonst immer unsere Runden gedreht wurden komplett. Er zeigt Meideverhalten und Beschwichtigung sobald es in Richtung dieser Runde geht und stemmt sich auch in die Leine. Wir gehen dort aktuell nun nicht mehr und müssen etwas ausweichen. Mir stellt sich die Frage, ob jemand schon mal eine ähnliche Situation schon hatte und wie Ihr damit umgegangen seid. Wir gehen aktuell eine andere Route, die Ihn natürlich aber mehr fordert da wir an der Hauptstraße entlang durch den Ort müssen und wir eigentlich kleinschrittig an Reize, die sich auf solchen Routen befinden, angehen wollten. Das er aktuell in der Pubertät ist kommt natürlich nochmal hinzu, aber ich habe noch nicht erlebt dass ein Hund aufgrund einer Markierung eines anderen Hundes so kopflos in "Angst" und Meideverhalten fällt wie er es getan hat.


    Ich freue mich auf Austausch, vielleicht haben ein paar von euch vllt etwas ähnliches erlebt und sehen das ganze evtl aus einem anderen Blickwinkel :)

  • Wieviel seid ihr denn aktuell unterwegs? Kann man da kürzen?


    Ich habe eine sehr umweltunsichere Hündin, die bei Fremddüften vor Schreck wegrannte oder auf dem Geweg erstarrte/pinkelte. Zum Beispiel beim Geruch menschlicher Kleidung, Dönerpapier oder Essensreste. Auch bei bestimmten HundePinkelpfeilern sprang sie mir plötzlich panisch in die Beine. Ich musste ihr ganz viel Zeit geben, sehr viel Routine, Ruhetag um die Daueranspannung zu stoppen. Kommt da Stress auf den nächsten Stress kann sich der Hund nicht erholen. Ich muss heute noch zu 80% immer dieselbe Runde mit ihr gehen. Aber die meisten Reize kann sie nun zumindest zuordnen. Gruselige Orte/Dinge zeige ich ihr, aber sie hat auch gelernt mir zu Vertrauen. Nur diese Verschenkekisten auf dem Gehweg sind eine dauerhafte Challenge.

  • Bist Du sicher, dass es die Markierstelle eines anderen Hundes war?

    Habt Ihr Wölfe im Umfeld?

    Relativ sicher... Wölfe haben wir hier nicht, wohnen am Rande der Großstadt in einer belebten Siedlung. Denke auch dass es eine Markierstelle war da nebenan direkt die große Hundewiese ist...

  • Wieviel seid ihr denn aktuell unterwegs? Kann man da kürzen?


    Ich habe eine sehr umweltunsichere Hündin, die bei Fremddüften vor Schreck wegrannte oder auf dem Geweg erstarrte/pinkelte. Zum Beispiel beim Geruch menschlicher Kleidung, Dönerpapier oder Essensreste. Auch bei bestimmten HundePinkelpfeilern sprang sie mir plötzlich panisch in die Beine. Ich musste ihr ganz viel Zeit geben, sehr viel Routine, Ruhetag um die Daueranspannung zu stoppen. Kommt da Stress auf den nächsten Stress kann sich der Hund nicht erholen. Ich muss heute noch zu 80% immer dieselbe Runde mit ihr gehen. Aber die meisten Reize kann sie nun zumindest zuordnen. Gruselige Orte/Dinge zeige ich ihr, aber sie hat auch gelernt mir zu Vertrauen. Nur diese Verschenkekisten auf dem Gehweg sind eine dauerhafte Challenge.

    Wir sind aktuell relativ wenig unterwegs, kürzen könnte man nicht. Gehen über den Tag verteilt kleine kurze Runden a max 20 Minuten....danach ist er auch platt bzw wenn ich länger gehen würde wäre er total überreizt und würde wieder in alte Muster verfallen. Unser Tagesablauf ist deinem aber sehr ähnlich tatsächlich :) viel Ruhe bzw Ruhetage, immer die gleichen Runden, schauen dass sich der Stress nicht "stapelt". Aber dass ein Hund so vehement auf eine Pipistelle reagiert war mir neu.....

  • Wieviel seid ihr denn aktuell unterwegs? Kann man da kürzen?


    Ich habe eine sehr umweltunsichere Hündin, die bei Fremddüften vor Schreck wegrannte oder auf dem Geweg erstarrte/pinkelte. Zum Beispiel beim Geruch menschlicher Kleidung, Dönerpapier oder Essensreste. Auch bei bestimmten HundePinkelpfeilern sprang sie mir plötzlich panisch in die Beine. Ich musste ihr ganz viel Zeit geben, sehr viel Routine, Ruhetag um die Daueranspannung zu stoppen. Kommt da Stress auf den nächsten Stress kann sich der Hund nicht erholen. Ich muss heute noch zu 80% immer dieselbe Runde mit ihr gehen. Aber die meisten Reize kann sie nun zumindest zuordnen. Gruselige Orte/Dinge zeige ich ihr, aber sie hat auch gelernt mir zu Vertrauen. Nur diese Verschenkekisten auf dem Gehweg sind eine dauerhafte Challenge.

    Wir sind aktuell relativ wenig unterwegs, kürzen könnte man nicht. Gehen über den Tag verteilt kleine kurze Runden a max 20 Minuten....danach ist er auch platt bzw wenn ich länger gehen würde wäre er total überreizt und würde wieder in alte Muster verfallen. Unser Tagesablauf ist deinem aber sehr ähnlich tatsächlich :) viel Ruhe bzw Ruhetage, immer die gleichen Runden, schauen dass sich der Stress nicht "stapelt". Aber dass ein Hund so vehement auf eine Pipistelle reagiert war mir neu.....

    Wie laufen Hundesichtungen ab? Gibt es Hundekontakte? Ist das auch ein Stressfaktor?

    Das war bei uns der allergrößte Stress. Alles was nach Hund und Mensch riecht, ist gefährlich. Einmal hat jemand einen Kratzbaum vor die Tür gestellt. Betti im Ninjagang rangerobbt. Geschnuppert. Und dann schreiend gegen meine Beine gerannt.


    Also ich glaube eure Situation sofort.


    Über ein Jahr lang bin ich nachts um 3Uhr oder am Wochenende gegen 6Uhr spazieren gegangen. Manchmal auch nur 5min in eine Richtung und wieder nach Hause. Wenn ihr die Möglichkeit habt direkt rauszufahren, würde ich das für den Anfang öfter machen. Oder im Garten entspannen lernen. Rückfallpotentiale gibt es bei uns noch nach 3 Jahren. Allerdings konnte Betti auch nicht viel mit Menschen (und Kooperation) anfangen.


    Drück euch die Daumen!

  • Man muss aufpassen, dass man sich nicht zu sehr auf das fixiert, was einem erst Mal logisch scheint - nämlich, dass es der Geruch war. Vielleicht war es auch ein für Dich unhörbares Geräusch, ein Schmerz, der akut irgendwo reingeschossen ist etc ...


    Mir fällt auf, dass Du sehr viel Rücksicht auf ihn nimmst. Das ist an sich ja erst Mal gut. Man muss aber aufpassen, dass die Entwicklung dadurch nicht ins Gegenteil kippt und man dem Hund quasi antrainiert ängstlich auf die Umwelt zu reagieren.


    Was mir auch auffällt: Gibt es genug Bewegung? Mit eineinhalb Jahren ist ja auch das Bedürfnis nach körperlicher Belastung da ...


    Gleichförmige Bewegung wie Ausdauertraben mehrmals die Woche länger als eine halbe Stunde ist super zum Stressabbau.

  • Schön zu hören dass wir nicht alleine sind :) Hundesichtungen auf genug Distanz laufen gut ab, er orientiert sich solange die Distanz groß genug ist zu mir um. Hundekontakte nur sehr wenige und ausgewählte, den ungeplanten gehen wir eher aus dem Weg. Den Ninjagang haben wir hier bei E-Scootern, Einkaufswagen die rum stehen oder Sperrmüll. Manchmal wird dann geschnuppert und weitergegangen, manchmal verbellt und an einem anderen Tag kratzt es Ihn überhaupt nicht. Wir gehen auch zu den Zeiten wo wir wissen dass wir die wenigsten Menschen mit Ihren Hunden antreffen...

  • Das kann natürlich auch sein, auch wenn ich mir relativ sicher bin dass sonst nichts war. Aber es kann natürlich auch sein dass ich es nicht registriert habe. Das mit der Rücksicht ist wirklich ein Balanceakt. Er prüft das Ende der Leine sehr genau, für Ihn reicht ein leichter Schlendergang oder ähnliches, sodass er denkt die Person ist nicht in Lage Richtung und Führung vorzugeben. Im Gegenteil dazu sucht er sehr oft nach Hilfestellung wenn er denkt, dass das andere Ende der Leine in der Lage ist seine Not zu erkennen. Also kurz gefasst der Hund fordert einen wirklich auf ganzer Linie.


    Bzgl der Bewegung sind wir noch nach Lösungen am Suchen. Wir haben ein eingezäuntes Grundstück wo er super gerne flitzt und dann die Situation aber sehr schnell kippt wenn man nicht aufpasst und er sich komplett verliert und Menschen in Ihren Raum begrenzt und entsprechend zurecht weist. Er dreht dann so hoch dass er nicht mehr ansprechbar ist, sodass eigentlich immer sehr genau geschaut werden muss, wann die Situation kippt und er sich verliert.


    Ausdauertraben hört sich gut an. Hast du da vllt ein paar Quellen bei denen man sich mal einlesen kann? Sonst stand auch die Überlegung mit Longieren schon mal im Raum

  • Bzgl der Bewegung sind wir noch nach Lösungen am Suchen. Wir haben ein eingezäuntes Grundstück wo er super gerne flitzt und dann die Situation aber sehr schnell kippt wenn man nicht aufpasst und er sich komplett verliert und Menschen in Ihren Raum begrenzt und entsprechend zurecht weist. Er dreht dann so hoch dass er nicht mehr ansprechbar ist, sodass eigentlich immer sehr genau geschaut werden muss, wann die Situation kippt und er sich verliert.

    Passiert bei meiner Junghündin genauso, wenn sie zu viele Reize ertragen muss und am schlimmsten ist es dann noch, wenn sie Zugang zu Spielzeugen hat. Damit steigert sie sich dann so krass rein, rennt sich in Rage und schafft es allein nicht aus dieser Spirale raus.

    Deshalb gibt es hier kurze Sequenzen im Garten und ich fordere dann auch wirklich Ruhe und Entspannung draußen ein, notfalls mit Begrenzung.

    Funktioniert mittlerweile immer besser und sie legt sich auch von allein mal ab, beobachtet oder döst.


    Für mich gibt es einfach einen Unterschied zwischen kontrolliert Dampf ablassen und diesem sinnlosen Rumgeballer...


    Meine Hündin darf nun 2-3 mal pro Woche im Zuggeschirr mit mir laufen und nimmt das wirklich sehr, sehr gut an.


    Auch joggen funktioniert da bei einigen Hunden sehr gut.

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