Hypersexualität bei Rüden?

  • Danke @Turbofussel!

    Amun hat übrigens überhaupt keine Probleme, weder mit Pumuckl noch mit Silver. Der macht auch um ihre Läufigkeit weniger Aufstand, Pumuckl ist trotz Kastra immer noch der eifrigere Werber der beiden.

    Also Amun ist unkastriert und du hast auch eine intakte Hündin, ja? Und was heißt er macht weniger Aufstand, versucht er gar nicht zu besteigen usw?


    Ich finde ja total interessant, wie viele Mehrhundehalter hier intakte Hunde zusammen halten. Damit habe ich leider gar keine Erfahrungen.

    Ja, Amun ist intakt (und gekört war bei seiner Züchterin auch schon als Deckrüde im Einsatz). Und ja, Silver ist eine intakte Hündin.

    Er macht weniger Aufstand heißt, dass er der coolere der beiden Rüden ist. Pumuckl musste ich ja kastrieren lassen und der ist trotzdem immer noch etwas eifriger als Amun, wenn Silver läufig ist.

    Amun versucht schon mal ab und an zu besteigen, aber nur an den Stehtagen. Vorher verschwendet der keine Energie.

    Pumuckl dagegen wirbt richtig um sie, also auch nur an den Stehtagen, aber der strengt sich halt richtig an. Der flirtet sie an, hüpft um sie herum, präsentiert sich (stellt sich richtig toll in Pose) und fiept sie an. Amun dagegen macht das gar nicht. Der steht einfach ganz plötzlich mittendrin auf, wenn er noch grade ne Minute vorher geschlafen hat, und macht sich an Silver ran, aber ohne großes Gedöns oder so. Wenn ich nicht wüsste, dass Silver ihn eh nicht akzeptiert, könnte ich vermutlich gar nicht so schnell gucken, wie was passiert wäre. Natürlich kann ich meine Hand nicht für sie ins Feuer legen und ich würde sie nie unbeaufsichtigt zusammen lassen. Der macht ihr echt keine langen Avancen, der fragt kurz, ob es ihr jetzt recht wäre, wenn sie loslegen und wenn sie verneint, rollt er sich wieder zusammen und versucht es zwei Stunden später nochmal.

    Pumuckl dagegen macht jedesmal so einen Aufstand, das kann man gar nicht übersehen, dass sich da was anbahnt... (den mag sie aber auch nicht als Liebhaber haben...)


    Ja, und dann nach den drei Stehtagen ist von einem Moment auf den anderen alles vorbei, als hätte jemand den beiden Rüden die Stecker rausgezogen.

  • Deshalb würde ich von Hypersexualität erst dann reden, wenn der auch vom Kopf her erwachsene Rüde trotz langem (nicht nur 2 Wochen während einer Läufigkeit) Training absolut kirre ist - n

    Was wäre denn langes Training in dem Zusammenhang? Also vorausgesetzt natürlich, das Training ist vernünftig gestaltet.

    Naja, das kommt ja immer auf den einzelnen Hund und die Lebensumstände an, wer wann wieviel Training braucht.

    Ich würde z.B. durchaus ausnutzen, wenn es läufige Nachbarshündinnen gibt, um kontrollierte Treffen stattfinden zu lassen. Denn wenn man einen Rüden immer fern hält lernt er ja nichts. Genau wie bei besonders duftenden Pipistellen. Mal durfte er kurz schnuppern, mal sind wir mit dem Kommando "weiter" dran vorbei.

    Ich finde es wichtig dem Hund gar nicht erst die Chance zu geben, sich da rein zu steigern sondern ihm immer zu signalisieren "hey, das Leben und der Alltag gehen weiter".

    Deshalb würde ich z.B. den Hund nicht allein im Garten lassen, wenn das Mädel um die Ecke läufig ist etc.

    Mein Rüde lebt hier z.B. mit 2 ebenfalls nicht kastrierten Damen zusammen. Die Erste zog ein, als er 3 Jahre alt war. Zu dieser Zeit hatte er läufige Damen schon kennengelernt, sowohl in der Hundeschule beim Training als auch draußen privat.

    Natürlich war er da nicht immer total relaxed, die Hunde wollen ihrem Instinkt folgen.

    Und auch ich selbst musste lernen, z.B. dass ich einen Rüden habe, den ich hier zu Hause nicht von den läufigen Damen räumlich trennen kann (zumindest nicht lang). Er heult dann nämlich wie ein Wolf. Also schlafen die Mädels dann nachts in einer Box und er darf davor liegen. Dann ist er entspannt.

    Mein Rüde ist natürlich besonders während der Stehtage etwas unruhiger, Instinkt lässt sich ja nicht wegerziehen. Aber er frisst normal, er jammert nicht den ganzen Tag, er hat gelernt damit klar zu kommen.

  • Ich vermute, dass Cashew auch in die Richtung hypersexuell ging. Ob ers tatsächlich war oder nicht, keine Ahnung. Überdurchschnittlich war er in jedem Fall (er hatte auch mega die Monsterhoden, Bullenklöten xD als die unter dem Chip geschrumpft sind, hatten sie dann einfach eine normale Größe |)) .

    Seit der Kastration ist er nun einfach ein normaler Rüde.


    Wir haben ihn mit ca 3 3/4 kastrieren lassen, aber gechippt wurde er mit etwa 3,5.


    Bei Cashew fing die Geschlechtsreife schon mit knappen 5 Monaten an und da meine ich wirklich mit Problemen an. Auf drei Beinen pieseln hat er irgendwann mit 4 Monaten begonnen und sich deutlich für Mädels interessieren mit eben höchsten 5. Wir mit dem 5 Monate alten Zwerg auch zum ersten Mal wegen Laternentripper beim TA. Von da an begann im Prinzip ein Spießrutenlauf.


    Gejammert und nicht gefressen und unruhig rungetiegert hat er eigentlich nur recht am Anfang, vielleicht um ein Dreivierteljahr rum. Das haben wir aber recht schnell in den Griff bekommen. Zumindest daheim.


    Unterwegs wurde es zwischen einem Jahr und 3 Jahren zwar auch besser, aber Entspannung war da nicht. Sobald auch nur irgendwo eine Hündin in die Nähe von Läufigkeit gekommen ist musste man ihn konstant im Blick behalten (und hier gibt es viele unkastrierte Hündinnen wie ich festgestellt habe).

    Wir waren ständig deckeln und immer wieder weiterschicken. Schnüffeln war im Prinzip nicht möglich, weil er sofort angefangen hat zu lecken und sich ins Universum abzuschießen. Er hat gehört, je älter er wurde umso besser, aber verkneifen konnte er es sich schlicht nicht. Und die Gerüche waren ja eh so oder so da.

    Und jedes Mal wenn man die Zunge gesehen hat wusste man, jetzt geht wieder eine Magen-Darm-Phase los (wir reden hier von mindestens 1x im Monat mindestens 1 Woche lang, das war das Minimum und ein guter Monat). Damals dachten wir er hat IBD. Jedes Mal hat das einen Schub ausgelöst, es ging ihm richtig dreckig und uns auch, weil er dann so gut wie keine Nacht mehr durchgeschlafen hat und man halt auch mitleidet. Er hat bei jeder Episode Gewicht verloren und war konstant zu dünn, konnte kaum mehr verwerten und vertragen hat er sowieso schon kaum was.

    Und dann kam noch die Prostata dazu. Ypozane will man auch nur so oft geben (er war aber auch erst 2 als er zum ersten Mal ne dicke Prostata und dadurch Verstopfung hatte und mir eigentlich noch deutlich zu jung für eine Kastra).

    Als er drei war haben wir dann aufgegeben und ihn erst chippen lassen (Erstverschlimmerung war der absolute Horror) und als der Chip dann nach 4 Monaten und vielleicht einem Monat Wirkzeit oder so wieder ausgelaufen ist haben wir ihn kastrierten lassen.


    Jetzt haben wir einen normalen Hund. Also wirklich, er verhält sich halt wie ein normaler Rüde. Interessiert an den Mädels und den Mädelsspuren, aber ohne, dass es ihm das Hirn zerschießt.

    Und, was ich besonders wichtig finde - seine Magen-Darm-Probleme sind im Prinzip weg. Ganz selten hat er mal schlechtere Phasen, wenns sehr stressig ist, aber in einem normalen Rahmen. Er kann plötzlich auch wieder TroFu und NaFu fressen, das wäre zu unkastrierten Zeiten niemals möglich gewesen. Er ist immer noch ein bisschen empfindlich, aber das wars halt auch.


    Ob das nun unter Hypersexualität fällt? Ich sage Tendenz ja, auf jeden Fall waren bei ihm die Hormone die Auslöser für eine ganze Reihe an Problemen, die auch massiv auf die Gesundheit gingen.


    Meines Wissens nach ist keine direkte Verwandtschaft von ihm da ähnlich krass. Also weder die Eltern, Großeltern noch die Geschwister und Halbgeschwister und die Züchterin war schon sehr erstaunt über sein Verhalten und die Problematik.


    Von dem was ich mitgenommen habe ist es bei den Collies aber leider schon so, dass immer mehr sehr hormonelle Rüden bis hin zur Hypersexualität auftauchen. Könnte also schon sein, dass es sich da grad was verbreitet. Ich meine mich zu erinnern, dass diese Tendenz vererbt werden kann.

  • Bei Rassen, die auf Optik gezüchtet werden, ist immer die Gefahr, dass mit „schönen“ Arxxxxlöcxxern gezüchtet wird.

    Hauptsache die Ohren stehen nicht! (beim Collie); alles andere darf stehen auch übermäßig oft…

    Ich hab gar keine Belege dafür, dass sich Hypersexualität vererbt, aber das war immer meine Erklärung. Denn diese Rüden haben in der Zucht meiner Ansicht nach nichts verloren. Und ich kenne eine Handvoll. ( hier aber keine Collies, da bin ich nicht so im Zuchtthema).

  • flying-paws


    spielt bei hypersexuellen Rüden der Umgang mit anderen Rüden auch eine Rolle?


    Ist permanentes massregeln wollen (wenn er dürfte) anderer Rüden und dauerndes „jeder Rüde ist ein Konkurrent“ ein Teil davon oder kann man das so nicht sagen? vielleicht eher Charakter? (ich gehe mal einfach davon aus, dass Führung und Erziehung stimmen, das kann dann ja auch noch versagen)

  • Von dem was ich mitgenommen habe ist es bei den Collies aber leider schon so, dass immer mehr sehr hormonelle Rüden bis hin zur Hypersexualität auftauchen. Könnte also schon sein, dass es sich da grad was verbreitet. Ich meine mich zu erinnern, dass diese Tendenz vererbt werden kann.

    Bei Rassen, die auf Optik gezüchtet werden, ist immer die Gefahr, dass mit „schönen“ Arxxxxlöcxxern gezüchtet wird.

    Hauptsache die Ohren stehen nicht! (beim Collie); alles andere darf stehen auch übermäßig oft…

    Der Kynologe Hellmuth Wachtel dachte in dieselbe Richtung. Sehr viele Rüdenhalter haben heute ja Schwierigkeiten mit dem Sexualverhalten ihrer Rüden und Kastration ist normal geworden. Und da stellt sich schon die Frage, ob es immer nur an Bequemlichkeit und mangelnder Erziehung liegt.


    Wachtel hielt es für eine Auswirkung der züchterischen Selektion auf ausgeprägten Geschlechtstyp bei vielen, wenn nicht den meisten Rassen.


    Wenn man sich wilde Caniden anschaut, dann sind die Geschlechter im Körperbau nur schwer oder gar nicht zu untercheiden. Das ist bei Caniden ganz anders als zB bei Rindern, Hirschen, Gorillas oder Löwen, wo ein Blick aus der Ferne ausreicht, um das Geschlecht zu erkennen.


    Wir Menschen haben in punkto Geschlecht aber gerne klare Verhältnisse, und so wird in vielen Rassestandards verlangt, daß Rüde und Hündin ausgeprägten Geschlechtstyp zeigen sollen. Die Rüden wünscht man sich größer, imposanter, breiter usw als die Hündinnen. Das wird durch ein höheres Maß an Testosteron erreicht. (Also vererbt.)

    Und genau das macht dann im Umgang Probleme, so daß es oft auf eine Kastration der Rüden hinausläuft.


    Wachtel brachte in seinem Artikel ein höchst eindrückliches Bild von zwei prämierten Sennenhunden (Appenzeller oder Entlebucher), Rüde und Hündin, die sich in Größe, Gewicht und Typ so stark unterschieden, daß man sie ohne besseres Wissen eher zwei verschiedenen Rassen zugeordnet hätte.

    Auch wenn es nicht so extrem ist: Sehe ich zB einen Collie, Deutschen Schäferhund oder Rottweiler von weitem, ist meist schon klar erkennbar, ob es sich um einen Rüden oder eine Hündin handelt.


    Interessanterweise gibt es auch einige Rassen, bei denen dieser Absatz im Standard fehlt, und tatsächlich kann ich bei zB bei einem Gruppenbild von Shelties nicht erkennen, welches die Rüden oder die Hündinnen sind.


    Dagmar & Cara

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