Hallo zusammen,
ich bin ganz neu hier im Forum auch wenn ich schon ab und zu das ein oder andere Thema gelesen habe und weiß gar nicht wo ich anfangen soll?
Vielleicht stelle ich uns erst einmal vor:
Wir sind eine 3-köpfige Familie und unser (jetzt knapp 15 Wochen alter) Dalmatiner-Welpe ist jetzt knapp 6 Wochen bei Wochen uns.
Es ist unser 1. Welpe (allerdings hatten wir vorher schon Hundeerfahrung) und wir haben uns im Vorfeld viele Gedanken gemacht, Bücher gelesen, Webinare gebucht und besucht, You-Tube-Videos zur Erziehung und zum Training angesehen, Online-Kurse…
da persönlicher Kontakt zur Hundeschule ja leider nicht möglich ist.
Insgesamt fühlten wir uns gut vorbereitet auf die neue Situation.
Doch es kam ganz anders.
Die ersten 2 Wochen war ich nervlich total am Ende – habe nur geheult und hatte schlimmen „Welpenblues“. Ich hatte das Gefühl es klappt überhaupt nichts (obwohl das natürlich nicht stimmt!) und dass ich scheinbar alles falsch mache. Am Liebsten hätte ich den Kerl irgendwo ausgesetzt.
Nichts war so wie ich es mir vorgestellt habe.
Wir waren nur am Hinterherrennen damit er nichts „zerstört“. Auch wenn wir viel weggeräumt hatten, war es scheinbar nicht genug.
Wir waren sehr fokussiert auf das was der Hund gerade tut und nach 3 Wochen völlig gestresst. Zudem hatten wir das Gefühl, dass er mehr oder weniger nur noch überdreht ist. Wahrscheinlich (auch) wegen unserem Verhalten. Also in der letzten Zeit noch einmal zu Hause „aufgeräumt“, mehr Dinge bspw. den Mülleimer aus der Gefahrenzone gebracht damit es weniger „Angriffspunkte“ gibt.
Wir haben von Anfang an mit einer Box gearbeitet. Die gut angenommen wurde. Zu Beginn hatten wir nur eine im Schlafzimmer stehen, in die wir ihn auch immer mal wieder gebracht haben, da das aber im Alltag nicht sehr praktikabel war, haben wir dann zusätzlich noch eine für das Wohnzimmer organisiert.
Wir haben trotz allem versucht es wirklich langsam angehen zu lassen. Waren die ersten Tage nur im Garten (der war aufregend genug) und haben dann nach 1 Woche die ersten Mini-Ausflüge mit dem Auto in die Umgebung gemacht, Wald, Wiese etc. und gelegentlich zusätzlich zum Gartenaufenthalt 1 Mini-Gassi-Runde ums Haus herum.
Wir wollten ihn keinesfalls überfordern und überall liest man auch, dass Ruhe am Allerwichtigsten ist. Das wurde uns auch immer wieder von der Züchterin eingebläut.
In meinem Kopf manifestierte sich die Angst, dass ich keinen „ADHS-Hund“ haben möchte. Ich hatte regelrechte Panikzustände und habe mich extrem unter Druck gesetzt. Ich hatte so große Versagensängste. Und wollte es einfach „richtig“ machen.
Also haben wir dann auch erst einmal nichts trainiert außer mal gelegentlich ein Sitz. Wir haben im Haus nicht gespielt. Wir haben nach diesen furchtbaren 3 Wochen wirklich versucht ihn größtenteils zu „ignorieren“.
Ein großes Thema:
Wenn wir ihn maßregeln oder begrenzen d.h. bspw. von der Couch schieben oder wieder runterheben weil er verbotener Weise hochgesprungen ist, schnappt er – er geht richtig auf uns los mit geöffnetem Maul!
Thema Beißhemmung üben wir von Tag 1.
Wir haben alles versucht, laut AU quietschen, ignorieren, weggehen… (sogar irgendwann Schnautzgriff weil wir verzweifelt waren aber das führte nur dazu, dass er nur noch mehr hochdrehte).
Ein Beispiel von heute:
Er hat seinen Wassernapf umgekippt und als ich alles aufwischen wollte, natürlich nach dem Lappen geschnappt. Ich habe ihn bestimmt weggeschoben mit einem NEIN und da ist er auch wieder auf mich los.
Ich habe das Gefühl, dass es Frust ist, weil ich ihm etwas nicht erlaube. Alternativen wie ein Spielzeug, Kauartikel nimmt er in dem Moment nicht an (zumindest nicht seine Wurzel/Holz).
Das Schnappen macht er auch immer wieder wenn wir mit ihm kuscheln wollen. Er kann dabei leider einfach nicht entspannen.
Wenn wir uns zu ihm auf den Boden setzen will er immer nur spielen bzw. fängt sofort an zu Balgen obwohl wir das nie gefördert haben oder ihn dazu animiert hätten.
Er schläft nur wenn wir ihn in die Box packen – er legt sich von selbst so gut wie nie einfach ab. Im Haus tigert er rum, wenn wir Glück haben spielt er mit seinem Spielzeug, wenn nicht, dann versucht er etwas „anzustellen“ oder „anzufressen“.
Manchmal klappt es schon, dass er in der Box bleibt ohne, dass wir die Tür schließen müssen und er tatsächlich schläft.
Sein Bettchen mussten wir weggräumen weil er das zerstört hat und sich durch das Reinbeißen auch immer mehr reingesteigert hat. Manchmal versucht er es auch mit der Decke die in seiner Box liegt… Die zerrt er dann raus, tobt damit durchs Zimmer. Wir versuchen es umzulenken und ihm eine Alternative zum Kauen anzubieten oder ein Spielzeug. Manchmal gehen wir dann auch noch einmal 5 Minuten vor die Tür damit er sich draußen „ausspinnen“ kann aber das ist auch nicht immer möglich.
Seit knapp 2 Wochen arbeiten wir mit einer Hausleine. Wenn gar nichts mehr geht dann wird er auch bspw. neben seiner Box angeleint. Manchmal geht er dann von selbst rein, dann lösen wir die Leine nach ein paar Minuten wieder. Manchmal kaut er sich dann aber auf der Leine auch wieder in Rage oder er versucht Schrank oder Box anzukauen.
Auch wenn er die Box grundsätzlich annimmt und gern darin schläft macht er manchmal auch ziemlich Randale und möchte nur in der Box bleiben wenn es ihm „passt“.
Er bellt dann auch mal 1 Stunde am Stück (das war das Längste was wir bisher aussitzen konnten bzw. „versucht“ haben) um auf sich aufmerksam zu machen. Wir warten dann einen ruhigen Moment ab und lassen ihn noch einmal raus, bringen ihn in den Garten (weil er sich ja vielleicht doch noch einmal lösen muss) oder er will bspw. etwas trinken.
Erst wenn seine Bedürfnisse gestillt sind bleibt er aber auch in der Box – wenn auch manchmal mit Gejammer.
Ich versuche schon immer unsere Tage Revue passieren zu lassen.
Schläft er genug? Ist es zu viel Action? Waren es zu viele neue Eindrücke?
Ich bin einfach so verunsichert. Mal die ein oder andere Übung zum Thema Aufmerksamkeit oder mal ein Sitz – aber alles sehr dosiert in homöopathischen Dosen. Weil Ruhe doch so wichtig ist.
Wenn er draußen im Garten tobt habe ich nach ein paar Minuten schon wieder „Angst“, dass das zuviel sein könnte bzw. sollte er danach ja schlafen.
Wenn wir mal 20 Minuten draußen waren statt 15 habe ich ein schlechtes Gewissen.
Wie viel ist zu viel? Aber vor allem auch: Wie viel ist zu wenig?
Muss ein Welpe wirklich nicht beschäftigt werden? Reichen Mini-Ausflüge? Ist es zu wenig oder vielleicht schon zu viel wenn wir das 1. Mal an einer Baustelle vorbei kommen und große laute Maschinen sieht.
Wie kriegen wir ihn entspannt? Gibt sich das irgendwann von allein?
Wie lernt er Ruhe im Haus zu halten und vor allem auch, dass Streicheln etwas Schönes ist und er nicht immer gleich so hochpusht dabei.
Und vor allem: wie kann ich mich befreien von diesen fesselnden Gedanken, und dem Gefühl alles falsch zu machen?
Vielen Dank allen die diesen langen und vielleicht auch etwas wirren Text gelesen haben.
Ich antworte gern auf Nachfragen weil ich sicher nicht alles so wiedergeben konnte ich es wollte.
VG