Totale Verunsicherung - Ruhe vs. Beschäftigung und andere "Baustellen"

  • In die „Falle“, dass Welpe/Junghund ja nicht dauerbespaßt werden darf, also am besten ignoriert werden soll, sind wir anfangs auch getappt. Das klappt logischerweise nicht, weil Baby, und schon ist man in einer wunderbaren „Oh mein Gott mein Hund wird ein nerviges Nervenbündel“ Spirale, und wird schwer traurig, weil man gar keine anderen (schönen) Erlebnisse mit diesem kleinen Schnappi hat als permanent „Nein“, „Aus“ und „Aua“ zu rufen, dabei sollte man doch ruhig bleiben und der Hund soll schlafen und alles sollte schön sein und und und... :lol: aber jetzt stell dir mal vor, was WIR da eigentlich von so Welpen verlangen - die sollen ruhig sein, am besten schlafen, bis WIR denken, dass sie jetzt wieder was machen sollen/dürfen/müssen (und das dann am besten ruhig, nicht zu viel, nicht zu wenig, wohldosiert und mit eingebautem Stopp-Knopf..)


    Ich kann allen Vorschreibern nur zustimmen - glaub mir, in ein paar Wochen ist die ärgste Welpen-Spinnerei vorbei (und dann vermisst du deine 24/7 Aufgabe schon, im Hirn bleibt klugerweise ja nur der verklärte Rückblick dauerhaft hängen :lol:). Bei uns war die Grenze so um die 4 1/2 / 5 Monate - da fing der Herr langsam an zu verstehen, dass hinlegen und schlafen nach Action eigentlich ziemlich cool ist. Jetzt, mit knapp 6 Monaten, schläft er soviel wie davor noch nie, und zwar genau dort wo er umfliegt, reizarme Umgebung wird überbewertet (am besten schläft es sich neben der Küchenmaschine (wenn sie läuft), neben dem Actionfilm abends, direkt neben dem Fernseher oder wortwörtlich dort wo er umfällt nach einem längeren Spieltreffen mit anderem Hund). Ich hab gestern erst meinen Freund gefragt ob er’s vertretbar fände, wenn ich den Hund jetzt mal aufwecke, weil ich würd eigentlich gern nochmal rausgehen :lol: Hätte mir das vor 2-3 Monaten jemand gesagt hätt ich ihm den Vogel gezeigt, bei uns wurde eine Zeit lang ohne Welpenauslauf gar nicht geschlafen (Sachen anknabbern is aber auch viel spannender!)


    Zum Thema Beschäftigungsmöglichkeiten - Wir haben hier einen randvoll gefüllten Gefrierschrank mit allerlei Zeug (Kalbshufe, Kongs, gefrorene Handtücher mit Leckerlis drinnen, etc), eine ganze Kiste voller Papiertüten und weiteren Kisten zum zerstören und zerfleddern und einiges an Kauzeug, proteinreich oder auch nicht (muss man halt dosieren aber oh Gott, meine Hochachtung an alle die den Zahnwechsel ohne sowas überleben!) Da wir von zuhause aus arbeiten gibts eben Zeiten, da wird Hund mit sowas beschäftigt, allein schon weil wir keine Zeit dafür hätten ihm ständig zu erklären, warum genau er unseren Lampenschirm nicht zerreißen darf (oder den Mülleimer ausleeren, die Couch umgraben, die Vorhänge kürzen...)

    Ich gestehe dem jungen Ding aber zu, dass es manchmal eben beschäftigt werden will bzw Spaß haben will, auch wenn wir das grad nicht wollen. Wird zusehends immer weniger, dass wir Gebrauch von sowas machen („müssen“), aber von ihm zu verlangen, dass er nur schläft und dass wenn er wach ist, er nur kluge, wohlüberlegte und am besten ruhige ! Dinge macht...das würd ich schon etwas unfair finden.


    Ich versteh dich vollkommen, dass man sich so Sorgen macht etwas falsch zu machen. Aber das machst du sowieso in irgendeiner Form (so wie wir alle :lol:) und das ist absolut ok so.

  • Fand das Buch „Hoffnung auf Freundschaft“ entspannend. Zurücklegen und lesen, Zeit für sich.

    ...und dabei den Zwerg neben sich kontaktliegen und entspannen lassen. :herzen1:


    Bei allen Ratschlägen zur Ignoranz im Heim: ich liiiiiiiiiiiebe es, wenn sie sich an mich rankuscheln. :herzen1::cuinlove::ops:

  • Guten Morgen,

    vielen Dank noch einmal für die zahlreichen Antworten bisher. Ich hatte noch keine Gelegenheit um ausführlich darauf zu reagieren.

    Es beruhigt einfach ungemein, dass wir kein Sonderfall sind – weder der Hund, noch ich. Das ist schon mal viel Wert. Woanders hört man nämlich solche Dinge doch eher selten bzw. gar nicht. Immer nur wie toll alles läuft und wie unkompliziert doch alles wäre.

    Der 14 Wochen alte Welpe blieb problemlos 2 Stunden allein und geschnappt hat er auch noch nie. Daheim ist er ein Engel und hat auch noch nie etwas zerstört.


    Ja, ein großes Problem ist bei mir einfach, dass ich viel zu verkopft bin.

    Ich will um jeden Preis alles richtig machen, ja nichts verbocken und bin wohl auch leicht perfektionistisch veranlagt.

    Dass mein Welpe natürlich alles erst lernen muss und nichts von heute auf morgen funktioniert ist mir natürlich bewusst und völlig klar.

    Manchmal denke ich mir nur, ich mache doch genau alles genau so wie in dem Video erklärt/gezeigt und es will einfach nicht funktionieren – Thema Körpersprache oder der kleine Schnappmatiner dreht mal wieder ab und ich bin mit dieser einen Situation völlig überfordert weil ich nicht weiß wie ich reagieren soll oder mich verhalten.


    Das mit dem Bauchgefühl fiel mir damals – als mein Kind ein Baby war – schon schwer. Ich habe mich auch wegen jeder Kleinigkeit verrückt gemacht, wollte einfach alles richtig machen.

    Eine ziemliche Macke!


    Gerade geht es mir so als würde sich mein/unser Leben ausschließlich um dieses Tier drehen. Wir nehmen natürlich schon viel Rücksicht im Bezug auf Umweltreize, keine langen Ausflüge aber dann geht mir auch durch den Kopf „müssen wir wirklich alles um ihn herum planen?“.

    Nehmen wir das Thema mit der Baustelle das ich angesprochen hatte. Natürlich nimmt der Hund keinen Schaden nur weil er daran vorbeilaufen musste aber an diesem Tag hatte ich kein gutes Gefühl noch einen Ausflug in den Wald zu machen weil das mit der Baustelle ihn sicher schon sehr beschäftigt hat und wieder die Angst da, dass er wieder überdreht.


    Ich habe geschrieben, dass nichts so war wie ich es mir vorgestellt hatte und damit meine ich, dass Dinge vor denen ich großen Respekt hatte absolut zügig reibungslos funktioniert haben.

    Durchgeschlafen hat er nach 2 Wochen, Stubenrein war er mehr oder weniger zu 100% nach 3 Wochen. Aber diese Themen wie Akzeptanz, Regeln zu Hause etc. das gestaltet sich schwieriger als ich gedacht hatte.

    Die Angst in meinem Kopf, dass wir in ein paar Wochen ein 30kg „Monster“ zu Hause haben, dass keiner bändigen kann ist manchmal einfach so stark.

    Bspw. die Situation mit dem Lappen – ich dachte ich müsste direkt signalisieren, das ist meins, das ist nicht für dich.


    Einen Welpenauslauf haben wir nicht.

    Aktuell hat er sowieso nur freien Zugang zum Wohnzimmer und Küche. Aber im Wohnzimmer gibt es natürlich sehr viele Möglichkeiten, dass er Unfug anstellt. Und sei es auf die Couch zu springen…


    So ich sammle erst einmal meine Gedanken und schreibe später weiter…

  • Puh, das macht echt Bauchschmerzen, was bei Euch so vor sich geht. :verzweifelt:

    Es beruhigt einfach ungemein, dass wir kein Sonderfall sind – weder der Hund, noch ich.

    Nein, leider sind Welpen, die mit ihren Menschen nicht klarkommen und daher aufdrehen gar keine Seltenheit mehr. Meiner Meinung nach liegt das aus einer Mischung verschiedener Punkte.


    Zum einen muss der Welpe beim Umzug plötzlich damit klarkommen den ganzen Tag mit Menschen zusammenzusein, die ständig etwas wollen. Vorher beim Züchter konnte man in dem Bereich, in dem man sich aufgehalten hat oft stundenlang ganz unbehelligt von Menschen machen und tun was man wollte. Der ist nicht so groß wie eine Wohnung. Da gab es nichts, woran man nicht kaufen durfte oder so ein Zeug. Da hat einen auch kein Mensch in eine Box gesteckt, damit man schläft. Man hat geschlafen, wenn es soweit war. Und man hatte Geschwister zum Spielen. Dafür ging man nicht an einer Leine Gassi. Wenn man rauskam, konnte man rennen wie man wollte. Da hat man vielleicht mal gelernt, dass man gerufen wurde und es sich lohnt. Das war alles. Ansonsten frei Bewegung.


    Am besten ist es immer, wenn man noch ein eigenes Leben hat und sich gar nicht den ganzen Tag alles um den Hund drehen kann. Ich glaube, am schwierigsten sind Hundebesitzer, die den lieben langen Tag Zeit für ihren Hund haben ...

    Einen Welpenauslauf haben wir nicht.

    Das ist einer der größten Fehler heutzutage, denke ich. Der Welpe hockt von einem Tag auf den anderen den ganzen Tag mit seinen Menschen zusammen, und der bekommt es nicht hin zu signalisieren, welche Regeln gelten. Streicheln oder Weggeschoben werden. Ist ja im Grunde das selbe, da kann man im Grunde ja immer damit reagieren, dass man aufdreht, weil man nicht weiß, was der Mensch da eigentlich will. Außerdem hat der Mensch überhaupt kein Gefühl für Individualdistanz. Weder für sich, noch für den Welpen, man hängt also als Hund in einem Raum ohne Grenzen ... puh. So was kennt man von der Mutter und den Geschwistern nicht. Das ist echt stressig. Vor allem, wenn man eine Rasse ist, die mit Stress eh nicht gut kann.


    Kurzum: Besorgt Euch einen Auslauf, damit Euer Welpe Auszeiten von Euch Menschen bekommen kann und zwar reichlich und fangt an Regeln einzuführen, die dem Hund auch als Regeln rüberkommen. Wenn ein Verbot kein Verbot ist, dann ist es ... ja, keine Ahnung. Und das findet der Hund halt auch.


    Damit der Welpe/ein Hund Ruhe finden kann, muss man die Bedingungen schaffen, dann kommt er ganz von selbst zu Ruhe. Immer, wenn man den Hund eine Box stecken muss, damit er überhaupt ruhen kann, läuft was schief ...


    Sucht Euch einen Trainer, der Euch anleitet wie man was mit dem Hund trainiert. Am besten einen, der sich in allen Bereichen des Hundetrainings auskennt und nicht krampfhaft abstrus um wichtige Punkte herumtanzt, nur, damit man bloß niemals was massregeln muss.

  • Sucht Euch einen Trainer, der Euch anleitet wie man was mit dem Hund trainiert. Am besten einen, der sich in allen Bereichen des Hundetrainings auskennt und nicht krampfhaft abstrus um wichtige Punkte herumtanzt, nur, damit man bloß niemals was massregeln muss.

    Leider dürfen Trainer bei uns nur telefonisch bzw. online Unterstützung leisten.
    Wir hätten schon längst Hilfe gesucht bzw. auch eine Hundeschule. Und ich hatte war telefonischen Kontakt zu jemanden aber am Telefon kann ich viel erzählen bzw. ist es "meine" Sicht auf die Situation. Ob sie tatsächlich so einzuschätzen ist kann mein Gegenüber am Telefon nicht wissen/sehen. Dafür bräuchte es m.E. auch mal persönlichen Kontakt.
    Klar, es ist besser als nichts aber wir hatten nur den Tipp bekommen:
    Hund im Haus völlig ignorieren, Spielzeug wegpacken, Programm mehr oder weniger auf 0 herunterfahren.
    Das führte zu einem Hund der im Haus nicht wusste was er mit sich selbst anfangen soll.

  • Spielzeug wegpacken ist so eine Sache...ich würd dem Welpen möglichst viel Spielzeug überlassen, aber kontrolliert und gezielt...Rinderohren und langlebige Kausachen, einen Kong der mit den verschiedensten Leckereien gefüllt wird, einen Schuhkarton zum zerfetzen, ein altes Handtuch zum zerreißen, altes Kinderspielzeug (ohne abfressbare Augen und beim Füllmaterial aufpassen), einen alten Schuh zum nagen usw. usw.


    Solange der Bimpf was zu tun hat und was im Maul hat, kommt er nicht drauf, Sachen zu zerstören, die er nicht haben soll.

  • Ich weiß, dass das Thema „Box“ nicht alle gut finden. Muss man auch nicht. Das kann jeder halten wie er möchte.


    Andererseits würden mir wahrscheinlich auch viele einen Vogel zeigen wenn ich von Welpenauslauf spreche und bis vor ein paar Wochen hatte ich so etwas tatsächlich auch noch nie gehört.

    Ich muss mal gucken ob wir überhaupt Platz schaffen können für so etwas bzw. wie das der Rest der Familie sieht.

    Mit jetzt 15 Wochen ist es da nicht vielleicht auch spät noch einen Welpenauslauf einzuführen?

    Er ist ja schon recht groß… und wie groß müsste/sollte dieser Bereich für ihn sein?



    Wenn etwas ganz Tolles passiert, dann versuche ich mich daran festzuhalten.

    Bspw. dass mal von ganz allein in die Box gegangen ist als ich zum Kaffeetrinken am Tisch saß und sich dort zum Schlafen hingelegt hat.

    Ich glaube auch, dass es ganz langsam besser wird. Momentan hat er das Hochspringen an Tischen, Schränken und er Küchenarbeitsplatte für sich entdeckt. Da kann ich ihn nicht immer korrigieren weil wenn er in die Küche geht ich natürlich nicht sofort hinterherrenne.

    Aber andere Dinge hat er scheinbar verstanden und das gibt dann doch Hoffnung, dass es besser wird.


    Positives Verhalten versuche ich immer zu bestärken. Legt er sich ruhig ab belohnt ich ruhig verbal. Muss aber aufpassen, dass es nicht zu überschwänglich ist, da er sonst ja wieder in Erwartungshaltung aufspringt.




    Und ja, wahrscheinlich ist es falsch von mir diese Denke: „So, du hast jetzt schon 15 Minuten im Garten getobt, jetzt ist aber wieder Schluss und Ruhe“ angesagt. Klar, dass es keinen Aus-Knopf gibt aber es hieß ja immer – nicht zu viel. Und am Anfang war er scheinbar schon allein mit den Reizen im Garten völlig überfordert und rannte wie ein gestörter über den Rasen, Beete etc.

    Das ist natürlich inzwischen schon deutlich besser geworden.

    Ich habe dann versucht ihn mit Futtersuche etc. ein bisschen „runterzufahren“. Hat nichts gebracht. Also lasse ich ihn jetzt auch mal länger draußen bzw.

    Und wir werden unsere „Ausflüge“ auch ausdehnen und mal länger unterwegs sein. Allerdings schnüffelt er wirklich kaum wenn wir unterwegs sind.

  • Euer Leben dreht sich nur noch um den Welpen. Der Welpe kommt mit diesem Übermaß an Aufmerksamkeit/Beachtung die ihm gegeben wird nicht klar. Zudem wird kein klar strukturierter Alltag vorgelebt. Vollkommen klar, dass der Knirps da total drüber ist... Aufmerksamkeit weg vom Welpen. Geht eurem normalen Alltag nach. Welpe läuft nebenher. Problem gelöst.

  • Euer Leben dreht sich nur noch um den Welpen. Der Welpe kommt mit diesem Übermaß an Aufmerksamkeit/Beachtung die ihm gegeben wird nicht klar. Zudem wird kein klar strukturierter Alltag vorgelebt. Vollkommen klar, dass der Knirps da total drüber ist... Aufmerksamkeit weg vom Welpen. Geht eurem normalen Alltag nach. Welpe läuft nebenher. Problem gelöst

    Wenn alles doch nur so einfach wäre.
    Woher stammt die Vermutung, dass kein strukturierter Alltag vorgelebt wird?

    Wir versuchen zu Hause die Aufmerksamkeit herunter zu schrauben.

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