Austausch zu Tierarztbesuchen mit schwierigen Hunden

  • Meine Hunde kennen die Abläufe vom medical training, wir arbeiten mit dem Kooperationssignal und haben das Glück, einen TA zu haben, der Kangals sehr mag und sich auch auf das Kooperationssignal einlässt. Dadurch ist es einfacher für uns alle. Auch unbekannte Sachen lassen sich innert kürzester Zeit erarbeiten, so dass der Hund das problemlos mitmachen kann. Die Kangals sind im Herdenschutz tätig - also nicht ganz so handlich, wie normale Familienhunde.

    Dass ich da immer dabei bin und die Mc`s bei TA-Behandlungen immer zur Sicherheit einen MK tragen, ist hier normal. Auch in der Klinik.


    Der TA ist sogar so lieb und hat sich für meine Rinder darauf eingelassen, Spritzen nicht mehr einfach ins Tier zu rammen (das Rammen entsteht automatisch dadurch, weil die Reaktion der Rinder sehr heftig sein kann und man die Hand schnell wieder weg haben muss, ehe einem der Arm im Panel gebrochen wird), sondern das Rind an der Stelle, an der es gleich gepiekst wird, vorweg mit dem Finger anzupucken und kurz vorm Einstich pieks zu sagen. Er kichert dabei zwar meist, sieht aber selbst, dass die Tiere (die im Halsfang stehen, also nicht sehen können, was dahinten passiert) deutlich ruhiger reagieren, statt beim unverhofften Pieks fast den Behandlungsstand umzuschmeissen. Nur als Beispiel, wieviel es ausmachen kann, ein wenig umsichtig vorzugehen. Es ist ruhiger und sicherer für alle Beteiligten.

  • Emmi hat anfangs überhaupt kein Problem beim TA. Nachdem sie dann in der Klinik eine recht schmerzhaft Spritze gegen Babesien bekommen musste, bei der sie unter sich pinkelte, wars vorbei. Eine 2. folgte und seitdem geht nix mehr.

    Sie hat furchtbare Angst. Ich habe immer wieder versucht die Praxis positiv zu belegen, aber immer wenns gerade wieder so einigermaßen ok war, kam der nächste Mist und alles geht wieder von vorne los.

    Nachdem sie ja auch alles mögliche mitnimmt, kommen wir gar nicht dazu, das Ganze lang genug positiv zu verknüpfen.

    Sie mag die TÄ und kennt sie seit Anfang an, sie darf nach jeder Behandlung eine Runde durch die Praxis toben mit dem Hund meiner TÄ, der zugleich ihr bester Kumpel ist. Teilweise haben wir vor der Praxis behandelt, bei uns zuhause, manchmal trage ich sie rein.

    Jetzt gings gerade wieder einigermaßen und morgen muss sie schon wieder operiert werden.

    Also gehts dann wieder von vorne los.

    In der Tierklinik ist es schlimmer, die sind da nicht so umsichtig und auch immer Fremde. Nach einem Ultraschall hatte sie ein Trauma und frass nichts mehr, war apathisch. Der Hundekumpel meiner TÄ hat sie da rausgeholt.


    Sie knurrt nicht, schnappt nicht, sie lässt alles über sich ergehen. Aber bekommt jedesmal fast nen Herzinfarkt, die Kleine.

  • Bei uns ist der Tierarztbesuch mit unserer Angsthündin auch eher anstrengend. Sie mag keine Artgenossen, deswegen warten wir immer draussen, bis wir aufgerufen werden. Ansonsten haben wir ihr einen Maulkorb auftrainiert, den Sie beim Tierarzt immer tragen muss.

    Die Behandlung ist auch nicht das Problem, sondern das Angefasstwerden von fremden Menschen.

    Unsere Tierärztin ist allerdings sehr souverän und hat keine Angst vor komplizierteren Hunden.

    Wir machen auch kein spezielles Training, ich bin der Meinung, sie muss das durchstehen und fertig.

    Sie wird allerdings von Besuch zu Besuch ruhiger und versucht weniger zu beissen. Wir gehen auch immer zur gleichen Tierärztin, damit es einfacher ist für die Hündin.

  • Ich denke es ist schon eine riesige Hilfe, wenn der Besitzer sein Tier selber korrekt fixieren kann und dies auch tut. Entsprechende Griffe kann man gut in Erste-Hilfe-Kursen lernen und kann man auch gut in entspannter Atmossphäre zu Hause üben.

    Dann können unangenehme Situationen für den Hund immerhin mit seiner Vertrauensperson gemeistert werden, was oft ein bisschn Stress rausnimmt.

  • Ich schreib mal eine eigene Erfahrung, die mir total geholfen hat, zu verstehen, was die Arbeit über Kooperationssignale so erfolgreich macht.

    Man behält die Kontrolle über die Situation.

    Selbst erlebe ich das regelmäßig bei MRTs - ich tu mich mit der Enge sehr, sehr schwer und hatte mal das unangenehme Erlebnis, dass die Klingel nicht funktioniert hat, als was nicht gepasst hat (das KM war para gelaufen....) Seitdem tat ich mich noch schwerer damit.

    Bis....ich in eine neue Praxis kam, die ganz anders gearbeitet hat, als die vorherige.

    Die haben nämlich gesagt, dass sie jederzeit über die Sprechanlage ansprechbar sind, dass ich jederzeit STOP sagen kann, wenn ich die Enge nicht mehr aushalte und dass ich innert 5 Sekunden da rausgefahren werde, sobald ich STOP sage.

    Und dann konnte ich es auf einmal.

    Weil ich die Kontrolle behalten durfte.

    Es hat sich NICHTS an dem übrigen Prodezere geändert - der Unterschied war lediglich, dass ich nicht "ausgeliefert" war, sondern jederzeit hätte Stopp sagen dürfen.

    Und dieser Unterschied ist das, was die Arbeit über das Kooperationssignal mit einem Tier so erfolgreich macht.

    Die Tiere machen gern mit und sagen nicht andauernd "Stop" auf ihre Art, weil sie für jeden erfolgreichen kleinen Schritt belohnt werden und beim Stop lediglich eine kurze Pause eingelegt und dann ein, zweit Stufen "kleiner" weiter gemacht wird.


    Ich kann mir die Hunde auch zwischen die Beine klemmen, das Ohr umklappen und die Ohrensuspension reindrücken, klar.

    Aber warum sollte ich das tun, wenn ich meinem Hund, der das Prinzip kennt, im schnellen Durchgang alle kleinen Einzelschritte, die gleich "in echt" passieren werden, durch-klickern kann, das dauert bei einem daran gewöhnten Hund nur wenige Minuten, so 2 - 3 und der steht und sitzt dann da und macht freiwillig mit. Weil er weiss, was kommt, weil er weiss, dass er es kann. Für mich hat das auch etwas mit einem respektvollem Miteinander zu tun. Ausserdem macht es Spass.


    Ich habs schon mindestens drei Monate nicht mehr eingestellt :lol:

  • McChris - absolut richtig. Allerdings befürchte ich, dass das die Kompetenz 80 Prozent der Tierhalter bei Weitem übersteigt ...


    Aber trotzdem natürlich absolut gut und richtig.

  • Gibt es da auch ein Video mit Hunden? Zuhause wäre das meiste auch kein Problem, aber in der Praxis dann schon. Ich bin mir nicht sicher, ob und wie ich das dann umsetzten kann. :ka:

    Und auch wie man alle möglichen Untersuchungen vorab auftrainieren kann? Ich weiß ja im Vorfeld oft noch gar nicht was dann passiert.

  • Gibt es da auch ein Video mit Hunden?

    Um sich die Thematik grundsätzlich zu erarbeiten gibts diese Videos hier mit verschiedenen Beispielen:


    http://videos.cadmos.de/%20medical_training/filme-kvw.html


    http://videos.cadmos.de/%20medical_training/filme-mt.html


    Um sowas auch beim TA-Besuch erfolgreich anzuwenden, muss man noch einige "Generalisierungs-Schritte" einbauen, also auch andere Personen mit einbeziehen, auch fremde und eben auch an unterschiedlichen Orten.


    Die erste Ohrenuntersuchung durch den TA bei meinem McGyver war eine ziemliche Katastrophe. :lol:

    Daraufhin hab ich mich sofort im Anschluss damit beschäftigt und es innerhalb des ersten Tages geschafft, die Ohrensuspension beim freistehenden Hund reinzumachen.

    Also "dringlich" geübt, bei behandlungsbedürftigem Ohr.

    Zur Kontrolle - der TA kommt meist zu den HSH hin, wir fahren nur für Sachen in die Praxis, für die das sein muss - hab ich dem TA das vorgemacht und ihn gebeten mitzumachen und so haben wir die Ohrenuntersuchung bestens hinbekommen. Weil der Hund das Grundprinzip verstanden hatte. Wir mussten 2 kurze Pausen einlegen, als es ums Einführen des Otoskops ging. Aber es ging sofort danach weiter.

    Wichtig ist, dass man selbst sich nicht drängeln lässt und dass der TA mitmacht.

    Meiner hat gute Vergleichsmöglichkeiten mit anderen kleinen Rinderhaltungen - bei uns benötigt er trotz des ruhigen Umgangs, des selbsteinfädelns in den Halsfang, mit dem Finger vorklopfen, und "Pieks"-*kicher* und trotz Leckerli für jedes Rind für die Blutuntersuchungen viel weniger Zeit als in vergleichbaren Haltungen. Beim mitmachenden Hund ists genauso. Es ist entspannt und stressfrei für alle.

  • Ich danke dir!

    Um sowas auch beim TA-Besuch erfolgreich anzuwenden, muss man noch einige "Generalisierungs-Schritte" einbauen, also auch andere Personen mit einbeziehen, auch fremde und eben auch an unterschiedlichen Orten.

    Das könnte dauern. :hust:

    Aber vielleicht wenigstens die grundlegenden Dinge, das wäre ja schon ein Erfolg, wenn das ohne Angst klappen würde.


    Ich bestätige gerade Bonadea 's Aussage. :ugly: Aber versuchen kann ich es ja.


    Für die morgige OP hilft uns das jetzt leider nicht mehr, aber mit viel Glück vielleicht für später.

  • Aber versuchen kann ich es ja.

    Schau Dir mal die Videos in Ruhe an und probier es einfach aus. Ich bin sicher, Du wirst überrascht sein, wenn es "klick" im Hundehirn gemacht hat.

    Und es macht wirklich Spass. Und sie machen mit.

    Ich hab mit meinen z. B. ein "eigenes" Kooperationssignal erfunden- ich halte ihnen die Hand unters Kinn, sie drücken ihr Kinn in die Hand als Signal, dass wir anfangen können und dann nehm ich meine Hand weg, weil ich die ja meist für irgendwas brauche. Der Hund würde seine Kooperation dann nicht auflösen, indem er sein Kinn aus meiner Hand hebt, sondern indem er den Kopf leicht bewegt. Das ist für uns so am praktischsten. Wir sind ja meist draussen dabei und da kann man es sich nicht immer so gemütlich machen, wie in den Videos auf dem Sofa.

    Das meiste mache ich im Freistehen der Hunde und den Rest in Seitenlage.

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