extrem ängstlicher Tierschutzhund

  • Hallo ihr Lieben!

    Wie ihr euch denken könnt bin ich derzeit total am verzweifeln. Ich bin schon immer eine Tier-Närrin gewesen, bin mit Haustieren groß geworden usw.

    Anfang des Jahres musste ich meine 12 Jährige Maremmano Mix Hündin aus Rumänien über die Regenbogenbrücke begleiten. Sie war wirklich mein ein und alles, unkompliziert, unglaublich zutraulich und lieb.. hat mit ihren großen braunen Augen jeden bewusst um den Finger gewickelt. Sie war so sanft vom Wesen her und einfach mein Seelenhund.


    Ein halbes Jahr nachdem sie von uns gegangen war schlich sich allerdings doch wieder der Wunsch nach einer Fellnase ein... Also suchten wir in Tierheimen und Tierschutzvereinen nach einem neuen Begleiter.

    Vor einer Woche also zog Rick bei uns ein. Ein Jack Russel-Dackel mix, 2 Jahre aus Tcheschien.

    Tjaaa, was soll ich sagen?


    Er ist EXTREM ängstlich, folgt uns in jeden Raum, jault wenn wir nicht da sind wie verrückt...

    Da er keine Kommandos kennt wollte ich ein bisschen mit ihm üben. Keine Chance.

    Zwar schmust er mit mir und lässt sich kraulen, aber sobald ich etwas von ihm 'will' fängt die panische Angst an und er zittert vor Schreck am ganzen Körper.

    Heute hatten wir zum ersten Mal Besuch und es war der reinste Schreck für den Kleinen.

    Die letzten 3 Tage waren für mich die reinste Achterbahn der Gefühle!

    Ich habe viel recherchiert sowohl gutes als auch schlechtes über Tierschutzhunde gelesen. Mir kamen plötzliche Zweifel ob ich richtig gehandelt habe.

    War es zu früh für einen neuen Hund? War es ein Fehler einen Hund aus dem Tierschutz zu adoptieren? Komme ich mit seinen krassen Ängsten zurecht? Kann ich ihm gerecht werden?

    Fragen über fragen die mich einfach nur quälen. Im Moment habe ich das Gefühl das es ihm auf dem Tierschutz-Hof besser ginge. Es ist eine klasse Einrichtung, in der die Hunde gemeinsam in Rudeln leben. Er könnte dort eher so leben wie er es von Tcheschien her kennt, da ich nun oft gelesen habe das die Tiere potenziell unter einem Kulturschock leiden und deshalb so ängstlich reagieren.


    Ich bin einfach ratlos und am verzweifeln. Ich weiß das mir hier niemand eine Lösung darbieten kann.. Aber vielleicht gibt es den ein oder anderen der schon etwas ähnliches Berichten kann und wie er/sie die Situation gemeistert hat. Ich wäre für jeden Rat dankbar....


    Liebe grüße

    Sonja

  • Vor einer Woche also zog Rick bei uns ein.

    Der Hund ist grad mal eine Woche bei euch, was erwartest du denn von ihm?

    Vielleicht kennt er ein Leben im Haus/Wohnung überhaupt nicht, ihr seid ihm auch fremd.

    Er weiß wahrscheinlich überhaupt nicht was los ist.

    Gib ihm doch etwas Zeit und lass ihn erstmal ankommen. Und irgendwelche Übungen und Kommandos würde ich mir vorläufig schenken.

  • Hallo Sonja,


    alles wird nicht so heiß gegessen wie gekocht und das in Sachen Angsthund keine platte Aussage.


    Dein Hund ist seit einer Woche bei Dir, muss sich an sein neues zu Hause, seine neuen Menschen , die neue Umgebung etc gewöhnen und das braucht Zeit. TSH haben eine Vergangenheit und die ist nicht immer toll, deshalb sind sie oft sehr scheu und ängstlich fremden Menschen gegenüber.( Ich habe hier so ein Exemplar sitzen und die Liebe und Mühe, die wir in Faro gesteckt haben, haben aus ihm einen tollen Hund gemacht)

    Was Dein Hund braucht ist Deine Liebe, Deine Geduld und Deine Ruhe und dann wird das besser


    Üben solltest Du noch nicht mit ihm. Lasse ihm die Zeit, richtig anzukommen und maltretiere ihn nicht mit unsinnigen Dingen wie Sitz und Platz. Das ist viel zu früh


    Wichtig ist, bedränge ihn NIE, lasse ihn von allein kommen, lasse ihn die Welt erkunden.


    Gib ihm Sicherheit und nicht das Gefühl, etwas von ihn zu wollen.

  • Hui, super schnelle Antworten :)

    Ja, ich weiß das eine Woche wirklich sehr kurz ist. Aber genau das waren eben auch meine Gedanken: Das es für ihn vielleicht einfacher wäre, weil er sich noch nicht so sehr an uns gebunden hat? Das es vielleicht besser für ihn wäre die Option zu haben einen Halter zu finden, der sich mit solchen Ängsten auskennt und der ihm gerechter werden könnte?
    Das sind einfach nur Gedanken die mir so durch den Kopf schwirren. Ich habe halt ebenfalls Angst eine falsche Entscheidung getroffen zu haben oder auch in Zukunft zu treffen.
    Dazu dann noch die Schuldgefühle die man so eingetrichtert bekommt bezüglich Tierschutzhund etc. haben mich einfach total verunsichert, obwohl ich mit meiner Bianca damals ja eigentlich gute Erfahrungen gemacht hatte und mir deshalb im ersten Moment überhaupt keinen Kopf gemacht hatte ob es deshalb vielleicht nicht im Sinne des Tieres ist ihn zu adoptieren usw.

  • Hm, in Deinem ersten Posting ging es um DEINE Angst, die nicht wirklich begründet ist und der Hund kann nichts dazu, dass er noch nicht perfekt ist. Ein TSH ist eine Wundertüte und darüber sollte man sich vorher klar sein.



    Die letzten 3 Tage waren für mich die reinste Achterbahn der Gefühle!

    und für den HUnd?

    Aber genau das waren eben auch meine Gedanken: Das es für ihn vielleicht einfacher wäre, weil er sich noch nicht so sehr an uns gebunden hat? Das es vielleicht besser für ihn wäre die Option zu haben einen Halter zu finden, der sich mit solchen Ängsten auskennt und der ihm gerechter werden könnte?

    Für mich liest es sich, als hättest Du schon den Plan, den Hund wieder abzugeben. Wenn das so ist, dann mache das schnell und überlege nicht so lange, bis der Hund sich an Dich gewöhnt hat.Man kann lernen, mit einem ängstlichen Hund umzugehen, ihm Sicherheit zu geben etc.


    Faro hatte vor allem Angst, fremde Menschen, Autos, Staubsauger, Besen, Kinder etc und er ist der tollste Hund geworden, den man sich vorstellen kann. Meine Trainerin sagt das immer wieder und ich bin froh , nicht aufgebeben zu haben. War für mich wohl nie eine Option

  • Deine erste Hündin war doch auch aus dem Tierschutz, oder? Da weiß man eben nicht wie lange Dinge dauern können. Die Erfahrung hast du ja schon gemacht.


    Im Moment lässt sich noch gar nicht sagen wieviel Angst der Hund wirklich hat, bzw. ob Deprivationsschaden oder was auch immer besteht. Die nächsten Wochen heißt es rumgammeln, Dinge beobachten und Zuhause sicher machen. Alleine bleiben einführen, mehr nicht.


    Die Frage ist, ob du jetzt gerade eine Art Welpenblues hast wegen plötzlich eine neue Aufgabe. Oder ob dein Leben nicht dafür gemacht ist einen möglicherweise komplexeren Hund zu haben. Die Frage kannst nur du beantworten.

  • BorderPfoten

    Natürlich weiß ich, dass die ganze Situation für ihn ebenfalls Stress pur ist..


    Darf ich dich mal Fragen, wie genau du mit Faro umgegangen bist? Hast du ihn anfangs komplett in Ruhe gelassen?


    BettiFromDaBlock


    Ja war sie. Aber bei ihr was es irgendwie leichter. Oder aber ich habe mir damals weniger Gedanken gemacht weil ich vll. einfach Jünger war.

    'Welpenblues ' klingt ja interessant... Müsste ich mal googeln.


    Aber bei deiner Aussage 'Ob mein Leben nicht gemacht ist für einen komplexeren Hund' ist mein Gedanke eher der, ob ICH dafür nicht gemacht bin. Ich wünsche mir ja für ihn einen Halter der eben mit dieser Angst umzugehen weiß und sie ihm nehmen kann. Ich habe einfach Sorge das ich ihm als Person das nicht bieten kann.

  • Wenn Du bereit bist, mit dem Hund zu leben und zu wachsen, dann ist erstmal Ruhe angesagt. Einfach entspannt und "da sein". Was ist denn bitte nach einer Woche (!!!) so wichtig an Sitz und Platz? Der Hund muss ankommen und sich orientieren. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass sich erst nach sechs Monaten der tatsächliche Charakter zeigt. Dann ist für mich auch eine wichtige Frage, ob es sich um Unsicherheit, Angst oder Furcht handelt.


    Wie viele TSH (iW ehemalige Laborbeagle) bei uns gelebt haben, kann ich auf die Schnelle nicht zählen. Wie oben schon gesagt: Wenn Du bereit bist mit und von dem Hund zu lernen, dann ist es eine tolle Chance. Wobei die Mischung natürlich schon spannend und mit einem Maremma nicht zu vergleichen ist.


    Wenn Du aber zweifelst, dann bitte abgeben - und möglichst keinen anderen Hund. Denn jeder Hund ist seine spezielle Weise komplex.

  • Satteln wir das Pferd doch andersrum auf: wie stellst du dir das Leben mit deinem neuen Hund (jetzt mal losgelöst von Rick) vor?

    Möchtest du, dass er überall hin mitkommt? Dass er jeden fremden Menschen sofort mag und auch mit Wochenendtrips kein Problem hat?


    Oder wäre es auch okay für dich, wenn er Besuch gegenüber eher distanziert ist, sich nicht von jedem Menschen anfassen lässt? Wenn ein Restaurant-Besuch für ihn zuviel Stress wäre?


    Ob Rick in dein Leben passt, kannst nur du beantworten, denn nur du weißt, was du mit dem Hund machen möchtest, worauf du dich einlassen willst und vor allem, ob du auch Abstriche machen kannst.


    Deine letzten Beiträge klingen stark danach, als ob du dich bereits für eine Abgabe entschieden hättest. In dem Fall würde ich einfach dem TSV, von dem Rick kommt, Bescheid geben und die Situation erklären.

    Einen Hund abzugeben, weils trotz aller Vorbereitung etc doch nicht so gut passt, ist nichts, wofür man sich schämen müsste. Ich hab auch schon einen Hund abgeben müssen, weil keiner von uns damit glücklich war.


    Geh in dich, überleg dir, ob du Rick noch etwas Zeit geben möchtest. Und erinner dich daran, wie Biancas erste Woche in ihrem neuen Zuhause war.

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