Leben mit Welpen - nicht so romantisch wie gedacht

  • Jetzt mach dir bloß keine Selbstvorwürfe - keiner wird als Hundeflüsterer geboren, und im Umgang mit Lebewesen bleibt einem nun mal nichts weiter übrig, als Fehler zu machen! Das geht jedem so. Wirklich jedem. Denk mal daran, wieviel Probleme wir schon im Umgang mit der eigenen Art haben - und dies ist jetzt ein ganz anders gestricktes Lebewesen. Ist doch klar, dass da nicht gleich alles rund läuft!!


    Wenn du jetzt aus diesen Fehlern lernst, ist doch alles prima - dann war es eine wichtige Lektion im "Gefühl für den eigenen Hund kriegen" und wird dir noch sehr viel nützen. In dem Alter ist doch nichts verloren, und wenn ihr jetzt alle ein bißchen runterkommt und besser zueinander findet, lachst du bald über die "theoretischen" Anfänge!

  • Und noch etwas, sehr, sehr wichtig, bevor du jetzt womöglich auch noch anfängst, den Kleinen einzusperren: Wo darf er mal Welpe sein? Ein bißchen ohne Regeln rumballern, am besten mit Kumpels, und die Energie rauslassen, die er nun mal hat, dazu die Neugier, die für sein Alter typisch ist? Das Erkundungsverhalten, die Lust am Schnüffeln, Rennen und Rangeln? Das alles muß irgendwohin, soll es nicht explodieren.

    Wir gehen 1x die Woche in die Welpengruppe und nachmittags darf er draußen auch einfach schnüffeln.


    Rennen und rangeln darf er ja, wir spielen auch körperlich (vorwiegend draußen) aber das körperliche nur bis zu einem gewissen "schmerzpunkt" bei mir. Generell darf er ja auch zuhause kaspern, er hat hier eine Decke, die er beknabbern, ziehen und zerren darf. Und rennen darf er natürlich sowieso.

  • Könnt ihr ihm nicht den einen oder anderen Hundekumpel suchen, vielleicht über die Hundeschule oder sogar eine Kleinanzeige?


    Fürs Rennen und Rangeln sollte eigentlich nicht vorrangig der Mensch zuständig sein, zumal, wenn ihr ein kleines Kind habt. Ein etwas "körperklausiger" Hund in dieser Größe, der euch als Halbstarker wüst anspielt und das Kind von den Füßen holt, ist nicht so der Brüller.


    Aber ihr würdet sicher alle sehr davon profitieren, wenn er seine Energie von Zeit zu Zeit mal mit anderen Hunden abbrennen dürfte. Und vielleicht findet ihr ja sogar noch einen netten, souveränen älteren Rüden, der ihm auch ein bißchen die Welt erklärt?


    Ich würde wirklich, sobald er durchgeimpft ist, "Hundeanschluß" suchen - mit ein bißchen Glück kann man da auch als Mensch sehr profitieren und richtig nette Leute kennenlernen.

  • Ich glaub, bei euch fehlt einfach noch das richtige Maß. Den Welpe Welpe sein lassen, schön und gut, aber irgendwann ist mal Schicht im Schacht. Selbst meine erwachsenen Rüden haben mal Momente in denen sie richtig aufdrehen. Heute morgen zum Beispiel. Sehr früh Gassi über die Felder. Da muss es noch nach Wild gerochen haben... Hunter war nur on tour und hat sinnlos rumgeballert und für's letzte Drittel durfte er dann halt an die Leine... Irgendwann is gut.

  • Danke für den Hinweis, ich habe nicht damit gerechnet, dass der Stress sich so lange abbaut.

    das wissen die meisten nicht.


    die hündin von meinem bruder hat ein jahr gebraucht, um runter zu kommen (bei ihr war das aber deutlich schlimmer wie bei dir).

    und obwohl mein bruder zum schluss ein gutes gefühl zwischen ruhe / aktion / bewegung hatte, hing sie ihm immer noch regelmäßig in armen und beinen.




    ich hab ja nun auch nen hund zu hause, den wirklich alles stresst.

    man entwickelt ein gefühl dafür, was man dem hund zumuten kann und was gerade einfach nicht geht.


    bei meinem zweiten hund fällt es mir auch manchmal schwer abzuschätzen, was noch geht, und was nicht.

    aber da ist ein klares zeichen wenn sie nicht mehr zur ruhe kommt. dann wars zu viel und die nächsten zwei tage passiert hier dann gar nix. außer kleinere löserunden.

  • Zitat

    Ich werd die Freilaufrunden auch reduzieren und wahrscheinlich selbst wieder anfangen zu rauchen um mich runterzufahren^^ Oder Yoga ;)

    Die Freilaufrunden würde ich absolut nicht reduzieren, aber sie in sowas wie "Entpannung für zwei" umwandeln. Ihr geht bewußt ganz gemütlich, setzt euch auch mal irgendwo hin. Du läßt kleinen Kerl seine Hundedinger machen, siehst ihm ganz bewußt dabei zu und versuchst, dich in sein Vergnügen einzufühlen. Wann ist dir zum letzten Mal aufgefallen ,wie interessant so ein Grashalm sein kann? Wie niedlich es ist, wenn dem Kleinen beim Rennen vor Eifer die Ohren flattern? Wie spannend es sein muß, einen Käfer zu beschnüffeln?


    Glaub mir, bei sowas kriegst du nicht nur ein immer besseres Gefühl für den kleinen Hund und spürst bald instinktiv, wie er auf irgendwas reagieren wird, sondern enspannst dich selbst gleich mit, weil du mit in einen andere Welt abtauchst. Genaugenommen IST das Yoga, nur mit Hundehilfe und für beide. Dann kommt ihr beide enspannt nachhause, und eurer Bindung wird das besser tun alle Ratgeberübungen zusammen.

  • Hier ist jetzt wieder eine Situation, in der ich einfach nicht weiß, wie ich den Wirbelwind bändigen kann.


    Er ist aufgewacht, wir sind runter zum Lösen. Der Rückweg erweist sich auch schon immer als recht schwierig (der weg ist nicht lang, einmal über die Straße und dann das Haus per Fahrstuhl hoch). Er zieht schon immer nach Hause, springt dann in die Leine, zieht, zerrt und will dann auch eigentlich nicht mehr rein. Ich trage ihn dann immer rein, weil er von allein oftmals nicht mehr 10cm weitergeht.


    Zuhause gabs Futter bzw. ich hab es fertig gemacht und er hat mich dabei angebellt. In dem Moment setz ich mich wortlos auf die Couch und warte bis er ruhig ist. Dann gibts den Napf.


    Danach haben wir etwas gespielt und ich habe mich auf die Couch zum Arbeiten gesetzt. Er wollte mit seinem Spielzeug zu mir hoch und ich hab ihn hochgesetzt. Er spielt und beisst mich volle Möhre in den Oberarm. Ich schreie auf, setze ihn samt Spielzeug runter und drehe mich weg.


    Dann zieht er an der Decke, die auf der Couch liegt, knurrt sehr hart und bellt. Ich habe ihm dann "seine" Decke gegeben, an die er ziehen und zerren darf, soviel er will.


    Ich habe auch hier das Gefühl, völlig falsch zu reagieren, aber seine Zähne tun wahnsinnig weh und ich möchte ungern aus dem Nichts attackiert werden...

  • ICH verstehe nicht, was mein Kleiner will/braucht und ICH kann dem Hund nicht begreiflich machen, was ich möchte. Mein Welpe ist ein Baby. Das weiß ich und ihn trifft keine Schuld. Ich habe nicht ohne Grund Schuldgefühle ihm gegenüber.

    Ich würde sagen du solltest euch einfach noch etwas Zeit geben zu reseten (den Stress loszuwerden).


    Und dann arbeite einfach von dem oben ausgehend. Er ist ein Baby, es ist in gewisser Weise durchaus ähnlich mit dem ersten Kind. Wie lang hast du damals gebraucht um zu wissen welches Schreien was bedeutet? Usw... Es ist im Endeffekt der gleiche Ansatz, manche Details sind gleich, manche anders, mache einfacher, manche schwerer.

    Du verstehst nicht was er will, klar, macht nichts du hast doch Zeit oder? Du hast doch keinen Termindruck wann er was können muss.

    Schau ihn dir an, beobachte, teste ein bisschen wie er reagiert wenn xyz, schau was geht, was eingeschränkt geht und was eben nicht geht. Was findet er gut, was macht ihm Angst, wie zeigt er diese Gefühle, was ist er überhaupt für ein Charakter usw.

    Und gib dem Kleinen diese Zeit auch. Fahre eine feste Linie, sei berechenbar, ehrlich und klar. Gib ihm die Chance dich lesen und einschätzen zu lernen. Du brauchst ihm anfangs eigentlich noch gar nichts groß begreiflich machen.


    Ich habe für mich festgestellt ich fahre mit Welpen mit Abstand am besten, wenn ich den Kopf ausmache, keine Ziele, keine Planung usw, einfach nur nach Gefühl und mit einer gehörigen Portion Neugierde auf den neuen Familienzuwachs eingehe.

    Ich habe ein positiv-Geräusch (freudiges "uii") und ein negativ-Geräusch (strengeres "mh") womit ich dem Welpen Feedback gebe (es ist wirklich nur Feedback! Ein "mh" ist zB kein Abbruch-Kommando o.ä.!!) ob ich etwas gut finde oder nicht.

    Wenn er zB beim "mh" beschließt, dass ihm das egal ist und meine teuren Lederschuhe zu lecker sind um nicht drauf rumzukauen, schnappe ich ihn mir halt und packe die Schuhe weg. (Die lernen die einfachen Regeln auch damit, da muss man nichts groß verbieten usw)


    Und den Rest lasse ich einfach spontan auf mich zukommen.

    Wenn ich zB eine Runde um den Block gehen will, aber uns 2 Gärten weiter ein Gartenzwerg auflauert und nochmal 2 Häuser weiter eine Mülltonne hinterrücks angreift, dann reicht das locker für einen Spaziergang und wir drehen um und ich schicke Welpi ins "Bett" um das erlebte zu verdauen. Es gibt keinen Grund unbedingt mit aller Gewalt um diesen Block zu latschen. Und das gilt für so ziemlich alles andere auch.

    Das einzig wichtige in solchen Situationen ist sich vor Augen zu führen was der Welpe bei sowas leistet. Ich registriere diesen Gartenzwerg nicht und auch das leise Klappern einer Mülltonne wäre mir nicht aufgefallen. Aber für den Welpen ist das wahnsinnig anstrengend, neu, erschreckend, und dann die Angst überwinden, der neue Geruch und das alles noch irgendwie einordnen und das gleichzweimal zusätzlich zu den ganzen anderen normalen Gerüchen auf dem Gehsteig.

    (Deswegen liebe ich die Welpenzeit, man sieht die Welt mit ganz anderen Augen.)


    Das heißt nicht, dass ich nichts mit dem Welpen mache, aber eben nicht geplant. Wenn er beim spielen apportieren anbietet würde ich (wie du) da positive Rückmeldung geben und das Kommando mit einführen, aber es steht nirgends auf einem Plan, wenn er es nicht anbietet auch gut (vorerst ;))


    Ich schreibe das so ausführlich, weil ich glaube, dassdu irgendwas übersiehst, was du nicht als anstrengend einordnest, der Welpe aber ganz anders sieht. Aber wenn du sowas nicht siehst können wir es natürlich auch nicht erkennen.


    Ich würde sagen, vertrau dir selbst mehr als irgendwelchen Büchern, du hast ein Baby großgezogen, da schaffst du auch einen Welpen. Die Bücher haben auch eine Berechtigung, aber sicher nicht als Schritt für Schritt Anleitung.

  • Der sucht nach sozialen grenzen. und findet sie nicht. das ist das ergebnis von management , wegsperren und umlenken.


    wenn die bezugsmenschen grenzen verweigern sind die kleinen haltlos.

  • Der sucht nach sozialen grenzen. und findet sie nicht. das ist das ergebnis von management , wegsperren und umlenken.


    wenn die bezugsmenschen grenzen verweigern sind die kleinen haltlos.

    Kannst du mir das erklären, das hab ich leider nicht verstanden. Welche Grenzen verweigere ich?


    Es folgt von mir ein "nein" und ein sanfter Stoß weg/runter. Oder ist das nicht die Grenze von der du sprichst?

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