Junge, psychisch kranke Rentnerin - Geeignet für Hund?

  • Ich finde solche Threads - es gibt mehrere recht ähnliche Threads hier - immer etwas heikel, weil sie kaum umfassend beantwortet werden können, ohne auf die gesundheitliche Situation einzugehen - aber das wiederum hier nicht der richtige Ort ist. Ich versuch mich mal an der Gratwanderung :smile:


    Deinen Wunsch kann ich voll und ganz verstehen und eine Erkrankung macht Dich nicht automatisch zu einer ungeeigneten Hundehalterin. Ein paar Punkte hats Du ja achon gehört:


    - Du musst rechnen, dass Kosten - auch ungeplante und durchaus mal hohe Kosten - auf Dich zukommen.


    - Dein Hund muss täglich seine Grundbedürfnisse (dazu gehört auch Auslauf) befriedigt bekommen, egal, wie es Dir gerade geht. Auch wenn Du knietief im seelischen Keller steckst oder erstarrt vor Angst bist. Wenn Deine Erkrankungen Phasen mit sich bringt, in denen das schwer möglich ist, sollte jemand da sein, der verlässlich und ohne Wenn und Aber einspringt. Gleiches gilt auch für Reha- oder Krankenhausaufenthalte.


    - Hunde ziehen fremde Leute an und sind Gesprächs,agneten. Und Garanten (merkst Du an mir ja auch :smile:) für viele, viele Ratschläge. Auch unerbetene. Damit solltest Du rechnen.


    - Ein Hund macht nicht nur Freude. Er ist ein Wesen einer anderen Spezies mit ganz eigenen Vorstellungen und Bedürfnissen und die umfassen jagen, Fleisch fressen, sich in Stinkigem wälzen, ggf. mobben ... Er ist nicht unbedingt stubenrein, versteht zumindest am Anfang oft nicht, was Du von ihm willst, kann Eigenschaften (Jagdtrieb, Unverträglichkeit, Unkuscheligkeit ...) entwickeln, die völlig Deinen Bedürfnissen, Erwartungen und Wünschen zuwiderlaufen. Und ist trotzdem da und muss liebevoll und sachkundig versorgt werden. Das ist schon eine Aufgabe - guck mal hier durch die Threads mit Stichwort „Welpenblues“, da hast Du zu 95% das Auseinanderklaffen zwischen Vorstellung und Realität, gerade auch bei Ersthundehaltern.


    - Es wird voraussichtlich Zeiten gehen, in denen Du Deinen Hund durch Krankheit, Leid, Schmerz und zum Schluss in den Tod hinein begleiten musst. Auch dafür braucht es einen Plan.


    - Auch wenn der Hund noch so gut in Deine Lebensvorstellung passt: Du wirst Dich ihm anpassen müssen. Die Bereitschaft und eine gewisse Flexibilität dafür sollten da sein. Und übrigens: Ruhig, lieb und faul ist ein Hund nicht von Natur aus. Letzteres schon mal gar nicht. Man muss ihn schon ausbilden und dabei eben auch auf seine Bedürfnisse eingehen.


    Falls Du gute Beratung hast von Leuten, die Dich auch persönlich kennen, dann würde ich da auch mal durchdiskutieren.


    Und ja: Mit allem Hier Genannten und trotz oder gerade deswegen ist ein Hund eine wirkliche Bereicherung. Wenn man sich auf das Leben mit Hund eingelassen hat.

    Die Größe der Wohnung ist dabei recht wurscht.


    Bei den Bolonkas oder Havanesern würde ich mich mal umgucken. Aber auch die brauchen Beschäftigung.


    Bitte keinen Bully. Jeder Züchter wird erzählen, dass gerade seine Hunde freiatmend sind. Und jeder Nichtzüchter, der wahllos produziert, auch. Und in den allermeisten Fällen stimmt es einfach nicht, diese Hunde sind auf eine dysfunktionale und Leid verursachende Körperform gezüchtet. Und haben durch massenhafte Vermehrerei und Zucht auf bestimmte Farbschläge noch weitere Vorerkrankungen.


    Meine Nachbarn schwören auf Frenchies. Meine alte Hundedame hier hat dort nacheinander 3 Hunde kennengelernt und der Dritte sieht jetzt schon älter aus als sie.

  • Schwierige Frage, finde ich und eigentlich nur zu beantworten, wenn man Dich persönlich kennt.


    Eigentlich sollte man sich bei der Hundeanschaffung klar machen, dass ein Hund in den seltensten Fällen die Erwartungen oder das Wunschbild wirklich wird erfüllen können. Der Hund soll aufmuntern? Viele Hunde sind verunsichert und meiden einen, wenn sie merken, dass man gerade schlecht drauf ist - weil es sie verunsichert.

    Der Hund soll kuscheln kommen? Manche Hunde mögen das nicht sonderlich und schon gar nicht auf Abruf.


    Der putzige Welpe führt bei vielen Menschen außerdem zum "Welpenblues" (liest man hier im Forum immer wieder), wenn Wunsch und überfordernde Wirklichkeit nicht überein stimmen. Da rate ich Dir, sehr genau in Dich zu gehen wie belastbar Du bist, wenn es dann (wie bei den meisten Welpen) phasenweise so überhaupt nicht entspannt und rund läuft.


    Bei erwachsenen Hunden lässt sich besser einschätzen, ob sie gern kuscheln und stabil genug sind, einen aufmuntern zu können anstatt sich verunsichert zurück zu ziehen. Da würde ich gezielt im Tierschutz suchen.


    Ansonsten kann ein Hund leider urplötzlich extrem teuer werden - kannst Du als Rentnerin mit Pech auch mal 300-1000 Euro Tierarztkosten spontan aufbringen? Hast Du jemanden, der Dir notfalls aushilft (Geld) oder den Hund auch in Betreuung nimmt (Klinikaufenthalt o.ä.)?


    Ich will Dir den Hundewunsch nicht schlecht reden - oft ist es aber gut, von den Traumvorstellungen mal abzurücken und ganz sachlich und analytisch zu überlegen, ob man auch die "worst-case-Szenarien" durchstehen würde.


    P.S. Bei Bullys solltest Du generell extrem hohe Tierarztkosten einplanen, das geht schnell in die 1000de.

  • Auch von mir, ein Hund kann eine Bereicherung sein. Als ich mich in einer ähnlichen gesundheitlichen Verfassung befand hatte ich zwei Shih - Tzu's. die Beiden haben mich immer aus meinen Tiefs raus geholt. Aber ich weiß nicht wie es bei dir aussieht. Hundehaltung ist kostenintensiv, passt das mit deiner Rente?

    auch ich sage nein zur Bulldogge, da ist keiner wirklich freiatmend. Beim Shih - Tzu hast du intensive Fellpflege zu erfüllen. Aber auch da muss und kann ein Hund lernen.

    Gesund bin ich bis heute nicht und heute führe ich im reiferen Alter eine AM- Hündin.


    PS: ich bin nicht allein und kann mich auf meinen Mann verlassen

  • Eigentlich kannst du nur selber beantworten, ob du für die Hundehaltung geeignet bist. Ist dein Tagesablauf einigermassen strukturiert, kommst du morgens aus dem Bett, kannst du Verantwortung für ein Lebewesen übernehmen, und das für einen langen Zeitraum? Kannst du dir einen Hund finanziell leisten?


    Wichtig wäre auch noch die Frage, ob du häufiger Klinikaufenthalte hast. Der Hund muss in dieser Zeit zuverlässig fremd betreut werden.

  • Ich denke auch, dass sowas mit dem Therapeuten oder Arzt besprochen werden sollte. Jemand der die TE nicht kennt, kann da ja kaum was raten. Ich habe durch meinen Beruf ab und an mit psychisch erkrankten jungen Menschen zu tun. Manchen von ihnen würde ich einen Hund anvertrauen; anderen nicht. Pauschal kann man da keine Aussagen machen.

  • Ich würde es auch mit dem Arzt und Therapeuten besprechen. Allerdings, sehe ich den finanziellen Aspekt als sehr großen Knackpunkt, wenn da keine Unterstützung ist.. Impfungen, Wurmkuren, Zeckenschutz, evtl. kleinere Verletzungen, Hundesteuer, Zahnsteinentfernung (und die kommt bei Kleinhunden) und was ist wenn der Hund ernsthaft krank wird? Regelmäßige Behandlungen/Medikamente/vielleicht Spezialfutter. Kannst du das stemmen?

  • Jetzt mal abgesehen von der Thematik, ob du dir überhaupt einen Hund zulegen solltest oder nicht - wenn du dir einen Hund nimmst, bist du denke ich, mit deinen Favouriten eh ganz gut dabei. Die Franz. Bulldogge wird hier z.B als sehr anfängertauglich eingestuft

    Das gleiche gilt wahrscheinlich aber auch für den Bolonka. An der Hunderasse soll es also nicht scheitern...

    Ich wünsche dir auf jeden Fall, dass du dir deinen Wunsch nach einem Hund erfüllen kannst - überlege es dir halt gut und sprich vielleicht wirklich zuvor nochmal mit einem Therapeuten. Alles Liebe!


    Edit by Mod

  • Die Franz. Bulldogge wird hier z.B als sehr anfängertauglich eingestuft

    Anfängertauglich mag sein, aber es ist eine Qualzuchtrasse mit den entsprechenden gesundheitlichen Problemen, deswegen würde ich auch davon abraten.:/

    Ja, das hast du natürlich absolut recht, ich persönlich würde mir auch keine Qualzuchtrasse zulegen.

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