Unsere Junghunde... der alltägliche Wahnsinn Teil 10

  • Ja klar, manchmal sieht man am Anfang nicht, ob man da jetzt eine Hilfe für den Hund konstruiert, oder sich ins Knie schießt. DIE Methode für jeden Hund gibt es ja eh nicht.

    Mein Emil ist ja auch eher Typ angeknipst und ich versuche möglichst wenig beim Gassi auf den Hund ein zu wirken, eben weil er sonst jedes Gassi zum Training umfunktioniert. Daher habe ich das Z&B, als die Verhaltenskette daraus funktioniert hat, eben auch flott wieder ausgeschlichen.

  • Ja klar, manchmal sieht man am Anfang nicht, ob man da jetzt eine Hilfe für den Hund konstruiert, oder sich ins Knie schießt. DIE Methode für jeden Hund gibt es ja eh nicht.

    Mein Emil ist ja auch eher Typ angeknipst und ich versuche möglichst wenig beim Gassi auf den Hund ein zu wirken, eben weil er sonst jedes Gassi zum Training umfunktioniert. Daher habe ich das Z&B, als die Verhaltenskette daraus funktioniert hat, eben auch flott wieder ausgeschlichen.

    Das stimmt. Bei meiner Hündin klappte Click for Blick auch gut. Wir haben uns an den Hundeplatz gesetzt und eben Hunde gemarkert. Damit änderte sich dann auch gut die Emotion und sie war ansprechbar und orientierter an mir. Runtergefahren ist sie damit eher nicht, da arbeiten wir jetzt anders dran - Click for Blick brauchen wir nicht mehr. Hatte das Vorgehen damals auch mit einer Trainerin abgestimmt. Denke, wenn ich zum Z&B übergegangen wäre, dann wäre die vorhandenen Aufregung bei diesem Hund auch direkt ans Wort gekoppelt worden. "Hund" -> BAM! AN! "ARBEIT!!!"

    Bei einfachen Gruseligkeiten lasse ich sowas eben. Einfach, weil man sie mit diesem Sachen extem anknipsen kann und ich damit keinen entspannten Hund bekomme.

    Ich möchte nur dafür sensibilisieren, dass positiv nicht immer auch "problemlos" bedeutet. Wobei das eben auch jeder für sich definieren muss. Der von mir genannte Rüde hat ja nicht zugepackt oder so. Er wurde einfach in eine völlig unerwünschte Richtung trainiert, was einem dann eben irgendwann auf die Füße fällt. Ist blöd, wenn 40 KG Lebendgewicht hochfahren und frustrierend, wenn man das so nie fördern wollte.

  • Eine interessante Fragestellung! Belohnt man also besser das Hinsehen oder das Wegsehen?

    Ich habe situativ das gefördert, was Bobby von sich aus angeboten hat. Als Welpe hat er sich hingesetzt und den Reiz (Mensch, Hund, Auto etc.) beobachtet. Dieses Hinsehen habe ich anfangs auch belohnt, so konnte er sich im 1. Schritt in Ruhe damit auseinandersetzen. Irgendwann wurde das aber unpraktisch aus zwei Gründen: Erstens hat sich der Hund schon hingesetzt, sobald ein Mensch auch nur in der Ferne zu sehen war - da kam man also quasi nicht mehr aus dem Sitzen raus. :ugly: Außerdem hatte ich ebenfalls das Gefühl, dass es inzwischen nicht mehr um die Verarbeitung des Reizes ging, sondern das Hinsehen diesen eher noch interessanter machte.

    Also sind wir mit dem Beginn der Junghundezeit zum 2. Schritt übergegangen: der Umorientierung zu mir, also dem Wegsehen vom Reiz. Bobby schaut mich an und wird dann dafür bestätigt (ich rufe oder locke ihn aber nicht, er bietet das selbst an). Das klappt sehr gut für alle Reize, die irgendwie aufregend sind für ihn. Menschen, die genügend Abstand halten, interessieren ihn inzwischen schon gar nicht mehr, sondern er läuft direkt und ohne Reaktion ganz entspannt daran vorbei - das wäre künftig natürlich der Idealzustand.

    Insofern finde ich beide Varianten förderlich - je nach Situation, Hundetyp und Trainingsziel halt.

    EDIT: Z&B nutze ich also eher in Situationen, wo sich der Hund mit dem Reiz auseinandersetzen soll, um ihn zu verarbeiten: gruselige Mülltonnen oder Plastiksäcke zum Beispiel.

  • Denke, wenn ich zum Z&B übergegangen wäre, dann wäre die vorhandenen Aufregung bei diesem Hund auch direkt ans Wort gekoppelt worden. "Hund" -> BAM! AN! "ARBEIT!!!"

    Bei einfachen Gruseligkeiten lasse ich sowas eben. Einfach, weil man sie mit diesem Sachen extem anknipsen kann und ich damit keinen entspannten Hund bekomme.

    Ja, das war hier schon so. Also Arbeitsmodus, wenn der Satz kam. Aber auch immer mehr eine Erleichterung beim Hund. Dass es ok ist, wenn da ein Mensch kommt. Dass ich es gesehen habe und für gut befunden. War wichtig für ihn. Er hat Menschen aus Unsicherheit angepöbelt. Aber den "Satz" musste ich eben wieder los werden. Und damit habe ich aufgehört, als die Verhaltenskette da war. Und anfangs kam er dann zwar noch sehr aufgeregt ins "Ran", ich habe ruhig verbal gelobt und mehr war halt einfach nicht und dann wurde es zur Normalität.

    Aber dass er den Satz natürlich noch kennt kann eben nützlich sein, wenn Menschen sich sonderbar benehmen.

    Eine interessante Fragestellung! Belohnt man also besser das Hinsehen oder das Wegsehen?

    Kommt auf die Intention beim Hund an.

    Emil fand Menschen gruselig. Ihn weggucken lassen hätte einen Konflikt ausgelöst, der Gruselmensch hätte ihn ja dann von hinten anfallen können.

    Bei Lucifer, der es macht wie Bobby und seinen kleinen Hintern hinsetzt und Menschen anglotzt ohne sie gruselig zu finden belohne ich das Umorientieren zu mir. Er findet Menschen grundsätzlich erstmal spannend und würde sie beim Näherkommen gerne anspringen, da funktioniert das mit Umorientierung sehr gut. Aber die Intention ist bei beiden Hunden eben ganz unterschiedlich.

  • Kommt total drauf an, was ich gerne für ein Verhalten hätte und was für den Hund leistbar ist.

  • EDIT: Z&B nutze ich also eher in Situationen, wo sich der Hund mit dem Reiz auseinandersetzen soll, um ihn zu verarbeiten: gruselige Mülltonnen oder Plastiksäcke zum Beispiel.

    Bei Gruseligkeiten habe ich zum Beispiel noch nie mit Click for Blick, Zeigen und Benennen oder anderen Markersignalen gearbeitet.

    Das waren bei uns immer so Momenten - sie war halt jung und kannte das einfach nicht. Da habe ich nie nach irgendeiner Methode gearbeitet. Bei solchen Gruseligkeiten habe ich den Hund am liebsten im Freilauf oder an einer langen Leine gehabt (an der Straße zum Beispiel). Habe ihr gar nicht viel Aufmerksamkeit geschenkt, sondern bin einfach zum Reiz hin und hab mich ganz selbstverständlich damit beschäftigt. Dabei habe ich dann schonmal paar Kekse dort "vergessen". Ich hab mich also neben gelber Säcke gesetzt, eine Mülltonne gestreichelt, mich auf einen Haufen Folie im Feld gesetzt :hust: Aber ohne den Hund zu locken, zu zwingen oder irgendwie unter Druck zu setzen! Auch nicht aus dem Augenwinkle beobachten. In der Regel war die Angst dann ganz schnell vergessen, der Hund kam auch mal gucken, fand ggf. ein paar Kekse und ich musste aufpassen, dass der Hund die Sachen nicht zerfleddert oder mitnimmt :lol:. Wenn es zu gruselig war (ein Hydrant zum Beispiel mal), dann war das völlig ok. Ich brauchte da nie zwangsläufig ein positives Erlebnis.

    Bei sowas versuche ich immer zu vermitteln, dass der Hund sowas nicht abchecken muss. Wenn sie neugierig ist darf sie gucken gehen. Wenn nicht, ists auch ok.

    Teilweise schicke ich sie sogar weg, wenn sie Muffen hat (große Tiere wie Rinderbullen, Pferde oder sowas) und es wirklich gefährlich werden kann. Bei sowas ist es völlig okay für mich, wenn sie den Rückwärtsgang einlegt und einen großen Bogen läuft. Ich muss ihr nicht zeigen, dass die großen Tiere - die uns grade signalisieren, dass wir bitte weitergehen sollen - nichts schlimmes sind. Ich bin froh, dass sie nicht freundlich und offen auf Mutterkühe zugeht, sondern da viel Abstand hält. :lol: Die Vorsicht ist da einfach angebracht.

  • Daher habe ich das Z&B, als die Verhaltenskette daraus funktioniert hat, eben auch flott wieder ausgeschlichen.

    So solls ja eigentlich auch sein, für Hunde mit eher sehr hohem Erregungsniveau um sie erstmal wieder ansprechbar zu machen. Nicht um einen ein bisschen unsicheren Hund, der aber gut klarkommt, hochzufahren und erst was in die Situation zu legen. deshalb habe ich es mit meiner Hündin auch nicht gemacht

  • Grundsätzlich gebe ich dir recht, Verhaltenskette können auch ordentlich nach hinten losgehen.

    Hier ist es nun so, dass mir mein Hund mittlerweile auch Menschen, die ich noch nicht sehe anzeigt. Er dreht sich um und kommt zu mir. Das finde ich total praktisch. Das ist ja eine Kette, die ich immer gebrauchen kann, weil ich immer möchte, dass er bei entgegenkommenden Menschen „ran“ kommt. In diesem einen konkreten Fall also praktisch und (noch) ohne Kehrseite.

    Eine solche Kette ist ja auch klasse und total praktisch.

    Ein Beispiel vom Spaziergang. Hinter uns geht ein Hund. Meine Hündin dreht sich um und guckt. Nun kann ich doch auch einfach warten, bis sie sich abwendet und das weggucken belohnen. Ich verstehe da nicht den Umweg über Marker für Blick.

    Hab ich auch nie. Wie ich es aber verstanden habe, ist es so, daß der Hund zunächst in seiner hohen Erregungslage eben nicht ansprechbar ist, sagen wir bei einer Hundebegegnung. Da soll Click für Blick dann den Weg öffnen, also den Fuß in die Tür kriegen, wie es hieß, daß der Hund erstmal handelbar ist.

  • Eine interessante Fragestellung! Belohnt man also besser das Hinsehen oder das Wegsehen?

    Ich habe situativ das gefördert, was Bobby von sich aus angeboten hat. Als Welpe hat er sich hingesetzt und den Reiz (Mensch, Hund, Auto etc.) beobachtet. Dieses Hinsehen habe ich anfangs auch belohnt, so konnte er sich im 1. Schritt in Ruhe damit auseinandersetzen. I

    Da frag ich mich gerade, warum in dem Fall belohnen (soll keine Kritik sein), was soll das Ziel am Belohnen sein, also warum: weil der Hund sonst weggerannt wäre, oder belohnst du, das er sich nicht aufregt. Megan hat sich auch stundenlang hingesetzt und beobachtet, ich war einfach bei ihr, hab aber nichts gemacht, weil ich denke, daß ich ihr dadurch etwas von ihrer Selbständigkeit genommen hätte, hätte ich das belohnt. Also z.B. wenn ich laufe und irgendwer ständig sagt, wie prima ich das mache, dann beginne ich doch an mir zu zweifeln, wie blöd ich sein muß, wenn man Selbstverständlichkeiten, also mein Geradeauslaufen, belohnt.

    Wenn sie aber ruhig ein vorbeifahrendes Fahrrad angeguckt hat, wo sie vorher sich noch aufgeregt hat, dann habe ich das schon belohnt, einfach um solche heiklen Situationen lieber doppelt abzusichern, also der Hund kann sich von sich aus beherrschen und es ist aber noch schwierig, also lieber noch verstärken.

  • Ich hab heute auch unabsichtlich eine kleine Verhaltenskette gebastelt :muede: meine Kleine geht ja seit kurzem total auf Vögel ab, die Pfeife unser Superrückruf hat nicht mehr funktioniert. Deshalb hab ich heute größere Geschütze aufgefahren und hab Wiener eingepackt. Hab zuerst einen Übungspfiff gemacht damit sie merkt, dass es was richtig leckeres gibt. Dann kamen die Krähe, der Pfiff hat funktioniert, aber das schlaue Luder ist jedesmal nach dem Pfiff und Würstchenschmaus gleich wieder los geflitzt, weil sie noch mehr Würsten wollte, er waren leider außerordentlich viele Krähen in der Gegend. Nach viermal hab ich sie dann an die Flexi genommen :headbash:

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