Zweithund ist zu Ersthunden aggressiv

  • Hallo Ihr!


    Kurz zur Vorgeschichte:

    Ich habe eine große bulgarische Straßenhündin, 3 Jahre / lebt davon 1,5 Jahre bei uns.

    Meine Mutter hat ebenfalls von der selben Orga eine mittelgroße Hündin und eine kleine Havaneser-Hündin.


    Meine Hündin (Nala) war nie alleine seit sie bei uns ist, da wir einen zweiten Hund hatten. Leider ist meine treueste Begleiterin jedoch nach 10 Jahren an einer CNI verstorben :( es war furchtbar.

    Nun wollte ich Nala etwas Gutes tun und nochmal von der selben Orga einen kleinen Hund adoptieren. Gesagt getan. Hab mich informiert. Dieses Mal ein Rüde. 10 Monate alt. Kleine Rasse.


    Gestern kam er an. Ich & meine Mutter haben ihn abgeholt und die erste Nacht mit ihm alleine im Haus meiner Eltern verbracht. Alles bestens. Man hat aber gleich gemerkt, dass er sich extrem auf mich fixiert hat.

    Ich muss noch erwähnen, dass der Plan war, dass er bis Ende des Jahres bei meinen Großeltern bleibt - bei denen ich auch jede Woche bin, da ich nächste Woche einen operativen Eingriff habe und sie mich quasi in der Anfangsphase unterstützen wollten. Und länger in Bulgarien lassen wollte ich ihn auch nicht.


    Heute fuhr ich dann mit ihm meinen Mann und unsere Hündin abholen, um mit ihnen gemeinsam zu meinen Großeltern zu fahren. Aufeinandertreffen auf der Straße erfolgt. Da ging es schon los. Er zeigte nach dem Beschnuppern rasch die Zähne, verbellte sie, wirkte unsicher und wollte dann ständig hoch zu mir.

    Bei der Familie angekommen ging es so weiter. Auch zu den anderen beiden Hunden. Und jedes Mal wenn ich weggegangen bin, fing er sofort zu winseln an.

    Waren länger spazieren alle gemeinsam - anfangs eine Katastrophe. Wieder bellen und zähne zeigen. Dann aber besser. Doch im Haus beruhigt er sich kaum. Sitzt er neben mir und ein andere Hund kommt rein, fährt er sofort hin.

    Ich bin ehrlich überrascht. Zuerst Mal kennt er ja andere Hunde und hat mit denen auch gelebt ....und warum er sich so extrem Besitzergreifend ist. Hab ihn dann aber auch immer zurecht gewiesen und gezeigt, dass die anderen eben auch dazu gehören.


    So - nun musste ich heute abend jetzt weg. Er blieb aber recht friedlich bei meiner Oma zurück.

    Ich frag mich aber, ist es gut, dass er eben gleich sieht, dass ich nicht ständig da sein kann und ihm allein gehöre?

    War das Zusammentreffen richtig? Hab ich etwas falsch gemacht?

    Und was kann ich tun, damit er die anderen mag? Ihm einfach im Alltag integrieren und herum laufen lassen? Hab Angst dass es eine Rauferei geben könnte? Manche sagen auf der Wiese einfach alle frei laufen lassen?

    Oder legt sich das von allein? Will sein Verhalten keinesfalls verstärken


    danke schon mal

  • Der Hund ist nicht besitzergreifend, der kennt Dich noch gar nicht.

    Der hat Höllenstress.


    Und ist bereits am ersten Tag bei Euch komplett mit Eindrücken überfahren worden.


    Der hat zig Stunden Transport hinter sich und keine Ahnung, was das alles soll und ob er hier lebend wieder raus kommt.


    Womöglich hat der noch nie in seinem Leben nen Leinenspaziergang absolviert, hat Zwingerkondition, also keine.

    Ihn jetzt einfach mal frei laufen zu lassen kann außerdem wirklich blöd und mit entlaufen enden (Und auch wenn er sich an Dir orientiert, Bindung ist das noch nicht. Nur quasi an die am wenigsten gefährlich wirkende Person dran hängen, vielleicht hat die ja nen Plan).

    Kennt Leben im Haus vielleicht nicht. Euch sowieso nicht. Euer Wohnumfeld. Alles.


    Dass er andere Hunde angeht... Unverträglichkeit muss das nicht sein. Selbstverteidigung eher. Wie gesagt, nach nem Tag weiß der Hund noch nicht, ob er den Horrortrip den er grad durchmacht überleben wird.


    Timing seiner Ankunft ist leider auch nicht so ideal. Grad wegen der "geteilten" Haltung.


    Was so ein Hund jetzt erst mal braucht: Nichts. Im Sinne von Ruhe.


    Spazieren gehen und Co geht später alles auch noch.


    Jetzt muss der wohl erst mal vom Stress runter. Nicht noch zig Besuche machen und rumfahren mit ihm und und und.


    Hausleine wär vielleicht sinnvoll, also ne kurze Schnur/Leine ohne Schlaufe. Ein fixer Platz für ihn. Hunde, die ihn nicht bedrängen und notfalls räumliche Einschränkung auch für ihn (nicht einsperren nur zb Liegeplatz nicht direkt am anderen Hund usw), damit er sich nicht verteidigen muss.


    Bitte lasst ihn doch erst mal in Ruhe. In 2 Wochen kann das alles schon ganz anders aussehen. Momentan hat er in 1 oder 2 Tagen mehr für ihn völlig irre Dinge erlebt, als vielleicht in seinem ganzen Leben bisher.

  • Puh...meiner Ansicht nach hast du viel zu hohe Erwartungen an den Neuankömmling. Der Kleine hat gerade erst alles verloren, was er bis jetzt kannte. Ist völlig fremd, quasi noch unter Schock. Dann erwartet man direkt von ihm, drei fremde Hunde kennenzulernen, obwohl er eigentlich erstmal etwas Ruhe bräuchte.


    Ihn dann auch noch zu maßregeln war leider ein großer Fehler. Gerade Auslandshunde sind ja öfter anfangs sehr ängstlich. Die brauchen dann Unterstüzung und Verständnis, kein Maßregeln.


    Ich würde an den Hund keine Anforderungen stellen und die Gewöhnung langsam angehen und zuerst auf eure eigene Hündin beschränken.

  • Bitte nicht falsch verstehen - mit Maßregeln war ein einfaches „Nein“ gemeint!

    Unsere 3 Hündinnen haben ihn zu keinem Zeitpunkt bedrängt. Sie haben ihn ausreichend Raum gegeben und sind ihm aus dem Weg gegangen.

    Leinenführigkeit kennt er von dort. Wie gesagt, wir haben schon unsere anderen beiden Hunde von dieser Orga. Also wissen wir, wie die Umstände dort sind.


    Dass er Stress hat, ist für mich vollkommen klar. Er hat heute den ganzen Tag - bis auf 2 Spaziergänge - seine Ruhe im Wohnzimmer, im Beisein von mir bekommen. Gestern war er sowieso noch bei keinen anderen Hunden, sondern mit mir alleine.


    Und mit „frei laufen“ meinte ich eigentlich unseren Garten - im Beisein von uns und den anderen Hündinnen, damit er sieht dass er genügend Freifläche hat und ihm

    eben niemand etwas böses möchte. Sorry, falls ich mich da falsch ausgedrückt hab. Ich lass grundsätzlich meine Hunde NIE frei laufen.

    Hier hat sich für mich einfach die Frage gestellt, ob dieses gemeinsam

    sein im Garten ein bisschen Auflockerung bringen könnte, anstatt dies weiterhin im Haus zustandekommen zu lassen.

  • Erst Dich und die Mutter kennen lernen dann den Mann, dann die Großeltern plus 3 verschiedene Wohnungen plus 3 Hunde, wovon nur 1er direkt mit ihm leben wird, plus Autofahren plus "Wir waren länger spazieren alle gemeinsam" plus mindestens noch n Spaziergang ist halt von Ruhe cirka 10 Kilometer entfernt an Tag 1 1/2.


    Ich glaube wirklich, dass ihr ihm und Euch die Dinge vereinfacht, wenn ihr runter geht vom Gas.


    Wenn ich es richtig verstehe, wär er ab nächster Woche bei Deinen Großeltern. Warum dann jetzt das volle Programm?


    Dann lasst ihn gleich jetzt dort. Auch nicht optimal. Aber so isses ja auch komplett verwirrend für den Kerl.

  • Übrigens, ein Pflegehund hier hat sich erst mal den Weg frei geschnappt, das Sofa besetzt und keinen mehr ran gelassen. Konnte trotzdem sehr bald völlig normal in der Gruppe leben.

    Nachdem sie mal ausgeschlafen war.


    Der neuste Zugang hat vorsichtshalber ne Nacht mit Beißkorb geschlafen. Der schnappte auch. Lebt auch normal in der Gruppe.


    Tag 1-2 nach Übernahme stehen die doch erst mal eher ziemlich unter Schock, reagieren wie Zombies oder auch mal aggressiver, als sie ohne Stress wären usw.


    Ich würd ihn nicht so viele Hunde in verschiedenen Wohnsituationen präsentieren, sondern nur den "Haupthund". Vielleicht sogar im Garten. Wobei Du ihn kaum regulieren und ev. nicht mal einfangen kannst. Ist ne Bauchgefühlsache auch, was man probiert. Und ob mit oder ohne Leine.


    Das mit der guten Sozialisierung und hat ja unter Hunden gelebt. Äh... schon, jedenfalls letzteres, (ersteres halt ich fürn Gerücht), aber nicht mit Euren Hunden. Die sind komplett fremd.

  • Ich stimme den anderen zu, der kleine Kerl ist gestresst, weiss überhaupt wie ihm geschieht, lange Reise, fremde Menschen, fremde Sprache, fremde Hunde und fremde Orte. Ich halte es nicht für gut das so ein hin-und her geplant ist. Aber gut , ist jetzt so.


    Aus meiner Zeit wo ich noch Pflegehunde hier hatte habe ich ähnliches oft erlebt. Was meinst du wie oft ich die Box geöffnet habe und kleine Gremlins sich auf meine Hunde gestürzt haben. Meine kannten das aber, waren durch das Verhalten nicht verunsichert und haben die Hunde ignoriert ( meine Hündin hat die Pflegehunde in der Regel die ganze erste Woche mit Nichtachtung gestraft - genau richtig so) . Am ersten Tag ist in der Regel auch nichts mehr passiert. Heisst Hunde wurde sich kurz im Garten vorgestellt und dann konnte Neuankömmling schlafen, schlafen, schlafen. Neuer Hund bekommt Hausleine an, dann kann er auch nicht stänkern. Spaziergänge sind anfangs noch nicht nötig - das Haus und Menschen, Hunde kennenlernen ist schon eine Mammutaufgabe. Habt Ihr keinen Garten reichen kurze Löserunden - bitte gut sichern.


    Das der neue Hund sich schnell an einen Menschen bindet ist völlig normal. Das war hier bei all den Hunden immer ich. Nicht weil ich so toll bin xD. Sondern weil ich die erste Person bin die Hund hier erblickt, die erstmal alles regelt und sich kümmert. Ist ja auch normal. Stell dir mal vor du wärst in einem fremden Land - dann klammerst du dich wahrscheinlich auch an die einzigste Person die du kennst. Das gibt sich aber meistens.


    Die ersten zwei Wochen fand ich immer anstrengend, auch bei den unkomplizierten. Nach 2 Wochen kommen die Hunde langsam zur Ruhe, bis sie wirklich ankommen dauert Monate.

    Das Gezicke reguliert sich meist auch von selbst. ABER es gibt natürlich auch Hunde die zwar im Rudel gelebt haben und verträglich sind, aber die auch die Nase voll von anderen Hunden haben und lieber Einzelhund sein wollen. Im Tierheim bleibt ihnen ja auch nichts anderes übrig als sich zu integrieren.


    Lange Rede kurzer Sinn. Wenn Hunde eh bis Jahresende bei Oma bleiben soll lasst ihn erstmal da. Lasst ihn zur Ruhe kommen, sich ausruhen, sich orientieren. Danach macht die Hunde langsam miteinander bekannt. Am besten einzeln. Entweder im Garten oder ihr geht erstmal zusammen Gassi - auf Abstand und schaut.


    Kann natürlich sein das sich die Probleme nach ein paar Tagen in Luft auflösen - muss aber nicht.


    Und vergleiche ihn nicht mit deinen anderen Hunden, das ist nicht fair. Es gibt Hunde die sagen, Tag hier bin ich und es gibt welche die sagen, lass mich in Ruhe. Beides ist in Ordnung.

  • Eine kleine Anmerkung noch: Sei bitte nicht zu enttäuscht, wenn sich die Erwartung erstmal nicht erfüllt, dass Du Deiner Nala „was Gutes“ damit getan hast. Kann kommen, muss aber nicht. Hier herrscht drinnen eher wohlwollende Neutralität und damit bin ich sehr zufrieden.


    Das Zusammensein zwischen den Hunden regelst später Du, aber jetzt lass den Kerl wirklich erstmal ankommen und so viel Ruhe wie möglich. Im Zweifelsfall (wenn er dann bei Dir ist) indem Du mit Kindergittern auch mal Distanz schaffst. Die Hunde sollten sich von Anfang an nicht bedrängen.

  • Nur, weil ein Hund vorher mit anderen Hunden gelebt hat (leben musste), heißt das nicht, dass er es grundsätzlich gut findet und/oder er nahtlos "voller Freude" das Rudel wechseln kann/will.


    Ich denke auch, dass das alles etwas viel auf einmal ist und man ein paar Gänge zurückschalten sollte.


    Keiner kann hier sagen aus welcher Motivation das Verhalten so ist. Vermutlich im Augenblick der Hund selbst nicht genau, außer, dass ihm alles zu viel ist. Hier ist Fingerspitzengefühl und Hinschauen gefragt. Es kann keiner sagen, ob das mit dem Garten sinnvoll ist oder nicht. Kann, kann nicht. Wenn das alles zu unsicher ist, dann würde ich an Eurer Stelle einen Fachmann zu Rate ziehen.

  • Der verteidigt sich vor lauter Stress weil ihm das alles zu viel ist.

    Ich finde das nicht gerade prickelnd/sinnvoll, so einem Hund gleich einen derartigen Alltag/Durcheinander zuzumuten, mich wundert nicht, dass er so reagiert.

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