Windhunde und mediterrane Rassen sowie deren Mischlinge

  • Ich kann versuchen, dir zu erklären, warum ich mit meinem Bub auf die Rennbahn möchte. Wahscheinlich aus dem gleichen Grund wie die meisten Windhundbesitzer. Er soll seiner Passion nachgehen können, ohne sich selbst oder jemand anders zu gefährden. Dürfte er Rennen laufen, wären wir wahrscheinlich gerne dabei. So dient es eben einfach neben anderen Dingen der Auslastung. Es gibt für mich kaum was schöneres als das Grinsen in seinem Gesicht, wenn er auf der Bahn gelaufen ist. Wie viele Windhunde auch, ist er nur in sehr ausgewählten Situationen und Gebieten ableinbar, so daß es für ihn anders kaum Gelegenheit gibt, mal mit full speed eine gewisse Strecke zu rennen (und zu hetzten).

  • peikko Ich spoiler mal, wir sind doch sehr OT

  • Die unterschiedliche Tage für unterschiedliche Hundetypen-Variante scheitert u. a. einfach daran, dass sie ein enormer Aufwand ist.

    2 Tage die Woche, wobei meist nur Wochenende möglich ist, wo mehrere Leute anwesend sein müssen, sich um Bahn, Hasenzug, Vereinshaus und Gelände kümmern müssen.

    An Tagen vor Rennen gibt es meist auch keine Trainings, damit die Bahn in Schuss bleibt. Und wenn Rennen ist, muss ich wem anderen den Termin verschieben.

    Alles ehrenamtlich organisiert, wobei die Betreiber ja oft selbst Hunde haben mit denen sie wo starten, also oft genug selbst auswärts auf anderen Bahnen sind. Sind ja auch viele Züchtet dabei und an vorderster Front engagiert, die mit ihren Hunden auch zu anderen Terminen "müssen".


    Die Öffnung für andere Rassen war, sag ich mal so dahin, auch eine wirtschaftliche Entscheidung. Es standen etliche nichtkommerzielle Rennbahnen an der Kippe, bevor wieder ein Windhundboom einsetzte.


    Vor 10 Jahren noch war Rennbahn in Teilen der Windhundszene das ultimative Böse. Züchter versus Tierschutz Grabenkrieg. Der Senior hatte noch die Klausel im Abgabevertrag, dass er niemals nur in die Nähe einer Bahn darf. Sorgte für viel Unverständnis und schlechte Stimmung, als hier damals eine Vorsitzende eines Tierschutzvereines selbst mit dem ungeschriebenen Gesetz "Bahn ist böse!" brach.


    Der Ridgeback zb ist, wenn ich es richtig im Kopf hab, seit ungefähr Anfang der 90er bei den "Darf auch coursen" Rassen dabei. Das war auch ungefähr der Tiefpunkt der privaten Rennbahnen/Coursingbetreiber und der Zeitpunkt der weltweit beginnenden Diskussionen, wo man den Ridgeback dazu nimmt. Da war er zeitweilig auch als Listenhund gereiht. (Was keine Zuschreibung für die Rasse sein soll, nur der Zeitpunkt des vermehrten Einsatzes im Alternativsport und der Anerkennung passt zum Zeitpunkt der Debatte um gefährliche Hunde. Und relativierend dazu gesagt, muss man sich dessen gewahr werden, dass zb in Australien etwa Greyhounds außerhalb des Rennbetriebs Beißkorb und Leinenpflicht haben (oder hatten, muss ich nochmal nachlesen) und unter manche Gefahrhundeverordnungen fallen.)


    Ich kenns nur so, dass die Ridgebackclubs ihre eigenen Coursings machen. (Durchaus auch mit dem Argument: Warum sollen wir andere Rassen dazu nehmen? Die RRs sind in ihrer Größenklasse häufig die schnellsten Hunde. Machma lieber intern. Und ohne Windhunde auch, da haben die RRs wieder kein Leiberl.)

  • Das schlechte Image haben die Rennbahnen ja zum Glück verloren. Die RR-spezifischen Coursings habe ich bisher nur als Sonderveranstaltung diverser Verbände gefunden. Ein gesondertes regelmäßiges Training ist mir leider bei keinem bekannt. Nicht falsch verstehen, ich finde es absolut richtig, dass die Rassen miteinander laufen, alles andere wäre Humbug und keiner hätte was davon. Allein schon wegen der unterschiedlichen Geschwindigkeit.


    Ich gehe einfach mal davon aus, dass im Verein a gesprochen wurde, ob wir beim Training mitmachen dürfen oder ob sich jemand gestört fühlt. Das finde ich in Vereinen auch wichtig und richtig, unabhängig davon ob es um eine bestimmte Rasse oder einfach einen bestimmten Hund geht, der vielleicht einfach ne A***krampe ist.


    Wir wurden auf jeden Fall sehr freundlich und offen empfangen und verbringen gerne den Tag mit den netten Menschen dort. Und wenn sich die Hunde nicht grün sind, geht man sich auf dem und außerhalb vom Gelände aus dem Weg. Das heißt nicht, dass man nicht ohne die Hunde zusammen nen Kaffee trinken kann.


    Tja. Aber du hast schon Recht. Der RR gehört nirgendswo so richtig dazu. Laufen darf er nicht, jagen auch nicht. Dabei sind sie in der richtigen Hand wunderbare Hunde, die richtig was leisten können, wenn man sie lässt. Aber das ist jetzt echt OT.

  • peikko


    Oh und irgendwie schief anreden oder so wollt ich Dich auch nicht. Ihr habt nen Verein, wo es für Euch passt.

    Ich hab einen (nicht, dass wir schon oft dort gewesen wären), der mehr meinen Vorstellungen entspricht.

    Nur auf @l'eaus Frage bezogen, warum nicht jeder Windhundverein Nichtwindhunden offen steht.


    Wobei ich übrigens, und dann kanns mal wieder gut sein, auch dem Argument was abgewinnen könnte: Warum sollt man seine Infrastruktur, die man über Jahre mit ziemlichem Aufwand aufgebaut hat, allgemein zugänglich machen für alle, die den Aufwand nicht in Kauf nehmen müssen? Also jetzt aus züchterischer oder wettbewerbs/leistungsorientierter Sicht. Warum soll ich etwas, das unabdingbare und einzig mögliche Leistungsprüfung oder das Training dafür ist, für die Beschäftigung der Allgemeinheit öffnen?

    Im Prinzip erlebe ich den Rennbetrieb auch als Zuchtschau, Blick auf die Entwicklung der Nachzuchten und eben sehr rassespezifischer Austausch, also ein Rasse/Hundetyptreffen wo es vorrangig genau um diesen Hundetyp geht.


    Ich find das nicht elitärer oder unfairer, als überall sonst auch, nur einen working dog Typus zuzulassen.


    Der Freizeitaspekt, der "Nette Beschäftigung für den Hund" ist per se nicht schlecht, aber nicht der alleinige oder vorrangige Grund, warum es Rennbahnen/Coursing gibt, sondern ne relativ "moderne" Erscheinung. Schnüffelgärten für alle. Rennbahn für alle.


    Wenn jemand Coursing für alle anbieten will, Field Trials, Schutzhundesport whatever, dann ist das nicht ablehnenswert, es konterkariert in meinen Augen allerdings den Leistungsaspekt, wenn alle überall mitmachen (wenngleich nicht gegeneinander antreten). Es ist und bleibt auch ein Training zur Leistungsprüfung, will man bestimmte Züge in Rassen erhalten (Wobei man dann wieder streiten könnte, darüber, was dann die Langstreckenhunde auf der Kurzstrecke sollen). Bahn/Coursing ist grundsätzlich schon ein Kompromiss. Warum noch mehr Kompromisse eingehen?

  • Gerade unter dem Aspekt der Wirtschaftlichkeit ist die Öffnung gegenüber Fremdrassen ein Pluspunkt: je mehr Hunde im Training laufen, desto mehr Geld nimmt der Verein ein - jedenfalls bei uns muss jeder Hundebesitzer dafür zahlen, dass sein Hund am Training teilnimmt (Mitglieder weniger als Nicht-Mitglieder) und ich kann mich an kein Training erinnern, an dem so viele Hunde da waren, dass nicht locker alle haben laufen können :ka:


    Außerdem gilt bei allen Vereinen, die ich kenne, die Regel, dass Windhunde, Podencos und Basenjis* beim Training Vorrang haben: heißt, sind zu viele Hunde anwesend, dürfen andersrassige nicht starten.




    ____________________

    * neben Windhunden und Podencos sind auch Basenjis offiziell beim DWZRV startberechtigt.

  • l'eau


    Er hat aber auch mehr Arbeit.

    Vorallem wenn, was momentan so auf mich wirkt, Rennbahn/Coursing interessanter für die "Masse" wird und ungefähr alle 5 Minuten irgendwem als Auslastung für jagdlich motivierte Nichtwindhunde vorgeschlagen wird.

    Warum sollten das, wenn es mehr wird, die Windhundvereine mittragen?

    Wegen 5 Euro Laufgebühr? Aus Selbstlosigkeit?


    Damit sag ich keinesfalls, bloß Windhunde dürfen überhaupt coursen/auf ner Bahn laufeb. Das wär lächerlich. Können andere Hundetypen auch.


    Ich versteh nur nicht, warum man die dazu packen muss. Übrigens, rein von der Mitbetreuung her auch überhaupt nicht, was Basenji und Co beim DWRZV suchen (Wie ich es ja auch bei Podencos nur bedingt verstehe. (Und spannenderweise auch bei Taigan und Tazi, bzw Kritikos Lagonikos usw manchmal diskutiert wird) Bei den Ibicencos etwa, ja, die sind, trotz etwas anderer Jagdweise auch optisch sehr windhundig, die verorte ich schon stark auf der Windhundseite, aber was macht zb ein Podenco Maneto Andaluz oder Podengo Pequeno dabei? Das sind eher Bracken/Schweißhunde oder ihre eigene Kaninchenjägerkategorie, die Mitteleuropa nie hatte)


    Meine persönliche Meinung: dadurch, dass Jagd mit Hund, also im Sinne von Hund erlegt die Beute, hierzulande schon so lange verboten ist, gibt es im Grunde keine Verwendung für Jagdhunderassen, die eigenständig arbeiten. Mangels Ideen hat man die halt in einen Topf gepackt, ob es Sinn macht, oder nicht. Solang es Minderrassen betrifft, fällt der Aufwand noch wenig ins Gewicht und andere Verbände haben sie nicht an der Backe.

  • Wollte eben fragen, wie denn der Basenji da eigentlich reinpasst...


    Finde übrigens traurig, dass es so hingestellt wird, als wollten alle Nichtwindhundehalter das mal eben so nebenher machen, damit Pfiffi auch mal rennen darf. Bei weitem nicht alle Windhundbesitzer sind Züchter. Mit meinen vorherigen Hundrn wäre ich nie auf die Idee gekommen, auf die Rennbahn zu gehen. Bei RR scheint das aber doch verbreiteter als man denkt, in anderen Ländern sowieso, auch wenn es so manchem nicht passt. Ich kenne auch nur sehr wenige Hundehalter die überhaupt Interesse daran haben, auf die Rennbahn zu gehen.


    Mein Hund wird übrigens durchaus anderweitig ausgelastet und jagdlich auf Schweiss geführt. Er darf nur eben nicht zur Prüfung. Was ich ebenso dämlich finde wie jede Rassediskriminierung bei irgendeiner anderen hundigen Tätigkeit. Wenn ein Jäger mit seinem Whippet die BP ablegen wollte, würde ich nicht auf die Idee kommen zu sagen "neee, der passt nicht in die Jagdterrier- und Drahthaarwohlfühloase". Wenn er Spass dran hat und es kann, warum nicht? Es sind hier die eingeschworenen elitären Gemeinschaften, die das verzapfen.

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