Hundehaltung gestern und heute

  • Was ich noch sehr genau im Gedächtnis habe, ist die Schadenfreude, die die ganze heimische Hundeszene schob, als ein sehr arroganter Schäferhundebesitzer seinen total aus der Spur laufenden Hasso ins Hundeinternat Antonienwald schickte. Damals was völlig Neues, Hundeschulen gab es ja noch nicht, und Herrchen erzählte ohnehin überall, dass er keine Lust hatte, mit einem Hund zu arbeiten, der müßte auch so "spuren".

    Hasso wurde dann also zu einem Preis erzogen, für den man vermutlich den menschlichen Sprößling hätte nach Eton schicken können, kam wieder und funktionierte - natürlich! - bei seinen Menschen kein bißchen besser als vorher. Dafür hatte er noch die Gewohnheit angenommen, Herrschen notfalls recht rigoros zurechtzuweisen.

    Oh diese wunderbare Schadenfreude - uns hatte der Typ nämlich mehrmals angeraunzt, wir sollten und bloß mit unsern "Bastarden" aus dem Revier verziehen. Die ließen wir dann zu dritt frei und musterhaft im Fuß vorbeigehen, während der gute Hasso an der Leine tobte. Da wird man als Teenie gleich ein paar Zentimeter größer...

  • was mir gerade noch einfällt (allerdings nur aus Erzählungen von Opas und Omas meiner freunde) :
    wenn der Hund mal wen gebissen hat, kam er halt an die Kette oder in den Keller.

    irgendwie ganz gut dass man heut zu Tage ein bisschen mehr Empathie für seine Tiere übrig hat

  • Die Familienhunde bei meinen Eltern haben Flocken und Frolic bekommen - Frolic galt als state of the art.

    Dafür nur hochwertiges ungewürzte Essensreste, wenn's die Mal gegeben hat.

    Erziehung Fehlanzeige: Das gescheuchte Wild würde klassisch mit "wenn's gesund ist kriegt er es nicht" kommentiert.

    Beide Hunde waren vermutlich nicht zuletzt wegen des Passivqualmens massiv früh gealtert und hatten Tumore (wobei, darüber hört man auch heute noch nicht so viel, wie der Stand der Forschung eigentlich hergibt).

    Hier im Dorf hätte man noch die klassischen Streuner und als Halter von Hündinnen in der Läufigkeit einen Eimer Wasser neben dem Bett stehen (gegen nächtliche Heulkonzerte. Hat aber fast nur zum Frustabbau genutzt).

  • terriers4me Oh ja, auch so eine nette Überlieferung: Welche Hunde man erziehen kann, und welche natürlich nicht. Terrier standen dabei natürlich ganz oben mit auf der Liste von "nicht erziehbar". Was sich aber auch viel aus den damaligen Rangordnungskampf- und Gehorsamstheorien heraus erklärt. Versuch mal einem Terrier zu erklären, er hätte ohne Nachfrage sofort zu parieren, einfach weil der Mensch das so sagt... :ugly: In dieser Beziehung hat sich die veränderte Einstellung zu den Trainingsmethoden doch stark bemerkbar gemacht. Heute sieht man sehr viele Hunde im Sport, die früher sofort durchs Raster gefallen wären. Einfach weil es sich bei den meisten Hundesportlern herumgesprochen hat dass man mit Speck eben doch mehr Mäuse fängt :pfeif:

  • Ach ja, die Läufigkeit - das hab ich irgendwie schon verdrängt. Da hatten wir nie weniger als ein halbes Dutzend Bewerber für unsere Hündin vor der Tür sitzen, obwohl wir nicht etwa ländlich, sondern in einer Kleinstadt wohnten. Ein ganz hartnäckiger Typ übernachtete auch tagelang unter unserem Fenster und gab nächtliche Heulkonzerte. Den Besitzern war das wurscht, weil "Teddy kommt aus dem Tierheim, den kann man nicht mehr erziehen."

    Spazierengehen war da manchmal eine echte Herausforderung, zumal die Hündin absolut nicht auf meiner Seite stand.

  • Außerhalb des Sportbereiches gab es viel weniger Theorie und viel mehr "hat man schon immer so gemacht". Bin in den 80ern in einer Sackgasse groß geworden im Randgebiet von Dortmund. Unsere DSHündin lief immer frei herum und passte auf uns Kinder auf. Das tat sie eindrucksvoll, so dass es für alle Eltern okay war wenn wir, meist 4-6 Blagen im Alter von 5 bis 9, sagten: "Wir gehen draußen spielen. Esther (unsere Hündin) ist auch dabei." Da hat sich keiner einen Kopf gemacht. Fremde haben gar nicht erst versucht sich zu nähern, wem das nicht passte wurden entsprechende Takte von irgendeinem der Nachbarn gesagt weil das für alle normal und okay war.

    Frolic und Chappie war damals Hauptnahrungsmittel. Tischabfälle gab es nur wenn Opa auf Schicht war.

  • Mein Freundeskreis bestand damals überwiegend aus Tiermedizinstudenten, und einer hatte als Nebenverdienst eine Vertretung für Hundefutter, und zwar für das berüchtigte Loyal (falls sich noch jemand erinnert). War für uns ganz nett, weil wir das Zeug mit Rabatt bekamen, für den Typen selber aber echt aufopferungsvoll. Die hatten nämlich die Order, falls ein Kunde die Qualität des Futters anzweifelte, eine Dose aufzumachen und dem Kunden als Qualitätsbeweis was vorzuessen.

    Dürfte heute wohl nicht mehr üblich sein, ging aber. Mein Vater hat das Zeug auch mal, nachdem ich's in ein Glas umgefüllt hatte, für eine aparte Wurst gehalten und aufs Brot gestrichen .Ohne böse Folgen.

  • An "Loyal" erinnere ich mich, nicht daran, dass es berüchtigt war.

    Eine mir bekannte Züchterin hat in den 80iger Jahren ihren zweibeinigen Gästen Hills Kroketten als Snack vorgesetzt.

    Ob die alle BSE bekommen haben, entzieht sich meiner Kenntnis.

    Sie sollens aber gerne geknabbert haben und Hills war schließlich eine Nobelmarke.

  • bloß nicht den ganzen Tag allein lassen! Glaube darüber hat sich früher auch keiner groß Gedanken gemacht.

    Man hat den Hund entweder in den Zwinger geschmissen und bellen / heulen / sich verletzen lassen oder man hat ihn entsorgt.

    Gedanken darüber hat man sich tatsächlich nicht gemacht, das ist wahr.

    Schade, dass du so verallgemeinerst, nicht alle waren so.

    Da meine Mutter ganztags zuhause war, war MEIN Hund nicht den ganzen Tag alleine und auch nur nachts oder wenn gar niemand zuhause war, im Zwinger, ansonsten im Garten.

    Und meine Hunde haben gelernt, dass man nicht bellen/heulen muss wenn man alleine draußen ist, genauso wie es meine Dackel in Wohnungshaltung gelernt haben.

  • Sowas Feines wie Hills gab's bei uns noch nicht, und Loyal kann zumindest nicht schädlich gewesen sein, es bestand so gut wie nur aus rosa gefärbten Graupen. Berüchtigt waren die Riesenhaufen, die die Hunde davon produzierten, aber das dürfte bei heutigen Billigfuttern nicht viel anders sein?

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