Würdet ihr einen frühkastrierten Hund nehmen?

  • ... - wobei mich eine Bindegewebeschwäche bei dem verstärktem Testosteroneinfluss der Kastratinnen eher wundern würde, trifft eher bei Kastration von Rüden zu, denen ja das Testosteron verlustig geht.....

    Bei kastrierten Hündinnen ist die Auswirkung auf das Bindegewebe genau anders herum: es fehlt die Elastizität im Bindegewebe und dann steigt das Risiko für Bänderrisse. Zu festes Gewebe ist auch nicht vorteilhaft.

  • Ok, das wusste ich nicht. Demzufolge müssten intakte Rüden ja extrem unelastisches Bindegewebe haben infolge des wesentlich höheren Testosteronspiegels verglichen mit einer kastrierten Hündin. Trotzdem sind sie weniger gefährdet als ihre kastrierten Geschlechtsgenossen...:???:

  • Wer weiß schon wie sich ein kastrierter Hund ohne Kastration entwickelt hätte und umgekehrt. Das sind doch alles nur Vermutungen. Der eine meint mit einer Kastration alle Probleme zu lösen, der andere meint intakte Hunde wären die besseren Hunde. Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen und es ist doch individuell. Wahrscheinlich werden Hunde aus einer guten Zucht viel seltener kastriert als Tierschutzhunde. Und schon darin begründet sich anderes Verhalten und auch gesundheitliche Probleme. Tierschutzhunde haben nun mal meistens ihre Baustellen.


    Ich kenne es auch so das kastrierte Hunde eine höhere Lebenserwartung haben. Und je älter ein Hund desto höher das Tumorrisiko. Vor wenigen Jahren waren Alterserkrankungen wie Krebs oder Demenz bei Hunden selten. Die Hunde werden älter und natürlich zählen in die Statistik auch die Hunde die aus gesundheitlichen Gründen kastriert wurden. Oft vergleicht man Äpfel mit Birnen. Das wäre genauso als wenn man meine Schäferhündin mit Nachbars Schäferhündin vergleicht. Beide erkrankten mit ca. 8 Jahren an Gebärmutterentzündung. Nachbarshündin wurde eingeschläfert - gilt also als unkastriert und bis dahin gesunder Hund. Meine Hündin wurde operiert, kastriert und wurde 13. Gilt dann als kastrierter Hund der einen Tumor hatte und an Cauda verstarb. Und was sagt das aus, nix.


    Ich glaube das eine Frühkastration nicht gut ist darüber sind wir uns hier alle einig. Kastrationen bei erwachsenen Hunden ist immer eine individuelle Entscheidung. Bei anderen Tierarten wird das doch auch toleriert, nur beim Hund ist das immer so ein Drama. Die Entscheidung sollte jeder für seinen Hund selbst treffen dürfen oder eben der Tierschutzverein, was für ihn möglich ist. Die Entscheidung für oder gegen einen Hund hängt von so vielen ab, er muss einfach passen, punkt.

  • Die Quellen dazu sind solide (u.a. eine schwedische Studie mit Tausenden von Hunden) und werden meines Wissens in der wissenschaftlichen Welt auch nicht angezweifelt: die Lebenserwartung kastrierter Hündinnen ist signifikant höher als die von unkastrierten: ein Jahr mindestens, eher zwei. Wird halt so gut wie nie erwähnt, weil es nicht in die trendige Sichtweise passt. Es werden Risiken aufgelistet, was fehlt ist deren Gewichtung. Deine Liste erhöhter Risiken ist soweit korrekt (auch wenn der Knochenaufbau nur Frühkastraten betrifft), aber es betrifft häufig nicht lebensbedrohliche Erkrankungen, oder solche, die sehr selten sind.

    Weißt Du, wie die Studie genau heißt bzw. hast Du einen Link dazu?

    Bei "schwedische Studie Kastration" konnte ich beim googeln leider nichts finden.



    Würde mich aber wirklich sehr interessieren, wie diese Studie - insbesondere auch zeitlich - einzuordnen ist, denn von allen neueren Studien, von denen ich in den letzten Monaten gehört habe, haben alle eher das gegenteil ausgesagt.


    z.B.:

    Die Ergebnisse der kalifornischen Studie aus dem Jahr 2013 ­bestätigen ältere Studien, die ebenfalls eine ­größere Häufigkeit von Krebsarten bei kastrierten Hunden festgestellt haben. Nach diesen Studien tritt bei kastrierten Hündinnen das Hämangiosarkom bis zu 4-mal häufiger auf als bei intakten Tieren (W.A. Ware, 1999), exakt derselbe Wert wie in der Untersuchung der University of California. Auch Mastzelltumore fanden sich bei kastrierten Hündinnen viermal so oft wie bei intakten (C.R. White, 2011).

    Zwei Studien fanden heraus, dass das Osteosarkom (Knochenkrebs) doppelt so häufig bei kastrierten wie bei intakten Rüden auftrat (G. Ru, 1998), bei Rottweilern sogar drei- bis viermal so häufig (D.M. Cooley, 2002).

    Quelle: http://www.wuff.eu/wp/krankheitsursache-kastration/



    Außerdem werden leider immer noch manchmal die Ergebnisse der Studien falsch dargestellt, so dass eine "Nicht-Kastration" als viel schlimmer eingestuft wird, als sie es tatsächlich ist...


    Zum Risiko von Gesäugetumoren wird immer wieder die Studie aus 1969 angeführt.

    Lt. dieser Studie liegt das Risiko, dass eine Hündin, die erst nach der 2. Läufigkeit kastriert wird, einen Gesäugetumor entwickelt, bei 25% - ausgehend vom Gesamtrisiko, das eine unkastrierte Hündin hat.


    Die oben genannten 25% beziehen sich also nicht prozentual auf die Anzahl aller Hündinnen, sondern sie beziehen sich auf das Risiko, das eine unkastrierte Hündin hat, an Gesäugetumoren zu erkranken.


    Es wird oft aber so dargestellt, als würde es bedeuten, dass von 1.000 Hündinnen, die erst nach der 2. Läufigkeit kastriert werden, 250 Hündinnen (also 25% aller Hündinnen) an Gesäugetumoren erkranken.

    Das ist aber nicht richtig.


    Laut der Studie liegt das Risiko für einen Gesäugetumor bei unkastrierten Hündinnen bei 0,2-1,8%.

    Das würde bedeuten, dass von 1.000 unkastrierten Hündinnen somit 2-18 Hündinnen Gesäugetumore bekommen.


    Und die oben genannten 25% für nach der 2. Läufigkeit kastrierte Hündinnen muss man dann von diesen 2-18 Hündinnen berechnen - nicht von den ganzen 1.000 Hündinnen.

    Das wären dann maximal 0,5%.

    Und somit wären also maximal 5 Hündinnen - statt 250 Hündinnen - pro 1.000, die nach der 2. Laufigkeit kastriert wurden, von Gesäugetumoren betroffen.


    Das wäre also eigentlich gar kein Argument für einen Kastration vor der 2. Läufigkeit...


    Ganz oft wird aber behauptet, es ist jede 4. Hündin betroffen....

    Sei es, weil man nicht weiß, auf was sich die 25% beziehen - oder weil das Argument besser ist, wenn man gar nicht genauer darauf eingeht, auf was sich die 25% beziehen ;)


    Zitat

    Und absolut heisst, dass die Wahrscheinlichkeit einer unkastrierten Hündin an einem Mammatumor zu erkranken bei 0,2 bis 1,8 % liegt. Das bedeutet dass nur 2 bis 20 von 1000 Hündinnen überhaupt je von dieser Krankheit betroffen sein würden. Und ein Viertel davon wären demzufolge bei den erst nach der 2. Läufigkeit kastrierten Hündinnen nur noch maximal 0.5%. Deutlich weniger als die eingangs erwähnten 25%.

    Quelle: https://teamschuleblog.wordpress.com/20 ... astration/


    Die Aussage, dass jede 4. Hündin, die erst nach der 2. Läufigkeit kastriert wird, einen Gesäugetumor bekommt, findet man immer wieder...

    Vor ein paar Wochen habe ich das sogar auf einer Tierarztseite gelesen.... :muede:

    Finde ich ehrlich gesagt ziemlich schräg, wenn ein Tierarzt so etwas offiziell verbreitet :???:

  • Ergänzend noch ein Zitat aus "SitzPlatzFuss"

    Quelle: https://www.sitzplatzfuss.com/…2/12/SPF_2_Kastration.pdf

  • Ich habe ja geschrieben, dass ich einen frühkastrierten Hund nehmen würde.

    Als Zusatz möchte ich aber noch schreiben: Dass ich jemals einen Frühkastrierten, ja überhaupt kastrierten Hund aufnehmen würde, ist gen Null.

    Eine Bedingung bei einer Aufnahme eines Hundes hier ist: Intakt sein.

    ABER...das Leben spiel Kapriolen und wenn mal ein frühkastrierte Jagdterrier hier einzieht und es passt, dann ist es eben so....


    Und beides ist eigentlich für mich ein NO GO: Terrier ....und Kastraten sind nicht in meinem Fokus:lachtot:


    Und mal ernst gesproichen: ich unterstütze die Frühkastration bewusst NICHT!

  • Ok, das wusste ich nicht. Demzufolge müssten intakte Rüden ja extrem unelastisches Bindegewebe haben infolge des wesentlich höheren Testosteronspiegels verglichen mit einer kastrierten Hündin. Trotzdem sind sie weniger gefährdet als ihre kastrierten Geschlechtsgenossen...:???:

    Normalerweise sollte ein Tier in seinem "natürlichen" Zustand die für dieses Tier passende Festigkeit und Elastizität im Bindegewebe haben. Weibliche Säugetiere haben (aus naheliegenden Gründen) generell elastischeres Bindegewebe als männliche, aber insgesamt ist die Balance zwischen Elastizität und Festigkeit bei beiden Geschlechtern so ausgewogen, dass es den üblichen Belastungen standhält: elastisch genug um sich ausreichend zu dehnen, fest genug um unter üblicher Belastung nicht zu reißen. Das wird nicht ausschließlich von den Hormonen aus den Keimdrüsen reguliert aber die spielen in diesem Kreislauf eine beachtliche Rolle.


    Ein Eingriff in diesen Mechanismus verändert diesen Regulationsmechanismus und kann die Balance beeinträchtigen. Das führt nicht dazu, dass kastrierte Hündinnen dann Bindegewebe wie ein Rüde haben (oder umgekehrt). Es führt dazu, dass in einem normalerweise funktionierenden Regelkreislauf ein Regler "ausgeschaltet" wird, während die anderen Regler so weiterarbeiten als gäbe es den Gegenspieler noch. Bei Rüden wird ein für größere Festigkeit ausgelegtes Bindegewebe "schwächer" (als würde man ein festes Gummiband verlängern), bei Hündinnen wird das auf mehr Elastizität angelegte Bindegewebe "härter" (als würde man ein weicheres Gummiband verkürzen).


    (Bitte die vielen "kann" und das "normalerweise sollte" beachten. Die Auswirkungen der Kastration sind vor allem bei Hündinnen so deutlich, dass sie bei älteren Hündinnen auf den ersten Blick sichtbar sind, aber sie sind keineswegs so gravierend, dass in einem normalen, unfallfreien Hundeleben Probleme auftreten.)

  • Reicht dir eine Anekdote?


    Als ich mit meiner zu dem Zeitpunkt 9 alten Hündin zur OP einer Sprunggelenksverletzung in einer Klinik aufschlug, wurden natürlich alle möglichen Daten abgefragt. Ich erzählte also alles, was dort interessieren könnte und als ich "kastriert" sagte, meinte der TA: das ist klar, eine unkastrierte Hündin in dem Alter sieht anders aus.


    Man sieht es dem Hund an, die Haut liegt nicht mehr so fest am Körper an, oft hängt auch bei Hündinnen die nie geworfen haben das Gesäuge ein wenig herunter... Unkastrierte Hündinnen haben im Alter deutlich sichtbar ein lockeres Bindegewebe als kastrierte Hündinnen. Das betrifft natürlich nur Hunde, die relativ jung kastriert werden, bevor die hormonellen Einflüsse auf das Bindegewebe erkennbar werden. Hündinnen, die erst mit 10 Jahren kastriert werden, machen diese Entwicklung nicht mehr rückgängig, aber Hündinnen die mit 1-4 Jahren kastriert werden, behalten idR wesentlich länger ein festes Bindegewebe - und das ist sichtbar.

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