Wie werden Hunde süchtig?

  • Ich nehme das Spielzeug nach Spielende nicht immer gleich weg, sonder überlasse es Lucy manchmal einfach noch so lange, bis es von sich aus nicht mehr möchte.

    Das mache ich auch nicht immer, eigentlich selten. Also das komplette entwenden (außer beim Echtfelldummy). Er legt sich dann mit dem Ball auf wie Wiese und schaut meist noch erwartungsvoll. Wenn keine Reaktion von mir kommt, dann ist es auch okay für ihn.

    und im Anschluss darf Lucy das Spielzeug einfach noch ein Stück tragen.

    Baxter sein Dummy ist auf den Spaziergängen immer dabei und er trägt ihn immer nach dem Spielen. Das lasse ich auch zu bis er keine Lust mehr hat.

    Auf mein "soll ich es nehmen?" (das ist kein Kommando oder so, sondern einfach so im Alltag entstanden) spuckt sie mir dann das Spielzeug in die Hand

    Hehe, die Frage kennt Baxter auch: "Soll Frauchen den nehmen?" :hust:

  • Das geht bei Baxter nicht, da er sich auf nichts anderes einlässt, wenn vorher mit dem Ball gespielt wurde.


    Wir werfen immer so ein Seil/Tau, das gleichzeitig auch unser Dummy-Ersatz beim Apportier-Training oder der Suchgegenstand bei der Freiflächensuche ist.


    Damit kann man auch gut zerrgeln und deshalb ist der Umstieg zwischen werfen und zerrgeln in dem Fall glaube ich gar nicht so groß, weil ja zumindest das Objekt gleich bleibt.



    Bei uns ist es aber grundsätzlich einfacher, weil werfen und zergeln für Lucy ziemlich "gleichwertig" ist.


    Und oft beginnt sie zwar ein Spiel damit, dass sie uns etwas bringt, aber meist geht es ihr dabei eher darum, ein "Sozialspiel" mit uns einzuleiten - das Objekt selbst interessiert sie dann nur, solange sie über dieses Objekt "Kontakt" zu uns hat.
    Doof zu erklären...
    Wenn man dann zerrgelt und loslässt, dann lässt Lucy auch sofort los und schaut ganz erwartungsvoll.


    Das kann ich dann gut zum "Ausklang" nutzen.



    Was bei uns auch gut zum "Abkühlen" geht:


    Wir haben ein "fehlverknüpftes" Handtouch - dabei hat Lucy ein Spielzeug im Maul und stupst mich dann - statt mit der Nase - mit dem Spielzeug :lol: an, wenn ich flache Hand hinhalte.
    (war einfach eine Fehlverknüpfung :ops: , passt aber jetzt in vielen Situationen recht gut)



    Ich schicke sie dann einfach von links nach rechts und bewege die Handflächen dann so von ihr weg, dass sie ein Stückchen Weg zwischen den Händen zurücklegen muss - und nach ein paar Mal hin und her (so nach vielleicht 5-6 Mal) greife ich dann mit der "getouchten" Hand nach dem Spielzeug und zupfe einfach ein bisschen dran. Das "reicht" ihr dann schon als "Kontakt" und sie freut sich ganz doll über das "zupfen".


    Aber das passt dann bei Baxter wahrscheinlich eher auch nicht, weil für ihn ja das Werfen bzw. Hetzen wichtiger als das zerrgeln ist.


    Das hab ich mal probiert, aber da müssen die Leckerchen schon arg gut sein, damit er das macht^^

    Bei Lucy wäre das auch eher schwierig, weil Leckerchen bzw. allgemein Futter für sie nicht sooo wichtig sind.


    Allerdings fand Lucy in den ersten Monaten Steinchen und vor allem Kot total lecker :flucht:
    Ich bin so froh, dass sie draußen endlich nichts mehr aufnimmt - deshalb möchte ich bei ihr ungern Futter ausstreuen.
    Sie könnte das zwar wahrscheinlich unterscheiden - aber wenn es nicht sein muss, möchte ich das lieber nicht machen.

  • Wir werfen immer so ein Seil/Tau

    Das machen wir auch mal und er hat total Spaß dabei, wenn er uns es bringt und dann mit uns spielt (zergeln, aber auch bischen gröber und rennen usw.)


    Aber wenn vorher der Ball dran war, ist alles andere Nebensache.


    Aber das mit dem immer kürzer werfen bis zum Schluss, ist eine super Idee, die ich umsetzen werde ;)

  • Im Video wird z.B. auch Leckerchen werfen und suchen lassen empfohlen (ganz zum Schluss), weil Fressen ja den Abschluss der Jagdsequenz darstellt und somit "beruhigend" wirkt.Das habe ich bisher aber nicht gemacht und ist bei Lucy auch nicht nötig.

    Danke für das Video, ich finde es auch super interessant :bindafür: und das mit dem Leckerchen werfen mache ich witzigerweise auch (wusste gar nicht, dass Trainer das empfehlen) - aus genau dem Grund der auch im Video angesprochen wird.


    Ich wollte dieses "austricksen" am Ende nicht mehr weil ich Leo ansehen konnte wie er immer hektischer wurde und sich schnell wieder auf das Spielzeug werfen wollte, im Verteidungsmodus, was ich überhaupt nicht haben will und ich bin so froh, dass er mir gegenüber überhaupt keine Ressourcenprobleme oder Anspannung damit zeigt. Aber da hat er eben Tendenzen gezeigt.


    Ich streue die Leckerlis bewusst nah um ihn herum sodass er sich nicht vom Spielzeug abwenden muss, es sehen kann und aktiv mitbekommt wie ich es nehme und mit Kommando wegstecke. Dabei knuspert er Leckerlis und schaut mir entspannt zu, so finde ich das auch ok.


    Auch wenn ich das Gefühl habe, dass das bei uns eigentlich in ganz guten Bahnen läuft bekomme ich immer wieder ungute Gedanken wenn es um das Thema Junkie etc geht.


    Ich habe dann bei allem Spaß manchmal trotzdem das Gefühl es wäre besser, es komplett sein zu lassen weil er vielleicht doch "zu geil" darauf ist - auch wenn er es dann freiwillig liegen lässt, akzeptiert wenns rum ist, es nicht aktiv einfordert etc. Interaktion haben wir sonst durch klettern und sowas und Grundgehorsam eh genug beim Gassi.
    Allein schon, dass er so heiß drauf ist und an gewissen Stellen natürlich hofft, dass da jetzt gespielt wird ...weiß nicht ob ich da nicht doch gegenarbeiten sollte :xface:

  • Eigentlich habe ich diese Gedanken auch, aber andererseits sehe ich ja auch die Freude, die er dabei hat (wenn er nicht überdreht) und deswegen wird es weiterhin den Ball geben oder eben den Dummy (den lässt er aber auch mal Tage liegen).

  • Bei mir gegenüber wohnt ein Balljunkie. Ich konnte mir immer nicht vorstellen was das ist, bis ich den Hund kennen gelernt habe.
    Frauchen hat immer Ballschleuder und Ball dabei. Der Hund ist nur auf den Ball und die Schleuder fokussiert, durchgehend angespannt und absolut nicht ansprechbar.


    Ich habe das Frauchen mal drauf angesprochen und sie hat mir ganz stolz erzählt, dass sie ihren Hund ganz alleine so hinbekommen hat. Das er überall ohne Leine laufen kann, alle Menschen, Hunde und andere Tiere ignoriert. Das er nur Augen für sie hätte... Als ich vorsichtig gefragt habe, ob der Hund nicht einfach nur Augen für den Ball hat, war sie total empört... das wäre ja nur ein Spielzeug. Auf meine Frage ob sie auch manchmal ohne Ball unterwegs ist, hat sie das verneint und davon geschwärmt wie viel Spaß ihm der Ball macht.


    Das sieht auch immer gleich aus, ich treffe die beiden täglich ca. 2x im Park. Ballschleuder schießt, Hund rennt Ball nach, apportiert und wartet die ganze Zeit nur darauf, dass es weiter geht. Sie wirft auch nicht nur 1-2 mal, sondern im ganzen Park immer und immer wieder... Der Hund erledigt sogar seine Geschäfte immer mit dem Blick auf die Ballschleuder gerichtet. Ich hab noch nie gesehen, dass der Hund mal die Nase am Boden hat oder woanders hinsieht. Das würde mir als Halter total auf die Nerven gehen, wenn mein Hund "mich" die ganze Zeit anstarrt und nie sein eigenes Ding macht...

  • Mogli könnte ich denke ich relativ einfach zum Balljunkie machen aber ich hatte ein Erlebnis nach dem ich mir gedacht habe, dass ich das auf gar keinen Fall für meinen Hund möchte: Als Mogli ca. ein Jahr alt war bin ich mit den Halterinnen seiner Schwester Gassi gegangen. Die Beiden sind 500 m zum nächsten Feld gegangen, die Ballschleuder wurde ausgepackt und dann wurden Bällchen geworfen bis der Hund hechelt und dann ging es wieder mit einem Hund der "ausgelastet" ist nach Hause.


    Mogli hat als junger Hund das apportieren angeboten in dem er unterwegs Stöcke aufgesammelt und getragen hat. Er hat nicht drauf rumgekaut sondern sie einfach getragen.


    Ich habe bei einer Trainerin Dummytraining mit ihm angefangen. Da geht es aber nicht ums Werfen und apportieren sondern meistens um Einweisen. Ich lasse unterwegs gern den Dummy fallen, Mogli muss weiter mit mir mitgehen und nach 100 m schicke ich ihn mit voran/out/back zum Dummy. Dabei werfe ich den Dummy als Belohnung mal einfach so und Mogli holt ihn. Das findet er natürlich toll aber nach einmal werfen und zurückbringen packe ich den Dummy weg. Ich kann Mogli unterwegs stoppen oder erst losschicken wenn der Dummy schon liegt.


    Balou und Hermann apportieren nicht. Balou läuft einem geworfenen Gegenstand hinterher aber sobald er liegt ist er uninteressant.


    Ich kann mir vorstellen, dass ein Hund ein Verhalten, das mit dem Clicker bestätigt wird, öfters anbietet aber ich kann das ja auch recht schnell wieder löschen wenn ich dieses Verhalten nicht mehr bestätige. Eine Sucht nach dem Clicker bei der sich der Hund ähnlich wie ein Balljunkie verhält kann ich mir nicht vorstellen.

  • Ich habe noch nie einen "Clickerjunkie" gesehen und ich habe mich ne zeitlang ziemlich intensiv mit Clickern/Shaping/Tricksen beschäftigt. Ja, manche Hunde fangen dabei an Verhalten abzuspulen (was in gewisser Form auch gewünscht ist!) und neue Verhaltenstechniken auszuprobieren, aber "süchtig" war da kein Hund. Pinkeln konnten auch noch alle ohne Kommando.


    Ich tue mich mit dem Begriff "Junkie" aber eh schwer und auch mit der pauschalen Aussage "Wurfspiele machen süchtig". Am ehesten ist für mich ein "süchtiger" Hund ein Hund, den @Anju&co hier beschreibt:

    Der Hund ist nur auf den Ball und die Schleuder fokussiert, durchgehend angespannt und absolut nicht ansprechbar.


    So. Das zeugt für mich aber erstmal daher, dass der Hund kein Ende kennt und ihm dieses nie beigebracht wurde. Meine Hündin würde auch ewig hinter ihrer Beute herhetzen, bringt natürlich rassebedingt schon ne Menge Beutetrieb mit und hat auch Energie ohne Ende - und ja, die konzentriert sich auch nicht auf andere Dinge, wenn ich mit nem Ball vor ihr rumwedel. Der Hund weiß aber, dass ich das Spiel beende und fordern dann nichts mehr bringt. Die kann wunderbar auf "normales Gassi" schalten, wenn ich sage, es ist Schluss. Und mir ist noch kein (unverdorbener) Hund begegnet, der das nicht hätte lernen können.


    Im Hundesport ist es auch normal, den Hund über den Beutetrieb zu arbeiten. Die Hunde sind nicht weniger erregt, haben nur gelernt, dass sie nur über Umwege an ihr Ziel kommen. :ka:

  • Einen Balljunky (Hund) kannst Du 1:1 mit einem Drogenjunky (Mensch) vergleichen.
    Ist beides genau gleich witzig :( :

  • Einen Balljunky (Hund) kannst Du 1:1 mit einem Drogenjunky (Mensch) vergleichen.
    Ist beides genau gleich witzig :( :

    Wobei der Mensch in den meisten Fällen selber die Entscheidung getroffen hat Drogen zu nehmen , dem Hund aber von außen ein Reiz zugeführt wird, der seine Triebe anspricht und er daher in Suchtverhalten verfällt.


    Macht es nicht besser, aber trotzdem wollte ich es benennen.


    Bezüglich der Clicker Junkie.... ist der Trieb dann womöglich ein übertriebenes Will to please ?
    Ich kann mir schon vorstellen das es Hunde gibt deren sucht es ist den Menschen zufrieden zu machen und daher in übertriebenes Verhalten verfallen. Sprich Tricks abspulen, versuchen zu "erraten" was der Mensch wohl will und so weiter. Äußert sich halt sehr stark beim Clickern.
    Kann das sein ?

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