Werde ich meinem Hund gerecht?

  • Hallo zusammen,
    ich habe mir Anfang März einen kleinen Havaneser-welpen gekauft.Ich habe schon einige Zeit mit diesem Gedanken gespielt, leider ist die Entscheidung den Schritt zu gehen dann sehr spontan gekommen. Ich habe mir die Welpen angeschaut und zugesagt. In den zwei kommenden Wochen kamen immer mehr die Zweifel, ich dachte allerdings, dass das die Angst vor dem Neuen ist und verschwindet, wenn der Welpe dann da ist. Als er dann da war, war ich unglücklich, habe viel geweint. Ich dachte das geht vorbei, ich hatte auch von einen „Welpenblues“ gelesen.Es wurde aber nicht besser, ich habe mich so eingeschränkt und allein gefühlt und hatte keinen Spaß mehr, hab mir nur noch Gedanken darüber gemacht wann ich ihn allein lassen kann. Als der Alltag mit der Arbeit wieder kam wurde es noch schlimmer. Ich kann zu Fuß zur Arbeit gehen d.h. mein Plan war eigentlich jede Mittagspause nach Hause zu gehen. Am Anfang bin ich natürlich alle 2 Stunden rüber gegangen. Ich merkte aber, dass das für den Hund und für mich nicht gut ist. Ich habe da schon überlegt die Züchterin zu kontaktieren, konnte es aber nicht übers Herz bringen ihn wieder abzugeben und habe dann nach Lösungen gesucht. Habe dann eine Hundetagesstätte ganz in der Nähe gefunden zu der ich ihn 3-mal die Woche bringe. Er geht gerne dort hin, das merke ich.


    Jedoch merke ich trotzdem, dass mir einfach die Freude an ihm fehlt, die andere Hundebesitzer beschreiben. Ich liebe ihn schon als Hund aber nicht als mein Hund, für den ich die Verantwortung übernehmen muss. Klar ist die erste Zeit mit einem Welpen anstrengend und wenn es nur das wäre würde ich mir gar nicht solche Gedanken machen aber die Angst, die ich habe ist, dass ich nie diese Freude empfinden werde und mir immer mein „altes“ und „freies“ Leben zurückwünschen werde ist ständig da.Ich mache mir ständig Gedanken auf was ich jetzt alles verzichten muss und diese Momente überwiegen leider. Ich bin ziemlich allein mit ihm, mein Papa passt oft auf, wenn ich zum Sport möchte oder so aber die Vorstellung abhängig zu sein macht mich fertig. Außerdem muss mein Papa auch meine kranke Mutter pflegen und ich möchte ihn nicht unnötig belasten.


    Jetzt habe ich einfach Angst, dass ich diesem Hund nicht gerecht werden kann, weil ich neben der Arbeit noch so viele andere Dinge machen muss/will auf die ich einfach nicht verzichten kann/will. Im Moment ist die Situation so:
    Ich gehe viel mit ihm spazieren, das mache ich auch gerne. Wenn ich ihn nicht zur Tagesstätte bringe, gehe ich vor der Arbeit ne halbe Stunde mit ihm, nach 4 Stunden in der Mittagspause ca. 45 Minuten und nach der Arbeit, ca. wieder 4 Stunden später wieder ne große Runde. Wenn ich ihn zur Tagesstätte bringe, ist er abends ziemlich kaputt, dann mache ich das davon abhängig ob ich noch mal gehe oder nur noch einmal auf die Wiese lasse. Wenn ich ihn mal irgendwo hin nicht mitnehmen kann, ist er entweder bei meinen Eltern oder allein (bis jetzt max. 4 Stunden). Außerdem gehe ich mit ihm zur Hundeschule, das macht mir auch Spaß. Ich spiele auch mit ihm aber sehe das oft als eine Pflicht an. Ich kann mich einfach nicht komplett auf ihn einlassen. Durch die Tagesstätte habe ich natürlich auch mehr Ausgaben als geplant, dazu kommt, dass ich Probleme habe meine Stunden auf der Arbeit zu schaffen. Ich denke, wenn mir das alles wirklich Freude machen würde, wäre das nicht das Problem aber im Moment habe ich einfach das Gefühl, dass ich den größten Teil der Zeit nur versuche nach Lösungen zu finden ihn unterzubekommen/glücklich zu machen und die Situationen am Tag, die mir Spaß machen einfach zu wenig sind.
    Ich weiß, dass ich einen Fehler gemacht habe und mich zu wenig informiert habe wie der Alltag mit einem Hund wirklich ist. Leider kann ich das nicht rückgängig machen.


    Die Fragen sind jetzt einfach:
    Kann jemand wie ich einem Hund gerecht werden?
    Kommt die Freude mit der Zeit vielleicht, wenn sich alles eingespielt hat und die Erziehungsphase vorbei ist?
    Oder sollte ich jetzt, nach 2 Monaten die Breme ziehen und mit der Züchterin Kontakt aufnehmen ob man vielleicht ein besseres zu Hause für ihn findet?
    Ich muss dazu sagen, dass ich ein Mensch bin, der sich über alles Gedanken macht und nichts einfach auf mich zu kommen lassen kann. Normalerweise müsste ich mich der Herausforderung stellen und abwarten wie es sich entwickelt, das Problem ist, dass es hier um ein Lebewesen geht und ich denke, dass es umso schwerer für ihn und für mich wird umso später ich ihn abgebe. Die Vorstellung ihn abzugeben ist nämlich schon sehr schlimm, weil ich ihn ja auch liebgewonnen habe und ich habe auch Angst, dass ich das dann auch wieder bereuen werde. Aber ist es für mich und für ihn gut, es weiter „auszuprobieren“?
    Ich hoffe hier ein paar Anregungen zu finden um die richtige Entscheidung treffen zu können.

  • Ich glaube, Du gehst das alles auch viel zu verkrampft an!


    Ja klar sind Hunde eine Verantwortung für einige (!) Jahre, natürlich schränken Hunde auch ein. Das machen doch die meisten Tiere!


    Aber ich bin davon überzeugt, dass Du das schaffen kannst.
    Die Frage ist nur, ob Du das auch möchtest.


    Ich habe viel aufgegeben für meinen Hund. Mich stört es aber nicht, denn ich sehe, dass ich mehr zurück bekomme und nun was habe, was ich vorher nicht hatte.


    Ich finde es nur immer wieder schade, wenn man das Positive fast gar nicht mehr sehen kann. In weiterer Folge merken Hunde sowas ja auch.
    Der Hund weiß womöglich gar nicht, wieso Du eventuell distanziert bist. Mein Hund würde sowas merken.


    Entscheide für Dich, das kannst nur Du.
    Würdest Du Dich wieder freier fühlen ohne Hund, dann musst Du die Züchterin kontaktieren.
    Würde Dir der Hund dann sehr fehlen?
    Dann schau, dass Du lockerer wirst und nicht so verkrampft in die Hundehaltung gehst.


    Schließlich meisterst Du das doch jetzt ganz gut. Du hast ja auch jemanden, der auf den Hund aufpasst, wenn Du etwas machen möchtest ohne Hund.

  • Ich wollte einfach ein neuen Hobby haben, jemanden der da ist wenn ich nach Hause komme. Ich gehe gerne spazieren. Ich bin mit Hunden aufgewachsen, musste aber nie die Verantwortung tragen. Ich hätte nie gedacht, dass ich damit nicht klar komme...

  • Hallo HallyxX!

    Kann jemand wie ich einem Hund gerecht werden?
    Kommt die Freude mit der Zeit vielleicht, wenn sich alles eingespielt hat und die Erziehungsphase vorbei ist?
    Oder sollte ich jetzt, nach 2 Monaten die Breme ziehen und mit der Züchterin Kontakt aufnehmen ob man vielleicht ein besseres zu Hause für ihn findet?
    Ich muss dazu sagen, dass ich ein Mensch bin, der sich über alles Gedanken macht und nichts einfach auf mich zu kommen lassen kann. Normalerweise müsste ich mich der Herausforderung stellen und abwarten wie es sich entwickelt, das Problem ist, dass es hier um ein Lebewesen geht und ich denke, dass es umso schwerer für ihn und für mich wird umso später ich ihn abgebe. Die Vorstellung ihn abzugeben ist nämlich schon sehr schlimm, weil ich ihn ja auch liebgewonnen habe und ich habe auch Angst, dass ich das dann auch wieder bereuen werde. Aber ist es für mich und für ihn gut, es weiter „auszuprobieren“?
    Ich hoffe hier ein paar Anregungen zu finden um die richtige Entscheidung treffen zu können.

    Die Frage ist ja weniger, ob du das kannst. Ich denke schon, dass du das kannst, aber ob du das willst?
    Du hast mit allem Recht, ein Hund IST eine enorme Einschränkung. Persönlich und finanziell. Wenn die Welpenzeit vorbei ist, kommt die Pubertät. Dann machst du dir Gedanken über Kastration etc. Dann hat man ein paar Jahre mit einem Hund im besten Alter und dann fangen die Alterszipperlein an. Natürlich musst du auch bedenken, dass es sein kann, dass der Hund nicht immer so reibungslos funktioniert oder dass er auch mal krank wird.
    All das macht man halt aus Liebe und einem großen Stück Leidenschaft für das Wesen Hund mit. Nicht aus rationalen Gründen. Es ist eine Herzensentscheidung.
    Keiner kann dir das abnehmen. Ist wie mit dem Kinderkriegen. Auch das wird nicht oder nur zu einem kleinen Teil rational entschieden.
    Zu der letzten Frage, würde ich sagen, es ist natürlich besser für den Hund je schneller so eine Entscheidung getroffen wird. Ihr bindet euch immer mehr aneinander. Ob die Freude vielleicht doch noch kommt, kann dir leider keiner sicher sagen.


    Sowas wie den Welpenblues kenne ich nicht, kann da also nicht mitreden. Mein Hund war schon erwachsen. Am Anfang hatte ich sehr viel Freude und habe schnell gemerkt, dass er mein Herzenshund ist und wie sehr ich ihn liebe. Später kam erst eine Phase, wo ich oft und lange dachte "Ich kann nicht mehr" und mich sehr erdrückt gefühlt habe. Auch heute fühle ich mich mal überlastet, weil er kein einfacher Hund ist und auch einige gesundheitliche Baustellen hat. Ein Leben ohne ihn mag ich mir aber nicht vorstellen. Wir sind jetzt nach 10 Jahren wie ein altes Ehepaar.
    Ich bin jedoch schon in einem Alter wo mich Disco etc. nicht mehr so arg interessiert. Allerdings bin ich auch jemand der alles hin und her überlegt, ob das nun richtig und gut so ist, ob ich dem Hund gerecht werde, ihm schade usw. Das nimmt halt so ein bisschen die Leichtigkeit.
    So wie sich das liest finde ich schon, dass dein Hund ein ganz gutes Leben hat. Denke, du machst dir evtl. zu viel Sorgen. Aber es darf nicht nur Arbeit für dich sein. Dann wirst du auf Dauer unglücklich und das wird sich früher oder später auch auf den Hund auswirken.
    Hast du mit deinem Papa schon drüber geredet? Vielleicht sieht er es gar nicht als Belastung. Gerade pflegende Angehörige sind oft froh über jede Abwechslung! Du könntest auch mal mit der Züchterin sprechen. Vielleicht hat sie Erfahrungen mit dem Welpenblues und kann dir da Tipps geben.
    Ich bin gespannt, auf die anderen Erfahrungen zum Thema Welpenblues.

  • Ich wollte einfach ein neuen Hobby haben, jemanden der da ist wenn ich nach Hause komme. Ich gehe gerne spazieren. Ich bin mit Hunden aufgewachsen, musste aber nie die Verantwortung tragen. Ich hätte nie gedacht, dass ich damit nicht klar komme...

    Gut, so geht es ja vielen neuen Hundehaltern.


    Zuerst malen sie sich alles schön aus, der Hund der beste Freund und dann kommt natürlich die Erkenntnis, dass das auch mit Verantwortung zusammen hängt.


    Die meisten wachsen mit dem Hund zusammen und meistern das sehr gut. Können sich ihre Hunde dann auch gar nicht mehr wegdenken.


    Manche geben den Hund ab, nehmen sich in einiger Zeit wieder einen auf und starten einen neuen Versuch.


    Du musst wissen, was Du haben möchtest.
    Einen treuen Begleiter mit dem Du viele Dinge gemeinsam machen kannst oder lieber ein unabhängiges Leben, wo Du Dich um niemanden kümmern musst.

  • Eventuell hast du zu hohe Erwartungen an dich selber, die der Hund an dich gar nicht hat?
    Das wäre so mein Gedanke dazu.

  • Hunde engen ein (bzw die Regeln der Gesellschaft bzgl Hunden engen ein, die Hunde würden natürlich gern mit einkaufen usw gehen), Welpen noch mehr.Der Welpen-Teil geht vorbei, aber eine gewisse Einschränkung wird immer bleiben.
    Wir Hundemenschen machen das (größtenteils) gerne. Da merkt man, wie bei anderne Hobbies (oder auch Kindern) auch, nicht so wie sehr man zurücksteckt, weil man es eben freiwillig und gern macht. Das was dann oben drauf kommt ist eine Frage des Management (wie du ja momentan merkst) und, ja, das nimmt man halt in Kauf. Aber wenn man so drüber nachdenkt, es ist schon sehr viel, gerade wenn man berufstätig ist.
    Was ich damit sagen will, wenn dein Hund dich nicht dafür entschädigt, dass du eingeschränkt bist, wenn du die Zeit die du in den Hund investieren musst größtenteils als Einschränkung empfindest wird es natürlich hart.


    Ich kann und will dir keinen Rat geben, was du tun sollst, dafür kenne ich die Situation nicht gut genug. Aber ich kann dir sagen, dass es nicht viel besser wird. Ggf kann er später alleine bleiben anstatt HuTa (sprich es wird günstiger), gleichzeitig heißt, das aber, dass du mehr Zeit nach der Arbeit investieren musst. Dein Management wird besser und du gewöhnst dich dran, aber nicht mehr.
    Ich möchte dich nur bitten die Entscheidung so bald wie möglich zu treffen. Denn noch gilt er als Welpe und hat halbwegs gute Chancen auf eine neue Vermittlung.


    Was du theoretisch noch testen kannst ist ihn eine Woche oder so irgendwo in Betreuung zu geben und zu testen ob du eher aufatmenst und dich frei fühlst oder ob der Kleine dir doch fehlt. Wobei es schon richtig, richtig sch... ist den Kleinen so rumzureichen. Also am besten wäre hier die Züchterin geeignet oder ggf noch Familie.

  • Ich wollte einfach ein neuen Hobby haben, jemanden der da ist wenn ich nach Hause komme. Ich gehe gerne spazieren. Ich bin mit Hunden aufgewachsen, musste aber nie die Verantwortung tragen. Ich hätte nie gedacht, dass ich damit nicht klar komme...

    Du hast ja geschrieben, dass du dich länger mit dem Thema auseinander gesetzt hast bevor Welpi einzogen ist. Also gehe ich davon aus, dass du dir auch darüber Gedanken gemacht hast was da alles auf dich zukommt? Wenn dies der Fall ist denke ich braucht es bei euch beiden einfach etwas Zeit. Alltag kommt wieder, die ersten Wochen und Monate sind natürlich eine riesen Umstellung aber nach einer gewissen Zeit seid ihr ein eingespieltes Team und dann läuft auch ganz viel einfach so nebenher.


    Falls du dir da nicht so weitsichtige Gedanken zu gemacht haben solltest, dann tja das ist die Realität :lol: Ich würde mal behaupten entweder man hat Spaß daran sich mit dem Thema Hund und allem was dazu gehört auseinander zu setzen oder nicht. Aber falls nicht wäre mir persönlich die Zeit die es einem abverlangt und auch die Dauer (manche Hunde leben 18 Jahre) zu enorm.
    Zu deiner Gefühlslage, ich war von Tag eins verliebt in unseren Marley aber so wie es bei Hunden nicht von heute auf morgen geht, dass sie all ihr Vertrauen in uns legen so ging es mir auch mit ihm. Das Gefühl für ihn morden zu würden kam erst mit den Wochen und Monaten und JA inzwischen würde ich für meinen Hund morden. Du scheinst auch nicht gerade der Gefühlsmensch schlechthin zu sein und ich glaube da dauert sowas einfach ein tick länger.

  • Hi HallyxX!


    Ich kann das gut nachempfinden. Ich habe mir einen Pflegehund aus der Ukraine geholt, mit den Vermittlern war dann alles etwas schräg, es wurde sehr viel Druck ausgeübt und ich habe denen die Schutzgebühr überwiesen und gesagt ich behalte ihn entweder oder ich suche selbst ein Zuhause. Das war vor 1,5 Monaten.
    Ich mag den Knuddel echt gern, und trotzdem kenne ich den Gedanken "oh Gott, ich werde eingeschränkt" ABER: überleg Dir doch mal in Ruhe, wo Du wirklich eingeschränkt bist.
    Was sind die Dinge, auf die Du nicht verzichten magst und wo er nicht mitkann? Bei mir ist es so, dass das gar nicht so viele sind, wie man manchmal denken mag.
    Er kann alleine bleiben, das ist schon mal viel wert!
    Gibt es eine Alternative zur der Hundetagesstätte? Jemand der Homeoffice macht und gern mal einen Hund um sich hat z.B.? Oder die nette Rentnerin von nebenan?
    Genießt Du es auch mal, mit ihm auf dem Sofa zu liegen und zu schmusen?
    Gibt es eine Art der Beschäftigung mit ihm, die Dir Spaß macht?
    Hast Du Kontakt zu anderen Hundebsitzern oder gibt es eine Hundewiese, wo er mal mit anderen Hunden tollt und Du mit den evtl. netten Besitzern einen Schnack halten kannst?
    Gibt es Situationen, wo der Kleine Dir ein Lächeln aufs Gesicht zaubert, weil er sich z.B. freut wenn er Dich sieht?


    Ds wären erst mal so meine Fragen an Dich und ich drück Dich mal.


    LG

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