Wie kann man einen Junghund stoppen?

  • Situation : Ich gehe eine halbe Stunde Gassi mit einem 6 Monate alten hochbeinigen dickpfotigen Jagdhundirgendwas. Nachdem er etwa 10 Äste gekaut hat, springt er am Ende plötzlich auf meinen Fuß, beißt in mein Hosenbein und in den Schnürsenkel. Ich weiß, dass er nur spielen will (doch, wirklich), finde es aber trotzdem ungemütlich und möchte, dass er aufhört. Nur ist dieser Hund noch nie erzogen worden, "Nein!", "Aus!", "Stop!" oder "Pfui!" kennt er nicht und reagiert auf nichts Verbales.
    Habe ihn nach erstem erfolglosen Versuch (kräftiger Junghund + schlechter Winkel, wenn man von sich wegzieht) an der Leine zurückziehen können.
    Meine Hose hat den Angriff zum Glück überlebt.

    Wie kann ich so einem jungen Hund, der die Menschensprache nicht gelernt hat, deutlich machen, dass er mit etwas aufhören soll?

  • Gibt da den deutlichen und kurzen Weg (den ein sensibler Hund vll. nicht so gut wegstecken würde, gehe aber bei deiner Beschreibung nicht davon aus, dass der Wuff so einer ist):
    Mit dem Fuß aufstampfen, den Hund körperlich sehr präsent wegschicken und ein für einen selbst authentisches Wort (Nein, Aus, Pfui, Ey (für mich wäre das in der Situation wohl ein "Ey!" gepaart mit einem "Sag mal hackts bei Dir?!?!") ausrufen. Problem könnte sein, dass er das als Spielaufforderung ("Jay! Jetzt gehts richtig los!!") auffasst, wenn Du das nicht mit dem nötigen Ernst rüberbringt.

    Der länger dauernde Weg wäre dann:
    Dem Hund ein Aufmerksamkeits-/Abbruch-/Umorientierungssignal beizubringen.

  • Wenn der Hund dieses Verhalten zeigt weil er überfordert ist, dann wirst du das zu 99% nicht abbrechen können, egal ob mit Strafe oder Ablenkung durch Spielzeug oder Leckerlies.

  • Jeder Hund kann in kürzester Zeit lernen, sich räumlich einschränken zu lassen - also in Minuten. Da ist auch völlig egal, welcher Charakter Hund er ist. (Bezogen auf den Post, ob er das vielleicht nicht so gut verkraftet - das verkraftet sogut wie jeder Hund, wenn man ihm ne Grenze setzt - man muss beim Seelchen nicht gerade mit der Leine auf den Boden peitschen, aber grundsätzlich gibts von sowas kein Trauma sondern nen LErneffekt udn gut ists. - Es gibt natürlich auch Schauspieler unter Hunden aber gehen wir jetzt mal von einem ziemlich geradlinigen Junghund aus.

    ABER - warum macht der Hund das? Das ist die viel wichtigere Frage - kannst du die beantworten?

  • Natürlich müsste man den Hund sehen - das "10 Äste gekaut" weist für mich aber in Richtung Stress und Triebstau, der sich dann schlussendlich an Dir entladen hat. Fast alle meine Tierheim-Hunde waren anfangs so drauf und präsentierten sich beim Probegassi griffig bis bekloppt.

    Natürlich kann man versuchen, derartiges Verhalten auch bei einem (fremden?) Hund abzubrechen, sollte dann aber auch wissen, was man tut, wenn der Hund dann ernster wird oder noch eine Schippe drauf legt. Je nach Hundetyp kann ein Hund im Übersprung bei körperlicher Gegenwehr noch heftiger werden und es kippt....

    Daher müsste man jetzt gucken, woher der Stress/Triebstau kommt und die Lebensumstände entsprechend anpassen/ändern / dringend mit der Grunderziehung beginnen, anstatt einfach nur an den Symptomen herum zu doktern, denn das wird das Grundproblem nicht lösen und kann damit enden, dass es dann doch irgendwann blutig wird.

    Bei meinen TH-Hunden bin ich nach Übernahme so vorgegangen:
    1) Zunächst mit Maulkorb Gassi gegangen, damit der Hund seine Zähne nicht in mir versenken kann
    2) Zur Ruhe kommen, Rituale einführen und Bindung aufbauen
    3) Grunderziehung beginnen / Abbruch aufbauen / Umlenken üben
    4) Ohne Maulkorb raus und über Gehorsam und Umlenken die Übersprungshandlungen im Keim unterbunden

    Einen ganz fiesen Kandidaten, bei dem das alles nichts brachte, musste ich wochenlang an der Leine am ausgestreckten Arm "aushängen", wenn er mich packen wollte - danach war das Thema dann gegessen. Da muss man aber das richtige Timing haben (wann anheben, wann locker lassen), das sachlich/emotionslos durchziehen und sollte das nicht ausprobieren, wenn man nicht genau weiß, wie das geht.
    Liest sich übel, die Alternativen waren allerdings "zurück ins Tierheim (und da vermutlich versauern)", "24 Stunden Maulkorb (Anwandlungen passierten auch zuhause)" oder "böse Fleischwunden bei mir in Kauf nehmen".
    Nachdem das Thema vom Tisch war, wurde der Hund übrigens zu einem wirklich netten Kerlchen.

  • Also, der Hund gehört dem Tierheim.
    Warum das Verhalten? Ich denke, er wollte spielen.
    Unterwegs nimmt er gerne einen Zweig, bleibt stehen, kaut darauf herum, lässt ihn fallen, geht weiter und holt sich kurz darauf den nächsten und fängt von vorne an. Ich dachte, das hat mit dem Zahnwechsel zu tun.

    Fuß aufstampfen habe ich heute versucht und es hat geklappt! Er hat kurz innegehalten - ca. 30 Sekunden.

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    Ich fürchte, dass ich hier erstmal nicht mehr posten kann, wegen PC-Problemen.

  • Lenke doch einfach die Übersprünge mit einem "Nein, nimm den" auf einen der erwähnten Stöcke um (oder besser gleich eine Beisswurst).
    Hunde lernen im Allgemeinen besser das Richtige zu tun, wenn sie wissen was sie dürfen.
    Wenn man nur will, dass sie was nicht machen, werden halt die Bedingungen abgekaspert und irgendwann kehrt dann Trotz ein, wenn keine Alternativen geboten werden- ein bisschen Selbstbelohnung bleibt ja trotzdem immer über. Oder sie werden selber grob, weil es ihnen so vorgemacht wurde und machen eben das Beste daraus...

    Ausserdem hört sich die Sache auch so an, als würde der Zahnwechsel noch reinspielen.
    Da ist es doch nett, wenn man dem Hund a bisserl hilft. ;)

  • Hast du das mal mit den Pflegern im Tierheim besprochen? Das wäre jetzt mal die erste anlaufstelle, die kennen ihre pappenheimer am besten und manchmal arbeiten die auch mit Trainern zusammen.

    Das mit dem nur spielrn würd ich jetzt nicht pauschal so sehn, aber Hunde im TH verhaöten sich oft nicht nach der norm, der Stress und die Aufregung hinterlassen halt ihre Spuren ...

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