Vanessa Bokr - Meinungen und Erfahrungen

  • Also bist du dafür, dass alle als gefährlich eingestuften Hunden von ihren Privathaltern entnommen und beschlagnahmt werden?

    Ich stehe einer erneuten Vermittlung äusserst skeptisch gegenüber, ja.
    Habe aber nichts von "entnehmen" geschrieben, noch denke ich dass du richtig verstehst was ich meine.
    Ich hab auch keine Lust auf Frontenbildung, hier gibt es kein einfaches Richtig oder Falsch.

    Klar habe ich auch keinen Plan in der Schublade, wie ich es machen würde. Das hält mich aber nicht davon ab, mir zu wünschen, dass wirklich gefährliche Hunde (die eben nicht wieder resozialisiert werden konnten) nicht vermittelt werden.
    Wenn ich es richtig sehe, hat Frau Bokr ja auch einige, die sie als nicht vermittelbar einstuft.

    Dass dann irgendwann die Kapazitäten erreicht sind, ist klar.

    Rein rational betrachtet wäre es besser, der untherapierbare Hund wird eingeschläfert und muss nicht mehr in der Enge und dem Stress leben, ohne Aussicht auf ein besseres Leben, dafür ist Platz für einen therapierbaren Hund. In der Lebenszeit eines untherapierbaren Hundes könnte dann 3, 4,5, anderen Hunden geholfen werden.
    Rein rechnerisch würde man damit also mehr Hunden Gutes tun.

  • @Bubelino : daß dort keine einfachen Hunde sitzen, war mir zB von Anfang an bewusst.
    Ich verstehe aber nicht, warum man die eigenen Kapazitäten um nahezu das Doppelte überschreitet (von 30 auf fast 60 Hunde) und von einem Trainingszentrum zu einem Aufbewahrungslager mit katastrophalen Zuständen wird.
    Dann wären eben Hunde euthanasiert worden. Ist es so, wie es ist, besser? Kann man diese Situation überhaupt noch wirklich verbessern?
    Auch mit "mehr Geld" und "mehr Platz" wird sich nichts daran ändern, denn solange dort kein Buchhalter sitzt, der kategorisch Aufnahmen ablehnt oder ganz nüchtern rein aus dem Kosten/Aufwand Faktor entscheidet, welcher Hund dort keine Zukunft mehr hat, solange wird es dort vermutlich immer zu viele Hunde geben und man wird immer wieder Ausreden finden, warum die Zustände dort dem Training dienen.

  • @Bubelino : daß dort keine einfachen Hunde sitzen, war mir zB von Anfang an bewusst.
    Ich verstehe aber nicht, warum man die eigenen Kapazitäten um nahezu das Doppelte überschreitet (von 30 auf fast 60 Hunde) und von einem Trainingszentrum zu einem Aufbewahrungslager mit katastrophalen Zuständen wird.
    Dann wären eben Hunde euthanasiert worden. Ist es so, wie es ist, besser? Kann man diese Situation überhaupt noch wirklich verbessern?
    Auch mit "mehr Geld" und "mehr Platz" wird sich nichts daran ändern, denn solange dort kein Buchhalter sitzt, der kategorisch Aufnahmen ablehnt oder ganz nüchtern rein aus dem Kosten/Aufwand Faktor entscheidet, welcher Hund dort keine Zukunft mehr hat, solange wird es dort vermutlich immer zu viele Hunde geben und man wird immer wieder Ausreden finden, warum die Zustände dort dem Training dienen.

    Das ist eben die Frage. Auf die ich, ohne breiteren Einblick, keine Antwort für mich selbst habe.
    Und das ist einfach etwas, was jeder für sich anders definiert, egal, ob das Hunde, andere Tiere oder Menschen betrifft.
    Frau Bokr empfindet Leben besser als den Tod. Und das sollte man nicht herabwürdigen, so mein Gefühl jedenfalls.
    Ich selbst kann mir einfach zu selten ein Urteil erlauben. Als Beispiel, wo ich es getan habe, für mich: Chicos Einschläferung fand ich richtig und sogar zu spät.

  • Einschläfern ist sicher nicht immer eine akzeptable Lösung (aber zb ich fands bei Chico auch zu spät). Manche Hunde sind aber einfach zu gefährlich um sie einfach so rumlaufen zu lassen. Da kann man mit dem viel gelobten: Mit ein bisschen Liebe und eine Kuschelcouch wird das wieder" keinen Pfifferling gewinnen.
    Klar braucht es Trainer, kompetente Trainer die solche Hunde sachlich bewerten und entscheiden ob ein Training Sinn macht/Erfolgreich sein könnte. Eine Lebenslange Sicherheitsverwahrung ohne Sozialkontakt ist ganz sicher nicht besser als eine Euthanasie. Das hat kein Hund verdient

    Auch ist ein Training wie sinnvoller wenn ich nicht 50-60 Problemfälle versuche gleichzeitig zu händeln, sondern etwas weniger Hunde traniere auf die ich dann individueller eingehen kann.

    Viel hilft viel bringt mMn in diesem Fall nix

  • Wer sagt denn, dass Hunde die wirklich nicht vermittelt werden koennen, vermittelt werden? Es gibt genug Hunde, die eben ihr Leben entsprechend verbringen (muessen). Ob das so erstrebenswert o.ae. ist, ist ein anderes Thema..
    Alle anderen Hunde sind bei den passenden Haltern mit den passenden Massnahmen so unauffaellig, dass sie mit Sicherheit ein Grossteil der User hier nicht von meinen Hunden unterscheiden koennen! Auch nicht bzgl. dem Verhalten des Hundesfuehrers!
    Und nochmal: So einen Hund zu bekommen und auch halten und fuehren zu duerfen, ist sehr schwer. Und das hat einen verdammt guten Grund! Man ist sich der Verantwortung naemlich absolut bewusst!

    Das jetzt mal allgemein fuer die Arbeit mit und Vermittlung von Hunden, die wirklich gebissen haben, geschrieben und es ist nicht auf die HHF bezogen, da ich deren Arbeit nicht kenne!

  • Ich habe den Eindruck, dass ganz langsam in diesem Thread Licht ins Dunkel kommt. Nein, in der HHF sitzen eben nicht Hunde, die jedes Tierheim aufgenommen hätte und schön einzeln trainiert hätte.

    Nicht jedes TH, nicht jede Organisation und doch werden sie alle schön einzeln trainiert, auch bei Hoellenhunde (gemeinsames Fressen ist kein Training). Die langfristige Resozialisierungsarbeit verbleibt bei dem, der einen solchen Hund übernimmt (das bedeutet nicht immer gleich: vermittelt im eigentlichen Sinne). Es gibt m.E. dieses vom "Saulus zum Paulus" nicht. Viele Baustellen bleiben ein Leben lang, es gilt immer darauf Rücksicht zu nehmen.

    Die meisten dieser Hunde kommen nicht als "Kuschelexemplare" aus einer solchen Einrichtung. Das ist (häufig, sicherlich nicht immer) ein Netzwerk (Pflegestellen ist ein relativer Begriff) und wieder andere werden ein Leben lang verwahrt (innerhalb des Netzwerks). Die Organisationen, die mir bekannt sind, nehmen erst wieder auf, wenn ein Platz frei geworden, mit Plan C. Das ist m.E. jeder anderen Praxis vorzuziehen.

    Von Licht irgendwo hinein in diese Gesellschaft kann man jetzt eher nicht mehr sprechen. Ganz im Gegenteil. Es hat sich für mich längst in Richtung "Geheimwissen, welches andere nichts angeht" entwickelt und mein Eindruck, man wolle sie alle retten, kann nicht Nein sagen, hat sich verfestigt, mit der Begründung:

    Das sind Hunde, die euthanasiert worden wären, weil ihre Besitzer nicht mehr wussten, wohin mit ihnen und niemand helfen wollte oder konnte.

    Und im Verlauf der Diskussion wurden die Hunde für die Allgemeinheit jetzt auch noch dämonisiert, alle 56 (das tut Frau Bokr z.B. nicht, zumindest habe ich das nicht so empfunden). Nicht nur jene, auf die eine Verwahrung wartet.

    Überbelegung geht in der Regel schief, früher oder später, das Risiko für Vorfälle zwischen Hunden, Pfleger und Trainer steigt. Der Betreuungsfaktor lässt nach, alle sind überarbeitet, es passieren Fehler. Somit auch solche Beissvorfälle, die so etwas wie 18 OPs an einer Pflegerin zur Folge haben. Das bedeutet Rückschritt, immer. Und ich persönlich neige dazu, es den Folgen der Überfüllung zuzurechnen (denn dann ist so etwas zu erwarten). Wobei mich dann irritiert, irgendwie natürlich auch wieder nicht, dass der Hund nicht zu solchen gerechnet wurde, die nur von Frau Bokr betreut werden, wie im Bericht dargestellt (ok, Theorie und Praxis).

    Wobei, wenn es stimmt, "nur" festgebissen, gehe ich davon aus, dass etwas medizinisches schief gegangen ist (möglicherweise eine böse Infektion, resistenter Erreger o.ä. ). Das war eine Einschätzung meinerseits zugunsten der Organisation. Denn wenn nicht, handelt es sich bei der Beschreibung des Vorfalls möglicherweise um eine Untertreibung und das wäre ein weiteres, nicht unübliches Symptom, welches mit "alle retten" einhergeht.

    Weiss, Beissvorfälle kommen auch in solchen Einrichtungen immer mal wieder vor. Denn Fehler passieren, häufig ist es eine Verkettung "ungünstiger" Umstände, Unterbrüche in der Kommunikation, jemand hat etwas missverstanden und/oder übermittelt eine Information verkürzt, usw... Doch je überbelegter eine solche Einrichtung ist, desto höher ist das Risiko, immer.

    Möchte daran erinnern (das scheint hier völlig unterzugehen, nur noch das Überleben Hunde stehen im Fokus), man trägt nicht nur die Verantwortung für die Tiere, sondern auch die Verantwortung für die Menschen, die dort arbeiten, sich engagieren und jeder davon trägt für sich schon eine höhere Verantwortung. Das ist anstrengend und bedarf der vollen Konzentration. Das lässt sich bei Überfüllung nicht gewährleisten (daran gibt es m.E. auch nichts zu rütteln).

    Das klingt so harmlos:

    Deshalb wäre ein Aufnahmestopp vor der Anzahl von 56 oder was Hunden trotzdem gut gewesen

    Fast wie ein Nebensatz bzw. ein zu vernachlässigender Faktor. Nein, das ist es ganz und gar nicht. Bis etwas mal so richtig schief geht. Wenn die Antwort darauf lautet: "Sich nicht mehr in die Karten blicken zu lassen" und/oder Verwirrung zu stiften, wäre das ein weiteres ungünstiges Zeichen. (Wobei ich jetzt nicht geprüft habe (das macht ja keinen Sinn, so mein Fazit), ob sie das selbst so praktiziert (wirklich so geäussert hat) oder man nur durch die Diskussion hier im DF diesen Eindruck erhalten hat, erhalten sollte).

    Scheinen einfach zu viele überlesen zu haben...

    Das wage ich zu bezweifeln. Andere (möglicherweise sogar viele, im Verhältnis9 ziehen nur völlig andere Schlüsse daraus.

  • @entropie : genau das ist Tierschutz. Eine Kalkulation von Kosten und Aufwand. Macht man das nicht, schlägt es ziemlich fix in Animal Hoarding um.
    Das beginnt nämlich auch immer aus dem Wunsch, Tieren zu helfen, sie aufzunehmen, wenn sie kein anderer mehr will und dabei fließend nach und nach die eigentlichen Zustände aus den Augen zu verlieren und die eigenen Möglichkeiten zu überschätzen.
    Deswegen hat jede erfolgreich agierende Organisation im Tierschutz solche nüchtern rechnenden Menschen, damit genau das nicht passiert.

    Tierschutz ist immer ein Verlustgeschäft, das ist klar.
    Ich kann auch nicht mehr Hunde aufnehmen, als ich aktuell habe.
    Man muss die eigenen Grenzen kennen- und genau das sehe ich dort nicht.

  • Du verstehst die juristische Tragweite deiner Forderung nicht.

    Und du verstehst nicht, dass das keine Forderung ist.

    Es "fordert" auch niemand von Frau Bokr, 56 Hunden einzupferchen.

    Und was ist mit Nummer 57?

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