tun und lassen

  • Hi!
    Ich stelle in letzter Zeit immer wieder fest, dass wir viel zu viele Prioritäten in die falsche Richtung setzen. Standartmäßig heißt es ja, ein gut erzogener Hund kann Sitz, Platz, Bleib und Fuß. Mit diesem "Basiswissen" rennen wir erst mal alle zu Hundeschulen, bzw. werden von Leuten deren Hunde das schon können dorthingeschickt. Darüberhinaus vergessen wir, was der Hund eigentlich schon alles kann. Bzw. was er lässt. Er beißt keine Menschen, er beißt keine anderen Hunde, er pinkelt und kackt nicht mehr in die Wohnung, er bellt und jault nicht wenn er alleine ist, frisst keine Möbel an, springt nicht an Leuten hoch, klaut nichts vom Esstisch, rennt nicht weg beim spazierengehen, heult nicht den Mond an und buddelt keine Löcher im Garten. Von der Seite betrachtet sollten wir doch alle mal einen Tag lang vollends zufrieden sein, mit der Leistung unseres Hundes, oder? Ne, mal ganz im Ernst, bei der Erziehung wird so so oft vergessen, den Hund fürs "Nichtstun" zu belohnen. Auch in der Hundeschule. Ich finde ein guter Trainer sollte vor allem darauf Wert legen. Also halt nicht immer das unerwünschte Verhalten versuchen zu korrigieren, sondern das erwünschte zu belohnen. Dass der Hund neue Dinge dazulernt, und aktiv "macht" ist toll und phantastisch, es vertreibt die Langeweile, steigert das Selbstbewusstsein des Hundes, stärkt die Bindung zwischen Hund und Halter und ist beeindruckend für den Zuschauer. Aber das was man nicht sieht ist oft eine viel größere Anstrengung für den Hund und sollte meiner Meinung nach unbedingt mehr Beachtung finden.
    LG

    • Neu

    Hi


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    • Genau das "predige" ich meinen Schülern auch immer wieder. Menschen neigen dazu sich immer auf das zu konzentrieren, was sie stört. Das was nicht funktioniert. Das, was als "problematisches Verhalten" vom Mensch empfunden wird. Und das dann zu unterbinden bzw. korrigieren. Stress, genervt sein, den Hund nur noch als "nervig" empfinden, ihn als absolut "unerzogen" zu sehen, ist da vorprogrammiert.


      Ich erkläre den Leuten immer, dass sie dieses Bild umkehren müssen. Wie das Negativ beim ehemals beliebten Papierfoto. Es ist die Vorlage für das (positive) Bild. Da müssen sie hinkommen, den Hund in diesem Bild noch ein wenig unterstützen und dann wird alles gut :wink:


      Viele Grüße
      Corinna

    • :gott: Ich finde ihr habt vollkommen recht! Leider konzentriert man sich sehr auf die "Fehler" da sie mehr auffallen...
      Ich selbst muss mir auch immer in Erinnerung rufen, wie toll Monty eigentlich schon ist, damit ich mich nicht an den kleinen Fehlern "aufhänge"! Er kann schon soo viel, läss sich mittlerweile anfassen, hat einen guten Grundgehorsam ... und dann häng ich mich an kleinen Dingen auf die er als "perfekter Hund" doch noch können muss... Zum Glück hab ich das erkannt und seitdem läuft alles viel besser! Ist ne ganz andere Grundhaltung!

    • Ist es denn überhaupt so wichtig, was mein Hund kann oder nicht kann? Muss ich mich wirklich an meinem Erfolg oder Misserfolg messen?


      Kann ich meinen Hund nicht einfach so nehmen wie er ist, es ist doch egal was er schon kann oder nicht. Ich nutze die Zeit, die ich habe, nach bestem Wissen, gebe mein Bestes, mehr kann ich nicht tun.
      Und wenn mein Hund dann als "unerzogener Hund" sterben sollte, so könnte ich es nicht ändern. Und überhaupt impliziert doch dieses Messen am "Können", dass es einen Olymp gibt von dem es dann keinen Aufstieg mehr gibt.


      Der Weg den ich mit meinem Hund gehe ist aber doch ein stetiger, der erst endet, wenn es einen von uns nicht mehr gibt.
      Der Weg ist das Ziel.

    • wenns beim training mal nicht so toll läuft, mein kleiner hundehummelpopo wieder mal der meinung ist, jeder grashalm wäre toller als ich oder was zu lernen, frustriert mich das manchmal schon, ein klein wenig neid auf andere und deren schon so toll erzogenen, führigeren hunde kommt auf.
      aber hey, dann muß ich mich selbst dran erinnern, dass wir erstens ja noch relativ jung sind (25 und 3) und noch sehr viel lernen können und werden, wir nicht jeden tag gleich gut drauf sind, und ich trotz der gelegentlichen schwierigkeiten vor allem das temperamentvolle wesen der kleinen maus so liebe.
      aber wenn ich dann im alltag sehe, wie unsicher, ängstlich oder überfordert andere hunde (und deren menschen) unterwegs sind, bekomme ich deutlich vor augen geführt, was mein hund alles kann! menschenmassen, lärm, ungewohnte umgebung, seltsamer untergrund, all das sieht sie entweder als normal - weil von welpenpfoten an dran gewöhnt - oder als herausforderung und abenteuer. außerdem vertraut sie mir einfach. "wenn frauchen souverän die situation angeht und durchzieht kann mir ja sicher nix schlimmes passieren..." diese alltagstauglichkeit und das gezeigte vertrauen sind mir dann doch wichtiger und kostbarer als perfektion (in rekordzeit) im hundesport....
      *stolzes danke-knuddel an meine fellnase* :umarmen:

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