Kleiner Hund wird nicht ernst genommen

  • Ich finde einen respektvollen Umgang wichtig. Da muss ich dann als Besitzer durchaus eingreifen und meinen Hund in die Richtung führen. Meiner Meinung nach haben Kleinhundebesitzer es da aber schwieriger da sie leichter zum Opfer der "Hundehaltergesellschaft" werden. Die Hemmschwelle für andere HH, ihren Hund zu dem Kleinen zu lassen, ist einfach geringer, als bei einem großen Hund.
    Außerdem beobachte ich schon, dass viele Hunde unsicher sind und sich bei kleinen Hunden mehr trauen als bei Gleichgroßen oder Größeren. Das trifft auch auf Kleinhunde zu, aber da gibt es eben nicht so häufig Hunde, welche nochmals kleiner sind.


    In der perfekten Gesellschaft würde natürlich jeder die Hundesprache verstehen, seinen Hund entsprechend erziehen und auf die Bedürfnisse anderer Rücksicht nehmen. So ist die Welt halt nur leider nicht und die Hemmschwelle seinen Hund zu einem kleinen Chi einfach hinzulassen ist nunmal leider wesentlich geringer als seinen Hund zu einer großen, schwarzen Dogge zu lassen.


    Ich denke, dass die Grupper der HH, welche ihre Hunde einfach Schwächere (ich schreibe gezielt Schwächere, denn auch ein großer Hund kann es treffen) drangsalieren lassen die selben sind, welche ihre Hund auch auf Tierweiden, zu Fußgängern, Joggern, Radfahrern und so weiter lassen. Die nehmen ihren Hund halt erst zu sich, wenn absehbar ist, dass ihr Hund klar den Kürzeren zieht - und sind dann auch gar nicht mehr so entspannt! Messen mit zweierlei Maß halt.


    Das ist für mich weniger was mit Egoismus als viel mehr mit fehlender Empathie, "etwas nicht zuende denken" und einer völlig falschen Einschätzung des eigenen Hundes und der allgemeinen Hundesprache zu tun. Da wird dann tatsächlich nicht verstanden, warum der Kleinhundehalter den Kontakt unterbindet, obwohl sie selbst bei einem Großhund das gleiche tun. Egoismus wäre für mich, dass da irgendwie ein Kalkül hintersteckt und nicht einfach blanke Emotionen (Kleinhund - "Mein Hund soll spielen!" vs. Großhund - "Meinem Hund könnte wehgetan werden").

  • Ergänzend: Wären diese HH nämlich wirklich einfach entspannt, dann würden sie es auch locker sehen, wenn ihr Hund sich dann auch mal eine einfängt. Kenn ich bei vielen Hofhunden so - dürfen sehr vieles, aber wenn was passiert, dann ist es irgendwie egal :ka: - wird der Hund schon draus lernen :lepra:


    Aber diese HH reagieren ja höchst empfindlich und aggressiv wenn ihr Hund dann mal eine gewischt bekommt oder verscheucht wird.


    Man merkt deutlich, dass diese Leute ihren Hund einfach völlig falsch einschätzen. Rosa-Rote Brille - "Nein, mein Timmy tut sowas nicht. Der ist ein gaaaanz lieber!".

  • Ich finde einen respektvollen Umgang wichtig. Da muss ich dann als Besitzer durchaus eingreifen und meinen Hund in die Richtung führen. Meiner Meinung nach haben Kleinhundebesitzer es da aber schwieriger da sie leichter zum Opfer der "Hundehaltergesellschaft" werden. Die Hemmschwelle für andere HH, ihren Hund zu dem Kleinen zu lassen, ist einfach geringer, als bei einem großen Hund.

    Ich kann mir vorstellen, dass dieses Verhalten der Hundeführer sehr gerne auch dazu führt, dass der dazugehörige Hund tatsächlich auch merkt: Mein Herrchen/Frauchen nimmt diesen Zwerg nicht ernst, also warum soll ich es tun.
    Der Mensch signalisiert seinem Hund ja viele Dinge unbewusst und meist auch unbeabsichtigt.


    Ob man einem erwachsenen Hund Souveränität beibringen kann? Oder überhaupt, auch einem Welpen/Junghund?

  • Aus nicht ersichtlichen Gründen einen anderen Hund sozusagen in die Ecke zu stellen, wo dieser sich windet und krümmt, weil er nicht weiß wohin mit sich entspricht für mich nicht dem Bild eines souveränen Hundes, sondern eher dem eines Mobbers, Kontrollfreaks oder Tyrannen. Der Yorkie schien das deiner Schilderung nach ja sehr gelassen anzuschauen, und ich kann fast das belustigte Funkeln in seinen Augen sehen |)

    Ist halt ein Terrier xD aber auf jeden Fall wird er ernst genommen :D Der Grund wird gewesen sein, Diego vom Kuchen fern zu halten :pfeif:

  • Ich kann mir vorstellen, dass dieses Verhalten der Hundeführer sehr gerne auch dazu führt, dass der dazugehörige Hund tatsächlich auch merkt: Mein Herrchen/Frauchen nimmt diesen Zwerg nicht ernst, also warum soll ich es tun.Der Mensch signalisiert seinem Hund ja viele Dinge unbewusst und meist auch unbeabsichtigt.


    Ob man einem erwachsenen Hund Souveränität beibringen kann? Oder überhaupt, auch einem Welpen/Junghund?

    DAS denke ich auch! Der Hund kann nur so gut werden wie der Besitzer. Wenn ich als Besitzer schon eine schlechte Meinung von Kleinhunden habe, dann werde ich das unbewusst vermitteln. Bin ich dagegen eine entspannte, souveräne und selbstbewusste Persönlichkeit, dann wird das auch im Bestfall auf meinen Hund abfärben (kann, muss nicht). Aber es wird schwer sein, einem Hund etwas zu vermitteln, was ich selber nicht "bin".


    Genauso läuft es mMn aber auch andersrum. Es wird ja nicht nur nicht erkannt dass der eigene Hund grade drangsaliert sondern es wird ja auch nicht gesehen, dass der eine Hund drangsaliert wird. Klar, die wenn es lauten Streit oder einen Kampf gibt, dann sieht das jeder - aber drangsalieren/mobben? Und dann wird da der Schwache drangsaliert und keiner Hilfe - die freuen sich sogar noch, wie schön "gespielt" wird. Der Hund kann sich also nicht drauf verlassen, dass ihm geholfen wird.


    Kläffende Kleinhunde resultieren für mich daraus, das die Besitzer den Hunden zu wenig Sicherheit geben und gleichzeitig am "unteren Ende der Nahrungskette" stehen und dadurch mehr schlechte Erfahrungen sammeln.

  • Es wird ja nicht nur nicht erkannt dass der eigene Hund grade drangsaliert sondern es wird ja auch nicht gesehen, dass der eine Hund drangsaliert wird. Klar, die wenn es lauten Streit oder einen Kampf gibt, dann sieht das jeder - aber drangsalieren/mobben? Und dann wird da der Schwache drangsaliert und keiner Hilfe - die freuen sich sogar noch, wie schön "gespielt" wird. Der Hund kann sich also nicht drauf verlassen, dass ihm geholfen wird.


    Kläffende Kleinhunde resultieren für mich daraus, das die Besitzer den Hunden zu wenig Sicherheit geben und gleichzeitig am "unteren Ende der Nahrungskette" stehen und dadurch mehr schlechte Erfahrungen sammeln.

    Das konnte ich bisher auch beobachten.
    Das letzte Frauchen, bei deren Hund Lili sich aufs Kreuz geworfen hat, meinte: Sehen Sie: Ist doch alles gut. Die schnüffelt doch nur ein bisschen. Dem Kleintier passiere schon nichts.


    Für Lili war eben nicht alles gut, sie hat sich in den Dreck geworfen, nur damit der andere sie bitte bitte in Ruhe lässt. Eine weitere Lektion, dass sie kein Recht auf Individualdistanz hat (ist ziemlich lange her, wie gesagt, wir haben dran gearbeitet und solche Situationen entstehen so gut wie gar nicht mehr).


    Wenn Lili mit kleineren agiert, dann behalte ich die anderen immer genau im Auge. Obwohl Lili selber nicht übergangen werden mag, tut sie es gerne auch mal bei anderen. Wenn da einer Angst oder Unwillen zeigt, dann pfeife ich Lili grundsätzlich zurück. Der Besitzer des anderen Hundes sieht aber meistens die Signale seines eigenen Hundes nicht, da kommt dann auch: Ach lassen sie sie doch spielen, meine macht das immer so.


    Wir haben hier einen wirklich winzigen Teacup-Pudel rumhüpfen. Sein Frauchen kann mich nicht leiden und wechselt immer lautstark die Straßenseite, weil ich Lili nicht zu ihrem Hund hinlassen möchte. Sie ist dafür einfach zu trampelig und vom Größenverhältnis ist Lili gegen diesen Winzpudel nichts anderes als Labrador gegen Lili. Schade eigentlich, drollig ist der Zwerg schon und ich hätte ihn gern mal kennen gelernt ^^

  • meine zwergspitz hündin wird von niemandem ernst genommen, weil sie das gar nicht wirklich zeigen kann - sie zieht nur den Schwanz ein und will nicht das jemand an ihr schnuppert und versucht zu fliehen. :/
    mittlerweile findet sie andere Hunde daher auch meist eher überflüssig und wenn mehr als einer da ist, dann will sie erstmal Abstand zu denen. Mehr als einer der gleichzeitig schnüffeln kommt überfordert sie total. Sie spielt auch nur selten mit anderen Hunden - eher jagt sie andere Hunde weg (da denken dann viele Halter oft sie würde spielen wollen, will sie aber definitv nicht).


    Mein Rüde macht anderen Hunden sofort klar was er will und was nicht, der rennt auch nicht weg, der hat gar keine Angst, der wird meist sofort verstanden von anderen Hunden.


    andere Hundehalter hingegen nehme meine Hunde absolut gar nicht ernst.


  • Eigentlich ja nur nett von dir, dass du nicht willst dass dem Kleinen was passiert. :ka:

  • Ob ein Hund ernst genommen wird oder nicht hängt meiner Erfahrung nach nicht nur von der Größe ab. Meine Hündin, kniehoch, 20kg, aber eben sehr ängstlich, konnte beschwichtigen, wie sie wollte, es hat das Gegenüber nicht interessiert. Insbesondere der typische Labbi ging meistens erst auf Abstand, wenn sie in die Luft schnappte - so lernte sie schnell, ihre Beschwichtigungs- und subtileren Drohsignale nur zu zeigen, wenn der andere Hund kein Labrador war. Bei denen packte sie gleich die Luft-Schnapper-Keule aus.


    Ich halte einen Hund, der nicht sofort auf die ersten "Lass mich in Ruhe!"- Signale eines anderen reagiert, durchaus nicht für asozial. Wie andere schon vor mir schrieben: Der Hund erkennt die Signale des Anderen vermutlich, aber er wägt ab, ob ihm seine eigenen Interessen gerade wichtiger sind. Für mich ist dann eben die Frage, wie er weiter vorgeht, entscheidend. Kommt er nochmal nerven, fragt noch ein- oder zweimal nach und verzieht sich bei gleichlautender negativer Antwort wieder, ist in meinen Augen alles gut. Mein Spinner hat sich auch schon Ansagen abgeholt, wenn ihm sein Wunsch, der netten Hündin, mit der er soeben erfolgreich angebandelt hat, doch bitte mal am Hintern zu schnüffeln, wichtiger ist als die Tatsache, dass Madame ihm den Hintern immer wieder durch wegdrehen entzieht. Sobald die Hündin dann aber deutlich wird, geht er sofort auf Abstand. Könnte die Hündin aus irgend einem Grund nicht selber deutlich werden, würd ich dem Romeo ihr Anliegen gern aus dem Hündischen übersetzen. :roll:


    Bei Hunden ist es eben nicht so einfach wie bei Menschen, denn da gibt es keine Gesetze, die sagen, dass sich niemand an den Hintern fassen lassen muss, wenn er darauf keine Lust hat. Hunde wägen schon ab, und ich kann mir vorstellen, dass es einige Vierbeiner gibt, die eine Ansage eines großen, starken, vielleicht auch entschlossenen Hundes sofort akzeptieren und bei einem kleineren, vielleicht ängstlichen, schwächeren Hund einfach drüberrennen und trotzdem ihr Ding machen. Besonders oft habe ich letztere übrigens bei Labradoren und Golden Retrievern erlebt. Die sind z.T. so penetrant, dass sie sich nicht mal vom wirklich stinksauren, lauten, drohenden und nicht gerade kleinen Spuk nichts sagen lassen wollten, weil "Ich bin ein LABBI, ich darf das, mich lieben nämlich alle!"
    Dass Hunde ein "Hau ab!" nicht akzeptieren, passiert leider öfter, als man denkt, sogar wenn das "Hau ab!" schon mit Beschädigungsabsicht einhergeht. Topi, seines Zeichens blonde Katastrophe, sagt extrem deutlich, dass sich ein anderer Hund verdrücken soll, er zeigt auch, dass er bereit ist, seinem Wunsch mit den Zähnen Nachdruck zu verleihen. Deswegen ist er eben auch angeleint und trägt in der Regel Maulkorb, wenn ich weiß, dass wir an den Höfen vorbei müssen, wo eben diese Hunde leben. Dass der nervige Border Collie trotz Todesdrohungen und Steinen, die ich ihm vor die Füße knalle, weiterhin versucht, sich von hinten anzuschleichen und Topi anzumachen, zeugt schon von einer gewissen Todessehnsucht. Dem ist sein Anliegen einfach wichtiger. Glücklicherweise steht dem sein Gehorsamsdrang im Weg, denn sobald ich im Befehlston "Nein!" brülle, geht er in den meisten Fällen. Früher wären solche Hunde vermutlich frei nach Darwin aussortiert worden, wenn sie an den Falschen geraten wären, heute werden sie zum Glück von (im guten Fall ihren eigenen, im schlechten von denen des fremden Hundes) davor geschützt.


    Ich kenne kleine Hysteriker, große, souveräne Hunde, kleine coole Socken und große Angsthasen, irgendwie habe ich noch kein Muster feststellen können, ab welcher Größe ein Hund erst genommen wird. Einzige Ausnahme: Hunde, die aufgrund von Winzigkeit oder Körperbau von ihren Artgenossen erst gar nicht als Hunde erkannt werden.
    Fun Fact: @persicas Dexter und mein Spuk, Gewichtsunterschied so geschätzte 27kg, verstehen sich 1A und sind gute Buddies. Die hängen halt zusammen ab und flirten liebend gern. Ich würde auch behaupten, dass Spuk Dexter normalerweise ernst nimmt, aber letzte Woche war er durch die ganzen läufigen Hündinnen ein bisschen oversexed, so dass er trotz Dexters Aufforderung, das zu unterlassen, zu oft am heiligen Hintern des Minis geschnüffelt hat. Da hab ich mal wieder übersetzt und das Thema war erledigt.
    Spuk nimmt die allermeisten Hunde ernst (ich behaupte jetzt mal, dass es ihm bei den totalen Hysterikern etwas schwerer fällt :hust: ), aber das gilt in allen Belangen. Wen man ernst nimmt, der kassiert auch eine ordentliche Ansage, wenn er darum bettelt. Da würde er auch winzig kleine Hunde nicht ausnehmen. Deren Halter mögen dann aber nicht sehen, wir ihr Zwerg mal auf dem Rücken landet, weil er meinte, gleich nach dem Schnuppern (vom Mini ausgehend) beim Spuk in der Nase zu hängen. Deshalb pass ich bei Kleinen wesentlich strenger auf, wie sich die Situation entwickelt, denn eine normale Ansage eines fünfmal so schweren Hundes tut deutlich mehr weh als eine aus der gleichen Gewichtsklasse, und so ein Zwerg geht halt schneller kaputt. Ernst nehmen hat also wirklich zwei Seiten, und ein Hund, der Minihunde ernst nimmt, tut das eben nicht nur bei deren Kommunikation, sondern auch bei deren Fehlverhalten.

  • Wir hatten und haben einen Husky hier, der immer an der langen Flexi Gassi geht. Der hat immer den Todesblick drauf, der sagt immer nonverbal "mach dich vom Acker, ich kill dich", während seine Besitzerin verzückt lächelnd zuschaut, wie ihr Rambo eine Interaktion unter solchen Vorzeichen beginnt. Ich hatte meine Große gerade erst frisch, sie war ein Baby von 9 Wochen. Und die Frau wollte den Husky allen Ernstes zu uns lassen, kein Platz zum Ausweichen, und sie sagte über ihren Hund dabei "meiner ist soo ängstlich" :muede: ... Selbstredend, dass ich meinen Welpen hinter mich genommen hab und das Weite gesucht hab, nicht ohne ihr mitzuteilen, dass ich da keine Angst sehen kann bei ihrem Hund. So unterschiedlich sind eben die Wahrnehmungen :pfeif: .


    Puh, ist was lang geworden... Sorry :tropf: ;)

    Das macht mich sehr traurig. Einen Husky mit Todesblick? Das ist für mich definitiv das beste Beispiel, dass selbst Hundehalter keine Mimik mehr lesen können. Huskys kommunizieren sehr filigran...das Erscheinungsbild hat damit gar nichts zu tun

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