18 Jähriger Hund - gehen lassen?

  • Hallo zusammen,


    Unser alter Familienhund ist 18 Jahre und 4 Monate alt.


    Ich habe ihn nun von meinen Eltern zu mir genommen, da sie ihn nicht mehr pflegen können. Ich war mit ihm beim Arzt. Den Chefarzt der Tierklinik in leverkusen, der ihn kennt und ihn letztes Jahr bei einem Darmvorfall operiert hat. Er war der Meinung vor ca. Einem Monat, dass er nicht eingeschläfert werden soll da er noch läuft und frisst.


    Er frisst noch, und das sehr gerne und viel. Er trinkt auch ordentlich.
    Jedoch kann er seit ein paar Tagen gar nicht mehr alleine aufstehen, ich muss ihm deshalb beim essen, urinieten und kaka machen helfen. Er kann auch nicht, oder nur wenige Schritte laufen, dann fällt er um. Ich hab eine Vorrichtung, damit helfe ich ihm beim Laufen, aber er ist schwer dement und weiß oft gar nicht was er will. Dann steht er da und winselt und lässt sich fallen. Er macht kaum noch was anderes als fressen, schlafen und winseln. Bevor er völlig lahm wurde vor ein paar tage ist er immer aufgeregt umher gelaufen oder im Kreis, jetzt geht das nicht und das stresst ihn denke ich.
    Allerdings kommt es mir sp vor als hätte er mich einen lebenswillen, da er frisst und trinkt und Tag und Nacht nach mir jault. Oft damit ich ihm bei etwas bestimmtes helfe, etwas windel wechseln oder pipi machen, um Liegen macht er nicht oder nur sehr ungern. Oft jault er aber auch ohne Grund...


    Er bekommt baldrian, bachblüten, karsivan und traumeel. Traumeel erst seit Samstag, da er sein Bein in schonhLtung hatte. Das hat sich gegeben zum Glück, aber er läuft trotzdem nicht wieder alleine, oder wie gesagt nur sehr sehr wenig.


    Der Arzt hatte uns valium verschrieben. Erst seit ich das gegeben hab, jab er mich mehr laufen. Hab es sofort abgesetzt, furchtbares Zeug...


    Ich weiß nicht mehr weiter... Ich glaube er leidet jetzt und scheu mich aber vor der Entscheidung ihn gegen zu lassen.... Was sagt ihr?


    Liebe Grüße

  • Da würde ich abwägen, was für mich am sinnvollsten ist.


    Geht es darum, ihn jetzt oder in den nächsten paar Tagen einzuschläfern?
    - so wie du die Situation beschreibst ist es jetzt auch nicht mehr allzu schön für ihn und es wäre jetzt auch schon ok.


    Geht es darum, ob es eher jetzt schon sein soll oder ob man noch ein paar Tage/Wochen auf entweder eine Verbesserung oder eine Verschlechterung (und damit Erleichterung der Entscheidung) wartet?
    - auch schwierig. Bevor ihr nur unter "mittelschlechtem" Zustand auf eine Verbesserung/Veränderung wartet, würde ich beim Tierarzt ansprechen ob nicht zb Schmerrzmittel sinnvoll wären. Dann kann man gucken, ob es ihm besser geht und man stellt zumindest sicher, dass er in seinen letzten Tagen/Wochen keine/weniger Schmerzen hat.



    Geht es darum, dass du eine Entscheidungshilfe willst?
    - dann lass ihn medizinisch durchchecken. Ich weiß gar nicht ob bei so einem alten Hund mit so vielen Wehwehchen ein Blutbild sooo aussagekräftig ist. Dass da einiges außerhalb der Referenz liegt, ist ja zu erwarten. Einen Ultraschall würde ich aber sehr sinnvoll finden. Da sieht man wie es dem Herz geht und wie die
    Organe aussehen. Wenn da irgendwas schon vom Krebs zerfressen ist und ordentlich Schmerzen bereitet und/oder jeden Moment platzen könnte, dann sollte man sich eher (sehr) zeitnah verabschieden.
    Aber auch andersrum - wenn im Bauch alles ok ist und das Herz nicht in völlig katastrophalem Zustand ist das schonmal etwas worum man sich keine Gedanken mehr machen muss. Da bleibt dann "nur" noch die Demez und der Bewegungsapparat.
    - damit kommen wir auch zum nächsten. Wegen dem Bewegungsapperat würde ich euch einen Besuch bei einem Tierosteopathen oder Tierphysioterapeuten raten. Am besten ein spezialisierter Tierarzt und kein "normaler Mensch"(nicht-Tierarzt) mit Spezialausbildung.


    (Falls Geld eine Rolle spielt: sowohl Blutbild, als auch Ultraschall, als auch der Physiotherapeut dürfte sich so im Bereich von jeweils 100-130€ bewegen. Sind also grundsätzlich keine wahnsinnig hohen Summen, wenn es einem wichtig ist und man es für sinnvoll erachtet.)






    Aus persönlicher Sicht bzw aus persönlichen Erfahrungen kann ich auch noch ein paar Sachen raten.


    - Lasst den Tierarzt zum einschläfern nachhause kommen und zumindest eine Vertrauensperson sollte währenddessen dabei sein. Der Hund sollte in seinem Zuhause sterben, keine
    Angst haben und nicht alleine sein.


    - wenn man einen Tag (oder wenige Stunden/Minuten) zu lange wartet und das Tier unter qualvollen Schmerzen stirbt oder man mit dem leidenden Tier zur Einschläferung in den Notdienst der Tierklinik fahren muss ist das VIEL schlimmer und man bereut es viel mehr als wenn man einige Tage "zu früh" eingeschläfert hat.


    - Schmerzfreiheit ist das wichtigste. Wenige, aber schöne Tage ohne Schmerzen sind viel wertvoller als viele/mehrere doofe Tage mit schmerzen.


    - Umso mehr Klarheit man hat, umso sicherer ist man in der Entscheidung und umso weniger wird man daran zweifeln oder sie bereuen. Wenn ihr so wie es ist noch nicht "aufgeben" möchtet, dann sorgt für medizinische Klarheit.


    - Die Tatsache, dass er isst ist grundsätzlich etwas gutes. Das kommt aber durchaus auch vor uns sollte euch nicht in der Entscheidung beeinflussen. Ich habe schon ein Tier schläfern lassen, das noch 5 Minuten bevor er Tierarzt zum Einschläfern kam, gegessen hat. Und zwar große Mengen und mit großem Appetit. Unabhängig davon war die Einschläferung zu diesem Zeitpunkt die absolut richtige Entscheidung.


    - Vor dem einschläfern ansich müsst ihr wirklich keine Angst haben. Die Entscheidung für den richtigen Zeitpunkt ist schwer, die Trauer davor und danach ist schwer. Aber das einschläfern ansich ist den Umständen entsprechend völlig ok und nicht ansatzweise so schlimm wie man sich das vorstellt. Also ansich vor diesem
    Moment müsst ihr wirklich keine Angst haben.

  • Hallo und danke für deine ausführliche Antwort! Ich fühle mich total unwohl bei den Gedanken ihm noch weitere Untersuchungen und Behandlungen zukommen zu lassen. Er hat so viel hinter sich und er hasst es. Ich denke auch eine Behandlung von Organen wird nicht viel an seiner demenz und seinem allgemeinen Leiden ändern. Übrigens hat er tatsächlich dicke fettgeschwülste in der Haut. Der Arzt ist sich sicher, dass er keine Schmerzen hat.. Ivh nicht so sehr


    Sollte ich mal zu einem anderen Arzt gehen und darüber reden? Eine zweite Meinung einholen? Wie gesagt... Ich sehe nicht dass weitere Behandlung ihm helfen würde...

  • Das Alter spielt für mich keine Rolle- nur Schmerzen und wenn der Hund keine Freude mehr empfindet. Alter bringt eben Gebrechen mit sich, die gehören dazu und da kriegt er Hilfe.

  • Schon klar, ich bin stolz auf sein Alter und würde mich freuen, wenn er noch zwanzig wird. Aber ich denke ich muss realistisch sein. Seit der letzten OP hat er sehr abgebaut. Wie gesagt, er ist dement und weiß oft nicht was er möchte,wie ihm Geschieht... Das ist wirklich schlimm.

  • Was der TA vor 4 Wochen gesagt hat kann ich diesem Alter und bei diesen Gebrechen wirklich von heute auf morgen ungültig sein.


    Schau ihn dir an du kennst ihn und ich denke in einer ruhigen Minute wirst du erkennen wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist. Schwer ist diese entscheidung auf jeden Fall aber ich bin der Meinung man muss sie irgendwan für seinen alten freund treffen. ab einem bestimmten Punkt wird es einfach nicht mehr besser und abzuwarten bis es keine klaren Momente mehr gibt, finde ich nicht schön. Red in einem der klraren Momente mit ihm (klingt blöd ich weiß) aber ich bin sicher du wirst verstehen was er möchte.

  • Mein 15 1/5 jähriger Hund war über ein Jahr schwerst dement, ich musste ihn mit dem Löffel füttern
    und hinaustragen...... Ich habe ihn trotzdem nicht einschläfern lassen, er hatte keine Schmerzen, er war nur alt. Ich hatte aber auch die Zeit, mich um ihn zu kümmern.
    Als er dann einen Tag vor seinem Gang über die Regenbogenbrücke angezeigt hat, dass er dazu bereit ist, waren wir ununterbrochen bei ihm.
    Ich habe auch um ihn sehr getrauert - aber seit diesem Zeitpunkt weiss ich, was der Unterschied zwischen einer stillen Trauer und unsagbarem Schmerz ist. Sein Leben hatte sich vollendet, die Kraft erschöpft und er war bereit, zu gehen. Wie es in dem Spruch heisst -
    Als Gott sah, daß der Weg zu lang,
    der Hügel zu steil,
    das Atmen zu schwer wurde,
    legte er seinen Arm um dich und sprach:
    "Komm heim."
    Das Gefühl, nicht eingegriffen zu haben, sondern das "natürliche" Ende abgewartet zu haben, ist unbeschreiblich. Ich habe vorher meine Hunde wegen schlimmer Krankheiten einschläfern lassen müssen.
    Wenn Du die Kraft und die Zeit hast, zu warten, dann tu es. So wie Du das schilderst, ist es nur noch eine Frage von wenigen Wochen. Natürlich nur, wenn Schmerzen bei Deinem Hund ausgeschlossen sind.
    Alles Gute für Euch.

  • Uff... Also füttern finde ich total nichz mehr in Ordnung, was mich betrifft. Nur wenn es vorübergehend ist. Ich glaube ich bin immer mehr der Meinung, dass ein dementer Hund, der nicht laufen kann und im wachzustand überwiegend wimmert, tatsächlich leidet... Ich werde noch mal. Mit seinem. Hausarzt reden und dann nich ne zweite meinung einholen. Aber ich weiß nicht, was erstrebenswert an einem natürlichen Tod ist. Selbat Menschen wünschen sich Sterbehilfe...

  • Solche Entscheidungen muss jeder für sich in dieser Situation finden.


    Ich würde ihn noch einmal dem Tierarzt vorstellen, um zu sehen, ob es etwas gibt, das ihn wieder auf die Beine bringen würde.
    Sollte die Prognose für eine Besserung schlecht sein, so würde ich ihn gehen lassen.
    Wenn ein Hund in dem Alter gar nicht mehr selbstständig laufen kann, sich einnässt und desorientiert ist. Da würde mir die Entscheidung ehrlich gesagt recht leicht fallen.
    Aber das ist meine eigene persönliche Sicht auf die Dinge...

  • Aber ich weiß nicht, was erstrebenswert an einem natürlichen Tod ist. Selbat Menschen wünschen sich Sterbehilfe...

    Ja, wenn sie Schmerzen haben. Ich habe 26 Jahre in einem Pflegeheim gearbeitet, da sagt jeder mal, er will sterben. Aber konkret? Nie ! Und erstrebenswert an einem natürlichen Tod ist, dass Dein nächster Thread nicht wie bei vielen, die in der Situation waren, den Inhalt haben wird, dass Du ein schlechtes Gewissen hast, Deinen Hund eingeschläfert zu haben, was vielleicht doch zu früh war.

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