Herdenschutzhunde an der Herde und technischer Herdenschutz

  • Mich stört an dem Artikel hauptsächlich die Pauschalität und dass mal wieder jemand etwas beurteilen will, womit er bisher kaum was zu tun hatte, nämlich dem HSH an der Herde.


    Das sind völlig andere Hunde als die Herrschaften im Tierheim.

    Ja das stimmt. Das sit mir auch aufgefallen. Mir ist es nur darum gegangen, dass ich die geäußerten Bedenken teilweise nachvollziehen kann, gerade weil an der Alperei so viel hängt, an das man vielleicht nicht gleich denkt.

    Danke übrigens für den Link und das Video. Sehr informativ. Hab ich mir gleich mal gespeichert.

    Das sind dann i. d. R. Probleme, die innerbetrieblich bleiben.

    Typische Beispiele wären Junghunde, die die Herdentiere jagen, dabei auch verletzen. Oder unpassend zusammengestellte Hunde-Gruppen, wo Konflikte nicht rechtzeitig bemerkt werden.

    Ja, schon. Nur werden genau das auch die Abgabehunde. Und da sehe ich auch das Problem. Von den Hunden wird eine Lösung erwartet, manch einer stellt sich das zu einfach vor. Das zeigen auch Gespräche mit anderen Landwirten, nach dem Durchzieher bei uns sind da die Wogen ziemlich hochgegangen.

    Da ist der Grundtenor schon oft so, dass man sich die Hunde schon vorstellen könne, weil sie ja keinen direkten Touristenkontakt hätten. Und mit der Förderung sowieso. Und das bisschen Füttern würde man auch noch hinkriegen. Billiger als ein wolfssicherer Zaun sei das allemal, gerade Welpen seien ja noch nicht so teuer.

    Das sehe ich sehr problematisch.

    (Mich regen solche Leute mittlerweile dermaßen auf. Seit unserem Vorfall haben wildfremde Menschen das Bedürfnis, mir mitzuteilen, dass a: so etwas bei ihnen nicht vorkäme, b: man dem Wolf schon zeigen würde, wo der Hammer bzw. Opas alte Büchse hängt oder c: dass ich doch dieses und jenes probieren solle, weil, man habe gehört, das hätte beim Großonkel der Freundin von der Tochter der Friseurin auch funktioniert.)

    lg

  • Ich kommentiere mal in lila

    In dem Artikel les ich nichts außergewöhnlich Doofes

    Ich gehe da auch großteils mit.

    ist Expertin für Herdenschutzhunderassen und betreibt eine Auffangstation. Sie hat eine ganz klare Haltung: Alle ihrer Tiere gehören nicht nach Österreich, sondern in die Mongolei oder andere menschenleere Gegenden. das würde bedeuten, dass in der gesamten DACH Region kein Herdenschutz möglich ist

    Auf einer Weide, wo am Tag 20 Wanderer vorbeigehen, wird das nicht funktionieren. man muss den Wanderweg ja nicht mit 12 cm am Zaun entlangführen ... ein Bogen tuts ja auch

    In Ortschaften mit vielen Nachbarn kann es nicht funktionieren. Wenn diese Hunde Gefahr wittern, bellen sie, und sie bellen lange. Und wenn diese Nachbarn begreifen, dass es auch ihr Leben sicherer macht, wenn diese Hunde anschlagen ... dann macht es irgendwann klick ... hoffentlich ... es ist ein langer Weg

    Die rote Zora wurde eineinhalb Jahre lang in einer Kiste gehalten, und auch der blinde Baikal hat eine schlimme Vergangenheit hinter sich, wie alle 20 Hunde hier: „

    Bei uns gelandet sind sie durch behördliche Beschlagnahmung, Überforderung aus den Tierheimen, private Abgaben von Familien, dafür, dass sie in falschen Händen schwierig werden, können die Hunde nichts ... sie müssen sein dürfen was sie sind ...

    Abgaben von Landwirten, die diese Hunde im Herdenschutz einsetzen wollten, aber gescheitert sind.“ das ist auch kein Selbstläufer .... sondern Arbeit ... und da hierzulande die Landwirte das nicht mehr mit der Muttermilch erklärt bekommen, braucht es Multiplikatoren ... Menschen, die zeigen, wie es gehen kann

    Da sehen wir große Probleme, vor allem in Richtung Tierleid. Nicht nur, dass wir dann Hunde-Wolf-Kämpfe auf den Almen haben oder Hunde-Hund-Kämpfe, so ist die Natur .... der Stärkere überlebt ... ist bei Wolf -Schaf, Wolf-Rind oder Wolf-Pony auch so

    Auch die Landwirtschaftskammer sieht enormes Konfliktpotenzial und eine ungeklärte Haftungsfrage. das sehe ich auch .. das braucht Rechtssicherheit ... und es muss durch die öffentliche Hand geregelt sein ... kein Landwirt kann das Risiko alleine stemmen

    Wer den Wolf will, muss auch den Herdenschutz wollen .... sonst ist die artgerechte Tierhaltung am Ende ....

    DAS es funktionieren kann zeigen McChris , die Wümmeniederung und andere engeagierte Vorturner .... jetzt ist die Politik gefragt, mal die Scheuklappen abzusetzen


  • Ich habe geschrieben: großteils.

    Auf Almen gibts Wanderwege. Damit ist zu rechnen. Die Touris sind irgendwo der Grund, dass diese Flächen noch erhalten werden.

    Ob die Nachbarn Verständnis haben oder nicht, kommt wohl auf die Nachbarn an.

    Dass TS-Hunde eine andere Nr sind, sollte klar sein. Dass wir nicht von jetzt auf gleich einen Haufen Spezialisten mit langjähriger Erfahrung aus dem Ärmel schütteln können, auch.

    Tierleid: Doch. Natürlich. Diese Hunde wären dann Nutztiere. Nutztierhaltung ist mit einem gewissen Tierleid verbunden. Wie viel, das kommt auf den Menschen an. Und das sage ich als Person, die eine Landwirtschaft mit Tierhaltung aus äußerster, bösester Gewinnabsicht betreibt.

    Ob "Der Stärkere überlebt" ein zweckmäßiges Motto ist, muss jeder für sich selbst wissen. Von mir aus muss keiner sterben. Ob in meinem Wald ein Wolf wohnt, ist mir, solange er mein Vieh in Ruhe lässt, völlig egal.

    Dass es funktionieren KANN, streitet keiner ab. Fakt ist aber, dass es Fälle geben wird, in denen es eben nicht funktionieren wird. Und was machen wir dann?

    lg

  • Eine Anmerkung hab ich.. ein- bzw mehrere HSH ersetzen keinen wolfsabweisenden Zaun. Ausnahmen jetzt mal bei Freiweide aber sonst entbindet der Hund nicht von der Notwendigkeit einen vernünftigen Zaun aufzustellen. Wäre mir auch viel zu heikel. Typischer einreihiger Rinderzaun, neuer, junger Hund- was denkt ihr wie lang der in der Koppel bleibt?

  • Ich find den Artikel echt nicht "schlimm" und nicht mal besonders undifferenziert.

    Ein weiteres Zitat aus dem Artikel ist ja:

    Zitat

    Wenn es keinen Wanderweg gibt, und wenn es einen Hirten bei den Schafen gibt, dann funktioniert das in einem gesicherten Areal.

    Da geh ich total mit, eben auch wegen dem, was McChris sonst so erzählt. Zum Beispiel: Der Wanderweg in ihrer Nähe ist kein Quell der Freude für die Nachbarn und erhöht nicht die Akzeptanz ihrer Hunde in der Umgebung.

    Es muss irgendwie eine Begleitung der Hunde durch einen "Hirten" geben (mindestens am Anfang) und ich finde es sehr realistisch, da Bedenken zu haben, was den deutschen Durchschnittslandwirt angeht. Bloß weil McChris das kann, können das nicht alle. Schon allein des Zeitaufwands wegen. (Von Wissen, Engagement und einem gewissen Händchen für Hunde braucht man da noch gar nicht anfangen.)

    Zitat

    Das sind dann i. d. R. Probleme, die innerbetrieblich bleiben.

    Typische Beispiele wären Junghunde, die die Herdentiere jagen, dabei auch verletzen. Oder unpassend zusammengestellte Hunde-Gruppen, wo Konflikte nicht rechtzeitig bemerkt werden.

    Ja, schon. Nur werden genau das auch die Abgabehunde.

    Das befürchte ich auch, und genau dann bleiben die Probleme eben nicht innerbetrieblich, sondern die Hunde müssen ja irgendwohin (falls man nicht anfängt, systematisch und schnell einzuschläfern). Ich find beides ne gruselige Vorstellung, sowohl regelmäßiges Einschläfern als auch eine größere Anzahl Herdenschutzhunde, die irgendwie in Deutschland rumgereicht werden.

    Meine Idealvorstellung war eigentlich mal, dass das mit Hunden flächendeckend funktioniert. Ich überdenke das seit einiger Zeit.

  • In Frankreich habe ich es als absolute Ausnahme erlebt, wenn Hirten oder Zäune bei den Herden waren.

    Der überwiegende Teil der HSH und Herden war allein unterwegs. Und das in durchaus stark frequentierten Gebieten.

    Das Video etwa stammt aus der direkten Umgebung von Alpe d'Huez.

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    Die Hunde hatten uns vorher schon abgecheckt, nur der Kangal blieb misstrauisch.


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    In der Region habe ich selbst auch schon einen Wolf gesehen und auf den Wegen sind weit über 20 Menschen pro Tag unterwegs.

    Auch im direkten Umfeld von Alpes d'Huez stehen Herden mit Hunden, ohne Hirten und ohne Zaun.

    Soweit ich mitbekommen habe sind die nachts eingepfercht und es gibt Hirten, aber die sind tagsüber nicht bei den Herden.

    Die Herde aus den Videos kenne ich schon seit einigen Jahren, früher waren da nur weiße Plüschhunde dabei, das Jahr als der Kangal dazu kam standen sie hinter ein Zaun (und der Kangal hat gründlich Terror am Zaun gemacht). Ein Jahr später stehen sie wieder frei.

    Ganz offensichtlich wird da mit den Hunden gearbeitet, aber es "klappt" eben auch ohne Zaun und "ohne Hirten" in touristischen Gebieten. Und diese Herde ist dort normal, nicht außergewöhnlich nett.

    Ich denke da steckt viel Arbeit drin, aber es geht eben doch.

  • Expertin für Herdenschutzhunderassen und betreibt eine Auffangstation. Sie hat eine ganz klare Haltung: Alle ihrer Tiere gehören nicht nach Österreich, sondern in die Mongolei oder andere menschenleere Gegenden.

    Das ist einfach unwiderstehlich: Naja, soweit ich es verstanden habe, könnte man genau das auch über wildlebende Wölfe sagen. Diese Tiere gehören in menschenleere Gegenden.

    Jetzt sind sie aber hier.

    EDIT: Bevor es Missverständnisse gibt: Das Zitat ist nicht etwas, was hasilein75 gesagt hat, sondern hasilein hat die Expertin zitiert und ich bin zu faul, mir das Originalzitat zu suchen.

  • und erhöht nicht die Akzeptanz ihrer Hunde in der Umgebung.

    Der Wanderverein hat Theater gemacht, ja. Zu der Zeit, als der Wanderweg noch AUF meiner Fläche lag. Das ist ja jetzt nicht mehr so, nachdem ich die Nase voll von dem Gemotze hatte.

    Das Dorf an sich ist überwiegend neutral, was die Hunde angeht - mittlerweile, das muss man dazu sagen. In der ersten Zeit haben immer und überall (also nicht nur hier) alle Angst, abwechselnd von Wölfen oder Herdenschutzhunden gefressen zu werden.

    Das zweiköpfige Team der Liga gegen Herdenschutzhunde im Dorf steht in unmittelbarem Zusammenhang mit der Amazon-Fahrer-Unterkunft. Die nimmt niemand für voll.

    Ich betreibe allerdings auch mächtig Aufriss, dass es nachts erträglich fürs Umfeld bleibt (das ist hier ein Strassendorf, also alle Häuser liegen in Ortsrandlage, sozusagen, weil sie sich die einzige Strasse lang aufreihen). Nachts sind Rinder und Hunde im Offenstall mit Auslauf und der Auslauf ist mit Panels mit Sichtschutznetzen umzäunt.

    Meine Hunde bellen weit weniger als die dem normalen Familienhund lt. diverser Gerichtsurteile zugesprochenen 30 Minuten am Tag (bei 30 Min würde ich selbst durchdrehen, übrigens), das liegt daran, dass sie gut bewerten können, also nicht wegen jedem raschelndem Laub im Baum bellen und dass sie eh ganz leise sind, wenns ernst wird.

    Auch jetzt, wo der Wolf immer wieder in der Nähe ist, hat sich da nichts dran geändert. Den wollen sie ja nicht vertreiben, den wollen sie atomarisieren.

    Das braucht - besonders, wenn die Unterstützung von LfU und Co im Grunde kaum vorhanden ist bei der Öffentlichkeitsarbeit - ein paar Jahre, bis die Leuts sich dran gewöhnt haben (alles Neue ist ja immer erstmal bäh) und ist da, wo es grad mit Wölfen und Herdenschutz losgeht, noch echte Pionierarbeit. Das muss man schon wollen, ja. Und man will es dann, wenn man verstanden hat, dass Zäune allein oft nicht ausreichend sind.

    Nur werden genau das auch die Abgabehunde.

    Wirklich problematische HSH, die im Herdenschutz nicht einsetzbar sind, weil sie durch offensiv-aggressives Verhalten auffallen, einen Menschen gebissen haben oder trotz Arbeit daran nach wie vor ihre eigentlichen Schützlinge verletzen, landen nicht als Abgabehunde im Tierheim. Die sind auch im Normalfall nicht resozialisierbar. Würden die dort abgegeben werden, würde das einen lebenslangen TH-Aufenthalt bedeuten. Das ist ähnlich, wie wildgefangene Tiere nun in eine Gehege zu sperren. Eine Vermittlung nahezu ausgeschlossen.

    Ja, die werden eingeschläfert. Auch da sind die Schweizer "Vorreiter", indem sie ganz offen damit umgehen.

    Es sind aber nicht so viele, wie man als Aussenstehender denken mag.

    Es werden auch HSH mit gesundheitlichen Problemen weit früher eingeschläfert, als man das mit einem Familienhund vllt. machen würde.

    Es gefällt mir nicht - aber ich versteh es bis zu einem gewissen Grad.

    Ganz offensichtlich wird da mit den Hunden gearbeitet, aber es "klappt" eben auch ohne Zaun und "ohne Hirten" in touristischen Gebieten.

    Vermutlich muss nichtmal allzuviel menschlicherseits gearbeitet werden - mit das Wichtigste ist, dass die Hunde in einem Umfeld aufwachsen, das dann ihrem Einsatzort entspricht. Und ein klitzeklein wenig gut ist es, wenn Menschen sich nicht aggressiv verhalten, weil der größte Teil der HSH den Menschen an sich gar nicht als "Feind der Herde" sieht. (Was jetzt nicht bedeutet, dass er sie nicht verbellt, aber wenn man Vergleiche zum Verbellen einer Wildsau oder eines streunenden Hundes hat, sieht und hört man himmelweite Unterschiede)

  • . (Was jetzt nicht bedeutet, dass er sie nicht verbellt, aber wenn man Vergleiche zum Verbellen einer Wildsau oder eines streunenden Hundes hat, sieht und hört man himmelweite Unterschiede)

    Das konnte ich im übrigen in Griechenland erleben.

    Bis dahin war es immer so, daß meine Hunde deeskalierend aufgetreten sind und die HSH in den Alpen und Pyrenäen uns nicht als Bedrohung behandelt haben.

    In Griechenland leben viele streunende Hunde und bei einer Herde haben die - vielen! - HSH sehr vehement auf Yara und Goofy reagiert.

    Dazu gibt es kein Video, ich war zu sehr damit beschäftigt die Dynamik zu bremsen und cool zu bleiben.

    Ich denke diese Hunde haben fremde Hunde eben schon als Bedrohung für die Herde erlebt, vermutlich im Gegensatz zu den Hunden in den Alpen.

  • Hat jemand belastbare Informationen zu den beschlagnahmten Pyrenäenberghunden aus Aichach(? oder irgendwo Bayern?)?

    Weiß nicht, was ich davon halten soll.

    Nach der einen Quelle wurden die Hunde beschlagnahmt, weil sie zu laut waren, die Polizei war unverhältnismäßig rabiat und der Tierheimleiter ätzt rum, dass solche Hunde sowieso nichts in Deutschland zu suchen hätten.

    Nach einer anderen Quelle sind die Züchter eher so "Züchter", hätten gedroht die Hunde auf Leute zu hetzen, die Hunde waren ausgebrochen und hatten Tiere verletzt und irgendwie hatte es längst ein Tierhaltungsverbot gegeben.

    Hä?

    ( McChris, kennst du die? Ist das deine Ecke?)

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