Meine Tierschutzhündin macht mich wahnsinnig, ich mag einfach nicht mehr :(

  • Ich habe jetzt nur den Eingangstext gelesen und bin tief betroffen.
    Das, was du da beschreibst, tut mein Balou auch fast alles. Und ich liebe ihn abgöttisch. Ich ärgere mich auch über ihn. Sogar öfter mal in schlechten Phasen. Aber trotzdem verspüre ich Zuneigung für ihn und versuche, ihn zu verstehen und ihm mit seinen Problemen zu helfen. Vieles kann er mittlerweile total toll (er ist vier und von Anfang an bei mir) und manches bleibt nun einmal eher Management. Das ist ok. Ich werde niemals sportlich sein und mich gerne in großer Gesellschaft aufhalten. Balou wird wohl niemals völlig entspannt sein oder jeden Hund oder Mensch mögen. Das ist ok.

    Bei dir klingt es so, als wärst du überfordert und würdest viel zu viel gleichzeitig wollen. Ich habe am eigenen Leib lernen müssen, dass man lieber einen Fokus haben sollte und wenn das dann gut klappt, dann geht man das nächste „Problem“ an. Du hast da eine interessante Mischung und dass deine Hündin bellt und knurrt, wenn jemand zu Besuch kommt, na ja - sie macht nur ihren Job. Sich dir am besten eine Sache aus, die dich am meisten stört. Und dann arbeite mit ihr daran. Immer wieder. Aber setz dir nicht als Ziel, dass sie freudig jeden begrüßt bspw. Wenn sie ins Körbchen geht und dort allein wartet und nur kurz bellt - prima! Job erledigt und alles ist gut! Das Ziel erreicht ihr bestimmt irgendwann!

    Was ich mich aber frage: Wenn du so ein klares Bild von deinem Hund hattest, wieso hast du dich dann für ein Überraschungspaket aus dem Tierschutz entschieden?
    Ich meine, du hättest es dir ja deutlich leichter machen können.

    Tja eigentlich war das gar nicht so recht geplant. Nachdem mein Vater nach schwerer Krankheit verstorben ist, wollte ich ein wenig positive Ablenkung und da ich diese bisher immer bei Tieren gefunden hatte, bin ich ehrenamtlicher Gassigeher im Tierheim geworden. Ich hatte viele unterschiedliche Hunde mitgenommen, aber mir fiel halt immer Molly auf, die bloß im Zwinger saß. Das Tierheimpersonal sagte mir dann, dass sie nicht mit Fremden Gassi geht und dies eine sehr lange Gewöhnungszeit braucht.
    Ich bin dann mehrere Wochen mit ihr und einer Pflegerin gelaufen, erst hat sie die Leine gehalten, dann ich, dann mein Partner. Wir erfuhren dass sie schlechte Vermittlungschancen hat, weil sie eben so ängstlich ist und nicht auf Menschen zugehen kann.

    Wir wollten ihr halt eine Chance geben und so haben wir sie mitgenommen für ein Probewochenende. Dort kam sie gleich gut mit unseren Katzen klar und zeigte keinerlei Jagdverhalten o.ä., sie kannte Katzen davor auch nicht. Also entschieden wir, dass sie bei uns bleiben darf. Wie oben schon geschrieben, mir war klar dass sie nicht dieselben Eigenschaften aufweisen würde wie meine Vorgängerhündin. Aber ich dachte ernsthaft, dass ich einige ihrer, ich sag mal Defizite, als Nicht-komplett-Hundeneuling in den Griff kriegen werde.

  • @Mejin
    Ich gehe grundsätzlich davon aus mit einem Menschen zu reden, der ein Gehirn hat und das auch nutzt... Falls der Hund beispielsweise nicht laufen darf, gehe ich davon aus, dass die TE alleine auf die Idee kommt, dass mein Rat komplett unbrauchbar ist für sie.
    Mein Rat war denn Hund richtig auszuarbeiten, das Fahrrad ein Beispiel. Wenn ordentlich km bei dem der Hund müde ist 2 km sind, ist doch auch gut. Wenn die TE das mit joggen schafft, auch gut. Wenn sie genug Zeit hat täglich viele Stunden zu wandern, warum nicht? Wegen mir kann sie den Hund auch vor Inlineskates spannen. In Anbetracht der Tatsache wieso ich den Rat gegeben habe, ist das aber wohl eher weniger sinnvoll.
    Theoretisch, wenn der Hund genug Trieb hat, geht das auch mit einer großen Suche. Nur dauert das natürlich viel länger das aufzubauen.
    War der Rat jetzt genug zerpflückt oder muss ich noch weiter uns Detail gehen?

  • Tja eigentlich war das gar nicht so recht geplant. Nachdem mein Vater nach schwerer Krankheit verstorben ist, wollte ich ein wenig positive Ablenkung und da ich diese bisher immer bei Tieren gefunden hatte, bin ich ehrenamtlicher Gassigeher im Tierheim geworden. Ich hatte viele unterschiedliche Hunde mitgenommen, aber mir fiel halt immer Molly auf, die bloß im Zwinger saß. Das Tierheimpersonal sagte mir dann, dass sie nicht mit Fremden Gassi geht und dies eine sehr lange Gewöhnungszeit braucht.Ich bin dann mehrere Wochen mit ihr und einer Pflegerin gelaufen, erst hat sie die Leine gehalten, dann ich, dann mein Partner. Wir erfuhren dass sie schlechte Vermittlungschancen hat, weil sie eben so ängstlich ist und nicht auf Menschen zugehen kann.

    Wir wollten ihr halt eine Chance geben und so haben wir sie mitgenommen für ein Probewochenende. Dort kam sie gleich gut mit unseren Katzen klar und zeigte keinerlei Jagdverhalten o.ä., sie kannte Katzen davor auch nicht. Also entschieden wir, dass sie bei uns bleiben darf. Wie oben schon geschrieben, mir war klar dass sie nicht dieselben Eigenschaften aufweisen würde wie meine Vorgängerhündin. Aber ich dachte ernsthaft, dass ich einige ihrer, ich sag mal Defizite, als Nicht-komplett-Hundeneuling in den Griff kriegen werde.

    Danke für deine Antwort!
    Also wart ihr zu optimistisch? ;)

    Wenn es nicht passt, passt es nicht. Aber das musst allein du entscheiden. Niemand kann dir sagen, was das Richtige ist und ob es vielleicht irgendwann doch passt :streichel:

  • Ich picke deinen Post nur mal stellvertretend raus, deiner Meinung sind hier ja einige, also bitte nicht persönlich angegriffen fühlen, das ist nicht meine Absicht.

    Ich persönlich schaffe ein Tier an um mein Leben zu bereichern. Ich wähle meine Begleiter mit Bedacht aus, sodass wir als Team gut harmonieren und weder Hund noch Tier sich ändern müssen damit es klappt.

    Ich nehme einfach mal an, dass die TE ihre Hündin nicht nur nach Aussehen sondern auch nach Kompatibilität mit ihrem Leben in Absprache mit dem Pfleger ausgesucht hat.
    So, nun ist das aber nicht der Fall - logisch, ein Hund ist kein Auto bei dem man die bestellte Ausstattung auch garantiert erhält.
    Der Hund passt nicht so gut wie gedacht, er ist keine Bereicherung sondern eine Belastung und ein Ärgernis - selbstverständlich kann der Hund dafür nichts und er leidet garantiert auch unter der Situation weil er die Ablehnung spürt.

    Wieso sollte ich nun an mir arbeiten, mein Wesen, meine Vorlieben und mein ganzes Leben umkrempeln nur damit der Hund glücklich ist, wenn es da draußen doch irgendwo einen Menschen gibt der sich nicht verstellen muss um diesen Hund toll zu finden?

    Vielleicht haben viele hier ein anderes Verständnis von Tierliebe als ich, aber für mich fällt darunter nicht, die eigenen Bedürfnisse für die nächsten Jahre hinter die eines Tieres zu stellen mit dem ich nicht so gut kann, nur um es aus einer Grundsatzüberzeugung heraus nicht abzugeben.
    Ich bewundere Menschen, die sich bewusst Überraschungspakete aus dem Tierschutz holen und mit allen Special Effects und Eigenheiten klar kommen weil sie sich selbst dem Tier anpassen. Ich könnte es nicht und finde es auch nicht verwerflich wenn man das nicht möchte.


    Ich will damit natürlich nicht sagen, dass es richtig ist einen Hund abzugeben sobald ein Problem auftaucht!
    Aber darum geht es der TE ja nicht, sie hat im Rahmen ihrer Möglichkeiten getan was sie konnte und es hat nichts gebracht. Klar, vielleicht würde es klappen wenn sie ein besseres Timing hätte oder den Hund besser lesen könnte oder whatever. Aber das ist nicht der Fall, sie ist mit ihren Kräften am Ende und dann lapidar zu sagen "du musst dich für den Hund ändern, dann klappt das schon" finde ich nicht richtig. (Auch wenn ich nicht bestreite, dass es funktionieren würde! Aber für gesund halte ich es nicht)

  • Nein, ich fühle mich nicht angegriffen. Alles gut.

    Wir haben selbst vor kurzem ein Tier abgegeben. Weil auch hier unsere Möglichkeiten erschöpft waren.

    Und nur mit gutem Willen, wäre da auch nichts zu ändern gewesen und war auch keine Sache der Einstellung.

    Molly wird sich mit großer Wahrscheinlichkeit auch nicht ändern, wenn sie abgegeben wird. Deshalb greift das Argument: sie hat ja nur ein Leben und das ist abhängig von der TE, auch nicht so ganz korrekt. Denn Molly Wesen wird sich nur wegen der Abgabe auch nicht ändern. Sind dann eben andere Halter, die an ihr rum probieren und einen gemeinsamen Weg suchen.

    Und worauf läuft es dann bei den neuen Haltern hinaus? Richtig: den Hund lernen zu verstehen und auf seine Ängste / Bedürfnisse usw. einzugehen.

    Und die Halter nach Möglichkeit mit einer gewissen Gelassenheit bzw. Geduld und Verständnis auf den Hund zugehen.

  • Wieso sollte ich nun an mir arbeiten, mein Wesen, meine Vorlieben und mein ganzes Leben umkrempeln

    Weil ich wachsen will, weil ich lernen will, weil ich Neues erleben will.
    Aber FÜR MICH weil ich das WILL.
    Das ist für mich essentiell.
    Ob ich das wegen einem Hund will, wegen einem Pferd oder einem Hamster mache ist egal. Es muss für mich selbst sein, weil mich die Herausforderung reizt, da kann ich wachsen dran. Und wie!

    Ich hab den Satz extra auseinandergerissen weil

    nur damit der Hund glücklich ist,

    ist keine gute Idee, da bin ich sowas von bei Dir!

    Es muss stimmen, auch die Veränderung an und mit sich selbst - wenn man das will, ist das eine gute Sache.

    Für einen Hund der nicht in mein leben passt, würde ich das auch nicht machen.
    Ist dem Hund gegenüber unfair :ka: ist schliesslich sein Leben und er kann nix dafür, dass ich ihn zu mir genommen habe.

  • @Javik: Bei den vielen Threads, wo geschrieben wird, wieviel mit Welpen/Jungehunden gemacht wird - und das sind auch alles Leute mit 'Gehirn' - hielt ich es doch angebracht, zu erwähnen, dass ein Hund zum Radfahren auch erstmal Kondition benötigt.
    Körperliche Auslastung kann schon helfen - aber zuviel ist auch nicht gut, wer möchte schließlich nur mit nem total erschöpften Hund trainieren und das vielleicht tagtäglich?

    Wobei... hast du schonmal probiert sie eine Weile so müde zu machen, dass sie keine Kraft mehr hat zu pöbeln? Also aufs Fahrrad (ggf mit Zuggeschirr?) und dann muss sie halt einfach mal km runterschrubben bis ihr andere Hunde einfach wurscht sind.

    Klingt für mich auch nicht wie ein Beispiel, sondern einem konkreten Ratschlag.
    Gerade auch das "km runterschrubben" klingt für mich nicht ganz so ansehnlich.

    Schnüffelspiele, Mantrailing etc. - klar, geht alles - aber ich fand' die Formulierung "Runterschrubben" eben nicht so elegant.

    Für mich hättest Du auch nichts zerpflücken müssen. Ich habe es schon verstanden - und rief eben nur ins Gedächtnis, dass man immer sehen muss, wie man einen Hund wirklich auslasten kann nach jeweiligem Leistungsstand.

  • Liebe TE,
    wenn einen sowas wahnsinnig macht, ist ein solcher Hund eine große Herausforderung. Ich hab auch so was zu Hause sitzen.
    Man kann aber daran auch sehr viel lernen. Geduld, Nachsicht, Hinterfragen und Timing im Training.
    Hast du Kinder? Ist wie mit Kleinkindern. wenn die brüllen, muss ich mich nicht ärgern, sondern handeln. weil die das nicht machen um mich zu ärgern, sondern weils irgendwo klemmt.
    selbst wenn ich dann doch konsequent was verbieten musss ("bockig" sein) , ist auch das eine Lernaufgabe für beide Seiten.

    Und wenn ich mit schwachen Nerven nicht gut zurecht komme muss ich auch da sehen, wie ich mich damit versöhne, um dann mit der Hündin angemessen umgehen zu können.
    Und dann kannst du die Schlüssel zu erfolgreicher Kommunikation und einem erfolgreichen Training für euch beide finden.
    alles andere macht einen total fertig und mürbe.
    Been there, done that.
    Aber kein Hund hat mir je so viel über Vertrauen und über Timing beigebracht wie diese Hündin.
    Inzwischen kann ich sogar lustig mitquitschen ,wenn sie im Auto mal wieder vor lauter Vorfreude rumjaunert. halbe Stunde bevor wir da sind. Und dann nochmal bisschen selbstkontrolltraining einschieben.
    Oder eben drüber hinweg sehen, wenn sie mal wieder die Nerven verliert, in schockstarre verfällt, hysterisch wird etc. sie ist eben so. Aber sie ist liiieeb. Und ein Sonnenscheinchen, und sooo glücklich, wenn ich glücklich bin. Und ausgeglichen wenn ich ausgeglichen bin.
    Lange Rede - du kannst sie nicht ändern, du kannst nur deine Haltung und deine Handlungen ändern. Ob du das kannst und willst musst du ganz alleine abschätzen.
    Ich hatte mir eine Deadline gesetzt. hätte ich bis dahin mich nicht verbessert mit ihr, hätte ich sie abgegeben.

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