Hunde spiegeln und übernehmen viel von dem, was wir ihnen beibringen. Man sollte das nicht unterschätzen.
Und genau das ist leider nur zu oft der Weg in einen fatalen Teufelskreis. Der Halter "deckelt" seinen Welpen, weil es ihm so geraten wird, weil er selbst so erzogen wurde, weil der den Grinsemexikaner so schick findet, oder weshalb auch immer. Der Welpe lernt, dass ein rabiates Vorgehen eine ganz normale Umgangsform ist. Er setzt das auch als erwachsener Hund weiter so um, geht mit anderen Hunden entsprechend um, und siehe da, schon ist der Halter bestätigt: Siehste, Hunde untereinander machen das ganz genauso!
Meine vorheringen Hunde waren von ihrer Züchterin mit viel Liebe geprägt worden, und waren beide die Sozialverträglichkeit in Person. Glenny habe ich tatsächlich in seinem gesamten Leben nur ein einziges mal knurren hören! Und nun habe ich einen Sandor, bei dessen "Züchterin" an allen möglichen strategisch günstigen Orten zusammengerollte Zeitungen lagen. Tja, Wunder über Wunder: Dieser Hund möchte von sich aus so gerne freundlich und charmant sein, aber beim kleinsten Stress dreht er über, fängt an zu schreien und will drauflosgehen... Es hat ungelogen Jahre gekostet, ihn ausgeglichener und freundlicher zu bekommen. (Wie es einem Kind aufgefallen ist, das ihn zwei Jahre lange nicht gesehen hatte und dann völlig verblüfft zu seiner Mutter meinte: "Wie ist der denn so lieb geworden?")
Fakt ist für mich jedenfalls: Es gibt einen einzigen guten Grund, einen Hund im Nackenfell zu packen. Und das ist, um ihn in einer Notfallsituation zu fixieren. Wenn ich in eine Beißerei greifen muss, der Hund aus dem Halsband geflutscht ist und in Panik auf die Straße rennen will, er droht irgendwo abzustürzen oder ähnliches - ja, da greif ich zu wo ich den Hund eben zu packen bekomme. Das hat aber nix mit einer gewollten Erziehung zu tun.
Allerdings habe ich hier im Thema eher den Eindruck, dass gar keine Antworten gewünscht sind. Jedenfalls keine aufrichtigen. Sondern vor allem eine Bestätigung dessen, was eh gemacht wird. Und dazu fällt mir immer wieder nur der Spruch ein: Du kannst den Gaul zum Wasser führen, aber nicht zum Saufen zwingen. Wir sind hier nur virtuell unterwegs, können also an dem, was da mit dem Welpen veranstaltet wird, nichts ändern. Sondern nur darauf hoffen, dass dem Halter eine gewisse Einsicht kommt, bevor es für den kleinen Hund zu spät ist.