Für die Leseratten - Der Bücherthread - Teil 2

  • Boris Bacic - They came from the Ocean

    Nach einem Trauerfall in der Familie kehrt Ellie zu ihrem Job auf einer Unterwasserstation zurück.

    Noch am Selben Tag wird sie zusammen mit einem Team zur Rettung eines verunglückten Tauchers losgeschickt. Doch sie finden viel mehr, als das vermisste Crewmitglied. Denn dort unten in den tiefen des Oceans lebt etwas und es ist nicht sonderlich glücklich über das Eindringen der Fremden in sein Revier.

    Schnell und einfach zu lesen. Kurzweilig und durchaus spannend. Allerdings zieht sich gerade die Background Story der Prota teilweise fast unerträglich in die Länge, die Charaktere sind etwas arg tropy - sorry was sollte diese schlecht geschriebene und komplett unnötige Sex Szene denn bitteschön?!?! - und auch die physikalischen Abläufe unter Wasser wirken oftmals inkorrekt (kann mich irren, hab Null Erfahrung mit Tiefseetauchen, aber es klang immer wieder einfach falsch, wie die Leute sich bewegten).

    Yokai Island war das deutlich bessere Buch, des Autoren. Aber da ich Unterwasserhorror eigentlich ganz gern mag und es da eh so wenig gibt, bin ich gnädig.

    Note: 3,4

  • Ich brauchte jetzt irgendwie etwas ohne großartigen Mord und Totschlag, etwas Fantasy aber nicht zu krass, weit genug weg von den aktuellen Geschehenissen und ein bißchen cozy. Da fiel mir ein, dass ich ja noch die anderen Teile der Spiegelreisenden Reihe vor mir habe. Und da habe ich jetzt dann auch den zweiten Teil angefangen, genau richtig :gut:

    Ach wie lustig! Ich fang an deinen Post zu lesen und denk, ha, das was ich grad lese würde da voll passen! Und was les ich? Die Spiegelreisende. Teil 4 inzwischen, ich habs bald.

    Also super Wahl! Band eins fand ich noch bisschen „kindlich“ und teils kantenlos. Gut vor dem Schlafengehen. Dann zog es in Band 2 an und inzwischen find ich das Ganze echt abgefahren. Hier ist die Autorin irgendwie mitgewachsen.

  • Christina Henry - Alice

    Es sollte ein kleines Abenteuer werden, als die 16jährige Alice sich mit ihrer besten Freundin in die Old City schleicht. Doch dann passiert etwas, etwas schreckliches an das sich Alice jedoch nicht mehr erinnern kann. Zurück geblieben sind nur eine riesige Narbe in ihrem Gesicht und das Gestammel von Mr Rabbit, der ihr das angetan hat. All das führte dazu, dass Alice nun seit 10 Jahren in der Psychatrie weggesperrt wurde. Doch nun regt sich etwas in den Tiefen des Gebäudes und es ist erst der Anfang eines langen und gefährlichen Abenteuers.

    Ok, mit diesem Buch hat sich Christina Henry endgültig an die Spitze meiner neuen Lieblingsautoren gesetzt, auch wenn sie sich den Platz noch mit P&C teilen muss. Ich mag den Stil, ich mag die Erzählweise, die fantasievolle Art, wie sie aus den altbekannten Figuren und Geschichten etwas vollkommen Neues zaubert - auch wenn ich bei Mr Carpenter zu Beginn auf dem Schlauch stand.

    Es ist keine angenehme Geschichte, es geht um Menschenhandel, Prostitution, Sklaverei, Vergewaltigung und Bandenkriege, eingebettet in eine magische Welt und es geht stellenweise sehr an die Nieren, damit muss man beim Lesen umgehen können. Aber ich kann absolut verstehen, dass es als Highlight für 2022 gelistet wurde, für mich kommt es definitiv ebenfalls auf diese Liste und hat mich dazu verleitet bei rebuy auf Henry shopping Tour zu gehen und gleich mal drei weitere Bücher zu ordern (der Rest war mir noch zu teuer).

    Note: 1,2

    P.S. @SanchoPanza hier meine Mini Rezi zum Buch

  • Ich habe eine richtig nette Zombie-Apokalypsen-Story gelesen. Leider auch das mal wieder nur auf Englisch.

    soll ich zu solchen Büchern trotzdem ab und zu was schreiben oder ist das eh doof, wenn es sie nicht auf deutsch gibt?

    "Before and After" von Andrew Shanahan erzählt von Ben Stone, einem extrem übergewichtigem jungen Mann, der seine Wohnung seit Jahren nicht verlassen hat - und dann geht die Welt in der Zombie-Apokalypse unter. Ohne seinen Hund würde er sich wohl einfach aufgeben, aber für seine geliebte Hündin kämpft er - gegen sich selbst und die mörderischen Monster da draussen.

    Eine wirklich ungewöhnliche Story, teils humorvoll, teils recht krass, mit viel Herz. Ben Stone ist ein bisschen Mark Watney...

    Für mich eine riesengroße Überraschung, lese jetzt Teil 2 - es soll wohl sogar ein Film werden. wird sicher irgendwannn übersetzt.

    Fast ebenso überraschend nett war Legends&Lattes - in einer Dungeons&Dragons arrtigen Welt voller Orks, Gnome, Elfen etc. ist ein (weiblicher) Ork des Kämpfens müde und öffnet einen Coffee Shop... Cosy Fantasy, fast schon kitsch, aber eben nur fast.

    Dieses Jahr habe ich ja das Projekt "Leihbibliotheken" gestartet. Onleihe, Overdrive, KU (Probemonat), Prime Reading... Von 16 Büchern habe ich dieses Jahr nur 4 gekauft (und eines hatte ich schon, hätte es sogar auch bei Overdrive gegeben). Einige, auch die oben genannten, hätte ich "normalerweise" vermutlich nicht gelesen. Gute Sache.

    Ich kriege nur ständig Mails "Ihre Vorbestellung wartet..." - so schnell kann ich nicht lesen!! Luxusproblem.

  • Sergio Gomez - Camp Slaughter

    Nadine will mit ihrem Ehemann an einem romantischen Wochenende in einer entlegenen Hütte ihre Ehe retten. Doch bereits in der ersten Nacht werden sie überfallen. Ein knappes Jahr später macht sich eine Truppe College Freunde auf, um dort ein Wochenende zu verbringen und zwei YouTuber machen sich auf, um einen Film über das legendäre "Camp Slaughter" zu drehen. Nicht wissend, dass immer noch ein Kannibale sein Unwesen im Wald treibt.

    Klang nach einem lustigen kleinen Slasher, war aber so klischeehaft und dumm, dass der Spaß schnell auf der Strecke blieb. Der Killer ist eine Billigkopie von Leatherface und Michael Myers mit einem Mutterkomplex, der Norman Bates zu Ehren gereicht hätte. Dazu hat er ein paar übernatürliche Fähigkeiten und eine massive Entwicklungsverzögerung. Die Kids sind die üblichen Abziehbildchen vom Stoner über die Clevere bis hin zum nervigen kleinen Bruder ist alles vertreten. Was das "Filmteam" da zu suchen hat, erschließt sich einem auch nicht so ganz und mittendrin kommen dann plötzlich noch Geister und übersinnliche Wahrnehmungen ins Spiel und irgendwie ist es dann plötzlich wie aus dem Nichts vorbei und ganz im Billigslasher Stil hält sich der Autor die Tür für eine Fortsetzung offen.

    Note: 4,0

  • Zuletzt gelesen: "Spieltrieb" von Juli Zeh

    Ich bin nach wie vor meist nicht so in Lesestimmung, deshalb habe ich an diesem Buch wohl ungefähr einen Monat lang gesessen. Normalerweise bin ich ja eher die "In ein paar Tagen zu Ende gelesen"-Leseratte, aber so ist das halt.

    Ehrlich gesagt fand ich "Spieltrieb" aber auch - schwierig. Juli Zeh hat auch mit diesem Roman bewiesen, dass sie eine sprachlich äußerst versierte Schriftstellerin ist, deren Satzkonstruktionen miteinander wirklich ausgefallen und bemerkenswert sind. In der Hinsicht hat "Spieltrieb" selbst etwas von einem Sprachspiel, was durchaus interessant ist.

    Vielleicht ist es somit eher die Handlung an sich, die mich zwiegespalten zurücklässt. Es geht um eine 15-jährige, die als sehr intellektuell und ja, fast weise, dargestellt wird, namens Ada, jedenfalls versucht Juli Zeh, sie reifer wirken zu lassen nicht nur als andere Jugendliche, sondern als die Gesamtgesellschaft an sich. Diese Ada und ein neuer Mitschüler namens Alev erkennen sich gegenseitig als intellektuell ebenbürtig, weshalb Alev Ada zu einem "Spiel" auffordert. Zum "Opfer" ihres Spiels, mit dem Alev beweisen will, dass letztlich alles, was den Menschen bleibt, ihr Spieltrieb ist, wird der polnischstämmige Deutschlehrer Smutek auserkoren, der als herzensgut, aber naiv dargestellt wird und den eigentlichen Sympathisanten der Geschichte ausmacht.

    Natürlich sind die Gedankenspiele und intellektuellen Schlagabtausche, die Ada und Alev auf ihr Umfeld am Bonner Ernst-Bloch-Gymnasium abfeuern, mitunter wirklich fein- und tiefsinnig, man merkt durchaus, dass Juli Zeh eine sehr gebildete, auch philosophisch versierte Person ist, aber die eigentliche Handlung empfand ich dann doch als etwas zu weit hergeholt und mitunter auch als zu schwätzerisch ausgeschmückt und zu etwas Größerem aufgeblasen, als es eigentlich war.

    Nun bin ich auch niemand, der findet, Literatur dürfe keine Tabus brechen, aber wenn, dann sollte es überzeugend sein, und das war hier leider nicht immer der Fall, und letztlich blieb mir auch ein schaler Nachgeschmack angesichts Adas Rolle in diesem ganzen verworrenen Allerlei, das war mir persönlich einfach zu plakativ und zu unrealistisch.

    Ich weiß nicht, ob nicht eine andere Rahmenhandlung "Spieltrieb" zu einem für mich überzeugenderem Leseerlebnis gemacht hätte. Ada und Alev als 15-jährige Überflieger waren einfach etwas zu dick aufgetragen, es hätte gegebenenfalls schon einen Unterschied gemacht, wenn Juli Zeh sich für eine Universität als Setting entschieden und Ada und Alev als Studenten vorgestellt hätte, Smutek als einen Dozenten. Ja, dann hätte die Gerichtsverhandlung, die Zeh am Ende sehr detailreich beschreibt, am Ende so nicht stattfinden können, allerdings war diese Verhandlung, bei der Ada eine lange, verschachtelte, ehrlich gesagt teils ziemlich pseudo-intellektuell anmutende Rede halten darf, nun für mich auch nicht wirklich glaubwürdig.

    Es war spannend, weil mal was anderes und weil "out of the comfort zone" durchaus mal lohnenswert sein kann, aber nun auch kein Roman, den ich in der Regel weiterempfehlen würde.

  • zuletzt gelesen:

    1. Maria Ressa - How to stand up to a dictator

    Ein Augenöffner. Die Philippinerin Maria Ressa (Friedensnobelpreisträgerin) beschreibt zunächst ihre journalistische Laufbahn und geht dann nach und nach auf die Widrigkeiten, die sie erfahren hat und noch immer erfährt, ein. Es geht um ihren Kampf gegen die Übermacht von sozialen Medien unter dem Einfluss von Autokraten und Diktatoren. Es ist ziemlich erschütternd, zu lesen, welche Mittel genutzt werden, um einzelne Journalist*innen mundtot zu machen, aber Maria Ressa ist eine starke Persönlichkeit, die weiß, wie sie sich zur Wehr setzen kann - mit Besonnenheit, einem glasklaren Blick und mit ihrem Netzwerk aus mutigen Menschen, die verstanden haben, was es heißt, sich in einem digitalen Krieg behaupten zu müssen.

    2. Cormac McCarthy - Kein Land für alte Männer

    Eine Art "Western", reduzierte Sprache, wie man es von McCarthy kennt, recht brutal, geht der Frage nach, was einen Menschen antreibt. Und was hängen bleibt, ist ein beklemmendes Gefühl, dass man die Frage nach dem Warum manchmal einfach nicht beantworten kann.

    3. Rutger Bregman - Im Grunde gut

    Versöhnlich, erhellend, hochspannend. Bregman widmet sich der Frage, ist der Mensch wirklich von Grund auf böse, egoistisch und berechnend, nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht, wie man es gemeinhin annimmt? Ohne zu beschönigen oder zu verklären geht er durch die Geschichte der Menschheit und räumt mit zahlreichen Vorurteilen und Fehlinterpretationen des menschlichen Handelns auf. Er geht auf sehr viele Beispiele ein, die zeigen, dass der Mensch per se in seinem Wesen freundlich und kooperativ ist. Warum gibt es trotzdem Kriege, warum verüben Menschen so grausame Dinge die den Holocaust? Auch darauf geht er ein und am Ende hat mein an anderes Menschenbild, ein hoffnungsvolleres nämlich. Ein Buch, das ich gebraucht habe. Empfehlung!

    4. Erich Maria Remarque - Im Westen nichts Neues

    Das schloss sich sehr gut an das vorige an. Ich hab die Ausgabe seit sicher 20 Jahren im Regal stehen gehabt, wollte es seit der Oberstufe lesen, habs aber nie gemacht und jetzt fand ich den Zeitpunkt gut (den Film habe ich (bisher) nicht gesehen). Das schmale Buch hinterlässt einen nachhaltigen Eindruck und ich finde, dass es zu den Büchern gehört, die man in seinem Leben gelesen haben sollte, und gerne auch mehrfach.

    lese aktuell:

    Bird/Sherwin - J. Robert Oppenheimer - die Biografie

    Wer war Oppenheimer, seine Persönlichkeit, seine familiärer Hintergrund, seine politische Einstellung und natürlich seine Arbeit als Physiker - er ist bekannt als der Vater der Atombombe.

    Ein fesselndes, wirklich bis ins kleinste Detail spannendes Buch über eine der wichtigsten Personen des 20. Jahrhunderts, seine Motive, seine innere Zerrissenheit... Ich bin erst bei der Hälfte, aber ich kann schon sagen, dass es ein sehr gelungenes Porträt ist, das nicht nur die Person Oppenheimer, sondern auch die historischen Gegegenheiten gut und verständlich aufbereitet. Ich habe keine Ahnung von Physik, muss man für die Lektüre auch nicht haben, finde es aber trotzdem ein spannendes Feld, man könnte sich ja mal wieder ein wenig in die Basics reinlesen (sagt jemand, der die einzige 6 in seinem Leben in Physik bekommen hat :zany_face: ). Ich freue mich schon sehr auf den Film, der dieses Jahr auf Basis dieses Buchs rauskommen wird.

  • Ich lese gerade ein bewegendes und sehr zu empfehlendes Buch: Jennifer Teege: Amon - Mein Großvater hätte mich erschossen. Mit 38 Jahren fällt Jennifer Teege in einer Bücherei ein Buch in die Hand, das ihr Leben auf den Kopf stellt und sie in eine tiefe Krise führt. Sie erfährt, dass sie die Enkelin eines Massenmörders ist, des KZ-Kommandanten Amon Göth, der im KZ Paszow sich als „Gott“ aufspielt (Selbstbetitelung in einer seiner Reden) und wahllos und willkürlich tötet. Aus dem Film „Schindlers Liste“ ist er sicherlich vielen ein Begriff. Sie, der „Bastard“, ein dunkelhäutiges Mädchen, hätte vermutlich die NS-Zeit, wäre sie dann geboren worden, nicht überlebt. Aber wie soll sie nun als erwachsene Frau mit diesem Wissen um ihre Herkunftsfamilie umgehen? Ist durch die Blutsverwandtschaft eine wie immer geartete Verbindung zu dem skrupellosen Täter gegeben, d.h. ist etwas von Amon Göth auch in ihr? Wie und wann nimmt sie Kontakt zu ihrer Mutter auf, die sie mit wenigen Wochen in ein katholisches Kinderheim abgeschoben hat, von wo aus sie später adoptiert wurde? Offenbart sie sich ihren israelischen Freundinnen? Fragen über Fragen.

    Sehr ehrlich geschrieben, mit Sachinformationen durch ihre Co-Autorin. Die Tragik der Kinder und Enkel von Nazi-Tätern wird exzellent dargelegt.

  • Brian Keene - Die Verschollenen

    Eine Gruppe Kandidaten für die Reality Spielshow "Castaways" sitzt auf einer kleinen Insel fest, als ein tropische Sturm heranzieht. Doch schnell müssen sie und die verbliebene Crew feststellen, das auf der Insel noch viel mehr auf sie lauer, vor dem sie sich fürchten müssen.

    Brian Keene hat ein paar wirklich gute, innovative Horrorromane geschrieben. Der hier gehört leider nicht dazu. Die Story ist absolut überfrachtet mit Charakteren, von denen nur wenige wirklich so etwas wie eine Perönlichkeit erhalten, die meisten sind einfach nur da, um später mehr potentielle Opfer zu haben. Und so lieblos wie die Charaktere gestaltet sind, geschieht auch oftmals ihr Ableben, teilweise in einem Nebensatz, oftmals wird vor der eigentlichen Tat dann sogar "abgeblendet". Bei der sexuellen Gewalt hingegen wird dann doch lieber ins Detail gegangen, um auf Nummer sicher zu gehen. :muede:

    Das Reality TV Setting hätte viel Potential gehabt, ebenso die Kryptiden, doch am Ende wird es eine sehr beliebige Story und ich hatte immer und immer wieder das Gefühl, dass er bei Ketchums Off Season abgeschrieben und nur die Kannibalen durch Kryptiden ausgetauscht hat.

    Note: 4,0

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