Für die Leseratten - Der Bücherthread - Teil 2

  • "Fräulein Wunder" von Gisa Pauly ist durch.

    Sehr interessant, mit einem Ende, mit dem man nicht so richtig rechnet (mir aber gerade deshalb gefällt).


    Zum Inhalt:

    Ein kleines Dorf im Jahre 1959. Alles ist in diesem Ort noch recht rückständig. Wehe dem, eine junge Frau hat die Haare toupiert oder ein Petticoat an - dann ist sie sofort ein Flittchen. Auch gegen die neue Musik haben sie was.

    Brit, 16 Jahre, fühlt sich immer mehr eingeengt in diesem Dorf, dieser Familie. Nichts darf sie. Ihr Vater sagt immer: "Was es früher nicht gegeben hat, brauchen wir heute auch nicht."

    Sie wurde auf die Handelsschule geschickt, damit sie später einmal im Büro der Schreinerei, die seit Generationen in Familienhand ist, arbeiten kann - und ihr Mann muß ein Handwerker sein, der in der Schreinerei mitarbeitet. Denn der soll zusammen mit ihrem Bruder die Schreinerei fortführen.

    Das will sie aber nicht. Sie will jemanden heiraten, den sie liebt, und nicht jemandem, der ihren Eltern paßt.

    Nun will die Handelsschule eine Klassenfahrt nach Sylt machen. Diese Klassenfahrt mußte sie sich hart erkämpfen, da ihr Vater nichts davon hält. "Urlaub hat es früher auch nicht gegeben. Das braucht keiner. Schon gar nicht welche in ihrem Alter." Aber sie hat es sich erkämpft.


    Auf Sylt blüht sie auf. Sie spürt Freiheit und genießt sie. Die Lehrer, die mitfahren, passen nicht immer so auf. Und durch eine Freundin, die die Lehrer mit etwas in der Hand hat, hat sie sogar Narrenfreiheit und kann tun und lassen was sie will.

    So kommt es, daß sie sich in den Hotelpagen Arne verliebt, Zeit mit ihm verbringt.

    Was sie nicht weiß: Er sagt ihr (und den MItarbeitern) einen falschen Nachnamen, da er nicht möchte, daß jemand erfährt, daß er ein reicher Hotelerbe ist. Er soll das Hotelfach von der Pike auf lernen, weshalb er da arbeitet.


    Zu Hause stellt Brit fest, daß sie schwanger ist. Zu der Zeit eine Schande. Zudem haben unverheiratete Mütter kaum eine Chance auf Arbeit.

    Arne will sie heiraten. Doch er ist kein Handwerker und ihre Eltern wollen ihn nicht. Außerdem würde man da ja trotzdem die Schande sehen.

    Dann stellt sich heraus, daß er seinen richtigen Namen verschwiegen hat. Aber keiner kann und will den richtigen Namen sagen.

    Schließlich kommt Arnes Vater an, der auch seinen Nachnamen verschweigt. Er gibt den Eltern Geld, damit sie in ein Heim für ledige Mütter gehen kann, um ihr Kind da zu bekommen und zur Adoption freizugeben. Sie MUSS es zur Adoption freigeben. Die Erwachsenen wollen das so - sie hat als Minderjährige nichts zu sagen. Brit soll dann noch 10.000 DM bekommen, damit sie seinen Sohn in Ruhe läßt.

    Während der Vater bei ihren Eltern ist, ist Arne auch auf dem Weg zu ihr, um ihre Eltern kennenzulernen und sie umzustimmen, daß sie heiraten können. Doch er fährt zu schnell und verunfallt schwer.

    Von dem Unfall bekommt Brit aber nichts mit. Und so denkt sie, weil er sich nicht mehr meldet und sie ihn nicht mehr telephonisch erreicht, daß er nichts mehr mit ihr zu tun haben will. Sie ist enttäuscht von ihm.


    Schon bald muß sie ins Heim für ledige Mütter, damit niemand im Dorf mitbekommt, daß sie schwanger ist. Ihre Eltern erzählen den Dorfbewohnern Lügen über ihren Verbleib.

    Im Heim ist es furchtbar. Die Nonnen, die es leiten, tun alles, um die Mädchen zu demütigen; schließlich haben sie gesündigt und das müssen sie auch immer wieder spüren.

    Brit hält es nicht mehr aus. Mithilfe ihrer Freundin gelingt ihr schließlich noch kurz vor der Geburt die Flucht.

    Und dann ist es typisch Roman: Es gibt einige Leute, die ihr und dem Baby helfen - obwohl sie sich dadurch strafbar machen.

    Mit ihren Eltern hat sie gebrochen. Nur mit ihrem Bruder hat sie Kontakt. Doch der verrät sie irgendwann, daß sie flüchten muß. Da ist wieder so eine typische Fügung: Jemand, der sowieso schon geholfen hat, beschafft ihrem Freund (ja, sie hat jemanden kennengelernt, den es nicht stört, daß sie eine minderjährige Mutter ist) einen Job in einem Hotel auf Sylt.

    So gehen die Drei nach Sylt, natürlich in getrennte Unterkünfte, wie es damals so war.

    Und nun nimmt das weitere Schicksal seinen Lauf...

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    Es ist gut geschrieben. Es gibt Geschichtliches eingewebt, und eben auch, wie es damals Frauen erging; daß sie praktisch nichts ohne Erlaubnis von Eltern / Ehemann durften. Nebenbei ein wenig Nostalgie.

    Ein gutes Buch.

    Im September kommt der 2. Teil raus. Der 3. Teil kommt erst nächstes Jahr. Mal sehen, wie es weitergeht.

  • Witzig, wie man sich so verändert im Laufe der Jahre.


    Vor etwa vier Jahren las ich zum ersten Mal "Here I Am" Von Jonathan Safran Foer. Damals konnte es mich nicht so sehr begeistern, ich war eher enttäuscht.

    Nun habe ich es nochmal gelesen und es hat mir doch ziemlich gut gefallen!

    Es geht um eine jüdische Familie in den USA, die Ehe von Julia und Jacob Bloch ist ziemlich am Ende, was gerade für Jacob jedoch sehr schwer einzugestehen ist. Gemeinsam haben Jacob und Julia drei Kinder, die intelligenten Jungen Sam (der sich nur sehr widerwillig auf seine Bar Mitzvah vorbereitet), Max und Nesthäkchen Benyi, denen sie ein gutes Leben ermöglichen möchten, vor allem Jacob aber scheint oft an den so hohen Ansprüchen an sich selbst zu scheitern.

    Wichtige Figuren in dem Buch sind auch andere Mitglieder von Jacobs Familie - sein starrköpfiger Vater und der Großvater, der partout nicht ins Heim ziehen möchte, sowie ein Teil der israelischen Verwandtschaft - Jacobs selbstbewusster und forscher Cousin Tamir und dessen Sohn Barak, die gerade dann auf Besuch ihrer USA-Verwandtschaft sind, als ihre Heimat Israel von einem Erdbeben arg in Mitleidenschaft gezogen wird, was in weiterer Folge durch die Schwächung Israels und das entstehende Chaos einen Krieg auszulösen droht.


    Es ist schwer zu beschreiben, worum es in dem Roman geht - er vereint politische und gesellschaftliche Fragestellungen und Überlegungen mit der Existenz einer gutbürgerlichen jüdischen Familie in den USA, die jedoch ebenfalls ihre Schwierigkeiten und Kämpfe in den eigenen vier Wänden auszutragen hat. So hadert Jacob oft mit dem Leben an sich, möchte seine Ehe nicht aufgeben, aber genauso wenig möchte er weitermachen wie bisher. Sam steht an der Schwelle zur Pubertät und muss sich in einer immer komplizierteren Welt zurechtfinden; Tamir hat scheinbar alles - Geld, Familie, Erfolg -, doch dennoch scheint etwas (was?) an ihm zu nagen.

    Einfühlsam und doch temporeich, nuanciert und lyrisch ist dieser Roman Foers, manchmal urkomisch, stellenweise tieftraurig, und beinahe so unvollendet und verwoben wirkend wie das Leben selbst.

  • Ja, ich finde dass sie einfach herrliche Stimmungsbilder malt und eine Atmosphäre wundervoll einfängt. <3



    Sagt mal, hat hier wer Skoobe und kann was drüber erzählen? Also, ob es sich lohnt, persönliche Erfahrungen...

  • Hi,


    ja, ich nutze Skoobe sehr gerne. Das Angebot ist recht breit gefächert, es gibt auch durchaus sehr interessante Fachbücher. Die Struktur ist verbesserungswürdig (oder ich zu doof). Ich finde jedenfalls kein Gesamtverzeichnis und Empfehlungen werden nur begrenzt angezeigt, aber ich kann trotzdem schon einen großen Teil meines Lesebedarfs abdecken.


    Sie bringen natürlich nicht Alles, aber schon eine sehr interessante Auswahl aus dem Programm der gängigen Verlage, halt mit zeitlicher Verzögerung, mal nur ein paar Wochen, mal mehrere Monate. Die wöchentlichen Neuerscheinungen (sind Einige, eBooks und Hörbücher gesamt 162) kann man sich separat anzeigen lassen. Es gibt eine Merkliste. Ausleihen kann man je nach Abo eine bestimmte Zahl Bücher gleichzeitig. Es gibt keine Warteliste.


    Empfehlen würde ich (wenn man es alleine nutzt), den kostenlosen Probemonat mit dem Standard Abo anzufangen und sich umzuschauen. Und sich vorher im Freundeskreis umzuhören, ob es wer nutzt und einen werben möchte, wenn man es auch wirklich länger nutzen will :smile:

  • Ich hatte bis vor kurzem auch skoobe und fand es sehr angenehm zu nutzen.

    Aktuell pausier ich um die Totholz Bücher langsam weg zu lesen.

    Das ist mein einziger Kritik punkt. Zum pausieren muss man entweder eine Mail schreiben oder anrufen. Es ging telefonisch total problemlos mit einem sehr netten Support.

  • Man darf wirklich nicht stöbern gehen...


    Da hier letztens jemand schrieb, wegen Pferderomanen.


    Seit ich in einem Anflug von Nostalgie vor einigen Jahren ein paar alte Pferderomane vom Dachboden geholt und gelesen habe (hach, war das schööön!), bin ich von Zeit zu Zeit auch auf der Suche nach solchen Pferderomanen. Bisher hatte ich aber noch nichts gefunden, was mich anspricht.


    Vor einigen Tagen stöberte ich erneut im Shop. Und dann gab es eine große Überraschung. Ich entdeckte was, das ich von früher als Hörspiel-Cassette kenne. 3 oder 4 Folgen hatte ich damals davon gehabt. Und nun sehe ich, daß das im Original eigentlich Romane gewesen sind. 10 Teile hat die Reihe. "Reiterhof Dreililien" von Ursula Isbel.

    Ich glaube, ich weiß nun, was ich demnächst kaufen und lesen werde.

    Vor allem gibt es das auch ganz praktisch in einem Sammelband als e-book. Alle 10 Teile auf einmal.

    Das sind Geschichten für Jugendliche, geschrieben zwischen 1983 und 1994 (laut Autoren-Info). Es sind Geschichten, die nicht so dieses Ponyhof-Heile-Welt-Leben haben, sondern sich auch mit ernsteren Themen beschäftigen bzw. zeigen, daß es auf einem Reiterhof eben nicht immer so heititeiti zugeht.

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