Für die Leseratten - Der Bücherthread - Teil 2

  • Na Gott sei Dank, dann liegt's wohl doch nicht nur an mir :gott: beruhigt mich sehr :hust:

    (empfehlen würd ich's natürlich trotzdem, Madame Morgenstern hat jegliche Unterstützung von mir :lol: )



    (Den Nachtzirkus als Groschenroman zu bezeichnen, find ich jetzt aber nicht sehr nett :ops: und empfand ich überhaupt gar nicht so. Es ist tatsächlich ein Buch, das man wohl entweder fantastisch findet oder absolut mies... aber die doch aaarg beleidigende Bezeichnung eines Groschenromans find ich dann doch nicht fair.. :ops: auch wenn ich dir in den anderen Punkten durchaus recht geben mag.)

  • Groschenroman bedeutet für mich: Schnulzige Liebesgeschichte auf Teenagerniveau ohne jeglichen Tiefgang. Vielleicht wird damit die Einstufung klarer. Bei dem Buch hatte ich ständig einen Vergleich vor Augen- ein wunderschönes Kleid ist toll anzuschauen. Aber wenn die Person, die das Kleid trägt, charakterlich mies ist, mag ich die Person trotzdem nicht. Ganz gleich, wie hübsch das Äußere sein mag.

  • Ah, ok, mit der Einstufung kann ich da schon zustimmen. Ich hab irgendwann gar nicht mehr so richtig auf die Story geachtet (sowas ist ja normalerweise auch überhaupt nicht meins, teilweise hab ich bei manchen Büchern schon echt nen Würgereiz gekriegt :ops: Ich fand das da tatsächlich gar nicht soo extrem; bei der roten Königin aber auch nicht und da hab ich inzwischen auch schon öfter gelesen, dass Leute es deswegen abbrechen mussten... echt komisch, dabei bin ich eigentlich auch sau empfindlich und kann sowas gar nicht ab :ka: ), bin ganz in den Zeiten versunken :lol:

    Würde es so gern ein zweites Mal lesen, hab aber echt Bammel, dass ich dann unbewusst zu sehr auf eure (verständlichen) Kritikpunkte achte und es dann ebenso doof finden würde :ops: Denn das was bemängelt wird, stört mich meistens ja auch sehr. xD


    Aber der Nachtzirkus hat halt schon ne sehr besondere Bedeutung für mich. Die Zeltteile haben zum ersten Mal seit Ewigkeiten endlich wieder richtig starke Bilder in meinem Kopf aufgerufen, ich hab mich tatsächlich gefühlt als würde ich da überall durchlaufen. Das ist mir davor und danach bisher nicht wieder so passiert, diese Fähigkeit habe ich leider zum großen Teil verloren. Das war so großartig und wunderschön und zauberhaft für mich, dass ich die 08/15-Lovestory wohl tatsächlich als nicht so schlimm wahrgenommen habe.

  • Das verstehe ich. Ich habe auch ein Buch das technisch und objektiv nicht so 'gut' ist, aber ich liebe es trotzdem weil es bestimmte Emotionen in mir weckt. Wenn du dazu neigst dich von anderen Meinungen beeinflussen zu lassen dann bewahre dir lieber deine Erinnerung. Ist doch was schönes. :nicken:


    Ich habe jetzt 'Wüstenblume' von Zoe Ferraris angefangen, also den letzten Teil der Reihe. Leider scheint die Qualität nachzulassen, ich glaube nicht dass ich es zuende lese. Getreu dem Motto: Das Leben ist zu kurz für schlechte Bücher. :lol:

  • Oh, da habt ihr wohl von einem anderen Wüstenblume geredet... Ich meinte Wüstenblume von Waris Dirie. Lesenswert. Und nicht depri.

    Ein anderes kenne ich nicht.


    Ich habe jetzt 'Wüstenblume' von Zoe Ferraris angefangen, also den letzten Teil der Reihe. Leider scheint die Qualität nachzulassen, ich glaube nicht dass ich es zuende lese. Getreu dem Motto: Das Leben ist zu kurz für schlechte Bücher. :lol:

    Meinst du "Wüstenblut"? Wüstenblume finde ich nicht.

  • Hat jemand „der Raum“ von Donoghue gelesen? Hammer Buch, eindrücklich, spannend und doch fein. Gibts mittlerweile als Film, ganz gut gemacht, aber das Buch hat mir besser gefallen.


    Es geht um eine Frau die entführt und eingeschlossen wird und da vom Entführer ein Kind bekommt. Dieses wächst also im „Raum“ auf und kennt keine Aussenwelt.


    Klare Empfehlung.

    Ich hab's jetzt auch gelesen (auf Englisch) und fand es sehr gut. Insbesondere, wie die unterschiedliche Wahrnehmung des Raums durch die Mutter und den Sohn dargestellt wird: Für sie ist es ein Gefängnis, für ihn sein Zuhause.


    Der Schreibstil ist tatsächlich etwas eigen, aber er passt sehr gut, da das Buch aus Sicht des Kindes geschrieben ist und dieses sich durch seine eingeschränkte Weltsicht natürlich auch eigen ausdrückt.

  • Brom - The Plucker


    Jack ist eines der Spielzeuge, an dem Thomas das Interesse verloren hat. Unter dem Bett fürchtet er, in Vergessenheit zu geraten, nicht ahnend, dass ihm etwas noch schlimmeres bevorsteht. Thomas' Vater bringt eine "Spirit Doll" als Geschenk für seinen Sohn mit. Nicht ahnend, dass das Geschenk einen bösen Dämonen enthält und nur Jack kann seinen jungen Besitzer und die anderen Spielsachen vor dem "Plucker" beschützen.


    Ich habe lange nach dem Buch gesucht, da es in D bisher nicht erschienen ist und es wohl auch im Ausland nur eine Auflage gab und ich habe es nicht bereut. Man stelle sich Toy Story als Horrorfilm vor und kommt ziemlich nah an die Geschichte vn "The Plucker" ran. Düster und morbide, immer begleitet von Broms wundervollen und einzigartigen Zeichnungen, die die Stimmung noch zusätzlich unterstreichen, verfolgt man Jacks Kampf gegen den Dämon und fiebert mit.

    Was mich ein klein bisschen stört, sind die ethnischen Stereotypen. Bei den Spielsachen ist es eine Sache. Spielzeug ist auch heute noch recht klischeehaft in der Darstellung ethnischer Sachverhalte und wenn man bedenkt, dass die Geschichte in den 40ern spielt, dann nur noch umso mehr.

    Mehr stört mich die Darstellung von Mabelle. Natürlich hat die Familie ein schwarzes Kindermädchen, das auch Haushälterin ist, sich wie eine zweite Mutter um den Jungen kümmert und selbstverständlich eine Tante hat, die Hoodoo praktiziert und auf Grund ihrer afrikanischen Wurzeln sofort weiß, um welche dämonische Bedrohung es sich handelt und was zu tun ist... Mag sein, dass es mir nur jetzt so speziell auffällt, weil ich mich jüngst mit der Thematik etwas mehr auseinandergesetzt habe und man es als normaler Leser gar nicht so merkt.


    Das ist aber auch wirklich der einzige Wehmutstropfen in diesem ansonsten herrlichen Buch. Es bleibt ein wunderbares Horrormärchen für Erwachsene und ich bin froh, dass ich nicht aufgegeben und ein Exemplar ergattert habe.


    Note: 2,0

  • So - ich bin durch mit Haruki Murakamis "Mister Aufziehvogel". Das Buch vermochte es, mich völlig in seinen Bann zu ziehen und zutiefst zu faszinieren, auch wenn ich leider aus zeitlichen Gründen fast zwei Wochen für diesen fast hypnotisch fesselnden Roman benötigte.


    Worum geht es in dem Roman? Toru Okada ist Anfang 30, mit Kumiko verheiratet, und hat soeben seinen Job in einer Anwaltskanzlei gekündigt. Nun versucht er, sich darüber klarzuwerden, was er eigentlich vom Leben möchte. Doch bald schon verschwindet nicht nur Noboru Wataya, der Kater des jungen Ehepaares, an dem Kumiko sehr hängt, sondern auch andere rätselhafte Ereignisse tragen sich zu: Besonders einschneidend ist hier Kumikos recht plötzliches Verschwinden, welches sie Toru gegenüber damit begründet, einen Liebhaber genommen zu haben, was dieser jedoch nicht völlig glauben kann. Es ist vor allem das Verschwinden Kumikos, welches dem Roman seine spezielle Dynamik verleiht, denn Toru begreift es mehr und mehr als seine Mission, Kumiko wieder zu finden.


    Doch auch andere, teils für die Handlung sehr wichtige Charakter tauchen in dem Buch oft auf, wobei dies nicht selten als äuserst mysteriöses bis völlig bizzarres Erscheinen geschieht - da gibt es die Schwestern Malta und Kreta Kano, die übersinnliche Kräfte zu haben scheinen und dann berichtet Kreta Kano, sie sei auf eine besonders entsetzliche Weise von Noboru Wataya, Kumikos älterem Bruder - nach dem Toru und Kumiko den anhandengekommenen Kater benannten - "beschmutzt" worden.

    Da ist eine rätselhafte Frau, die Toru mehrmals telefonisch kontaktiert und erotische Anspielungen macht. Der alte Leuntant Mamiya, der Toru von seinen screcklichen Erlebnissen im japanisch-chinesischen Krieg erzählt; die Gräueltaten werden dabei ein paar Mal so plastisch und detailliert beschrieben, dass ich es schon als fast grenzwertig empfand. May Kasahara, eine merkwürdig abgebrühte 16-Jährige, die in Torus Nachbarschaft lebt und mit ihm mitunter recht tiefschürfende und zugleich manchmal fast alberne Gespräche führt, während sie sich auf einem verlassenen Grundstück aufhalten, dessen ausgetrockneter Brunnen Toru fast magisch anzuziehen scheint...



    In dem Roman kommen viele Leitmotive und Symbole vor: Wasser ein besomders wichtiges davon, denn vor diesem wird Toru vom alten Wahrsager Honda gewarnt, und die hellsichtige Malta Kano führt Untersuchungen, welche dieses Element involvieren, durch. Der Brunnen spielt ebenso wie der im Baum schnarrende "Aufziehvogel", nach dem Toru sich seinen Spitznamen verpasst, eine zentrale Rolle.



    Murakamis herausragendes schriftstellerisches Talent sowie die mysteriöse Aura, die das ganze Buch umgibt, machen "Mister Aufziehvogel" zu einem bemerkenswerten Roman, dessen teils wirklich schwindelerregende Wendungen sich in den Kopf des Lesers zu brennen vermögen. Ich las stellenweise richtiggehend atemlos vor Erstaunen und Verwunderung - und somit kann ich lilactime zustimmen, die hier neulich schrieb, das Ende des Buches habe sie enttäuscht, denn diese Enträuschung empfand ich auch. Ich hate das Gefühl, dass es wie bei den ebenfalls so komplexen und vielschichtigen Romanen Mitchells eine zufriedenstellende Auflösung der Irrungen und Wirrungen geben würde, doch empfsnd ich das Ende dann als recht antiklimaktisch und teilweise unbefriedigend.


    Natürlich bin ich keine Intellektuelle und so muss ich auch ehrlich gestehen, dass mir einfach bis zuletzt nicht alle Anspielungen und Symbole im Roman klar wurden. Zudem kannte ich weder sie Besonderheiten des Autors Murakami noch andere, vielleicht etwas weniger schwerverdauliche Werke. Nach Lektüre einiger Interpretationen, Kritiken und Rzensionen online bin ich mit dem Ende zwar etwas ausgesöhnter, gewisse Fragen schwirren mir aber nach wie vor unbeantwortet im Kopf rum. Eine Seite, die mir half, Mister Aufziehvogel besser einordnen und versthen zu können, war:

    https://fantasyguide.de/essay-…gorie-und-phantastik.html


    Auch der Text der neuen, deutschen Übersetzerin Murakamis gefie und half mir, ein paar Puzzleteilcheb mer aneinanderzufügen - leider scheine auch ich die frühere Übersetzung des Werks erwischt zu haben, und diese wurde wohl nicht unerheblich gekürzt, was schon schade ist, da es dadurch doch den ein oder anderen Hinweis gibt, der mir vielleicht gelegen gekommen wäre.


    Letzlich gefiel mir auch die Kritik eines Murakami-Fans und Schriftstellers, der darauf hinwies, dass am Ende auch fasr alle Murakami-Geschichten Liebesgeschichten seien. Wenn man dies als Leitmotiv des Aufziehvogels begreift, fallen einige Puzzleteilchen ein wenig leichter.



    "Mister Aufziehvogel" - ein interessantes und mit Sicherheit einmaliges Werk, über das man wohl ausgiebig diskutieren und auch nachgrübeln kann. Aus dem Kopf gehen wird mir dieser Roman voller Mystik, Mehrdeutungen und seltsamer Charaktere wohl noch lange nicht. Das Lesevergnügen jedenfalls war hoch, aber dass sich die Geister an diesem Buch scheiden, ist absolut klar und verständlich.

  • Sommerzeit ist bei mir Gartenzeit und daher ziemlich Leseflaute, aber ich habe soeben (nach Sachbüchern) mal wieder ein Buch beendet:


    Mein Jahr in den Bergen von Paolo Cognetti


    Paolo Cognetti erzählt von seiner Lebenskrise. Als er nicht mal mehr schreiben kann - schreiben ist für ihn wie atmen - beschließt er, sich eine Auszeit zu nehmen und ein Jahr in die Berge zu gehen. Von Männern wie Thoreau, Reclus und McCandless inspiriert, möchte er die Wildniss und Einsamkeit der Berge erfahren, um wieder zu sich selbst zu finden. Er ist aber erstaunt, dass er nicht so sehr die Einsamkeit sucht und findet, als dass er Kontakte und Freundschaften knüpft. Auf langen Wanderungen genießt er die Natur, aber auch die Kraft und Ausdauer, die zunehmen.


    Manchmal hätte ich mir manche Situationen und Begegnungen ausführlicher beschrieben gewünscht. Dennoch ein Buch, dass mir sehr gut gefallen hat und das sicher auch manche Sehnsüchte in mir geweckt haben.

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