Für die Leseratten - Der Bücherthread - Teil 2
-
Hummel -
6. Juni 2018 um 05:32 -
Geschlossen
-
-
(den ich als Begriff aber eher aus der Malerei kenne und aus der Literatur eher für südamerikanische Autoren wie Marquez, Borges und Cortazar kennengelernt habe).
Geht mir genau so.
Ein fast vergessener extrem wuchtiger (und sehr schwer verdaulicher) Autor ist Hans Henny Jahnn.
Oja und so schwierig und wichtig, dass den noch jemand erinnert!
Ich bin mal für ein paar Tage weg.
-
- Vor einem Moment
- Neu
Hi
hast du hier Für die Leseratten - Der Bücherthread - Teil 2 schon mal geschaut? Dort wird jeder fündig!*
-
-
Könnte man Rushdie nicht auch zum "magischen Realismus" zählen?
Zumindest Mitternachtskinder und die satanischen Verse?
-
Könnte man Rushdie nicht auch zum "magischen Realismus" zählen?
Zumindest Mitternachtskinder und die satanischen Verse?
Ich habe nur "Mitternachtskinder" gelesen, aber das würde ich definitiv in das Genre einordnen.
-
Spannend, spannend. Ich habe Magischer Realimus jetzt mal bei Wikipedia eingegeben
und dort stehen u.a. Zitate englischsprachiger Schriftsteller, die den Magischen Realismus mit Fantasy gleichsetzen und die Behauptung aufstellen, es gehe den Vertretern des M.R. nur darum, sich abzugrenzen ("eine höfliche Art zu sagen, man schreibe Fantasy", Terry Pratchett). M.R. sei halt "von spanischsprachigen Menschen geschriebene Fantasy" (Gene Wolfe).
Na klar, es gibt verschiedene Abstufungen und Richtungen von Fantasy, aber für mich ist das doch irgendwas ganz anderes. Die von mir genannten Bücher sind (für mich!) keine Fantasy.
Also ja: Eigentlich befinden wir uns in der Realität, in der Welt wie wir sie kennen. Aber irgendwie gibt es dann doch scheinbar übersinnliche Elemente darin, die sich sicher auch irgendwie logisch erklären lassen aber auch die mystische Komponente zulassen.
Genau das nämlich.
Jetzt könnte man auch sagen, Harry Potter spiele ja irgendwie in der Welt, wie wir sie kennen, aber die Zauberei in H.P. ist für mich z.B. nichts mehr, was sich auch nur annähernd logisch erklären lassen würde; es ist einfach so. Ganz klar Fantasy für mich.
Meine Abschlussarbeit habe ich über Iain Banks' Wasp Factory geschrieben. Bei dem Buch wäre ich mir z.B. nicht sicher, ob ich es dem M.R. zuordnen würde (wie es Wikipedia tut).
Ich hab keine Ahnung, wie man das nennt und finde so Schubladen auch eher doof- also so für mich- und ich mag diese Bücher auch sehr,
Nicholas Christopher - Eine Reise zu den Sternen
den zB hab ich geliebt.
Ich weiß, aufgrund deiner Begeisterung hatte ich es gekauft.
Zitat von abraxas61Vielleicht läuft Deine Frage darauf hinaus, ob man unter einer Kategorie im Handel oder online da Weiteres finden könnte?
Ja, quasi. Aber da habe ich ja nun ganz viele Anregungen bekommen und viele neue Bücher auf der Leseliste.
Vielen Dank nochmal.
-
Ich glaube, ich nehme nie wieder an einem Testlesen teil
Ich würde Magischen Realismus übrigens auch in das Fantasy-Genre einordnen.
Irgendwas muss dort ja als unerklärlich oder magisch hineinfantasiert worden sein - Fantasy.
Aber manche Bücher machen eine eindeutige Einteilung in ein Genre wirklich wahnsinnig schwer. Rushdies Mitternachtskinder würde ich wahrscheinlich tatsächlich auch erstmal nicht in Fantasy einteilen (muss es noch lesen)... Aber ein bisschen Fantasy ist MR doch schon.. Schwierig, ja.
-
-
Kann es nicht auch sein, dass die Übertragung dieser Bezeichnung aus Malerei und Filmkunst auf den Bereich der Literatur nur eine Verkaufsstrategie ist, um Leser/innen wie mich zum Erwerb jener Bücher zu bringen, Leser, die bei den Untergattungen Phantastik oder Fantasy (nicht identisch) sonst gleich abwinken würden?
Es geht bei diesem Genre ja auch um Träume, Volksmythen, Volkskultur, geschichtliche Überlieferungen, religiöse Traditionen u.ä. In diesem Sinne habe ich z.B. „Marina“ von Zafón nur zu Beginn mit viel Vergnügen gelesen. Auch Haushofers „Wand“, Kafkas „Prozess“ uvm. hinterlassen viele Fragen. Unser Projekt mit dem „Schneemädchen“ von E. Ivey ist ja auch Anlass zu mancher Spekulation gewesen und hat vielfältige Lösungsvorschläge, was die Identität des Mädchens angeht, hervorgebracht.Dass Realität und Mythologie nebeneinander existieren, ist im religiösen Bereich völlig klar. Dies zeigen z.B. die Schöpfungsmythen verschiedener Kulturen.
Im literarischen Bereich also nur eine neue Untergattung für eine größere Lesergruppe?
-
Spoiler anzeigen
Nein, von der Herkunft her war das keine Verkaufsstrategie. Der Einbruch des Magischen, Irrationalen, Wunderbaren und Schreckhaften in die rationalisiert betrachtete Realität in der Kunst zeigt ein tiefes psychologisches Bedürfnis (nach Verzauberung?) und ist letztlich ein Ausdruck der ganz natürlichen dialektischen Bewegung zur Aufklärung, fortschreitender Rationalisierung und/oder z. B. auch der Psychoanalyse - also zur Entzauberung der Welt. -
Spoiler anzeigen
Ja, was den künstlerischen Bereich angeht, stimme ich dir absolut zu. Im literarischen Bereich ist es sicherlich wichtig, dass dieser Begriff in Lateinamerika von großer Bedeutung ist (Stichwort: Mayamythen), dass es aber keine klaren Abgrenzungen zu Phantastik oder Fantasy bzw. Belletristik mit mythischen/mystischen Elementen gibt. Wozu also noch eine Gattung? Dass es Literatur überwiegend nicht um ihrer selbst Willen gibt, sondern dass sie eine Käufergruppe braucht, führte mich zu der o.g. Vermutung.
Deine Aussage erinnert mich an Mircea Eliade und damit an Studienzeiten - wobei interessant wäre zu untersuchen, ob die Werke der bei Wikipedia aufgelisteten Autoren tatsächlich irgendwelche religiösen Phänomene oder Archetypen bzw. philosophische Deutungen behandeln... -
Spoiler anzeigen
Ich nur für mich würde den Unterschied - etwas hochtrabend
- so setzen:
Die Grenzen zur Fantasy sind fließend, zumal sich natürlich beide Gattungen einfach beim Märchen bedienen. Aber die Implikationen sind, finde ich, schon andere. Bei Fantasy begibst Du Dich bewusst in eine andere Welt, ein Traumreich. Da kann so Erstaunliches passieren, was will - Du bist woanders und unterliegst damit anderen Regeln und Gesetzen. Das Fremde bleibt, wenn man so will, da, wo es hingehört: Woanders. Zeigt sich finde ich sehr schön an dem Subgenre „Parallelweltfantasy“ bzw. den aktuellen Zeitreisefantasyvarianten.
Beim Magischen Realismus ist das Fremde (oder Ausgesperrte, wenn man zu den Archetypen und Mythen geht) lauernd um die Ecke, quasi hinter einer dünnen Wand. Aus der es unvermittelt herausbrechen und durch seine Existenz die bestehende Ordnung in Frage stellen oder über den Haufen werfen kann. Quasi das „panische“ Element (panisch in Sinne der Naturgottheit Pan).
Und es wie hier schon von Stachelschnecke beschrieben nicht ganz greifbar changiert zwischen „Magie“ oder einer einfacher „Erklärbarkeit“ (gerne mit Mitteln der Psychologie). Und die Frage offenlässt, ob das „Fremde“ nicht doch Bestandteil der vertrauten Ordnung ist.
So, und jetzt gehe ich mal raus aus dem Klugscheißermodus -
Wäre Atkinsons "Die Unvollendete" magischer Realismus?
So oder so: Ich bin zwar erst bei etwas über dem ersten Drittel - aber bislang bin ich absolut verliebt in dieses brillante Buch
Ich finde es einfach phänomenal. Freue mich schon auf viel Lesezeit am Wochenende.
-
- Vor einem Moment
- Neu
Jetzt mitmachen!
Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!