Es ist doch "nur" ein Hund - Unterschiedliche Erwartungen und Einstellungen rund um Vierbeiner

  • Benedetto hat's formuliert, ich nehme nicht an, dass das auf seinem eigenen Mist gewachsen ist :smile:
    Diese Einstellung kann eine Erklärung sein für den von Dir angesprochenen Widerstand.



    Ich kann auch Tiere töten zum essen, ansonsten wäre Fleischgenuss ja reinste Heuchelei.
    Leid ersparen können finde ich wichtig, auch wenn's einem das Herz zerreisst.

  • Ich weiß nicht ob ich es könnte, aber weil ich auch noch nie in so einer Situation war, kann ich es nicht sagen.

    Das ist doch der springende Punkt an der ganzen Sache!


    Solange man nicht selbst in der Situation war, kann man nur spekulieren, wie man handeln würde... Und ob das so sinnvoll ist, sich darüber die Köpfe einzuschlagen, ist die Frage...


    Zumal es eben auf die Situation ankommt...


  • Zum Speziesismus: stimmt alles, ist richtig und logisch. Nur: Menschen haben nach heutigem Forschungsstand die großartige Fähigkeit zur Selbstreflexion. Man könnte also manches anders machen, sehen, tun.


    Ja, das kann ja auch jeder für sich machen - und danach leben, wenn er denn gerne möchte.
    Nur: ein Großteil der Menschheit kann sich diesen "Luxus" schlicht nicht leisten.

  • Warum musst du das verstehen? Es gibt eben andere Ansichten. Man muss doch nicht gleich fühlen oder emotional verstehen um eine Meinung zu akzeptieren.

    MUSS ich nicht, ich möchte gerne. Wie kommst du darauf, dass ich das nicht akzeptiere? Für mich gibt es nun einmal einen Unterschied zwischen "Gibt es eben" und "kann ich nachvollziehen".

  • Das Werten an sich nimmt doch jeder vor.
    Sei es, wenn man die Verletzung eines fremden Hundes in Kauf nimmt, weil man ihn wegtritt, damit der eigene nicht verletzt wird.
    Sei es, dass man den Hund auch während der Brut&Setzzeit über die Felder toben lässt, billigend in Kauf nehmen, das Bodenbrüter oder Hasenkinder gestört werden.
    Sei es das „ist ja nur ein Vogel/Maus“....
    Sei es, wenn man kein Verständnis dafür hat, dass andere Menschen nicht unbedingt Hundehaare aufm Teller im Restaurant oder auf den gerade in der Umkleide anprobierten Klamotten finden wollen.
    Sei es, dass man es „schräg“ findet, wenn andere den eigenen Hund vielleicht nicht ganz so toll/hübsch/ gut erzogen finden....
    Sei es, wenn jemand einen anderen Umgang mit seinem Hund pflegt, als man selbst es tut.


    Die Frage ist doch eher, wie man mit dieser Wertung umgeht. Verurteilt man oder kann man neutral sagen „meines wäre das jetzt nicht, dazu bin ich nicht der Typ.“
    Und zwar nicht die Extreme betreffend, Verwahrlosung/ Krank füttern und Lebensbedrohliche Situationen für Mensch&Tier.
    Letzteres bedingt trotz Schockzustand die Fähigkeit, extrem rational zu handeln und solange es sich um Gedankenspielereien handelt, ist unendlich viel möglich. Dafür ist die Phantasie ja da. ;)


    Ja, in Fällen von Verwahrlosung und co sollte man nicht wegsehen. Es bleibt dennoch die Frage, ob das, was man dann macht, wirklich auch langfristig zum Wohle des Tieres ist. Die Interpretation und Verurteilung des Wörtchens „nur“ mit dem anschließenden Bedürfnis dem „nur“ Tier zu helfen, ging in der Vergangenheit schon so manches Mal schief. Zb illegales Freilassen von Gehegewölfen - Zack, die ersten vom Zug erfasst... Angeblich dehydrierenden Hund aus nem Auto befreit, Hund findet die Aktion aber gar nicht so lustig - rennt auf ne Straße, verursacht Autounfall und mehrere absolut unbeteiligte Personen werden verletzt, Hund stirbt.
    Oder Hund attackiert nach der Befreiungsaktion seinen Retter so massiv, dass er deshalb eingeschläfert wird.


    Sagt mir ein Hundetrainer „was soll er denn machen? er ist doch auch nur ein Hund“
    hat das Wort NUR eine andere Farbe, eine andere Wertung, als wenn jemand zu einem Trauernden HH sagt „stell dich nicht an, ist doch nur ein Hund“.


    Ich finde es übrigens überaus interessant, in einem Forum, in dem es extrem darum geht, soziale Annerkung zu bekommen, in den Zwischenzeilen zu lesen „erkenne mich an, aber ich verurteile dich und anders Denkende“.


    Die Keule der Moral funktioniert übrigens wunderbar in beide Richtungen. Allerdings ist man nicht automatisch besser, wenn man jemand anderes herabstuft.
    =)

  • @straalster: Ich verstehe dein Bedürfnis, sich zu erklären und immer wieder ähnliche Punkte zu erwähnen. Aber du merkst dabei nicht, dass deine Beiträge immer wieder Wertungen bzw. Abwertungen enthalten.
    Generell kannst du davon ausgehen, dass wir alle hier unsere Hunde lieben, viel für sie tun und sie nicht wegzudenken sind aus unserem Leben. So eine fehlgeleitete "Liebe", bei der es letztendlich um die Befriedigung eigener Bedürfnisse geht (so einige der genannten Beispiele), meine ich natürlich nicht.
    Aber bei aller Sensibilität, die ich dir nicht abspreche, irritieren mich deine ständigen Beiträge zum Thema "Eigene Tiere vs Wildfremde" sehr. Die Art und Weise zu reden (irgend so ein Typ) und andere Menschen nur "Wildfremde" zu nennen, ist nahe an dem, was man mal "Untermenschen" und Schlimmeres nannte und erinnert an dunkle Zeiten in der deutschen Geschichte. Die Aussage, dass (deine) Tiere wichtiger sind als Menschen, bedrückt mich sehr. Ich habe auch in jenen Jahren nicht gelebt, aber mich - berufsbedingt - mit jenem Menschenbild viel beschäftigt, daher bin ich hellhörig bei Aussagen, die bestreiten, dass jeder Mensch eine Würde und einen Wert hat, der über dem eines Tieres steht. Deshalb kam auch mein Hinweis auf den (möglichen) Zusammenhang von Positionen zum Alter bzw. zur Lebenserfahrung.
    Bitte verstehe mich richtig: Ich will dich nicht angreifen, dir nichts unterstellen, aber ich sage dies alles, da du ja interessiert bist an anderen Sichtweisen.

    Tja, und mir kommt das kalte Grausen bei so einer Einstellung, tut mir Leid. Der Mensch steht immer über anderen Tieren, weil...ja weil halt. Und der Nazi-Vergleich entbehrt jeder Logik, wenn man im Hinblick auf andere Lebewesen offensichtlich selbst einem sehr strikten Wertigkeitssystem folgt.


    Christliches Menschenbild, wen wunderts.

  • Da ich selbst Theologin bin, kann ich das sehr gut verstehen. Allerdings auch das Gegenteil davon, denn gerade in den zurückliegenden Jahren wurde auf diesem Gebiet viel geforscht, erneuert, formuliert.Auch wenns OT ist: haben Gottes Geschöpfe denn nicht alle dieselbe Würde, nämlich die, von Gott gewollt zu sein?
    Abstufungen innerhalb einer Spezies sind normal, das machen auch Tiere. Mich wundert es aber manchmal, dass der Mensch, der sich - religiös - als Krone der Schöpfung missversteht, über alles drüberstellt.
    Der Exkurs zu Verfassung und Menschenrechten gehört wirklich nicht hierher, da hast Du Recht. Dennoch auch hierzu: merkwürdig, dass vor allem die christlichen Parteien Widerstand dagegen leisten, dass Tierschutz Verfassungszwang haben sollte/könnte.
    Menschenrechte sind etwas sehr Wunderbares und Wertvolles. Aber warum werden sie so oft in Abgrenzung zu den Rechten von nicht-menschlichem Leben verstanden? Ich meine das nicht persönlich kritisch. Nur als einen gewissen Spiegel, der vielleicht zeigen soll oder kann, wie anthropozentrisch diese Sicht doch eigentlich ist. Und: wohin hat sie uns gebracht?

    Sorry, für OT:
    Ich bin zwar nicht religös, unterschreibe aber deine Zeilen voll und ganz!
    Gerade sehr religöse Menschen haben aber auch häufig diese Einstellung gegenüber Natur- und Umweltschutz. Das bekomme ich immer wieder mit, weil ich im Umweltschutz aktiv bin. Ich bin immer wieder verwundert, wie stark religöse Menschen sich über das Wohl von Tieren, Natur und ja, sogar anderen Menschen (z.B. Flüchtlinge) hinwegsetzen können.

  • Aha, jetzt stehen also vllt. doch mal in anderen Situationen fremde Menschen über einem Tier? :???:

    Zuerst ist es eben nicht ein Tier, es ist mein Tier. Mit Bindung und ganz direkter Verantwortung, die ich für dieses Wesen übernommen habe.
    Das ist für mich tatsächlich wie die Frage: Würde ich zuerst Fremden helfen oder meinen Kindern, meinen Verwandten, meinen Freunden? Für mich ist meine Antwort da klar. Hat meine Meute nur einen Kratzer abbekommen aber der Fremde liegt schwer verletzt da - dann verbinde ich nicht zuerst den Kratzer, nur weil es einen meiner Verwandten betrifft. Sofern ich dazu überhaupt in der Lage bin.


    Und ja, ich kann mir Situationen vorstellen, wo ich anders reagieren muss oder nur anders reagieren kann. Wie ich jetzt schon mehrfach sagte: Für mich kommt meine Familie an allererster Stelle. Inklusive Tieren. Vor allen anderen und ich setze ganz egoistisch oder wie auch immer das gesehen werden mag, meine geliebten Wesen vor Fremde. Auch wenn die Fremden Menschen sind. Weil mir da meine Bindung und meine Verantwortung für diese Wesen wichtiger sind. Das heißt aber nicht, dass ich für andere keinen Finger krümme, wenn es mir möglich ist.

  • Geht mir ganz genauso!


    Zuerst einmal kommen meine Leute, Tiere und dann die anderen. Dann werde ich eben als egoistisch abgestempelt. Aber man muss eben erstmal die siatuation einschätzen und vor allem drinnen stecken und kann dann entscheiden. Jede Situation ist eben anders!


    Wenn jemand nur einen Kratzer hat und meine Familie und Tiere anderen Gefahren ausgesetzt sind, kommen erstmal diese an die Reihe, bevor es meinen liebsten schlecht geht und mir eben infolge dessen auch (emotional).

  • @Superpferd,
    ich glaube, du hast den Beitrag von @straalster missverstanden. Sie/ er würde ZUERST einen fremden Schwerverletzten versorgen, bevor sie/ er ein Familienmitglied versorgt, dass nur einen Kratzer hat.


    Natürlich achtet man zuerst auf sich und seine Liebsten - aber es sollte sich in einem tolerierbaren Rahmen halten. Denn wir leben nunmal in einer Gesellschaft und diese "Ich-Zuerst-Mentalität" finde ich doch besorgniserregend (zumal sie immer mehr zu nimmt).

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