Fragen, die man sich sonst nicht zu stellen traut - Teil XI

  • Vielen Dank für eure schnellen und diversen Meinungen!

    Ich wollte darauf nur noch einmal antworten, dass ich nie dachte, dass sich hinter diesen Aussagen neonazistische Ansichten verstecken! Ich wollte niemals sagen "ihr macht das Falsch, lasst das" sondern darauf aufmerksam machen, dass meine Assoziation mit diesen Aussagen einfach sehr negativ ist und ich auch wenig dagegen tun kann, die Aussagen dann in diesem Licht zu sehen.

    Ich danke euch für eure Ansichten und werde das nächste Mal, wenn mir so etwas auffällt, spontan entscheiden was ich tue - ob ich eine kurze freundliche PN mit meiner Sichtweise schreibe oder auf meinen Fingern sitzen bleibe und den Post ohne meine negative Assoziation lese.

    Für mich werden Sprüche wie diese weiter negativ besetzt bleiben und ich finde es wichtig, darüber zu diskutieren, sich auszutauschen und sich eine Meinung zu bilden - ganz ohne Schuldzuweisungen.

    Danke euch!

    Edit vielleicht noch, um meinen Beweggrund dahinter zu erklären: Ich habe eine Freundin, deren Verwandten im Konzentrationslager Buchenwald waren und die jedes Mal anfangen muss zu weinen, wenn sie diesen Spruch liest. Und unsere polnische Ausstauschschülerin dacht "Polen ist offen" wäre als offensiver Angriff auf Polen gemeint (im Sinne von Polen soll eigenommen werden, sobald sich die Möglichkeit bietet). Deswegen bin ich bei diesen beiden Sprüchen sehr sensibel und denke, dass man beim Schreiben im Hinterkopf behalten muss/kann, dass andere Menschen diese Sprüche anders verstehen, als sie vom Schreibenden gemeint sind.

  • ich würd das gerne differenzieren. Dinge, die im allgemeinen Sprachgebrauch üblich sind, sollte man ohne weiteres benutzen können, Dinge die von den Nazis derart benutzt worden sind, dass man sie eindeutig erkennen kann und sie der Herabwürdigung von Menschen gedient haben oder gar Verbrechen verharmlosten dagegen nicht.

    muss ich widersprechen...

    ich hatte vor jahren das glück auf hawaii bei einer hochzeit dabei sein zu dürfen...ich habe erst reichlich blöd geguckt, als ich gesehen hab, dass jede einzelne kirchenbank eine schnitzerei mit einem hakenkreuz darin hatte... das brautpaar hatte (wohlwissend, dass auch einige deutsche unter den gästen sind) flyer auf alle plätze gelegt, auf denen die symbolik u.a. des hakenkreuzes erklärt wurde.
    ich finde es falsch, dinge, die schon seit jahrhunderten eine positive oder neutrale bedeutung haben, nicht mehr zu benutzen, "nur" weil sie mal für etwas furchtbares missbraucht wurden. den flyer hab ich glaub ich irgendwo auch noch...wenn da interesse besteht, kann ich mich mal auf die suche machen...

    @laura&simi
    das thema leute sensibilieren und aufklären finde ich allerdings gerade jetzt auch recht wichtig. wenn du die leute darauf hinweisen willst, ohne gleich den ganzen fred zu zerschießen, dann vll wirklich per pn oder im spoiler :ka:

  • Irgendwann ist auch mal gut.

    Diese "Irgendwann" beginnt bei Einigen aber sehr viel früher, als bei anderen. Ich persönlich bin froh, dass es noch Leute gibt, die sich mit der Vergangenheit beschäftigen, diese immer wieder in die Erinnerung rufen und nicht meinen "irgendwann" kann man das mal abhaken.
    Es waren nun mal Deutsche, die Millionen von Menschen ermordeten. Klar warst du es nicht. Und ich auch nicht. Aber es ist an uns, diesen dunklen Teil der Geschichte nie zu vergessen.
    Wie Adorno so treffend gesagt hat: Ziel aller Pädagogik muss es sein, dass Auschwitz sich nicht wiederhole. Und dazu gehört eben unter Anderem auch eine Auseinandersetzung mit Sprache und wie sie verwendet wurde.

  • "Da ist Polen offen" kenne ich von frühester Kindheit an, als Ausdruck dafür, dass es dann richtig knallt bzw dass dann etwas los ist.
    Also wenn sich zwei Hunde, die sich nicht mögen, ohne Leine treffen würden, und es dann schleppert.
    Oder wenn jemand trotz Verbot etwas tut, und erwischt wird.

    Habe es tatsächlich auch niemals mit den Nazis in Verbindung gebracht.

  • Es wäre ein wenig so, als würde man der Stadt Hamburg ihr Autokennzeichen verbieten, weil es ja was anderes aussagen könnte.

    Hat man in Dland gemacht. Nicht bei Hamburg aber, man hat das Kürzel von Neuroppin verboten (daraus hätte man nämlich NP -D machen können).
    Auch weitere Kürzel Kombinationen sind/waren in Deutschland lange nicht freigegeben.

  • Es waren nun mal Deutsche, die Millionen von Menschen ermordeten.

    Nicht nur. Aber das ist ein anderes Thema.


    Ich persönlich bin froh, dass es noch Leute gibt, die sich mit der Vergangenheit beschäftigen, diese immer wieder in die Erinnerung rufen und nicht meinen "irgendwann" kann man das mal abhaken.

    Jeder setzt sich mit der Vergangenheit mal auseinander und das soll auch so sein. Allerdings sollte man sich nicht den Stress machen, diese Vergangenheit in harmlos dahin gesagten Floskeln wie eben "Jedem das seine" immer wieder präsent auf den Teller zu bringen. Leider verhindert das nichts und macht auch die Vergangenheit dadurch nicht anders.

    Es ist schwer gesagt und geschrieben in wenigen Sätzen, weil es einfach ein komplexes, tiefgründiges Thema ist und es hier auch nicht unbedingt der richtige Ort dafür ist. Aber Vergangenheit bedeutet lernen und auch lernen es mal "gut sein zu lassen". Eben weil wir es nicht ändern können und wir unseren Weg trotzdem gehen müssen. Dadurch leugnet man nichts, man gedenkt regelmäßig den Menschen die ihr Leben auf Grund fehlgeleiteter Idealismen lassen mussten. Jetzt auch noch uralte Floskeln als "schlecht" zu belegen, nur weil sie mal irgendwann benutzt wurden, ist nicht hilfreich.

    Oder kommt jemand auf die Idee den Deutschen Schäferhund zu verbieten, weil ein Mensch der ziemlich übel war diesen geliebt hat?

    Es ist immer eine Gratwanderung. :ka:

  • Diese "Irgendwann" beginnt bei Einigen aber sehr viel früher, als bei anderen. Ich persönlich bin froh, dass es noch Leute gibt, die sich mit der Vergangenheit beschäftigen, diese immer wieder in die Erinnerung rufen und nicht meinen "irgendwann" kann man das mal abhaken.Es waren nun mal Deutsche, die Millionen von Menschen ermordeten. Klar warst du es nicht. Und ich auch nicht. Aber es ist an uns, diesen dunklen Teil der Geschichte nie zu vergessen.
    Wie Adorno so treffend gesagt hat: Ziel aller Pädagogik muss es sein, dass Auschwitz sich nicht wiederhole. Und dazu gehört eben unter Anderem auch eine Auseinandersetzung mit Sprache und wie sie verwendet wurde.

    zwischen abhaken / vergessen und nicht alles damit zwanghaft in Verbindung bringen liegen aber Welten.

    Ich persönlich bin alleine durch die internationale Community im Internet mittlerweile der Meinung, man muss es auch mal gut sein lassen.

    Dass den deutschen immer noch der Nazi angedichtet wird, wird nicht besser, wenn wir selbst in allem was wir so gebrauchen nur sehen, dass es dort hin gehörte. Ob ursprünglich oder zweckentfremdet.

    Ich glaube die Diskussion gab's Mal wegen dem Wort "Übermensch" (oder wars ein anderes?? Auf jeden Fall sowas in die Richtung ) bei facebook, dort wurde gleich jemand aufs übelste nieder gemacht, weil man "die braune Suppe nicht da haben wollen".. ich finde die Verknüpfungen eher ziemlich äh, fragwürdig. - nicht dass ich hier jetzt unterstellen wollte, sie würde die Aussage "jedem das seine" hier im Forum mit einem Nationalsozialistischen Hintergrund des Schreibers in Verbindung bringen.

    Übrigens hab ich damals zu Schulzeiten meine mündliche projekt Prüfung zum Thema Nationalsozialismus gehalten, ich hab mit Zeitzeugen geredet, viel recherchiert etc. Ich finde es ein überaus spannendes Thema und bin der Meinung ich habe mich durchaus sehr genau damit befasst =)

  • gab es hier nicht mal bzw. gibt es hier nicht einen thread mit übungen zur impulskontrolle? hieß der nicht auch so?
    --ich muss gestehen, die suchfunktion und ich sind noch (immer) nicht best buddies--

    falls den zufällig wer abonniert hat -vielleicht auch noch den zur übung und erhöhung der frustrationstoleranz?-, bitte verlinkt mir den doch. *ganzliebguck*


  • Aber Vergangenheit bedeutet lernen und auch lernen es mal "gut sein zu lassen".


    Es ist immer eine Gratwanderung.

    So wie du sehen es sicher sehr viele Menschen. Ich persönlich sehe es ganz simpel. Nämlich so, wie ich es in meinem Beitrag geschrieben habe. Ohne Abstriche. Ohne Ausflüchte. Für mich ist es auch keine Gratwanderung, sondern selbstverständlich.

    Womit ich dir recht gebe, ist, dass diese Diskussion viele Abende füllen könnte. (Und bei mir in der Vergangenheit auch schon gefüllt hat. ;) )

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