Qualzuchten II

  • Ok, ich habe so einen Hund.
    HZ, Schrägheck, 40 kg schwer.
    Ist ein Sohn von Sirio della Real Favorita, einem Halbbruder zu dem Schäferhund, dessen Video hier vorhin verlinkt wurde.
    Mein Hund kam mit 3,5 Monaten zu uns. Er war in einer Zwingeranlage aufgewachsen und bis dato scheinbar nur im kleinen Welpenauslauf gewesen. Er konnte jedenfalls kaum laufen. Ein paar Meter, dann war er ko und musste sich erstmal hinsetzen.
    Aber das gab sich recht schnell. Man konnte praktisch zusehen, wie er kräftiger wurde und Muskulatur aufbaute.
    Der TA runzelte die Stirn und meinte nur: "Mann, ist der weich."

    Dieser Hund wuchs dann hier als Haus- und Hofhund auf. Viel freie Bewegung, viel übers Grundstück düsen: vorne am Tor bellen, ans hintere Tor stürmen, da weiterbellen.
    Und sowas zig mal am Tag, aber kein Training in welche Richtung auch immer.
    Der Hund war immer flott unterwegs, flitzte rum, sprang hoch, bewegte sich gerne.
    Und das hat sich bis heute nicht geändert.
    Außerdem war und ist er top gesund, ohne das wir da groß eingewirkt hätten.

    Er ist im Januar 11 Jahre alt geworden.

    Ich glaube nicht, dass er eine große Ausnahme ist, ich kann mir das nicht vorstellen.

  • Ich sehe auch einfach das Problem in dem Bild was "Laien" von der Rasse bekommen wenn Hunde so vorgestellt werden wie in dem Video.
    Wie man sieht wissen viele einfach nicht inwieweit dieser Schautrab antraniert ist. Wie gesagt ich kenne HZ die laufen IMMER so (bzw kannte ein Großteil davon ist bereits tot)...weil die Leute im Kopf haben die sollen/müssen so laufen...daher wird dann ein Hund der gar nicht (mehr) anders kann nicht als Fehler sondern als erstrebendswert eingestuft...ich rede jetzt nicht vom DF sondern von der "normalen" Welt...da hab ich schon völlig verdutzte Besitzer erlebt die gar nicht begreifen konnten was man an ihrem Hund auszusetzen hätte...manchmal auch gepaart mit "Ihr seid ja bloß neidisch das ist ein direkten Nachkomme von XYZ"
    Warum kann man keine "normal" laufenden DSHs vorführen..was ist schlecht an "normalem" Trab? Zu wenig "originell"? Wieso geht man bewusst das Risiko ein dass sich dieses Bild der Rasse in den Köpfen festsetzt?

    Ob Qualzucht oder nicht aber müsste da nicht mal endlich umgedacht werden?
    Es geht halt immer hin und her: Sagt man was gegen Schnarcher kommen die Schnarcherfans und sagen: Ach die sind doch gar nicht alle so und so schlimm ist das doch gar nicht
    Äußert man Kritik an "Humplern" kommen die Fans und sagen so schlimm ist es doch gar nicht, das haben ja nicht alle...das ist nur für die Schau oder was auch immer. Irgendwie finde ich das traurig. Irgendwie finde ich man lügt sich damit selbst in die Tasche
    Ich meine gut wenn man jetzt dann zb sich gegen eine HZ sondern eher für die LZ (was ja auch nicht alles unhandelbare Supersportler sind) ist das definitiv ein Schritt in eine vernünftige Richtung

  • Ich glaube nicht, dass er eine große Ausnahme ist, ich kann mir das nicht vorstellen.

    Vielleicht keine große Ausnahme, aber der "Normalfall" halt leider auch nicht mehr.... Ein Hund der sich viel aktiv bewegt und viel draußen ist, hat natürlich auch bessere Grundvoraussetzungen fit alt zu werden, als die Fraktion "wenn die Schau vorbei ist, ist Decken die einzige Bewegung", oder Hunde die privat nur ihre kleinen Runden trotten.

  • Ob einem die Optik des Schaulaufens gefällt ist ja vom Prinzip auch unerheblich und subjektiv, genauso wie die Frage ob man es als "Leistung" ansehen möchte oder nicht. Das einzige was in der Qualzuchtdiskussion relevant ist, ist doch die Tatsache, ob der Hund unter seiner angezüchteten Anatomie leidet oder nicht.
    Dazu müsste man mal eine Statistik sehen, ob die Schäferhunde mit abfallendem Rücken überproportional häufig von Erkrankungen am Bewegungsapparat betroffen sind (z.B. im Vergleich mit Schäferhunden mit geradem Rücken).
    Selbst wenn die Probleme erst mit dem Alter auftauchen, empfinde ich persönlich ein anatomisches Merkmal, welches (früher oder später) häufig zu Schmerzen und Bewegungsproblemen führt ablehnenswert und würde es deswegen für mich persönlich unter 'Qualzucht' verbuchen (ist natürlich auch nur wieder subjektiv).

  • Ich finde, das Schaulaufen bei den DSH kann man mit einem Trabrennpferd vergleichen.
    Kein normales Freizeitpferd ist in der Lage so schnell zu traben wie ein trainierter Traber weil es einfach nicht so räumlich ausgreifend traben kann und dann automatisch in den Galopp verfällt.
    Und genau so ist das bei den DSH. Dieses Schautraben kann kein untrainierter Hund, das ist nämlich kein "an der Leine ziehen im Trab".

    Würden diese Hunde einen starken, gesetzten Trab frei zeigen (ohne Gegengewicht am Hals) , würde ich das Argument noch nachvollziehen können....

    Pferde würde man nie so trainieren. Das wäre extrem kontraproduktiv, die Haltung völlig falsch und gesundheitsschädlich.

    Pferde gehen über Streckung in den Zug, nicht über eine (gefälschte, da nur über Gegenzug erreichte) Versammlung.

    Es gab mal so ne Mode im 19 Jhd, gingen die Pferde kaputt dran. Wer Black Beauty gelesen hat, kennt die Geschichte.

    Mein Hund kam mit 3,5 Monaten zu uns. Er war in einer Zwingeranlage aufgewachsen und bis dato scheinbar nur im kleinen Welpenauslauf gewesen. Er konnte jedenfalls kaum laufen. Ein paar Meter, dann war er ko und musste sich erstmal hinsetzen.

    War das ein "richtiger" Züchter? Erst die Story von Jule weiter vorn, jetzt das - das ist doch jetzt nicht normal in der DSH-Zucht?

  • Ich möchte darauf hinweisen, dass Jule bei ihrem Vorbesitzer eine Ausnahme war, der auch schlussendlich zur Abgabe geführt hat.

  • Ach so, ja so hast du es auch geschrieben.

    Das soll jetzt echt keine Anklage sein - es wird ja viel schlechtes über die DSH Zucht erzählt. Daher frag ich mich halt, stimmt das - waren diese Züchter richtige Züchter (Im Verband).

  • Das Problem ist, dass normales, vernünftiges und effektives Laufen einfach total unspektakulär aussieht. Wer will schon so was für eine Show? :ka:

    Die Blüten sind ja überall zu sehen. Der erste Groenendael, den ich kennenlernte, lief völlig normal. So wie mein Süddeutscher Schwarzer. War ganz angetan von der Rasse. Danach kam wohl der Trend denen so ein beklopptes Trippelgangbild anzuzüchten. Und so rennen die jetzt alle rum. :dead:

    Selbes Spiel beim Show-Border Collie. Die haben so einen uneffektiven Trippeltrab. Im Galopp sieht das noch schlimemr aus. Von wendig und effektiv kann da bei den Schafen kaum noch die Rede sein. Zumal die auch immer flacher werden, also der Rücken immer länger und die Beine immer kürzer. Aber die Richter und Züchter werden schon wissen wozu das gut ist. (Vielleicht, um besser unter einem Schaf durchlaufen zu können? :lol: ) Naja, die meisten sehen Schafe ja eh bestenfalls als Plüschtier zum Spielen.

    Und so geht das endlos weiter ...

  • Beim DSH wird beim Vorführen die Leine nach hinten gestrafft und bei vielen anderen Rassen wird die Showleine nach oben gestrafft.
    Irgendwie ist das bei jeder Rasse anders. Beim Beagle und wahrscheinlich noch bei anderen Rassen wird im Stand die Rute nach oben gehalten, beim DSH werden die Beine nach hinten ausgestellt.

    Statt dass man jeden Hund einfach im Stand so beurteilt wie er sich von selbst hinstellt und im Trab so wie er frei trabt.

  • Weil hier der Aufsatzzügel bei Pferden angesprochen wird: Den gibts doch gerade bei den Trabern immer noch. Nur weil das Hinterteil runter geht, ist es noch lange keine Versammlung. Und Traber laufen in jeder Haltung, aber nicht versammelt.

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