Qualzuchten II


  • Lustig, dass man nur das Recht hat, auf Missstände hinzuweisen, wenn man selbst in allen Bereichen überkorrekt ist. Folge daraus wäre, dass wir alle gegen nichts mehr aufstehen dürften. :ka:
    Dieses Argument ist einfach total blöd, kommt aber irgendwie immer dann, wenn die Gegenseite sonst nicht mehr weiß, was sie erwidern soll.
    Als wir mit einigen Leuten vor einem (schon mehrfach negativ bekannt gewordenen) Wanderzirkus mit Elefanten die Leute darüber aufgeklärt haben, dass so ein Zirkus und artgerechte Haltung von solchen Wildtieren so gut wie nicht umsetzbar ist und man das deswegen nicht unterstützen soll, hab ich doch echt gesagt bekommen: "Ich hoffe dann stehen sie auch so vor Reitturnieren und pranger das auch an!"
    Ich denke mir: Ich kann nicht überall sein. Ich kann da aufklären und meine Meinung sagen, wo ich die Gelegenheit habe. Das ist immer noch besser als alles auszublenden und hinzunehmen.


    Mal andersherum:
    Du setzt dich also gegen Qualzucht bei Nutztieren ein, beim Haustier unterstützt du sie aber?
    Also, Provokation: Ist der Hund weniger wert als die Nutztiere?

    Nö, natürlich ist keiner weniger wert - aber ein Mensch kann nicht überall aktiv sein. Aber lieber irgendwo (wo er auch ein bisschen Verständnis von der Materie hat) als nirgendwo.


    Aber hier im Forum ist sicher Platz für einen Qualzuchtthread bei Nutztieren, und ich wette da werden sich auch einige aktiv beteiligen und quer lesen. Also bitte, eröffne doch einen dazu :winken:

  • Darum spreche ich ja von Artgerechter Haltung

    Vielleicht muss man das erstmal (für sich) definieren. Für dich heißt es u.a., der Hund muss ohne Klamotte soweit mit dem Klima klar kommen, dass es zu keinen schädigenden Einflüssen kommt. Für mich ist das vollkommen in Ordnung, solange es keine (durchgängige) Einschränkung bedeutet.

    Für mich gibt es wirklich "artgerecht" aber auch einfach nicht. Wie gesagt: Wohnung, Tierarzt, Straßenverkehr, Fertigfutter., hohe Hundedichte.. Dazu noch rassetypische und individuelle Faktoren. Ich kann nur versuchen, das Beste daraus zu machen und die Einschränkungen gering zu halten - so, dass wir uns alle so wohl wie möglich fühlen können. Sei es durch die bereits erwähnte Schutzkleidung/Klimaanlage. Sei es durch passende Auslastung oder dadurch, dass sie ne Unterbodenwäsche bekommen, damit sie auch nach Schlammschlachten mit ins Bett können.
    Die Balance zu finden ist schwierig. Klar.

    Aber ausgerechnet das Anziehen hat für mich wenig mit artgerecht zu tun. Das ist was anderes als fehlende Auslastung. Ob das jetzt der Hund in der Handtasche ist oder der BC, der nur um den Block läuft. Denn auch das ist dann - für gewöhnlich - wieder ein Dauerzustand.

  • Habe mich gestern mit meiner Tierphysio über Tierärzte hier in der Umgebung unterhalten, und ob sie einen empfehlen kann. Sie nannte mir eine TÄ und später hab ich bei Facebook gesehen, dass diese häufig Bilder von ihren Patienten postet. Ist ja total nett, wären da nicht zu mind. 50% Plattnasen, die von ihr dann mit Herzchen oder ähnlichen Dingen gepostet werden. Das hat mich ziemlich gewundert. Sollten gerade TÄ da mehr Aufklärungsarbeit leisten?

    Letzter TA Besuch: Im Wartezimmer sitzt ein riesiger Frenchie. Laut atmend.
    Auch im Wartezimmer ein Frenchie-Baby. Hörbar atmend.
    Die Besitzer unterhalten sich. Der vom alten Frenchie erzählt, dass er viele Allergien hat und sie oft mit ihm zum TA müssen wegen dies und das.

    Türe geht auf, alter Frenchie samt Besitzer geht hinein. Bevor die Türe zugeht hört man noch neben Begrüßungsfloskeln "Also, dass sie ihn jetzt kastrieren lassen wollen, tut mir schon ein wenig leid. Einmal hätte er schon Nachwuchs machen können."
    Frenchie-Besitzer mit großen Augen auf seinen Hund deutend: "Eeeer? Der hat ja ständig was.." ....dann fiel die Türe zu.

    Ich war dezent sprachlos. Übrigens bin ich auf der Suche nach einem neuen TA..

    (nachdem sie mir auch nahelegte meine Hündin belegen zu lassen, weil sie so schön ist.)

    Wenn ein Chi hier sich einen abfriert, ist das für mich jetzt keine Qualzucht sondern ein Hund der anscheinend nicht für die Klimazone hier ausgerüstet ist.

    Hm,.. ich glaube Kälteempfinden ist auch etwas individuelles.
    Flo friert sehr schnell. Die taut eigentlich erst bei 25 Grad und mehr so richtig auf.
    Im Haus bei 20 Grad ist ihr eigentlich schon kalt und sie gräbt sich immer in die Kuscheldecken ein.
    Equafleece trägt sie ab 15 Grad. Mantel ab 5 Grad.

    Emma ist bei Temperaturen um zw. 5 und 15 Grad total lebendig. Sie liebt diese Temperaturen, da ist sie total agil und flitzt wie ein Wiesel herum.
    Bei 25 Grad tippelt sie nur hinter uns her. Ab 30 Grad legt sie sich zwischendurch in den Schatten.

    Meine Schwester beginnt erst ab 30 Grad zu leben. Die schwitzt nie. Niemals.
    Die friert unter 25 Grad und trägt schon Langarmshirt und Weste.
    Ich liebe Temperaturen um die 20 Grad.

    Ging mir mal genau so...

    Dann kommt teilweise auch dazu, dass nicht jeder Hund ein gutes Fell entwickeln kann.
    Max war beim Vorbesitzer zum Einen stundenlang im Garten weggesperrt, auch bei schlechtem Wetter.
    Er hatte ein ganz gutes Fell, als er hier einzog.

    Aber er lebt hier in der Wohnung, nicht im Garten. Dazu ist er kastriert, und sas hat sich vielleicht auch auf das Fell ausgewirkt.
    Jedenfalls friert er diesen Winter deutlich früher, als letzten.

    Meine frieren heuer sehr spät (bis auf Flo). Wobei man sagen muss, dass sie letzten Winter ja noch fast Babies waren.
    Bisher trugen Emma und Otis noch keinen Mantel (Tiefsttemperatur 2 Grad). Beide entwickeln leichte Unterwolle.
    Flo - Kurzhaar - zittert und Enzo hat leider Kastratenfell bekommen. Die feinen Flusen wärmen halt nicht.

  • Da sich dieser Thread schon seit langer, langer Zeit im Kreise dreht, und ich alles schon einmal erläutert habe, nur kurz:
    Nein, ich werde mir nicht noch einmal einen Mops anschaffen, auch dieser ist "second hand" über Bekannte
    Ja, ich warne immer alle vor der Anschaffung eines Mopses, akzeptiere es aber auch, wenn dann Menschen sich trotzdem für einen entscheiden. Es gibt sehr wohl Argumente für einen Mops.

    Und ja, ich finde es immer interessant, wie mit 2erlei Maß gemessen wird: Mein Hund ist nicht qualgezüchtet, darauf achte ich penibel, und ich klage alle an, die eine qualgezüchtete Rasse haben wollen, weil ... (hier gibt es jetzt mehrere Argumente dagegen)

    Aber watt mit all den Tieren ist, mit dem mein nicht qualgezücheter Hund gefüttert wird (weil da achte ich drauf!!") ? Ist mir egal, ist nicht so wichtig. Diese Doppelmoral stößt mir sauer auf, bzw. eigentlich mehr, mit welcher Vehemenz hier Qualzuchten bei Hunden angegriffen werden.

    Aber ich werde mich auch nicht weiter an dieser zum Teil wirklich sehr informativen Diskussion beteiligen.

    Ludmilla

    Naja, woher weißt du denn, wer hier an anderer Stelle vielleicht gegen Klimawandel, Kinderarmut protestiert? Oder in einem Nutztierforum oder einem Pferdeforum oder einem Katzenforum über Qualzuchten diskutiert?

    Ich kann nicht die ganze Welt ändern, aber ich kann völlig fassungslos darüber sein, dass es Leute gibt, die bewusst Hunde züchten, die nicht richtig atmen können. Das sind für mich auch keine "Argumente" mehr. Da von Pro und Kontra zu reden, finde ich leicht zynisch.

    Bei den Nackthunden sehe ich das anders, da kann man es wirklich drehen und wenden und argumentieren.

    Der Begriff "Qualzucht" beschreibt Tiere, die mit Absicht so gezüchtet sind, dass sie in ihrem Befinden massiv eingeschränkt sind oder ihre Lebenserwartung stark verkürzt.

    Einen Mantel anziehen zu müssen, ist nun allenfalls unbequem, aber nicht mit dem Gefühl des Erstickens zu vergleichen. Die Lebenserwartung von Nackthunden ist ganz normal. In diesem Punkt gibt es andere Rassen, die viel problematischer sind.

    Ich finde, es verwässert und verharmlost den Begriff "Qualzucht", wenn man ihn auf alles anwendet, was man nur irgendwie kritisch findet. Dass man Nackthunde nicht gut findet, ist nachvollziehbar, aber gequält sind die nicht - sie stellen nur andere Anforderungen an die Haltung.

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