Qualzuchten II

  • Die Frage ist doch, wo zieht man die Grenze?

    Besitzer stark brachyzephaler Rassen argumentieren auch häufig, damit, dass ihre Hunde bei gemäßigten Temperaturen auch normal belastbar sind.

    Wieso ist bei brachyzephalen Rassen, die ab 15° Probleme haben das Klima weniger Schuld, als bei Zwerg- und Nacktrassen die ab einstelligen Minusgraden Schäden davon tragen?

    Kleinen Rassen kann man was anziehen. Mit Kleidung hat da keiner Schäden außer bei wirklich extrem kalt. Damit haben sie ein normales Leben von - 7 bis plus 33 Grad. Darunter haben sie auch nicht direkt Schäden, sondern man muss halt mehr anziehen, Ohren eincremen oder Spaziergänge etwas kürzen. Das sind dann aber auch nur ein paar Tage im Jahr und die kleinen kann man auch mal nen Tag drinnen beschäftigen mit Tricks und Co, wenn Gassi MAL kürzer ausfällt.
    Nicht nur kleine Rassen brauchen Kleidung. Mein Whippet ist etwas toleranter gegen Kälte und etwa untolleranter gegen Hitze, aber generell ähnlich in der Temperaturspanne. Dann ist das genauso eine Qualzucht.

    Das haben die Kurznasen nicht. Über 15 Grad ist es an mehr Tagen im Jahr und man kann halt keine Abhilfe schaffen.
    Die massigen Plüschbomben (zb die Tibet Dogge meiner Nachbarn liegt an 18 Grad nur hechelnd rum), die im Gegensatz zu den kleinen hier nie erwähnt werden, haben auch eine kleinere Themeraturspanne bei der es ihnen gut geht. Und man kann halt nix dagegen machen wie mit Kleidung.

    Man kann jetzt natürlich diskutieren, ob es sinnvoll ist Hunde zu Züchten (oder in unserem Klima zu halten) die Kleidung brauchen. Ist für mich genauso sinnvoll wie Hunde zu Züchten die geschoren werden müssen weil sie sonst verfilzen - > schadet alles nicht, so lange man die Hunde nicht aussetzt und sich selbst überlässt.

  • Ich hatte immer eher größere Hunde, die relativ unempfindlich gegenüber hohen oder auch niedrigen Temperaturen sind; seit gut einem Jahr einen für mich recht Kleinen (9 kg) dabei. Der ist ein echter Spezialfall. Laut TA gesund. Er friert schon bei niedrigen Plustemperaturen, wenn es zusätzlich regnet, er leidet unter Hitze, wenn die 28°-Marke geknackt ist.
    Ich gebe zu, ich habe oft über Mantelhündchen klammheimlich gelacht. Das ist mir gründlich vergangen. Man darf offenbar auch das Individuum und seine Möglichkeiten nicht ganz vergessen.

  • Finde ich nicht @Helfstyna
    Ein extrem kurzschnäuziger Hund hat ansich schon Atemprobleme. Kommt Anstrengung dazu, wird es sehr eng... Zudem er sich auch nicht adäquat kühler hecheln kann.
    Das wird bei ihm also bei etwas höheren Temperaturen schlimmer, aber sein Problem ist immer da!

    Das ist bei Hunden, die bei Minusgraden frieren, nicht der Fall. Da ist es nur klimabedingt.

  • Das ist doch die große Frage.

    Ist es wirklich etwas anderes oder sind es nur die Besitzer von zwei Rassegruppen, die die jeweilige Beeinträchtigung des eigenen Hundes runter reden?

    Sind meine Hunde denn tatsächlich in ihrer Lebensqualität beeinträchtigt, weil sie vielleicht zwanzig, dreißig Tage im Jahr einen Mantel anhaben?
    Kann man das ernsthaft damit vergleichen, wenn Hunde weder atmen noch rennen können?

  • Das ist doch die große Frage.

    Ist es wirklich etwas anderes oder sind es nur die Besitzer von zwei Rassegruppen, die die jeweilige Beeinträchtigung des eigenen Hundes runter reden?

    Ich seh die Frage da nicht. Wenn ein Hund egal wann bei wenig Belastung kaum mehr Luft bekommt, ist das doch ganz klar was anderes, als ein Hund, der halt in einer Jahreszeit besonders geschützt werden muss aber auch dann drinnen und draußen toben oder halt auch einfach laufen kann. :ka:

  • aber welche Hunde sind denn für deutsche Wetterverhältnisse gemacht? Also friert nicht im Winter und schwitzt nicht im Sommer?
    Ab wann/wie viel Grad ist schwitzen/frieren erlaubt?
    Wann ist wie viel Kleidung zu viel?

    Meine Schäferhunde hatten weder im Sommer noch im Winter ein Problem, allerdings lebten sie in Aussenhaltung und entwickelten entsprechendes Fell in der jeweiligen Jahreszeit.

    Von den Dackeln hatte ich nur mit Tamy (meiner letzten Hündin) ein starkes Kälte- und Hitzeproblem, was ich mir allerdings durch ihr immer schwächer werdendes Immunsystem erkläre. Sie hat in der Wohnung bei 20 Grad nachts gefroren, sodass sie der 1. Hund war, der deshalb dauerhauft im Bett schlafen durfte.
    Auch bei unter +10 Grad brauchte sie einen Pulli und unter 0 Grad war sie doppellagig angezogen. Sobald es wärmer als 20 Grad wurde, trottete sie nur noch hinterher und nach spätestens 30min musste ich sie tragen weil sie nicht mehr konnte.
    Ich dachte damals echt, das liegt daran weil sie so klein/zierlich/zart ist, auf die Idee dass irgendetwas nicht mit ihr stimmen könnte bin ich leider nicht gekommen.

    Sowohl der Dackelrüde davor als auch meine jetzige Dackelhündin kommen sehr gut mit Wärme und auch Kälte zurecht.
    Benny brauchte nur deshalb einen Mantel mit Bauchschutz damit er sich bei harschem Schnee seinen durch das Geschirr nackt gescheuerten Brustkorb nicht wund scheuerte. Auch konnte ich mit ihm im Sommer bei +25 Grad problemlos eine normale Gassirunde gehen. Er war lediglich sehr empfindlich wenn er in Streusalz getreten ist.

    Und mit Sina ist es dasselbe. Bisher braucht sie keinen Mantel, ich darf natürlich nicht 15min irgendwo stehenbleiben wenn sie bei windigen, regnerischen +3 Grad klatschnass ist, dann friert sie.
    Aber eine normale 1-stündige Runde Gassi ist überhaupt kein Problem und sie rennt auch jetzt noch durch Pfützen.
    Bisher hatten wir nur -3 Grad, aber da der Boden trocken war, hat sie selbst da nicht gefroren als wir an der Ampel länger warten mussten.
    Wie es bei Schnee aussieht weiß ich noch nicht, kann mir aber vorstellen, dass evtl. ein Mantel nötig sein wird, genau so wie es bei Benny der Fall war.

  • aber welche Hunde sind denn für deutsche Wetterverhältnisse gemacht?

    Altdeutsche Hütehunde würden mir da z.B. einfallen – quasi "regional entstanden", für langes Arbeiten bzw. langen Aufenthalt draußen gezüchtet und durch keine Modewelle so verformt, dass sich da plüschiges Showfell gebildet oder irgendwelche Körperteile deformiert worden wären.

    Ich will damit nicht sagen, dass sich doch bloß jeder einen AH als "netten Familienhund" kaufen soll und die Qualzuchtdiskussion ist vorbei ;) – bitte nicht! Aber als Beispiel dafür, dass sich für einen ausdauernden Arbeitshund in unseren Breitengraden anscheinend "mittelgroß, gemäßigtes Fell, Unterwolle, langer Fang" herausgebildet hat, wenn man nur nach Leistung der Hunde guckt, taugt's allemal. Und es gibt bestimmt noch mehr Beispiele.

    Ich find's allerdings auch normal, dass es da leichte Abweichungen gibt. Kaum ein Hund muss heute noch wirklich über Stunden und Tage bei jedem Wetter draußen Arbeit verrichten, sondern lebt viel drinnen – insofern würde ich fehlende Unterwolle o.ä. jetzt beispielsweise nicht als Qualzucht oder "schlecht angepasst/für's Klima nicht geeignet" sehen.

  • DAS hast du aber bei jeder Rasse hier.
    Egal um was es ging, es kamen immer die jeweiligen Besitzer und meinten, bei IHREM Rassevertreter wäre das gar nicht soooo schlimm.

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