Qualzuchten II

  • Zitat aus dem Rückert Artikel:

    ... Und an diesem Punkt muss dann auch die Frage nach der Verantwortung des Verbrauchers, des Hundebesitzers, gestellt werden dürfen, und zwar ganz egal, wie aggressiv das teilweise von sich gewiesen wird ...

    Zitat Ende.

    Gerade wenn man HH auf diese ihre Verantwortung ggü. dem kranken Tier anspricht (in einem Gespräch, nicht einfach so im Vorbeigehen gesagt), erntet man nicht selten richtig derbe Aggression, die imho weit über beleidigt sein & Unwissenheit hinaus geht.

  • Der Unterschied zwischen einer Rasse, bei der eine Krankheit gehäuft auftritt, und einer Qualzucht ist doch aber der, dass das Qualzuchtmerkmal bewusst herbeigeführt und durch Selektion sogar noch gefördert wird.

    Hmh, ich seh das nicht so, dass man diese Differenzierung vornehmen kann. Auch bei Bully & Co wird ja nicht auf *Atemnot* hin selektiert, sondern auf ein bestimmtes äußeres Erscheinungsbild, das Kindchenschema-Gesicht. Die Atemnot wird halt in Kauf genommen. (Leider auch von den Käufern.)

    Beim Dobi wird das ähnlich gewesen sein: man wollte Hunde mit einem bestimmten Aussehen haben und hatte die Herzerkrankung daraufhin nicht mehr im Blick (oder hat sie billigend in Kauf genommen).

    Ich sehe da keinen großen Unterschied, außer dass man bei den schnaufenden Brachycephalen schneller mitkrioegen kann, dass da was nicht stimmt.

    Aber das nur am Rande.

    LG
    Sibylle

  • Hmh, ich seh das nicht so, dass man diese Differenzierung vornehmen kann. Auch bei Bully & Co wird ja nicht auf *Atemnot* hin selektiert, sondern auf ein bestimmtes äußeres Erscheinungsbild, das Kindchenschema-Gesicht. Die Atemnot wird halt in Kauf genommen. (Leider auch von den Käufern.)
    Beim Dobi wird das ähnlich gewesen sein: man wollte Hunde mit einem bestimmten Aussehen haben und hatte die Herzerkrankung daraufhin nicht mehr im Blick (oder hat sie billigend in Kauf genommen).

    Ich sehe da keinen großen Unterschied, außer dass man bei den schnaufenden Brachycephalen schneller mitkrioegen kann, dass da was nicht stimmt.

    Aber das nur am Rande.

    LG
    Sibylle

    Es gibt genug Leute, die das Problem Herzerkrankungen beim Dobermann trefflich ignorieren und/oder klein reden.
    Spricht man es an, ist man ein Miesmacher ohne Ahnung.

    Übrigens auch von Leuten die deswegen Zuchtpläne an den Nagel gehängt haben und die Rasse gewechselt haben...

  • Sorry, gestern erster Arbeitstag, daher etwas angeschlagen und erst jetzt die Antwort ;)

    Hat denn der abfallende Rücken und geduckte Gang keine gesundheitlichen Auswirkungen?


    Meist hat es zur Folge, dass die Hunde schwache Bänder haben und die Muskulatur sich schwerer ausbilden lässt. Ja, ist ein Nachteil im direkten Vergleich zu den mäßiger gebauten LZ Hunden. Die Frage ist aber immer, in welchem Kontext man es betrachtet.
    Viele Hunde - egal ob Rassehunde oder Mischlinge - haben gebäudetechnische Defizite, schlecht ausgeprägte Muskulatur und nicht das beste Bindegewebe.
    Erwartet man von diesen Hunden dauerhaft die selbe Höchstleistung wie don der Leistungszucht, wird es eher zu Problemen kommen. Würden aber viele andere Hunde eben auch nicht unbeschadet überstehen, weil ihre Winkelung, Gewicht, Bänder, etc. dafür nicht "gut" genug sind.

    Und sind die Hunde nicht sehr eingeschränkt in der "Funktion"? Also die können doch nicht so auf dem Platz agieren wie Hunde mit normalem Körperbau, oder doch?


    Ich sag mal jein.
    Bei den meisten mangelt es da schon schlicht am Grund Charakter, dass sie nicht mehr so agieren können, wie die LZ. Die paar die ich kenne, die von Trieb und Härte mithalten können, können es in der Regel auch körperlich.
    Nehme ich da jetzt unsere Lola im Verein als Beispiel:
    Lola
    ist es doch körperlich das, was viele als "schlimm" empfinden. Die Hündin hat jetzt nie im Hochleistungssektor gearbeitet, aber im normalen Sportbereich, wird in Kürze 9 Jahre alt und ich kann dir jetzt keine sichtbaren Unterschiede zu vergleichbaren LZ Hunden von der Gesundheit nennen.
    Ok, die Hündin hatte beim springen Probleme, weil sie keine Technik hatte, aber das war ein Ausbildungsproblem und keines das vom Körperbau kam.

    Und auch hier nochmal. Man muss immer bedenken, dass ein HZ DSH im Schnitt immer noch ohne Schaden zu nehmen mehr Leistung bringt und bringen kann, als viele alle andere Begleithunde, die oftmals als gesund angesehen werden. Immer eine Frage der Perspektive.

    Ich habe mich immer gefragt, was der ursprüngliche Grund dafür war, solche Rückenlinien zu züchten - bei Gebrauchshunden. Wie fing das an?


    Das hat zwei Hauptgründe

    Zum einen die Überlegung den Traber zu verbessern. Für den Ausdrucksstarken Trab tritt der DSH hinten tief unter den Schwerpunkt und hebt sich vorn beim Laufen heraus. Da kam die Idee, dass Hunde die diese Bergauf Tendenz schon im Körperbau haben, einen Vorteil hätten (die Idee hatte man als Versuchszüchtung auch mal bei Dressurpferden).
    Und dann ging es mit Punkt zwei, nämlich der üblichen in Mode gekommenen Übertypisierung der Schauzuchten, eben seinen Gang.
    Züchter A bekam ein V oder gar VA für eine leicht stärkere Winkelung. Der nächste wollte das auch, ebenso der übernächste und so ging eben auch die Rückenlinie und die Winkelung der DSH den Weg der Übertypisierung wie zig Merkmale in diversen Schauzuchten auch.

    Wie extrem es in der aktuellen Generation ausgeprägt ist, ist da immer eine Frage der Mode.

  • Nehme ich da jetzt unsere Lola im Verein als Beispiel:
    Lola

    Führt der Link zum richtigen Hund, denn dort steht Lulu ?

    (hab gerade gesehen, dass dort auch ein Agilolfinger-Hund lebt. Wir haben eine Hündin aus diesem Zwinger im Dorf.

  • Also ich wäre ganz klar für ein Zuchtverbot von Bullys und Möpsen. Wenn Rückzüchtung 1 Menschengeneration dauert, bedeutet dass, das ca. 70 Jahre lang Hunde geboren werden, die lebenslang keine Luft bekommen. Das ist unermessliches Leid. Da finde ich persönlich erschlagen humaner.

  • Hmh, ich seh das nicht so, dass man diese Differenzierung vornehmen kann. Auch bei Bully & Co wird ja nicht auf *Atemnot* hin selektiert, sondern auf ein bestimmtes äußeres Erscheinungsbild, das Kindchenschema-Gesicht. Die Atemnot wird halt in Kauf genommen. (Leider auch von den Käufern.)
    Beim Dobi wird das ähnlich gewesen sein: man wollte Hunde mit einem bestimmten Aussehen haben und hatte die Herzerkrankung daraufhin nicht mehr im Blick (oder hat sie billigend in Kauf genommen).

    Ich sehe da keinen großen Unterschied, außer dass man bei den schnaufenden Brachycephalen schneller mitkrioegen kann, dass da was nicht stimmt.

    Aber das nur am Rande.

    LG
    Sibylle

    Für mich ist das trotzdem nicht das Gleiche, auch wenn die Auswirkungen ähnlich schlimm sind.
    Der kurze, teils nicht vorhandene Fang bringt die Atemprobleme, Zanhfehlstellungen hervor.
    Beim Dobermann hat man DCM-erkrankte Hunde nicht rechtzeitig aus der Zucht genommen bzw den Genpool auch immer weiter eingeengt. Man hat ja nicht gesagt: "lasst uns mal herzkranke Hunde züchten, weil die sotoll/niedlich etc sind".

  • Also ich wäre ganz klar für ein Zuchtverbot von Bullys und Möpsen. Wenn Rückzüchtung 1 Menschengeneration dauert, bedeutet dass, das ca. 70 Jahre lang Hunde geboren werden, die lebenslang keine Luft bekommen. Das ist unermessliches Leid. Da finde ich persönlich erschlagen humaner.

    Dazu kommt aber das Aufhalten der entsprechenden Entwicklung bei anderen Hunderassen wie Boxer, Conti, OEB & Co.

  • Hmh, ich seh das nicht so, dass man diese Differenzierung vornehmen kann. Auch bei Bully & Co wird ja nicht auf *Atemnot* hin selektiert, sondern auf ein bestimmtes äußeres Erscheinungsbild, das Kindchenschema-Gesicht. Die Atemnot wird halt in Kauf genommen. (Leider auch von den Käufern.)

    Beim Dobi wird das ähnlich gewesen sein: man wollte Hunde mit einem bestimmten Aussehen haben und hatte die Herzerkrankung daraufhin nicht mehr im Blick (oder hat sie billigend in Kauf genommen).

    Ich sehe da keinen großen Unterschied, außer dass man bei den schnaufenden Brachycephalen schneller mitkrioegen kann, dass da was nicht stimmt.

    Naja, aber zwischen "deformierter Schädel" und "Atemnot" gibt es eine direkte, für jeden erkennbare, nachvollziehbare und ziemlich kurze Kausalkette. Der einzige Grund, warum solche Verformungen trotzdem existieren, ist (seltsame) menschliche Ästhetik. Das Problem hängt sich an äußerlichen Merkmalen auf, deren Ansätze eigentlich gut wegzuselektieren gewesen wären, wenn man nicht jahre- und jahrzehntelang immer extremere Hunde in die Zucht genommen hätte. Aber man wollte Falten, man wollte "Niedlichkeit", man wollte runde Köpfe – dass dabei die bekannten Probleme auftauchen, ist kein zufälliges 'Nebenprodukt' der Züchtung in diese Richtung, das irgendwie überraschend kam, sondern war von vorneherein klar. Wenn ich einem Hund quasi restlos die Schnauze wegzüchte und den ganzen Körper stauche, hat er massive Probleme – das ist ohne Gentest, ohne große tierärztliche Untersuchung mit bloßem Auge und von Geburt an erkennbar.

    Bei den Herzerkrankungen wie DCM ist das Problem viel vielschichtiger. Es gibt ja leider kein eindeutiges körperliches Merkmal, bei dem man sagen könnte "oh, genau daran liegt das Herzproblem! Wenn wir in Bezug darauf die Selektion in der Zucht umstellen, können wir die Rassegesundheit deutlich verbessern." So ein Herzproblem ist nicht beim Welpen schon erkennbar, es kann später im Leben auftauchen und (soweit ich weiß) gibt es auch noch keinen verlässlichen Gentest dafür.

    Ich sage nicht, dass eine Rasse, bei der ein übermäßig hoher Prozentsatz der Tiere eine bestimmte Erkrankung hat oder das Risiko an dieser zu erkranken sehr hoch ist, irgendwie "besser" oder "gesünder" als eine Qualzuchtrasse ist! Aber ich finde es wichtig, die Begriffe zwischen Qualzüchtungen und kranken Rassen da klar auseinanderzuhalten, denn die Ursachen, wie es zum Ist-Zustand gekommen ist, unterscheiden sich da schon massiv.

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