Angst - Panik - deprivierte Hunde - Vorgehensweisen, Erfahrungen etc.

  • Bah, so viele Rechtschreibfehler - hab´s vorhin ins Handy diktiert, das ist schuld.

    Also, um nochmal auf den ursprünglichen Sinn des Threads zurückzukommen. Im Ausgangsthread wurde ja die Vorgehensweise der Trainerin kritisiert, weil der Hund in für ihn beängstigende Situationen gezwungen worden und die vermeintliche Entspanntheit fehlinterpretiert worden sei.
    Das kann ich alles nachvollziehen. Aber interessant wäre doch, mal aufzuzeigen, wie man es besser machen kann.

    Der Hund sitzt nun in einer selbstgewählten Ecke oder in einer Höhle und kommt höchstens mal nachts heraus. Er hält die ganze Zeit inne oder erleichtert sich an Ort und Stelle. Wie lange lässt man ihn in dieser Situation? Wie kann man ihn unterstützen, ohne ihn zu überfordern? Gibt es da irgendwelche Tricks oder Tipps?
    Oder soll man doch einfach warten, bis er irgendwann von alleine kommt?

  • Ich fand die eine Idee vom anderen Thread eigentlich ganz spannend. Da wurde gesagt (leider weiß ich nicht mehr von wem), dass der Hund einen abgesteckten Bereich bekommen hat. Einfach ringsum "eingezäunt". So hatte er ein übersichtliches Plätzchen, welches er in der Nacht oder wenn er sich unbeobachtet fühlt, erkunden kann. Am besten noch mit einem gut zu säubernden Bodenbelag (und einer Art Kloecke?). Wenn er dann diesen abgesteckten Raum erobert hat, kann man immer mehr freigeben und sich gegenseitig annähern. Er fühlt sich einfach sicher hinter seiner Absperrung und kann mit mehr Entspannung den Alltag beobachten. Gerade als Zwingerhund müssten ihm "Gitter" ja vertraut sein und wecken eventuell ja sogar zusätzliche Sicherheit. Wer weiß.

    Wie gesagt, die Idee kam aus dem anderen Thread, aber ich fand sie ganz einleuchtend.

  • Zitat von Garfield

    Wenn ich das richtig sehe sind doch viele Hunde aus dem Ausland von Hundefängern brutal mit Schlingenstöcken eingefangen worden oder haben, wenn im Heim aufgewachsen noch nie Halsband und Leine erlebt.


    Die Frage die hier zentral zu sein scheint ist doch, wenn man einen Hund zuerst mit Absicht durch Druckanwendung in ein "freeze" schickt, kann der Hund dann aus dem freeze rauskommen und eine echte positive Lernerfahrung machen, die mehr ist als eingeschüchtertes Aufgeben?

    Yes, he can.
    Nehmen wir mal das beispiel mit der Schlinge. Die aktion und die schlinge werd ich keiner muffebuchse schmachhaft machen können und wollen. Darüber hinaus bekommt er im selben akt noch einen shot( impfung) wurmpillen, blutabnahme uä.

    Das beinhaltet doch aber nicht gleich auch, das der hund in anderen situationen in diesem frame hängen bleibt.

  • Das kann ich alles nachvollziehen. Aber interessant wäre doch, mal aufzuzeigen, wie man es besser machen kann.

    Kurzfassung: Das ganze langsamer, kleinschrittiger und vor allem gefühlvoller.

    Denn nach "gefühlvoll" klang das Vorgehen für mich in besagtem Thread nicht.

    Bei jedem "normalen" also lediglich unsicheren, unter Kulturschock leidendem Hund sagt so ziemlich jeder: "Gib ihm Zeit!, Lass ihn sich erstmal einleben! Das braucht ein paar Monate bis er "ankommt"!"

    Und hier muß alles in 3 oder 4 Tagen durchgezogen werden.

    Das Rausholen aus der Box fand ich persönlich gut und richtig, die Gefahr dass er die Box sonst al "Heim" ansieht, wäre zu groß. Und das Rausholen aus der Box ist ja euch nur ein vergleichsweise kurzer Moment des (unvermeintlichen!) Stresses.

    Danach hätte ich ihm einige TAGE (mindestens 5 oder 6) gegeben, weiterhin nachts die Wohnung zu erkunden, in seinem Heim Sicherheit zu erlangen, zu der Überzeugung zu kommen, dass ihm HIER nichts passiert, dass das eine sichere Oase des Friedens ist.

    Dabei hätte ich mich oft in seiner Nähe aufgehalten, ihn aber nicht weiter beachtet: Ein Buch lesen am Tisch unter dem er sitzt, auch normalen Alltag weiter gehen lassen (Raum säubern etc.) Dabei viele, viele Selbstgespräche geführt, um ihn mit meiner Stimmer vertraut zu machen.

    Wenn sie sich dann soweit sicher fühlt, dass sie tagsüber von selber rauskommt (was bei den Fortschritten, die sie ja schon gemacht hatte, sooo lange nicht mehr gedauert hätte), hätte ich den Raum langsam vergrößert, Türen zu anderen Räumen auf gelassen, sie an die Treppe ran geführt und schließlich auch raus geführt, aber eben NICHT einen Tag, nachdem sie ihre "sichere Höhle" verlassen musste.

    Und schon gar nicht hätte ich, noch bevor dieses Trauma des Rauszerrens verarbeitet worden wäre, auch nur den Gedanken gefasst, sie AM NÄCHSTEN TAG (!) zu einer Hundegruppe zu fahren, eher wäre ich dabei geblieben, einen souveränen Hund ins Haus zu holen.

  • Das mit dem nachts erkunden lassen find ich nicht so schlecht. Generell würd ich den Hund in Ruhe lassen. Dabei auch in Kauf nehmen, dass er sich in der Box oder im Zimmer erleichtert. Wenn die Box der einizige Platz ist wo er sich sicher fühlt, würd ich die abdecken und nachts auf ne Wiese tragen, Tür auf, warten ... ZuHause Fütterschüssel vor die Tür, weggehen, Hund allein lassen (mehrmals am Tag wenn nötig), über die Tage die Schüssel weiter in den Raum verlegen, wenn der Hund nachweislich daraus gefrassen hat. Die Box an sich würde ich in einer ruhigen Ecke/Zimmer der Wohnung abstellen, also wo ich mich eh selten aufhalte, der Hund sollte aber beobachten können was ich sonst so mache. Den Hund aus seiner Box "kippen" wäre nicht mein Ding. Wenn man das Oberteil der Box abenhmen kann würd ich das über Zeit immer mehr öffnen ODER wenn nötig die Box gegen eine Stoffbox mit mehr "Einsicht" austauschen, die evtl. dem Hund sogar zusätzlich anbieten ODER im Raum - wenn der Hund tatsächlich nachts erkunden geht - mehrere Verstecke anbieten. Prämisse wäre bei mir, den Zugang zur Box über Zeit zu versperren WENN der Hund Alternativen zum SICHEREN Verstecken hat.

  • Weil immer wieder der Bezug zum alten Thread hergestellt wird, habe ich mal ein paar Zitate zusammengesucht. Einfach als Beispiel, als Diskussionsgrundlagen (die fehlt ein bisschen habe ich das Gefühl).

    Ich habe ganz unterschiedliche Beiträge zitiert, sollte jemand etwas dagegen haben, dann bitte melden, kann man bestimmt entfernen.

    (Werden leider mehrere Beiträge wegen Zeichenbegrenzung)

    Vielleicht lese ich hier etwas anderes raus, als diejenigen, welche die 'Fortschritte' des armen Kerls gerade so feiern, aber wenn ich lese, wie diese angeblich so grossartige Trainerin vorgeht, kommt mir das kalte Grauen:

    Erster Punkt: die Retrieverleine. Das ist im schlimmsten Fall eine Endloswürger, im 'besten' ein Würger mit Stopp. Der Hund, der langsam begann, seine Umgebung freiwillig zu erkunden und vielleicht ein Fünkchen Vertrauen zu fassen, wurde nun von den Menschen um ihn herum unter grossem Zwang nach draussen befördert. Der Hund hat sich laut Deinen eigenen Worten 'mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln gewehrt,' hat 'getobt,' war 'erstarrt,' pinkelt sich vor Panik mehrmals ein... und das hat Dich ehrlich beeindruckt? Ich finde das furchtbar und es fällt mir sehr schwer, das lesen zu müssen. Ganz besonders verrückt dünkt mich die Tatsache, dass Du, die sich als so feinfühlige Person verstehst, das offenbar auch noch toll findest.
    Ganz besonders aber wundert mich, dass die Reaktionen der User hier - manche nun doch schon ein Weilchen dabei - so positiv auf das Geschilderte reagieren und keiner da hinter dem sympatischen Ton offenbar genauer nachliest.

    Keine Ahnung, wo Du da die Fortschritte siehst. Der Hund hat gerade gelernt, dass er keine Wahl hat und ihm Gewalt angetan wird, wenn er nicht pariert. Ein Hund, der sich wehrt wie verrückt und sich vor Angst und Panik einpinkelt ist nicht entspannt - egal, wie sehr Du Dir das schönreden magst. So geht man mit einem Hund nicht um - und doppelt nicht, wenn der Hund eh schon schlechte Erfahrungen gemacht hat und völlig verängstigt ist.
    Liebevolle Konsequenz, Regeln, Grenzen, ja. Aber bitte wenn der Hund erst einmal Vertrauen gefasst hat. Das ist von dem, was Du hier in den blumigsten Worten schilderst und für mich unerklärlicherweise auch noch Zustimmung erhältst, meilenweit entfernt. Es liest sich für mich wie Zwang und Gewalt in seiner reinsten Form. Wie der Hund da je Vertrauen fassen soll, ist mir rätselhaft.

    @Dackelbenny hat vor kurzem eine Hündin aufgenommen, die zwar gut aufgezogen worden war, danach aber keine ideale Haltung erfahren hatte. Da las man zwar von klaren Strukturen, aber niemals von Gewalt. Der Respekt dem Tier gegenüber blieb stets gewahrt, seine Grenzen wurden respektiert. Die Dinge, die Du hier beschreibst, gehören leider nicht dazu.

    Na grossartig. Du und die supertolle Trainerin mit ihren Bergen an Empathie muten dem armen Kerl gleich noch weitere Schockerlebnisse und Situationen, mit denen er vielleicht gar noch nicht umzugehen weiss, zu. Was soll das bringen? Wenn das Training nicht bei Dir zuhause stattfindet, wird er gleich noch einmal an einen fremden Ort mit fremden Menschen verschleppt.
    Nein, tut mir leid, da kann ich wirklich keinen Beifall klatschen. Da mir der Hund einfach nur furchtbar leid und ich hoffe, dass diejenigen, welche die Verantwortung für ihn übernommen haben, da bald zur Vernunft kommen.

  • Dieser Thread hier ist für mich das klassische Beispiel für 'Fehlinterpretation' (man muss eigentlich alles lesen):

    Ein fescher Spanier zieht ein

    Achtung, es sind neue Bilder in dem Link vom ersten Beitrag. Es gab zum Glück auch ein happy end.

  • Schaut mal, hier sieht man, dass diese Herangehensweise der Trainerin nicht so falsch ist wie es den Anschein macht.

    [media]https://www.youtube.com/watch?v=FjnIKwUbWOk[/media]

    Das Vorgehen ist tierschutzrelevant. Wieso der Hund irgendwo in einem scheinbar ungesicherten Gelände schon bei 0:22 von einem Menschen und einem ihm wahrscheinlich fremden Hund frontal bedrängt wird, während er keinerlei Möglichkeit zum Ausweichen hat, erschliesst sich mir nicht. Von den schönfärberischen Untertiteln zum Thema 'Respekt' und 'Ruhe' sollte man sich dabei ebensowenig täuschen lassen wie von der ruhigen, sanften Stimme des Erzählers. Wer schaut, was da wirklich passiert, merkt, dass es sich um ein Training handelt, in dem der Hund in einen derartigen Panikzustand versetzt wird, in dem er alles aufs Spiel setzt, nur um zu überleben.
    In der Psychologie kennt man dieses Vorgehen als 'Flooding,' wobei bei Menschen selbst da aus ethischen und moralischen Gründen der Patient zunächst darauf vorbereitet wird. Etwas vom Allerwichtigsten dabei ist die gute Vertrauens zwischen Therapeut und Patient. Der Hund wird hier aber weder vorbereitet, noch besteht auch nur das geringste Vertrauensverhältnis. Der Hund kämpft ums nackte Überleben. Die Tatsache, dass wir Menschen wissen, dass er das nicht muss, dass wir ihm ja nur helfen wollen und nachher 'alles besser' wird, rechtfertigt diese Methoden nicht und macht das Leiden des Hundes in diesem Moment nicht weniger schlimm.

    Bei 0:35 legt der 'Trainer' sich wieder frontal dem Hund gegenüber. Der Hund kommt aus der Box, weil er dem Menschen eigentlich ausweichen - und nicht, weil er auf ihn zukommen möchte. Er will sofort flüchten, wird aber durch die Leine daran gehindert. Von 'Einfühlungsvermögen' und 'sanftem Zwang' kann hier keine Rede sein. Der Hund hat Panik und versucht sich mit allen Mitteln zu befreien.

    Bei 1:41 (nach einem Schnitt, im Übrigen), liegt der Hund völlig entkräftet und hoch gestresst auf dem Boden. Der Hund ist ausgelaugt, hat aufgegeben, ist nicht fähig, sich noch zu wehren. Der arme Kerl existiert nur noch, der lebt nicht mehr. Die 'Fortschritte,' die man um 2:00 sieht, sind wohl nur für Laien und Leute, die von der Körpersprache des Hundes wenig verstehen, zu sehen. Nach wie vor bewegt der Hund sich wie auf rohen Eiern und scheint mittlerweile gelernt zu haben, dass jegliches Fliehen Gewalt zur Folge hat. Der Hund zeigt überhaupt nicht 'deutlich, dass sie mitmachen will' - ihr wurden sämtliche anderen Optionen durch Zwang genommen. Ihre Art des Hechels zeigt deutlich, dass ihr Körper sich in einem Ausnahmezustand befindet. Der gesamte Körper ist angespannt, das hektische Hecheln deutet auf den riesigen Stress hin, den sie gerade durchlebt die zusammengekniffenen Augen, der weit aufgrissene Fang und der ganze Ausdruck im Gesicht sprechen Bände.

    So behandle ich weder Mensch noch Tier. Das sind hässliche Szenen, die völlig unnötig sind, aber natürlich spekakulär aussen, weil sie den Hund zumindest zunächst in eine Selbstaufgabe und eine erlernte Hilflosigkeit zwingen. Dass es (auf den ersten Blick) funktioniert, ist mir klar: schliesslich habe ich früher selbst so gearbeitet. Heute weiss und kann ich es glücklicherweise besser.

    Ich hoffe für diesen Hund, dass ihm bald Menschen begegnen, die ihm diese völlig unnötige Qual ersparen.

  • So, möchte den Rahmen nicht sprengen. Gab noch viele gute und interessante Beiträge. Wer mag und findet, dass sein Beitrag hierher gehört, der kann sich ja noch selber zitieren.

    Ich hoffe die Diskussion kommt wieder in Gang. Ich fand sie nämlich wirklich sehr interessant.

    @Cattlefan, da hatten wir beide die gleichen Gedanken.

    Ich glaube, dieser Hund wäre am besten in einem guten Zwinger untergebracht und dann muss man sich laaaaaaangsam das Vertrauen erarbeiten.

    Die Halter müssen alle Eventualitäten überdenken, die eintreten können und überlegen, ob sie das in den nächsten Jahren tragen können, das kann bedeuten, dass sie auf vieles verzichten müssen.

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