Was ist häufig die Ursache von Problemverhalten?

  • Jupp, der Besitzer sich den falschen Hund ausgesucht hat, Zeitprobleme, Probleme des Menschen im Allgemeinen, die erst auftauchen, als der Hund da ist.

    Das ist meiner Meinung nach mit weitem Abstand die häufigste Ursache für Probleme - eine unrealistische Einschätzung vom Hund und von sich selbst. Sehr häufig sind Leute, die sich ihre Hunde nach emotionalen Kriterien aussuchen und Selbstüberschätzung (z.B. hinsichtlich ihrer Sportlichkeit, ihrer Fähigkeiten als Hundetrainer, ihres Zeitmanagements, etc).

    Ich nehme mich selbst da gar nicht aus, ich habe das mit meinem ersten Hund auch so gemacht.

  • Hm, Unsicherheit halte ich für die häufigere Ursache.
    Resultierend daraus, dass der Hund schlichtweg nicht weiß, was von ihm erwartet wird, wie er mit der Situation (besser)umgehen könnte, und weil er überfordert wird.
    Sicherlich auch viel durch schlechte Erfahrungen.

    Oft sicher auch Mißverständnisse. Der will ja nur spielen, heißt es so oft. Und dann ist es ein Drohen mit Blicken, staksiger Gang und jagen des anderen Hundes. Viele Halter haben dafür keinen Blick, oder wollen es nicht wahrhaben.
    Ihr Hund ist ja "verträglich". Jo, weil er keins auf den Deckel kriegt und nicht bellt vielleicht, aber das Verhalten sagt was anderes aus.


    Zuerst muss man ja mal definieren, was ist für wen Problemverhalten?
    Was den einen stört, ist dem anderen egal. Kommt ja auch aufs Umfeld an, Stadt ist was anderes als Dorf.

  • Die Fragestellung ist irgendwie in sich nicht zeilführend.

    aber ich würde auf jeden Fall sagen: Es dürfte erst mal einfacher sein, einen "Zampano", dem bisher nur keiner die Regeln erklärt hat, einigermassen Benimm beizubringen, als einem Hund, der aus Angst und Panik agiert, diese wirklich nachhaltig (wieder) zu nehmen.

    Die meisten "problematischen Hunde", die ich bisher kennengelernt habe, waren eher unsicher und verwirrt.

    Schwierig ist, dass viele ihren Hund für selbsbewusst, frech, größenwahnsinnig usw halten, er aber tatsächlich unsicher ist.

    Und auch ein charakterlich sehr starker Hund kann komplett unsicher sein, insofern als dass er nicht versteht, was von ihm erwartet wird.

    Von daher, Fragestellung ergibt keinen Sinn für mich.

  • Ich würde sagen, 98% der Probleme, die ich mit meinem Hund habe, sind durch ihre schlechte Sozialisierung zu erklären. Das kann (!) der Nachteil sein, wenn man einen Hund erst mit 17 Monaten übernimmt und wenig über die Vorgeschichte weiß.
    Mit der Zeit kristallisierte sich dann so einiges heraus und ihre oft auftretende Unsicherheit bzw. übermäßiges Selbstbewusstsein zum "falschen" Zeitpunkt, etc. würde ich dadurch erklären, dass sie im ersten Jahr so gut wie nichts kennen gelernt haben dürfte. Natürlich habe ich dann auch noch Fehler im Umgang mit ihr gemacht, das möchte ich gar nicht bestreiten, - die kamen von mir in dem Moment, weil ich auf die schon vorhandenen Probleme reagieren wollte. Inwiefern das jetzt nun anders gewesen wäre, wenn ich sie direkt als Welpen schon gehabt hätte - ich weiß es nicht und werde es nie wissen, deswegen denke ich darüber auch nicht mehr nach.

  • Wenn ich nicht so leben würde wie ich lebe und andere Ansprüche hätte hätte ich vielleicht ein Problem ;)

    Ich kenne z.B. viele Hundehalter aus der Stadt die keinerlei Problem mit Jagdverhalten haben, da Hund noch nie Wild gesehen habt. Wenn sie mich besuchen bemerken sie erst das Problem. Hier ist bellen kein Problem, in der Stadt wäre es das. Ein Hund der nie alleine bleiben muss hat auch kein Problem damit. Der Hund unserer Nachbarn hat keinerlei Kontakte zu fremden Menschen oder Hunden, also auch kein Problem für den Menschen.

    Mein Rüde ist ein Angsthund, das geht sicherlich auf mangelnde Sozialisierung und genetische Disposition zurück. Meine Hündin bellt gerne, aber das gehört auch zu ihre Rasse. Sie sind grundsätzlich verträglich, mögen es aber nicht durch fremde Hunde bedrängt zu werden und zicken dann auch mal. Für mich ist das kein Problemverhalten, für andere wäre es das schon.

    Ich finde man kann die Frage überhaupt nicht so leicht beantworten.

    Sicherlich hat das Verhalten eines Hundes viele Ursachen :
    Genetik
    Sozialisierung
    Rasse
    Erziehung
    Umfeld
    Erfahrungen , positiv wie negativ
    wie agiert das Gegenüber
    wie agiert der dazugehörige Mensch oder andere 'Tiere der Familie.
    Alter
    Gesundheit

    Da fehlt sicher einiges.

  • Ich kenne z.B. viele Hundehalter aus der Stadt die keinerlei Problem mit Jagdverhalten haben, da Hund noch nie Wild gesehen habt.

    Mmh. Jein. Ich erlebe Stadthunde mit Jagdinstinkt eher so, dass sie das zum Teil recht intensiv an anderen Hunden ausleben und ihre Besitzer meinen, das wäre Spiel.

    Meine Cooma hatte eine sensible Phase als ich wegen einer Fortbildung eine Woche im Monat in einer großen Stadt sein musste. Sie hat seitdem Angst vor Hunden, die Jagdverhalten anderen Hunden gegenüber zeigen. Verständlich, denn sie kann mit Kommunikation nichts ausrichten, das musste sie dort tagtäglich erleben, obwohl ich sie geschützt habe. Allein, dass diese Hunde auf Kommunikation nicht ansprachen, war für sie sehr einprägsam ...

  • Mir geht es bei der Frage eher um den sogenannten Mainstream z.B. Unverträglichkeiten gegenüber anderen Hunden,Aggressionen gegenüber Menschen,Dauergebell usw.,usw. würden doch die meisten als Problemverhalten einstufen

    Ich verstehe deine Frage und bin der Meinung, dass zu oft der Hund einfach "nebenher läuft". Bei manchen mag das funktionieren, bei ernsteren Rassen endet das im Zweifelsfall in Fehlverhalten. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man Hunden, so denn man sie schon im Welpenalter hat, von Beginn an Regeln und Strukturen geben muss, die auch eingefordert werden müssen. Das ist anstrengend, dass ist zeitintensiv und man fängt auch mal wieder von vorne an, obwohl man der Meinung war, es "sitzt".

    Ein Hund, je nach Veranlagung, stellt seinen Halter immer mal wieder gerne auf die Probe und versichert sich auch, ob die Regeln von gestern auch heute noch gelten. Zu viele Rassen in zu vielen falschen Händen, nur der Optik wegen angeschafft, nicht informiert genug über den Arbeitsaufwand, falsch oder gar nicht an den richtigen Stellen korrigiert, falsche oder zu wenig körperliche und geistige Auslastung, zu wenig Kontakt mit souveränen Althunden im Welpenalter, zu wenig oder zu viel Input an Außenreizen im Welpenalter, zu lascher oder zu ruppiger Umgang mit dem Hund, zu wenig und zu kurzes Training von Alltagssituationen, zu wenig Geduld, zu wenig Konsequenz, zu große Trainingsschritte....es gibt tausend Gründe, warum ein Hund für den Menschen ein Problemverhalten zeigt.

    Alles in allem kann man nur dazu raten, sich auf den Hund einzulassen und sich auch selber mit Hundeerziehung und ihren Möglichkeiten auseinander zu setzen, um zu erkennen, was wann welchen Hund weiterbringt. Denn klar ist eins: Ein Hund folgt seinem Halter nur, wenn er ihm vertraut. Vertrauen erlangt man durch Souveräntität und Sicherheit, die man seinem Hund entgegen bringt. Lernt der Hund, dass sein Halter selbst nicht weiß was er tun soll, wird er sich im Zweifelsfall immer auf sich selbst verlassen. Oder er wird selber unsicher und ängstlich, was wiederum ebenso zu Problemverhalten führt.

    Fazit: Es liegt IMMER am Menschen (gesundheitliche Indikatoren ausgenommen):

  • Schwierig ist, dass viele ihren Hund für selbsbewusst, frech, größenwahnsinnig usw halten, er aber tatsächlich unsicher ist.

    Ich habe hier einen total unsicheren Kandidaten sitzen der aber auch zum Grössenwahn neigen kann wenn man da nicht aufpasst. Versäumt man das hat man noch ein dickeres Problem an der Backe, wie auch er Hund selbst.
    Aber leider ist es meist schon so wie du schreibst, das viele HH das einfach falsch interpretieren und dementsprechend falsch handeln.

    Mmh. Jein. Ich erlebe Stadthunde mit Jagdinstinkt eher so, dass sie das zum Teil recht intensiv an anderen Hunden ausleben und ihre Besitzer meinen, das wäre Spiel.

    Gibt dann auch die Fälle wo der Hund Jogger, Autos, Fahrradfahrern hinterherjagen will. Ist mMn auch oft Jagen.

    Es dürfte erst mal einfacher sein, einen "Zampano", dem bisher nur keiner die Regeln erklärt hat, einigermassen Benimm beizubringen, als einem Hund, der aus Angst und Panik agiert, diese wirklich nachhaltig (wieder) zu nehmen.

    Da stimme ich dir zu 100% zu. Und bei letztere kommt es eben auch noch auf die Rasse an. Für von haus aus Rassentechnisch sensible Hunde, kann ein Traumata das ganze Leben nachhaltig beeinträchtigen.

    Trotz allem ist meiner mMn der Mensch am anderen Ende der Leine die "häufigste"Ursache. Ob es nun zu korrigierendes Verhalten oder auch die Erziehung anbelangt. Wobei es auch meist auf die Unerfahrenheit bzw Selbstüberschätzung der HH zurückzuführen ist.

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