Was ein Hund darf oder nicht

  • Für mich ist eine Liste eine Liste, die abgearbeitet werden soll. Ich finde dieses ganze Trara um diese suuuper wichtige Prägephase einfach so anstrengend.


    Das was man braucht, das lernt der Hund schon. Das muss man nicht alles in die paar Wochen des Welpenlebens packen.


    Außerdem kann das auch echt nach hinten los gehen: Welpen sonst wie vielen Kindern/Menschen aussetzen und hinteher wars zu viel un der hat gar keinen Bock mehr auf Menschen.


    Oder es entwickeln sich mit dem Erwachsenwerden eben auch die fest verankerten rassetypischen eigenschaften und schon hat der nächste, der den süßen Hund streicheln will mal eben ne paar Zähne im Arm...

  • Du möchstest einfach Recht behalten, stimmts?


    LiGrü
    Sibylle

  • Ich verstehe nicht ganz, worauf sich Dein Posting bezieht?! Was hier "abgeliefert" wurde, ist doch wie immer nur eine i.d.R. rein subjektive Sichtweise. Und in keinster Weise anders als in anderen Threads?

    Aber Du weisst schon, dass es in der Hundeerziehung einen gravierenden Unterschied zwischen dem Erlernten in der Prägephase und dem späteren Lernen gibt? Es geht dabei nicht um Trara, sondern darum, dass das, was der Hund in genau dieser (Präge)Phase lernt, vollständig verinnerlicht wird. Das in dieser Zeit Gelernte, bildet den Grundstein, für sein komplettes späteres Verhalten.


    Ich kann es ja mal extrem und aus Sicht meiner Hunde sagen: Ein HSH, der in dieser Phase nicht bei seiner/der Herde ist, die er später beschützen soll, ist später im arbeitstechnischen Sinn evtl. wertlos. In genau DIESER Phase verinnerlicht er seine soziale Zugehörigkeit zu eben dieser Herde (seiner sozialen Gruppe) und erlernt essentielle Verhaltensweisen innerhalb dieser Herde/Gruppe.. D.h. er enwickelt eine dementsprechene Fürsorgepflicht und die Akzeptanz, dass diese Tiere absolut und unter allen Umständen Tabu sind. Einem HSH, der dies in dieser Zeit nicht gelernt hat, kann unter Umständen Tiere aus der eigenen Herde, vor allem aber aus anderen Herden, an denen er arbeiten muss, angreifen (und leider kommt genau das vor, wenn man da nachlässig ist). Es ist nicht so, dass man das Verhalten des Hundes später nicht auch in den Griff bekommt, aber eben niemals so nachhaltig und unverrückbar, wie in der Prägephase. Ein Welpe ist in dieser Zeit wie ein Schwamm. Er "saugt" unendlich viele Erfahrungen auf und bildet daraus synaptische Verbindungen, als quasi "feste Verdrahtungen". Natürlich kann und MUSS sowas gesteuert werden, aber das was Du schreibst, kommt so gut wie nie vor. Ein Welpe ist immer hochneugierig. Will alles schmecken, riechen, erfahren. Zu Viel kann es einem Welpen in dieser Zeit eigentlich nur werden, wenn man die Erfahrungen wie eine Springflut auf ihn einstürzen läßt und er dadurch Angst bekommt. Genau deshhalb ist es heute eben so wichtig, die Lernintenisität in dieser Phase möglichst gut zu nutzen.


    Der Grund dafür, warum heute so ein Hype um die Prägephase gemacht wird, dürfte wohl darin zu finden sein, dass sich der Grund der Hundehaltung gegenüber "früher" drastisch verändert hat. Bei einer Hundehaltung, die vorwiegend auf den Arbeitseinsatz von Hunden ausgerichtet war, wurden die Hunde eben "automatisch" auf ihr Verhalten geprägt, bzw. ergab sich die "passende" Prägung schon durch die Art ihrer Haltung und ihrers Trainings.
    Heute, in der die überwiegende Zahl der Hunde aus Spaß oder Prestigegründen gehalten wird und ohne "in ihre spezielle Aufgabe geboren zu werden" direkt vom Züchter weitergereicht werden, muss extra darauf geachtet werden, eine sehr durchdachte Prägephase zu etablieren. Immerhin müssen die Tiere ja so gesellschaftskonform wie möglich gemacht werden. Nicht bellen, niemals drohen, sich von jedem streicheln lassen, Kinder mögen, andere Hunde mögen, andere Menschen mögen, nicht Pupsen, nicht Rülpsen und bei Hundebegegnungen artig aus dem Weg gehen und , "Guten Tag, mein Name ist Hasso und wie ist ihr wertes Befinden?" bellen (natürlich nicht zu laut, nicht zu tief und möglichst freundlich). Also so ganz ohne ist die Prägephase wirklich nicht.

  • Immerhin müssen die Tiere ja so gesellschaftskonform wie möglich gemacht werden. Nicht bellen, niemals drohen, sich von jedem streicheln lassen, Kinder mögen, andere Hunde mögen, andere Menschen mögen, nicht Pupsen, nicht Rülpsen und bei Hundebegegnungen artig aus dem Weg gehen und , "Guten Tag, mein Name ist Hasso und wie ist ihr wertes Befinden?" bellen (natürlich nicht zu laut, nicht zu tief und möglichst freundlich). Also so ganz ohne ist die Prägephase wirklich nicht.


    Und genau diesen Anspruch habe ich an meine Hunde eben nicht.
    Mich stört es nicht, wenn der Hund in der tollen Prägephase eben nicht so geprägt wurde, wie andere das wollen. Bei mir sind die Hunde, wie sie eben sind. Und die Hunde untereinander machen es einem doch bestens vor: die stören sich nicht an den gesellschaftlichen Richtlinien.


    Unsere Hunde bellen und knurren und geben zu passender Zeit diverse Laute von sich, die mögen keine Fremdhunde. Ja, ich habe auch einen Hund, der Menschen beißt - für UNSER gemeinsames Leben haben diese Hunde auch nach der Prägephase alles gelernt, was wir brauchen.


    Ich bin stolz auf unsere Hunde und ich liebe es, wie wir leben und wie wir sind. Was andere darüber denken: Pech.

  • Und genau diesen Anspruch habe ich an meine Hunde eben nicht.
    Mich stört es nicht, wenn der Hund in der tollen Prägephase eben nicht so geprägt wurde, wie andere das wollen. Bei mir sind die Hunde, wie sie eben sind. Und die Hunde untereinander machen es einem doch bestens vor: die stören sich nicht an den gesellschaftlichen Richtlinien.


    Unsere Hunde bellen und knurren und geben zu passender Zeit diverse Laute von sich, die mögen keine Fremdhunde. Ja, ich habe auch einen Hund, der Menschen beißt - für UNSER gemeinsames Leben haben diese Hunde auch nach der Prägephase alles gelernt, was wir brauchen.


    Ich bin stolz auf unsere Hunde und ich liebe es, wie wir leben und wie wir sind. Was andere darüber denken: Pech.

    :bindafür: :bindafür:

  • @Herdifreund
    Genau. Und weil sich Diskussionen die sich um das Thema "Arbeiten rein mit positiver Verstärkung oder Arbeiten auch mit positiver Strafe und den anderen Quadranten" festzurren immer am Ende gesperrt werden müssen, weil sie in ideologische Grabenkämpfe ausarten, war das die Bitte es hier nicht so weit kommen zu lassen. Es war nämlich auf dem besten Wege dahin.



    Zu der Frage, ob ein HSH von Welpenbeinen an nur bei seiner Herde sein soll gibt es glaube ich unterschiedliche Ansichten. Aber damit kenne ich mich nicht aus - bin kein Herdi-Mensch - da müsste sich @Chris2406 aber gut auskennen.


    Ich kenne mich nur in sofern aus, dass es die Prägephase im klassischen Sinne (also das unwiderrufliche Gelernte) nicht gibt. Wichtig ist dass grundsätzlich gelernt wird, Reize zu verarbeiten, sich sozial zu verhalten, Bindung zum Menschen aufzubauen. Einzelne Erfahrungen sind durchaus reversibel.

  • Zitat

    Ich kenne mich nur in sofern aus, dass es die Prägephase im klassischen Sinne (also das unwiderrufliche Gelernte) nicht gibt. Wichtig ist dass grundsätzlich gelernt wird, Reize zu verarbeiten, sich sozial zu verhalten, Bindung zum Menschen aufzubauen. Einzelne Erfahrungen sind durchaus reversibel.


    Das ist ein Punkt, der in der "Erziehungswissenschaft", bzw. der Verhaltenspsychologie an sich etwas konträr diskutiert wird. UND leider, in seiner Aussage auch oft mißverstanden, bzw. mitinterpretiert. Die Prägephase gibt es nachweislich und sie kann neurologisch nachgewiesen werden. Aber weder die Verhaltensforschung, noch die Neurologie geht davon aus, dass Wissen, bzw. Verhaltensweisen, die in der Prägephase erlernt wurden, irreversibel sind. Wäre dies so, wäre es dem Gehirn nur schwer möglich später schnell zu lernen, bzw. einen durch äußere Umstände verursachten Fehler (z.B: Schlaganfall) durch Neubildung diever synaptischer Verbindungen auszugleichen. Letzteres funktlinoiert bei Tier und Mensch noch bis ins hohe Alter. Wobei man sagen kann: Je älter, desto schlechter.


    Ich jedenfalls kenne niemanden, der behaupten würde, gemachte Erfahrungen (selbst die, grundsätzlicher Natur) ließen sich später nicht ändern. NUr ist der Auffwand der dann nötig ist, um ein vielfaches höher, als der, der unter Ausnutzung der Prägephase nötig ist. Der Unterschied zwischen greprägtem und bewußtem Wissen, liegt unter anderem darin ,dass für das gelernte Wissen teils tatsächliche Überlegungen bezüglich einer Situation notwendig sind, wärend geprägtes Wissen, eher auf Basis von "so ist das" abgelegt wird. Einem HUnd in der Prägephase, der unter vielen verschiedenen Menschen, in verschiedensten Situationen groß wird, wird die Duldung der Anwesenehit von Menschen quasi zufliegen, während es einem Hund der in reizarmer und "Menschenleerer" Entwicklungsumgebung sehr schwer fallen kann, sich an die Menschen zu gewöhnen. Kann nicht muss! Einem Hund, der in der Prägephase gelernt hat, dass Menschen "böse" sind, später klar zu machen, dass Menschen toll sind (und zwar alle) ist eine Aufgabe, an der viele Hundehalter scheitern. Das bedeutet nicht, dass es unmöglich ist, ganz im Gegenteil: JEDE Erfahrung ist letztendlich reversibel, aber das es weit schwerer ist, als den Hund in der Prägephase GRUNDSÄTZLICH darauf zu prägen.


    Was die HSH angeht: Ich verlasse mich da auf die sehr erprobte Ausage von Schäfern in (Ost)Europa und den USA (auf deutsche "Kenner" der Materei verlasse ich mich da lieber nicht, weil da noch viel zu viel Nonsens verbreitet wird.). 'Aber selbst in Deutschland ohne HSH Erfahrung ist es, bis auf ein paar Einzelkämpfer, unumstritten, dass sich die Hunde bestenfalls ab Welpenalter an, an der Herde bewegen müssen. Vor allem wenn es sich um Hunde handelt, die sich in Ausbildung befinden und später für den Arbeitseinsatz weitergegeben werden sollen. Wie bei der Ausbildung von anderen Gebrauchshunden (z.B. Blindenführhunden) ist eine Bindung an bestimmte Menschen (hier den Ausbilder) nicht erwünscht. Auch muss das Verhalten an eine Gattung (Schafe, Rinder, Alpakas, Gänse, etc.) allgemein und nicht individuell, also an bestimmte Tiere gefestigt werden. Und das erreicht man am Besten, wenn der Hund sehr früh an die Herde kommt. Das heist nicht, dass HSH, die später an die Herde gelangen, ihren Job nicht ähnlich gut machen könenn (voraussetzung, sie konnten genügend Erfahrungen von alten Hunden "abgreifen"), es besteht aber immer die Gefahr, dass sie eine andere Herde oder einzelne Tiere daraus, nicht akzeptieren. Ähnlich einem Hund, der zwar die Katze im Haus akzeptiert und als Bestandteil seiner "Familie" sieht, andere Katzen aber töten würde.

  • Dann meinten wir dasselbe und haben es in andere Worte verpackt. Dass Lernerfahrungen die in der Prägephase geschehen sind besonders eindrücklich sind und sie deutlich höheren Aufwand brauchen um später ausgebügelt zu werden unterschreibe ich blind. Ich hatte lediglich die Irreversibilität in Frage gestellt. Und eine Prägung im Wortsinne ist irreversibel.

  • Danke für die Erklärung, jetzt verstehe ich den Gedankengang. OK - ich hab natürlich noch keine 1.000 Welpen gehabt. Nur die Biene, und Bossi kam zu mir mit 1,5 Jahren - war im Kopf aber genauso frech wie ein Welpe *gg. Terrier halt...


    Bei beiden hats wie beschrieben schnell funktioniert. Ohne, daß ich dann laut/massiv o.ä. werden mußte. Einfach paarmal runternehmen (also reine Konsequenz), beim übernächsten Mal hat dann schon ein Räuspern gereicht. So haben sie gelernt, daß das auch gilt, wenn ich nicht direkt danebenstehe - und in der Situation ist ja nun wirklich nicht mit Bestrafung gearbeitet worden. Im Gegenteil, geht der Fuß wieder runter (oder kommt gar der Blick in meine Richtung, bevor der Fuß draufgesetzt wird!), kann man ja auch schön bestätigen.


    Bei nem großen Hund wär ich wohl einfach vorsichtiger im timing, wirklich schon dann einzugreifen, wenn er auch nur dran denkt, sich was zu nehmen, oder aufs Brot schielt, sodaß man rechtzeitig Alternativkommandos geben kann (wenn er die schon kennt, ansonsten halt was zum Ablenken anbieten). Da kann man ja zB NEIN sagen und den Hund ins Körbchen schicken, wenn er das Brot aus der Ferne anschmachtet, oder ein Spielzeug im Körbchen anbieten. Ansonsten, geht auch problemlos: Hund senkt kopf über Brot, meine Hand geht dazwischen mit Fläche zum Hund und blockt quasi, dazu NEIN sagen. So kommt er einfach nicht hin, und verknüpft das mit dem Wort NEIN. Wenn ich so nen großen Hund hätte,würd ich ihn kennen und wissen, wann ich aufpassen muß - oder er ist neu, dann rechne ich einfach damit, daß der mal ne Chance nutzt, und steh daneben, wenn ich was liegenlasse.


    Ansonsten: das Brot, das der Hund wegklaut, bevor ich NEIN sage, hat er sich redlich verdient *gggg

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