Warum immer Hunde vom Züchter?

  • Die Gemeinden haben im Zuge ihrer Geldeinnahmensuche die für Züchter so wichtige "Zwingersteuerpauschale" abgeschafft und Züchter wurden zur Einzelversteuerung ihrer Hunde herangezogen. Das heißt, der Züchter zahlt also genauso Hundesteuer, wie ein normaler Gemeindebürger, genau nach den gleichen Satzungen.

    Echt? Hammer! ... das wusste ich nicht. Aber nun wundert mich etwas weniger, dass der ein oder andere mir bekannte VDH-Züchter einen Teil seiner adulten Hunde ausgelagert hat ... vor allem Zuchtrüden, die zwar auf den HPs als Eigentum scheinen, aber bei Besuchen nicht da sind ... der wohnt dann bei der Oma oder so ...

  • Ich finde die Richtung, in die das hier grade geht, ganz interessant.

    Woher sollen eigentlich in Zukunft unsere Hunde kommen? Irgendwer muss sie ja erstmal produzieren und der Bedarf ist groß.
    Die Hundezahlen in Deutschland steigen soweit ich weiß und immer noch haben die Deutschen aber pro 100 Einwohner weniger Hunde als im UK, in den USA oder in Frankreich gehalten werden, wenn ich mich nicht irre (müsste die Zahlen jetzt auch raussuchen, aber ich meine, das kürzlich gelesen zu haben), so dass man annehmen kann, dass da noch Luft nach oben ist.


    Klar, hier im Dogforum heißt es immer "Seriöse Zucht = VDH/FCI und wenn das nicht, dann Tierschutz!"

    Nur, wie wir grade gelesen haben, sinken die Welpenzahlen im VDH seit Jahren.
    Warum das so ist, warum zwar mehr Hunde in Deutschland gehalten werden, aber weniger Welpen im VDH geboren werden, warum also der Anteil der seriös gezüchteten Rassehunde sowohl absolut als auch relativ abnimmt, das allein ist schon ne interessante und wichtige Frage.
    Aber auf jeden Fall sind die WEIT davon entfernt, den Bedarf an Rassehunden decken zu können, aktuell nicht und in Zukunft noch weniger.


    Bleibt also TS.
    Da gibt es tolle Hunde, ich hatte ja selber schon tolle TS-Hunde und werde wahrscheinlich irgendwann (wenn auch nicht in naher Zukunft) wieder welche haben.
    Letztlich überlässt man aber damit das ganze Feld der "Hundeerzeugung" nur Vermehreren und verantwortungslosen Spinnern, der Tierschutz und die Käufer räumen auf diese Art und Weise immer nur den Dreck von anderen weg - womit ich nicht sagen will, dass TS-Hunde "Dreck" sind, aber für die Leute, die sie in die Welt setzen und aussetzen, ins TH bringen oder sonstwas, könnten sie es genauso gut sein - denen ist es egal, ob der Hund Krankheitsdispositionen hat, ob er vom Wesen und der Sozialisation her für ein Leben als Gesellschafts- und Familienhund geeignet ist usw


    Die Ansprüche an Hunde steigen aber. Abgesehen davon, dass für die meisten Leute der Hund auch ein Stück Lifestyle und Selbstverwirklichung ist und sie daher auch gern einen bestimmten Hund haben wollen und nicht irgendeinen (und das trifft mMn auch auf die meisten Leute zu, die TS-Hunde nehmen), will man heute auch möglichst lange was vom Hund haben, denn man will den Sozialpartner mit dem hohen Stellenwert nicht so früh verlieren - langlebig und gesund soll er also sein.
    Und auch charakterlich müssen heutige Familienhunde/Gesellschaftshunde so einiges leisten, sie müssen sich in den Berufsalltag und/oder ins Familienleben einfügen, in der Stadt leben, sich da mit viele Artgenossen verstehen, sollen brav und unauffällig sein...


    Ist es da wirklich angemessen, den ganzen Markt für alle die, die aus welchen Grund auch immer keinen Rassehund vom VDH-Züchter wollen, indirekt NUR den Vermehrern zu überlassen?
    Denn der TS ist ja da nur Mittelsmann, das "züchten" (so man das so nennen will) unserer Familienhunde machen dann Leute (im Inland und im Ausland), die es einen Scheißdreck interessiert, ob die Hunde für ihren "Job" auch geeignet sind.

    Auf die Art und Weise entsteht dann leider auch viel Ausschuss: Hunde, die wegen Veranlagung oder Erfahrungen eigentlich gar nicht als normale Familien-/Gesellschaftshunde geeignet sind und mit denen ihre Besitzer nicht besonders glücklich werden oder die selber auch nicht das schönste Leben führen, weil sie permanent gestresst, unausgelastet und so weiter sind.


    Ich sehe zwei Ansatzmöglichkeiten:
    Entweder man erkennt an und fördert, dass es zwischen einem mundgeblasenen, handgeschneidertem "Elite-Hund" aus VDH/FCI-Zucht und einem zufällig entstandenen Tierschutzhund von irgendwoher noch einen Mittelgrund gibt, geben muss, für Leute, die gern einen Welpen kaufen möchten der auch gezielt gezüchtet wurde und einen ordentlichen, bekannten Start hatte. Das würde dann aber heißen, nicht jeden, der außerhalb des VDH züchtet oder bewusst Mischlinge züchtet, als hirnlosen, verantwortungslosen Vermehrer abzutun und das am liebsten alles verbieten zu wollen.

    Oder man sorgt irgendwie (aber wie?) dafür, dass Rassehundezucht wieder ein praktikables, einer breiteren Masse zugängliches Hobby wird, so dass mehr gut gezüchtete Rassehunde zur Verfügung stehen.

    Ich mein, so wie es aussieht ist es einfach so schwierig und teuer geworden, Rassehunde im VDH zu züchten, dass das für viele Leute, die gerne züchten würden, schlicht nicht mehr machbar ist.
    Da das immer weniger wird, lernen Leute, die damit nix am Hut haben, eh nie einen ordentlich gezüchteten Rassehund kennen und wissen gar nicht, was daran so toll sein kann, dann bleiben in der Folge auch die Käufer aus, damit fehlt dann irgendwann auch der Züchter-Nachwuchs... und so weiter.
    Wie kann man das ändern?


    Wer soll sie züchten, die Hunde der Zukunft?

  • Viele der wirklich guten VDH-Züchter der Rasse Labrador die ich kenne bzw. wo ich gerne einen Hund gekauft hätte, sind halt auch mittlerweile in den Ruhestand gegangen ... der junge Nachwuchs fehlt, der die Zeit investieren möchte, die eine seriöse Zucht wahrlich kostet. Und natürlich die Liebe zum Hund, bzw. zur Rasse.

    Einige beklagen auch, dass es mittlerweile so viele Zuchten der Sonderfarben gibt ... es würde keinen Sinn mehr machen, wenn der Markt mit diesen Labradoren überschwemmt würde, die ja eigentlich gar keine sind.

    Das hat dazu geführt, dass man bei uns mittlerweile im Schnitt 500 Kilometer fahren muss, um einen echten Labrador zu erwischen, jedenfalls dann, wenn man bestimmte Vorstellungen hat. Und bei guten Zuchten, sind die Würfe schon überreserviert, bevor die Hündin überhaupt läufig ist ...

    Bei anderen Rassen weiß ich nicht, ob es ähnlich ist. Aber sicher stirbt die ernsthaftere Zucht von Hunden irgendwann aus ... zu teuer, zu zeitaufwendig.

  • Das ist auch meine Erfahrung.
    Züchter, die wirklich züchten, die versuchen eine Rasse zu verbessern, denen es nicht um den nächsten Pokal, sondern um Gesundheit und Wesen geht, die muss man inzwischen lange suchen.
    Es gibt sicher noch einige Züchter des Typs "Unsere Hündin soll mal Junge kriegen und evtl. mach man dann mit der Tochter noch mal einen Wurf....aber das war es dann.
    Es gibt auch zu wenig Besitzer von Rüden, die die Zuchtzulassung machen und ihren Hund zur Verfügung stellen.
    Gerade bei nicht so verbreiteten Rassen ist das Züchten ja kaum noch möglich, da keine Zuchttiere mehr vorhanden sind, die nicht eng miteinander verwandt sind. Das lässt dann auch viele resigniert aufgeben.

  • Es gibt auch zu wenig Besitzer von Rüden, die die Zuchtzulassung machen und ihren Hund zur Verfügung stellen.

    Das scheint auch ein großes Problem - es gibt nicht genug Rüden bei manchen Rassen.

    Selbst die Rüden, die die Zuchtzulassung bekommen, sind noch lange nicht zeugungsfähig. Oder sie bringen es schlichtweg nicht auf die Reihe, die Hündin zu begatten ... manchen Rüden fehlt es gänzlich an Trieb ...

    In der VDH-Zuchtordnung für Labradore heißt es, dass eine Verpaarung nur dann wiederholt werden darf, wenn mindestens die Hälfte der Nachkommen auf HD/ED geröngt wurde ... Da kann man sich ja denken, dass es immer seltener Verpaarungswiederholungen gibt. Alleine schon deshalb, weil der Nachwuchs mindestens um die 15 Monate alt sein muss für diese Untersuchung. Die meisten Käufer lassen auch nicht röntgen und vom VDH-Gutachter checken - zu teuer. Und warum auch ... die meisten Käufer sehen darin keinen Sinn.

  • Das die Zucht ausstirbt kann ich mir nicht vorstellen. Aber sie wird sich verändern. Man sieht ja immer mehr das sie vielschichtiger wird und es neben vdh, Tierschutz und Hobbyvermehrer immer mehr Hybridzuchten und auch "Rückzüchtungen" ( meine sowas wie Retro usw) gibt. Dazu kommen noch ettliche Dissidenzzüchter.
    Das Feld wird also breiter. Was ja generell gut ist weil Vielschichtigkeit für jeden was bietet.
    Quasi Multikulti beim Hund. xD

  • Für mich zählt als Rassehund nur ein Hund der unter den Auflagen eines ordentlichen Vereins gezüchtet wurde - nicht alle Rassen sind im VDH anerkannt, aber auch für die gibt es seröse Vereine, die den Züchtern ordentliche Arbeit abverlangen.

    Das ist eine gute Frage, wie das hier gesehen wird. Ich sehe das anders. Für mich sind Rassehunde, Hunde die einer Rasse angehören. In Aussehen und Verhalten. Mir fällt jetzt keine Rasse ein , wie ich es besser Beschreiben kann. Vielleicht: Der Border collie ist ein Hütehund, erkennt man sofort. Ich könnte mir vorstellen, das ein Schäfer auf Papiere keinen Wert legt, und die Hunde so züchtet. ( ihr könnt mich Berichtigen). Und es gibt den Border der mittlerweile über verbände gezüchtet wird.

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