Warum immer Hunde vom Züchter?

  • @Streichelmonster hatte es (glaub ich) schon beschrieben, dass man bei Ausstellungen mehr sieht, als nur Optik.


    Es kommt halt drauf an, "wie" man sich auf einer Ausstellung umschaut.
    Klar - der erste Eindruck bleibt die Optik.
    Für mich sind dann aber andere Kriterien - die man ebenfalls beobachten kann - wichtiger, zumindest bei den Rassen, die mich interessieren.
    Gibt es da in sich ruhende Verteter?
    kann ich Elterntiere aufgrund von Nervosität von vornherein ausschließen?
    Wie verhalten sich die Rüden untereinander?
    Wie verhalten sich die Hunde, wenn Fremde zu den Haltern kommen?
    Wie verhält sich wer im Ring zB beim Zähnezeigen (lässt er es mit sich machen, richtet er sich gegen den Halter etc.)


    Klar schau ich auch nach der Optik, aber für mich ist es viel interessanter, den Hund an sich zu beobachten und damit ggf die Auswahl ein bisschen einzuschränken. =)

  • Und da bin ich z.b. andere Meinung. Meine Hunde hatte ich mit auf Ausstellungen, großen Shows und die verhalten sich dort teilweise völlig anders als im Alltag. Mein rüde ist durchaus als etwas nervös, hibbelig zu beschreiben im "real live". Auf einer Ausstellung ist soviel los, soviele Hunde, Menschen, Gerüche usw. er macht da praktisch dicht. Wird völlig ruhig, sein Gehirn schafft es einfach nicht alle Eindrücke auf einmal zu verarbeiten und er ist fast ein anderer Hund.
    Wer ihn da sieht, wie völlig entspannt liegt denkt bestimmt " was für ein ruhiger, cooler aussie". Im Alltag allerdings und im hundesport ist er ein triebmonster ohne funktionierenden bremsknopf und echt ein hibbelhund. Hat mich Jahre gekostet, dass der normal gassi gehen konnte.


    Meine Hündin zieht sich auf Shows nochmehr zurück als eh. Sie schützt sich so. Ist fast lethargisch und absolut ruhig von außen gesehen.


    Ich würde mich jedenfalls nicht darauf verlassen, dass der Eindruck den der Hund auf einer Show, Ausstellung macht, wirklich immer so ist.
    Vielleicht einfach beides anschauen? Auf einer Show, zuhause, beim Sport oder der Arbeit und ganz wichtig sprechen mit Züchtern, Besitzern usw.
    Sich nicht nur eine Momentaufnahme verschaffen.


    I

  • Natürlich geht es bei Ausstellungen ausschließlich um die Optik. Ich zumindest sehe mir bei Ausstellungen genau das an ... die Frage ist immer ... wie definiert jeder für sich "Optik" ...


    Vor kurzem hat in einem Forum jemand ein Bild seines Rüden eingestellt. Kurzgeschoren ... Info "neuer Deckrüde". Gibt bestimmt einige, die nur deshalb ganz begeistert von dem Hund sind, weil er kurz geschoren ist ... Optik eben.


    Ich habe den Rüden gesehen und nach dem ersten Augenblick war klar - neverever kommt mir von dem ein Nachkomme ins Haus .... eine derart steile Vorderhand - nogo für mich ... Optik eben.


    Wenn ein Hund mit geducktem Kopf und eingezogener Rute durch den Ring schleicht ist das auch Optik ... Kann jeder draus machen was er will.


    Wenn ein Hund vor Panik bereits vor dem Ring rumpieselt ... nimmt man das v.a. optisch war ... was man dann daraus macht ...


    Ist die Sache jedes Einzelnen.


    Man kann auf Ausstellungen gehen und sich von Schleifchen, Strass und gestalten Frisuren blenden lassen. Oder man blendet das aus und blickt unter die Frisuren. Dazu braucht es aber Erfahrung. Und mehr als nur ein flüchtiges Vorbeigehen.

  • @Gammur: ich schrieb ja "für mich"...
    Und nur "Vorauswahl", dass ich mir die Hunde dann beim Züchter noch mal ansehe, ist eigentlich logisch. =)


    Meine Jüngste zB ist auf Ausstellungen übrigens genauso wie daheim oder bei größeren Veranstaltungen.
    Da würdest du keinen Unterschied feststellen. ;)


    Beispiel: TWH wendet sich im Ring massiv gegen Halterin, weil er keinen Bock mehr hat.
    Da guck ich dann genau hin, wie die Halterin agiert und beobachte ihn dann auch außerhalb,..
    War das Situationsbedingt, ist es umgangsbedingt oder hat der Rüde insgesamt die Neigung, alles, was ihm nicht passt, mit den Zähnen zu lösen.



    Dass nen SWH sich im Ring einpinkelt, weil er Zähne zeigen soll, ist nicht so unüblich, bei nem Briard wäre das für mich aber zB ein Kriterium zum Vorausschluss.

  • Wenn es denn nun so ist, dass man eben Erfahrung braucht um sozusagen "hinter die Fassade" bei einer Ausstellung zu schauen, wieso wird das dann gerne Hundeneulingen/-anfängern "empfohlen"?


    Gehe mal davon aus, dass Menschen ohne Hundeerfahrung nicht unbedingt die nötige Kenntnis haben, insofern wäre das für mich die absolut letzte Stelle die ich empfehlen würde.


    Als Info zu einer Rasse sind für mich die Hundebesitzer einer solchen immer noch das Beste, denn da wird "aus dem Leben" berichtet.

  • @AlexMITSam: weil man auf ner Ausstellung eine unheimliche Vielfalt der einzelnen Rassen trifft, um erst mal viele Rassen das erste Mal live zu sehen und eben so viele Variationen in den einzelnen Rassen und eben als Möglichkeit mit vielen Züchtern schon mal vorab ins Gespräch zu kommen.
    Diese Vielfalt an Möglichkeiten hat man so im Alltag nicht.
    Lernst du zB meinen Beardie und mich kennen, würdest du sagen "der ist ja cool, gar nicht so huschig und schreckhaft" - oder Franks SWH "extrem offen, keine Anzeichen von Scheuheit, aber alles andere als ruhig" --- ein einzelnes Individuum einer Rasse ist aber nicht unbedingt geeignet, eine ganze Rasse zu präsentieren und kann ein falsches Bild erzeugen. Beide Hunde wären keine typischen Rassevertreter. =)

  • Ich weiß nun nicht, wieso man von "verhinderten Friseuren" spricht. Das ist abwertend und gemein. Außerdem zeigt es, dass die Leute, die sowas behaupten, keine Ahnung haben.


    @Wasser Der Hund muss so oder so frisiert werden. Was meinst du mit: da wird auf eine Fellqualität hingezüchtet? Das Fell ist nunmal so. Ebenso wie bei anderen Rassen, wo das Fell nun einmal nicht von allein ausfällt, muss es gepflegt werden. Ob nun Wasserhund, Havaneser, Tibet Terrier oder Pudel. Der Schnitt ist erstmal egal, aber der "Naturlook" ist ebenso wenig natürlich wie alle anderen Frisuren. Das ist alles Geschmackssache.


    Zum Jagdtrieb: Also wenn man einen (früher eingesetzten) Jagdhund nimmt, ist es doch klar, dass man sich auf evtl Jagdtrieb einstellen muss. Ich sehe da keinen Unterschied zu anderen Hunden. Die meisten Terrier "light" (Westie, Yorki oder die kleinen rauen Terrierarten zB) werden doch auch schon ewig nicht mehr zur Rattenjagd benutzt und sicherlich nicht auf ihre Jagdambitionen selektiert. Trotzdem muss man sich auf ihr Erbe ggf. einstellen. Was ist denn da jetzt der Unterschied zum Pudel? Oder beim Golden Retriever? Es gibt noch einige wenige Kennels, die den Hund in seiner ursprünglichen Aufgabe selektieren, aber eigentlich ist der Pudel ein Gesellschaftshund geworden, der mit seinem Charakter und seinen Ansprüchen gut in unsere Zeit passt.


    Zur Hibbeligkeit: das ist ja alles relativ. Wenn man wie ich mit einem HSH aufgewachsen ist und als ersten eigenen Hund einen sehr gemütlichen eigensinnigen Terriermix hat,der genau weiß, was er will und was nicht, ist ein Pudel schon flott. Wenn man aber einen ruhigen "lethargischeren" Hund haben möchte, ist man mit einem Pudel tatsächlich nicht gut beraten. Jemand, der auf Berner steht, findet den Pudel definitiv hibbelig. Und Pudel sollen ja auch Power haben, sie rennen gern, haben eine hohe Aufmerksamkeit ihrer Umwelt gegenüber und ihr Auftreten soll temperamentvoll, ihr Gang federnd sein. Nichtsdestotrotz habe ich auch auf Ausstellung schon viele Pudel gesehen, die entspannt herumliegen, schlafen und freundlich in sich ruhend sind. Zuhause sowieso. Es muss sich ja nicht gleich jeder "den schlimmsten aus dem Wurf" nehmen, wie ich xD Ich sehe da aber keinen Unterschied zu anderen Hunden. Der Pudel hat mehr Pfeffer als ein Goldie, ja. Soll er doch auch :ka:
    Hibbeligkeit entsteht nicht dadurch, dass es Pudel sind, sondern dadurch, dass man meint, dass der Hund immer Action braucht (siehe das Hütehundklischee, da ist es doch genau dasselbe) oder manche Menschen schlichtweg Stresssymtome nicht erkennen oder sogar witzig finden. Da äußert sich Stress beim Pudel eher in Bewegung, andere blocken ab oder gehen nach vorn.


    Wieso ich mich als ganz junger Pudelhalter für diese Rasse entschieden habe: den Pudel gibt es in allen Größen und vielen Farben und ich konnte mir den Hund aussuchen, der zu meiner Vorstellung passt. Der Pudel ist vom Körperbau her ein gesunder Hund, der nirgendwo überproportioniert ist und der eine langlebige Rasse ist. Außerdem haart er nicht, viele reagieren auf ihn nicht allergisch und das war mir bei meinem Hund mit seiner zukünftigen Aufgabe im Kinderhospiz wichtig. Außerdem hat er feste Lefzen, sabbert nicht und besitzt quasi keinen Eigengeruch, was mir wichtig in meiner Wohnung war. Ich kann ihn immer noch gut tragen und muss trotzdem keine Angst haben, dass er überrannt wird. Nicht zuletzt ist er eben durch das Haarkleid sehr wandlungsfähig. Von Showfrise über Teddybärchen bis hin zum Wuschel oder auch rundum kurz kann ich ihn machen, wie ich will. Dem Hund ist es herzlich egal.
    Beim Charakter mag ich, dass der Hund wahnsinnig auf seine Familie bezogen und dabei einfach nur witzig-spritzig ist. Mein Pudel ist ein Clown (und wird es, wenn ich so die Verwandten anschaue, auch bis ins hohe Alter bleiben), die hat so eine tolle Körpersprache und kann andererseits sehr aristokratisch am anderen vorbei traben. Bisher hat sie wirklich jeden mit ihrem Charme bekommen, und dabei ist sie nicht plump wie eine kleine Bulldogge, die ja auch gern als Clown bezeichnet wird. Mir gefällt die große körperliche Spannung und Selbstbeherrschung (die schlug schon Haken in der Welpengruppe, da konnte der Labbi nicht mal geradeaus laufen). Außerdem liebe ich (gerade wegen dem Terrier) ihre Zugewandtheit und Begeisterung für alles. Ein Wort reicht und sie steht bereit, mach es aber auch irgendwie immer auf ihre Weise und denkt mit. Außerdem ist ein Pudel einfach sehr sozial. Der ist nicht übermäßig aufdringlich, neigt nicht zum Draufgehen auf andere Hunde, ist i.d.R. nicht übermäßig schüchtern oder zerbechlich.
    Für mich war es schon eine Umstellung (aber auch gewollt und vorhersehbar), aber der Pudel ist ein Allrounder mit viel Witz und Zugewandtheit in einem gesunden unverbauten Körper und einem klaren Kopf, der einfach in meine Wohnsituation und meine Pläne passt.


    Es gibt also wie bei jeder Rasse Gründe für diesen Hund. Wer hier mit Argumenten wie "Immer eht es nur um Haare!" oder "Die werden doch alle mit gesprayt" auftischt, sollte einfach mal bisschen Gassi mitgehen oder sich af einer Ausstellung den halben Tag dahin setzen und zusehen. Und mit den Leuten reden!
    Was ihr habt, sind Vorurteile. Ich Wette, 9 von 10 Leuten haben einen frisierten Pudl noch nie außerhalb einer Ausstellung gesehen geschweige denn angefasst oder länger mit ihm zu tun gehabt :pfeif:

  • @Czarek danke!


    Zu der Farbzucht kann ich nur sagen, lies die Zuchtordnungen und du wirst feststellen dass du dich irrst es, lies Ahnentafeln und du wirst feststellen dass du dich irrst. Ich habe hier 3 Hunde aus unterschiedlichen Verpaarungen und wenn ich mir die ATs rein auf die Farben hin anschaue ist da echt so ziemlich alles vertreten was geht.


    Zu den Zuchtzielen sollte man einfach mal mit den Züchtern sprechen. Es gibt einige, gerade im Bereich der Mehrfarben, die sich expliziet den Therapiehunden verschrieben haben. Einige jüngere Züchter, die ihre HUnde auch im Sport führen, legen auch dort züchterisch ihren Schwerpunkt.


    Und nur noch eine kurze Frisurenbemerkung- lieber schneide ich mir die Haare zu recht und konzentriere mich dadrauf als dem Hund irgendwelche körperlichen Extreme anzuzüchten. Auf Haaren müssen die Hunde nicht laufen, auf kurzen oder krummen Beinen schon. Durch ein Haargummie muss ein Hund nicht atmen, duch zu kurze Nasen aber hingegen schon.


    Natürlich hat sich auch der Körperbau der Pudel in den letzten beiden Jahrhunderten etwas verändert, sie sind etwas leichter und eleganter geworden, wobei es den alten Typ immer noch gibt. Aber die Veränderung ist so minimal dass man es am einzelnen Tier nicht festmachen kann sondern nur wenn man wirklich Tendenzen in der Masse der Tiere sehen möchte. Wenn ich ein Foto von meinem Andiamo neben das eines Hundes von vor 100 Jahren stelle seh ich da keinen Unterschied.


    Jadgtrieb haben viele unter den Gesellschaftshunden. Und wenn du nur jagendende Pudel kennst dann tut mir das sehr leid aber das heisst nicht dass sie alle Jagen und dass man das Problem nicht in den Griff bekommen kann. Hier jagen 2 gar nicht und der 3. hat das hetzen leider im ersten Lebensjahr bei seinen damaligen Besitzern im Rudel gelernt- selbst der kann heute teilweise ohne Schleppleine laufen.


    Und ja meine Jungs sind triebig, und ich hab sie sogar danach ausgesucht einfach weil es so in mein Leben passt. Der Pudel ist an sich schon ein aktiver Hund und ich hab mir eben einfach die aktivsten ausgesucht.
    Ein Pudel soll doch aktiv und sportlich sein und das sind die meisten auch.

  • Interessante Punkte. Für mich wäre aber noch ein Punkt wichtig: Wie verhalten sich die Züchter und Aussteller ihren Hunden gegenüber?
    Wenn ich z.B. sehen würde, daß ein Züchter nach einer nicht so guten Beurteilung seines Hundes diesen irgendwie blöd behandeln würde (muß ja nicht auffällig böse sein mit schimpfen oder Leinenrucken - das geht auch unauffälliger), dann wäre dieser Züchter bei mir unten durch.

  • Als Info zu einer Rasse sind für mich die Hundebesitzer einer solchen immer noch das Beste, denn da wird "aus dem Leben" berichtet.


    Idealerweise, wie zur Zeit hier im Forum wieder sehr üblich, von Leuten die gerade seit einem Jahr den ersten Hund dieser Rasse haben und meinen alles zu wissen, was es zu wissen gibt :hust:
    Denke da wär die Ausstellung wo man auch mal 10 Leute treffen und mit denen reden kann die deutlich bessere wahl

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