Alleine sein trainieren

  • Das Spekulieren bzgl. der Motive des Hundes - ob nun Frustration oder Kontrollbedürfnis - hilft m. E. nicht weiter.
    Mich macht betroffen, dass du ernsthaft überlegst, deine Lebensplanung aufgrund eines Hundes zu verändern und das zeigt mir, welchen Stellenwert dieser inzwischen für dich hat. In dieser Hinsicht stimme ich dem zweiten Teil des Posts von Naijra zu.


    Noch einmal daher folgende Fragen:
    Hast du wirklich so kleinschrittig, wie hier mehrfach vorgeschlagen, j e d e n Tag mit dem Welpen bzw. Junghund konsequent das Alleinsein geübt?
    Welchen Trainingsplan für das tägliche Training hat deine Trainerin dir an die Hand gegeben und wie häufig begleitet sie dich im Monat?
    Bleibt der Hund ruhig, wenn eine andere Person anstelle von dir bei ihm ist?
    Schläft der Hund in deinem Schlafzimmer oder könnte er auch per Babygitter daran gewöhnt werden, dass du nicht immer unmittelbar neben ihm bist, aber noch sichtbar im angrenzenden Zimmer?


    Ich finde es richtig und nötig, mit Einzug eines Welpen viele Abläufe im Alltag zu ändern, auf Dinge zu verzichten, die zeitweilig mit einem Welpen nicht möglich sind, Bequemlichkeiten aufzugeben, seine Wohnung bzw. einen Raum welpensicher umzugestalten u.ä., aber Priorität sollte m. E. immer der Mensch haben und zu dessen Existenzsicherung gehört nun einmal eine zügige Berufsausbildung.


    Du bist wichtiger als der Hund, also muss sich der Hund deinem Leben anpassen. Ich verstehe sehr gut, wie genervt du bist und wie sehr in Zeitdruck. :streichel:
    Vielleicht könnten erfahrene Hundetrainer mit Pensionshunden sich dazu äußern, ob es Sinn macht, den Hund - falls sich zu Semesterbeginn diese Problematik weiterhin zeigt - mal für 1-2 Wochen aufzunehmen, damit die Fixierung auf deine Person aufgebrochen wird.


    Ich wünsche dir viel Kraft, Geduld, Konsequenz und die richtigen Entscheidungen.


    Viele Grüße
    Mara

  • Samirax, fühl dich einfach mal virtuell in den Arm genommen. Das ist einfach eine Mist-Situation!
    Ich denke, das Wichtigste ist, das du den Druck los wirst, dass dein kleiner Löwe bis Oktober brav allein bleiben wird.
    Überleg dir, welche deiner Alternativen die beste für dich ist und zieh die dann durch. Deine kleine Kröte hat gelernt, dass schreien hilft und durch das hin und her auch ein bisschen das Vertrauen in dich verloren. Versuch doch einfach mal ein paar Tage oder Wochen den Welpen zu geniessen und einen anderen Schwerpunkt, als "Alleinbleiben" zu legen. Mach weiter, womit du angefangen hast, und höre auf dein Bauchgefühl, bevor du einen Schritt weiter gehst.
    Es ist einfach zu schade, wenn du die Welpenzeit nur mit Allein-bleib-Stress verbringst, damit machst du Euch das Leben schwer und kommst keinen Schritt schneller voran.
    Freu dich an deinem Hund, geniesse die Zeit und reduziere den Druck!

  • Es ist KEIN Zeichen von "guter Bindung" dass ein Hund seinen Menschen "vermisst", ein Hund mit wirklich guter Bindung weiß, dass sein Mensch wieder kommen wird.

    Das trifft es meiner Meinung nach auf den Punkt.


    Egal ob Frust, Angst oder "Kontrollverlust" (von der Theorie halt ich in dem Alter des Hundes auch nichts), genau darauf kommt es an.


    Und egal wie kleinschrittig du zuerst angefangen hast @Samirax3 , mit dem wieder längeren Alleine lassen (und dem Rumprobieren), hast du dir wahrscheinlich ziemlich viel wieder kaputt gemacht - Stichwort Vertrauensverlust. So weiß dein Kleiner nun eben NICHT, ob oder wann du wieder kommst!


    Ich glaube ich lehne mich jetzt nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich behaupte, dass in beinahe jeder halbwegs guten Hundeliteratur und auch in zig Threads in diesem Forum erläutert wird, wie man einem Hund / Welpen beibringt alleine zu bleiben. (Und das beinhaltet nicht, ihn einfach schreien zu lassen). Trotzdem ist ein Hund immer noch ein Individuum und man muss sich bewusst sein, dass viele Dinge eben nicht nach Lehrbuch nach wenigen Wochen, manchmal auch Monaten, funktionieren.
    Sobald man sich eine Deadline setzt, ist das extrem kontraproduktiv, da natürlich auch die bewusste UND unbewusste innere Einstellung des Menschen eine wichtige Rolle spielt.


    Auch hat das "Bleib" Kommando meines Erachtens nach nichts mit dem Alleine bleiben zu tun. Das bedeutet ja lediglich: "Bleib da wo du bist!" und nicht "Ich lass dich mal kurz alleine und komme gleich wieder!"


    Deshalb nochmal meine Meinung:


    Beginne wieder damit es kleinschrittig aufzubauen. Und (ich glaube das schrieb ich bereits auf Seite 2(???) ritualisiere das Alleine lassen durch z.B. ein Wort, das du sagst, bevor du das Zimmer/Haus verlässt.
    Und v.a.: Verzweifle nicht, wenn es nach wenigen Wochen nicht funktioniert und fang nicht an wieder rumzuprobieren, sonst kannst du nämlich wieder von vorne anfangen.
    Auf Biegen und Brechen wird das in 4 Wochen nicht funktionieren, da schließe ich mich der Meinung der anderen an. Suche dir eine Betreuung und nimm den Druck raus!


    Bei Emm ahat es über ein Jahr gedauert, bis sie länger als zwei Stunden alleine bleiben konnte. Aber jetzt weiß ich, dass sie es kann!

  • JEDE Hundemutter (die nicht per geschlossene Türen zum dauerhaften Verweilen bei dem Nachwuchs gezwungen wird) geht ab der 3. / 4. Woche gerne mal mit raus und nimmt sich ihre "Auszeit". Und KEIN Welpe weint deswegen!
    Auch, wenn die Mütter (bei etwas älteren Welpen) 2 - 3 Stunden mal weg sind, sind die Welpen ruhig, machen ihr Ding, spielen und schlafen und Frauen sich dann, wenn die Milchbar wieder eröffnet ist.

    Das hatte ich auf Seite vier im Juli auch schon mal erklärt.


    Alleine sein trainieren


    Ich sag doch, es dreht sich im Kreis.


    Im Grunde gibt es hier nur zwei Lösungen: Lückenlose Betreuung des Hundes oder Abgabe.


    Wobei ich ziemlich sicher bin, dass ein solcher Hund auch in Anwesenheit von Menschen keine Ruhe finden kann. Es wäre also besser er würde das endlich mal möglichst bald lernen, damit Ruhe einkehren kann.


    Zur Motivation des Hundes: Die Rassemischung gibt es im Grunde schon her. Das sind beides Rassen, die sich sehr eng an Bezugspersonen binden (für den Arbeitsgebrauch) und das wie eine Sucht sofort ausbauen, wenn das nicht reguliert wird. Sie spinnen sich da maßlos rein. Das berühmte "Ignorieren" ist für sie belohnend, weil sie beim Mensch sein dürfen. Würde bei meinen genau so laufen, wenn ich da einfach nix tun würde ...

  • Zum Alleine bleiben an sich wurde ja schon viel geschrieben. Ich bin da auch kein Profi. Meiner hat in jedem Zimmer und auf der Terasse eine Decke und liegt freiwillig auch mal in anderen Zimmern. Das hat sich einfach so ergeben. Allerdings nehme ich ihn zB wenn die Kinder gerade am streiten sind auch gezielt mit ins Bad, liegt er eben auf dem Badvorleger.
    Ich wollte aber noch kurz eine Anmerkung zum Thema Fahrradanhänger machen, da dass ja als Option aufkam. Bitte gehe nicht davon aus, dass man einfach den Hund reinsetzt und losfährt. Das gewöhnen an den Fahrradanhänger hat bei mir länger gedauert als das gewöhnen an 30-60 min allein sein.
    Ausserdem scheint es ja um einen recht schweren und großen Hund zu gehen. Wenn der im Hänger hampelt wird das ganze recht schnell instabil. Der muss die ganze Zeit ruhig liegen.

  • das mit dem fahrradanhänger stimmt natürlich. wir sind jetzt auch bei 1-3 stunden alleine bleiben und sie kann noch nicht im fahrradhänger mitfahren.
    natürlich sollte der langsam, kleinschrittig und positiv aufgebaut werden ;)

  • kann er denn im auto mitfahren? kennt er das? habt ihr ein auto? dann könnte er vielleicht auch so mit deiner mutter mit zur arbeit? darf deine mutter ihn denn auf arbeit mitnehmen? was sagt der arbeitgeber dazu

    Im Auto ist er super, allerdings fährt mein Dad mit dem Auto zur Arbeit und er darf dorthin (Klinik) keinen Hund mitbringen. Meine Mutter kann das selbst entscheiden, ist ja ihr Büro bzw. hat sie keinen direkten Chef.

    Welchen Trainingsplan für das tägliche Training hat deine Trainerin dir an die Hand gegeben und wie häufig begleitet sie dich im Monat?
    Bleibt der Hund ruhig, wenn eine andere Person anstelle von dir bei ihm ist?
    Schläft der Hund in deinem Schlafzimmer oder könnte er auch per Babygitter daran gewöhnt werden, dass du nicht immer unmittelbar neben ihm bist, aber noch sichtbar im angrenzenden Zimmer?

    Die Trainerin meinte bis jetzt, ich soll das mit dem Gitter machen und ihr schreiben, wenn sich was verändert...
    Und der Hund wohnt ja mit meinen Eltern und mir zusammen, aber er ist auch bei ihnen unruhig, wenn ich weg bin. Bei meinem Dad ist es allerdings besser als bei meiner Mum.
    Momentan schläft er bei mir im Zimmer, aber er würde denke ich auch auf seiner anderen Decke im Wohnzimmer schlafen - hab ihn nur einfachheitshalber bei mir nachts, weil meine Eltern nicht begeistert sind, abends bzw. morgens vor der Arbeit auf ihn aufzupassen.

    Im Grunde gibt es hier nur zwei Lösungen: Lückenlose Betreuung des Hundes oder Abgabe.

    Ich gebe meinen Hund bestimmt nicht ab, nur weil er nicht alleine bleiben kann. Aber danke für den Vorschlag.




    Das mit dem Fahrradanhänger ist natürlich gut zu wissen, danke!


    Heute war den ganzen Tag ein Kumpel bei mir und der Hund war entweder in einem anderen Zimmer zum schlafen (einerseits dank des Gitters, aber auch ohne ist er raus, weil es ihm zu laut war) oder er war einfach da und wurde nicht beschäftigt. Das ging eigentlich ganz gut, bis auf ein paar Spielaufforderungen, aber darauf bin ich dann nicht eingegangen. Ich muss jetzt auch drauf achten, dass nur ich ihn zur Interaktion einlade, aber das bekomm ich hin.



    Was ich mich noch frage: Ich hab jetzt einerseits oft gelesen, es soll ein ritualisiertes verabschieden mit einem Wort etc. geben, aber andererseits habe ich auch gehört, man soll einfach gehen? Ich hab immer zweiteres gemacht...

  • ich kann das nicht verallgemeinern, aber für unsere Trainingsphasen, die anfingen, als sich der Welpe zwei Wochen bei uns eingelebt hatte, bin ich stets kommentarlos von einem Raum zum nächsten, von einer Tür zur nächsten, aus der Garage/dem Garten/dem ersten Stock etc. hin und her gegangen, ohne den Hund zu beachten - was immer er auch tat.
    Sie sollte erfahren und aushalten lernen - sekundenweise, dann minutenweise - , dass Kommen und Gehen völlig normal sind bzw., dass Frauchen immer wieder kommt, aber auch dann sich nicht (gleich oder auch gar nicht) mit ihr beschäftigt.


    Liebe Grüße von Mara :winken:


    P.S. Natürlich gibst du Simba nicht ab :herzen1: . Alles ist zu lösen!

  • Was ich mich noch frage: Ich hab jetzt einerseits oft gelesen, es soll ein ritualisiertes verabschieden mit einem Wort etc. geben, aber andererseits habe ich auch gehört, man soll einfach gehen? Ich hab immer zweiteres gemacht...

    Ein "ritualisiertes" Verhalten heißt nicht, dass du jedes Mal ein riesen Spektakel machst, wenn du gehst. ;) Im Grunde kann es auch ein minimales Signal für deinen Hund sein, welches ihm eben sagt, dass du zwar jetzt gehst, aber eben alles wie immer ist und du auch wieder kommst. Das kann ein beiläufiges "Warte", "Tschüss", "Bis gleich" sein. Natürlich solltest du dich nicht minutenlang mit dem Hund beschäftigen und am Ende ein bedeutungsschwangeres "Waaaaaaaarte" ertönen lassen. xD
    Viele Hunde verlassen sich einfach darauf, dass alles immer weitgehend gleich abläuft. Meinetwegen sage Routine statt Ritual.
    Kurzes Beispiel aus unserem Alltag: Wenn ich morgens meine Tasche für die Arbeit in den Flur stelle oder den Einkaufskorb, dann weiß Emma, dass sie nicht mitdarf, weil das eben immer so ist.
    Wenn ich mich im Bad fertig mache und ich lege Parfum auf und schminke mich, dann weiß Emma, dass sie nicht mittdarf, weil das immer so ist.
    Dann legt sie sich hin, seufzt und schläft ein.
    Das hat sich alles unbewusst so eingeschlichen.


    Wenn du dich im Gegensatz dazu immer heimlich davonschleichst, immer alles anders ist )und du v.a. mit der inneren Einstellung "Oh nein, jetzt heult er gleich!" das Haus verlässt), machst du dich unvorhersehbar und unsicher. Wenn du selbst unsicher bist, wie soll denn dein Hund sicher und ruhig alleine bleiben?


    Das Signalwort/Ritual dient dazu, dich vorhersehbar zu machen! So weiß Emma zB, wenn ich "Warte" sage, bevor ich gehe, dass ich wiederkomme, auch wenn ich mal keinen Einkaufskorb dabei habe oder mal kein Parfum trage! :lol:

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