Kooperatives oder selbständiges Wesen- was bevorzugt ihr?

  • Ich finde es völlig legitim den Hund zu belohnen - individuell, wie es bei jedem Hund mal so ist - denn, wer von Euch geht "ohne Entlohnung" auf Arbeit". Da würde doch auch die Motivation fehlen, oder?

  • Vor zehn Jahren starb meine Herdenschutzhündin. Sie war ein klasse Hund, dazu wunderschön. Ich hatte sie aus Rumänien mitgebracht.
    Sie war unbestechlich, desinteressiert an offensichtlicher Kooperation, war überzeugt davon, selber zu wissen, was Sache und angesagt ist. Fremde in ihrem Revier waren eine Frechheit, andere Hündinnen eine zu bekämpfende Zumutung, Kastraten lächerlich, Kinder lästig bis bedrohlich. Nur wir, also ihre Kernfamilie und die Menschen, die sie ganz jung schon kennengelernt hatte, fanden bei ihr Gnade. Da haben Hundetrainer und Hundeschule nichts ändern können.
    Aber: wie hab ich sie doch geliebt, mein großes, selbstbewusstes Mädchen, das bei Gewitter zitternd unter dem Bett eingequetscht lag...

  • Ich hatte immer recht eigenständige Hunde, die genau so in mein Leben gepasst haben. Ein paar Dinge waren mir immer wichtig, wie Rückruf, keine Jogger und Rehe jagen usw., aber das war es auch schon. Ich hab mich mit Hund immer als Team gesehen, Vertrauen ist wichtig, gemeinsame Aktivitäten sind mir wichtig, d.h. Canicrossen, Radfahren, Schwimmen, aber halt auch mal unaufgeregtes Schlendern. Ich bin auch davon überzeugt, dass ein Hund, egal welcher Rasse und welche Anlagen er hat, sich durchaus in einem gewissen Rahmen anpassen kann (damit meine ich nicht, dass man aus einem Bernhardiner ein Agility-Ass machen kann :D ) sondern man kann auch sogenannte "sture" Rassen zu einer gewissen Erziehung überzeugen. Die Art und Weise machts halt und wie man bereit ist, auf den Hund einzugehen.

    Ich mag die selbstbewussten und eigenständigen Hunde für mich lieber, weil sie einfach besser zu mir passen.

  • Natürlich soll der Hund belohnt und motiviert werden...denken jeder vernünftige HH erwartet nicht dass seine Hunde das alles "für lau" machen.
    Allerdings denke ich persönlich auch, dass man bei jedem Hundetyp mit etwas Kreativität einen Deal abschließen kann um ihn zu einem Mindestmaß an kooperation zu bewegen. Es müssen ja nicht immer Leckerlies sein...gibts ja viele Möglichkeiten

  • außerdem besagt Premack ja auch, dass ein positiv aufgebautes Signal mitunter als Verstärker für zuvor gezeigtes Verhalten funktioniert... sprich eine ausgeführte belohnte Übung verstärkt die vorher gezeigte Übung, verstärkt die vorher gezeigte Übung usw.

    Damit lassen sich nette Verhaltensketten aufbauen, sodass es vollkommen ausreichend ist, die Belohnung dann erst am Ende zu geben, gerade im Rahmen einer Dressur, wie die BH eine ist... aber ehe man das umsetzen kann, muss der Hund das Prinzip begriffen haben, ehe man Element an Element setzen kann.
    es ist aber eben... Fleißarbeit. und ich halte es nicht für obligatorisch im Alltag, diese Dressurarbeit leisten zu können

  • Ich habe hier auch eine sehr kooperative, leichtführige Hündin.

    Am Anfang hätte ich gesagt, dass sie bei jedem mitgehen würde. Aber mittlerweile weiß sie schon, dass sie zu uns gehört und wenn wir uns zB von einer Gruppe anderer Menschen entfernen, kommt sie ohne Zuruf einfach mit. Bei den typischen Kommandos im Alltag merkt man auch, dass es bei mir sehr harmonisch ist und bei anderen sieht das dann doch anders aus. Aber das finde ich auch gut so. :smile:

    Ich muss sagen, ich bin froh, dass sie ist wie sie ist. Ich bin blutiger Anfänger und ich kann viel lernen und fühle mich nicht unter- oder überfordert. Da ich sehr gerne später in den Hundesport möchte, passt das einfach mit ihr. :smile: Sie möchte viel lernen, ist immer motiviert und freut sich, wenn sie irgendetwas mit mir machen kann.

    Auch draußen ist sie total ansprechbar, aber ich rufe auch nicht wegen jeder Kleinigkeit. Wenn sie vorrast, und ich nicht hinterherkomme oder mich dann auch mal verstecke und sie mich dann nichtmehr sieht, ist sie gaaaaaanz schnell wieder bei mir. xD

    Wobei auch bei meinem recht kooperativem Hund verbales Lob nicht ausreicht. Wird, wie du sagst, zur Kenntnis genommen und danach wird die Bezahlung erwartet ;) Sie macht vieles auch nur in Erwartung auf Entlohnung, nicht weil sie mich damit glücklich macht. Dafür ist sie bei Ansprache aber unheimlich schnell "da", da ihr ihre Belohnung sehr wichtig ist und lässt sich dann auch nicht so schnell durch Umweltreize ablenken.

    So ist es bei uns auch bezüglich Belohnung.

    Edit: Sorry für die größere Schrift zwischendurch, ich bekomms nicht weg bearbeitet, spinnt hier gerade bisschen :headbash:

  • Also ich finde auch das eine, das andere nicht ausschließt!

    Ich habe eine Aussiehündin.
    Klar ist will-to-please vorhanden. ABER sie muss von einem Kommando erst überzeugt werden. Vor allem beim erlernen neuer Kommandos ist das oft sehr "interessant". Versteht sie denn sinn des Kommandos sofort, reichen 2-3 Übungen und das ganze sitzt. Versteht sie aber den Sinn dahinter nicht, hast du schlechte chancen!!!
    Ist aber auch verständlich. Die Hunde wurden zum Hüten von Rindern eingesetzt. Gibt der Hundehalter jetzt ein Kommando und der Hund sieht aber, dass das Kommando gefählich wird für ihn (weil ihn die Rinder dort einquetschen würden), wird er das Kommando nicht ausführen, und ein "Umweg" gesucht!

    Kenn mittlerweile einige Dt. Schäfer und auch Malinois das wären Hunde mit denen ich gar nicht klar käme. Totaler Kadavagehorsam! Also nicht jetzt das die Besitzer sooo scharf drauf wären oder so hingedrillt haben. Nein die bieten das großteils selbst an, und überlegen nicht sondern führen aus! Sind aber auch von jedem zu führen. Also die Hunde können mit jedem z.B. eine Unterordnung gehen. Würde bei jedem gleich aussehen!
    Geht meine Maus mit jemanden anderen, wird derjenige erst mal total ausgetestet auf ernsthaftigkeit und ob die Person sich durchsetzen kann. Wenn nicht,.... na viel spaß wünsch ich *g*
    Sie ist auf die BGH3 ausgebildet und würde aber mit so einer Person nicht mal die BH bestehen! *gg*


    Oh wie ich sowas liebe...
    Nein! Nicht jeder Mali ist von jedem zu fuehren und nicht jeder Mali bietet Kadavergehorsam an oder hat ihn ueber die Muttermilch mitbekommen.
    Ja sie sind einfach zu motivieren und wollen was tun! Aber das beisst sich sehr oft mit dem, was der HF will. Und 'beissen' kann hier auch woertlich genommen werden!
    Meine 3 sind recht gut ausgebildet - heisst sie wissen was sie tun sollen. Keiner der 3 laeuft bei einer anderen Person so eine UO wie bei mir. Nicht weil ich der Checker bin. Sondern weil der eine sofort testet und eine Korrektur (die er provoziert) entsprechend beantwortet (uebrigens IMMER sobald wer anders was von ihm will also nicht nur im Sport) und weil die Maedels erstmal Party feiern wuerden. Sie kennen das nicht (wozu auch?) und sehen daher keinem Sinn.
    Die Maedels wuerden im Alltag mit jedem Menschen mitgehen. Beute/Futter hinhalten und sie gehen mit. Den Rueden bekommt man nicht mal aus dem Auto/Haenger ohne einen Hund vor sich zu haben, der sehr deutlich droht und das nicht weil er Schiss hat! Er ist ein wirklicher Einmannhund (waere er bei jedem anderen HH auch), der von anderen Menschen nichts wissen will. Er ist jetzt 4 und hat neulich zum ersten Mal mit einem (fuer ihn) fremden Menschen geschmust, weil er da ploetzlich Bock drauf hatte. Das tut er nicht mal mit wirklichen Bekannten (nur daheim).
    Hoeren wuerde die Kleine im Alltag auf jeden. Ein bissel testen was das poebeln angeht, mehr nicht. Fou wuerde Party feiern und der Hobbit wuerde noch immer tobend im Auto/Haenger sitzen :p
    Keiner der Hunde wurde so gemacht, es ist ihr Wesen!

  • sondern man kann auch sogenannte "sture" Rassen zu einer gewissen Erziehung überzeugen. Die Art und Weise machts halt und wie man bereit ist, auf den Hund einzugehen.

    Eine ganz wichtige Aussage! Viele ruhen sich auf den Aussagen "da ist die Rasse so sturr" oder "den kann man nicht erziehen"

    man kann solche Hunde durchaus erziehen und das ist auch wichtig, weil diese Hunde auch ihre Freiheit sehr lieben, aber man wird nie den Gehorsam und die Ausführschnelligkeit eines Borders, oder ähnliches erreichen. Wo mein Kleiner bei einem Hier förmlich angeflogen kommt, da hat sich mein Mädchen erstmal gemütlich rum gedreht und kam gechillt auf mich zu.

    Man kann mit solchen Hunden (in ihrer Extremform) nur dann wirklich glücklich und zufrieden leben, wenn man eben auf sie eingeht und Kompromisse schließt. Aber ich glaub, da ist die Rasse ohnehin egal, Kompromisse muss man in der Hundehaltung immer schließen.

    Viel wichtiger ist, dass man lernt den Hund sehr vielseitig zu belohnen und auch einfach mal den Hund Hund sein läßt. Aber auch das gilt für alle Rassen.

  • kann ich mir vorstellen.wenn ich pauschalisieren müsste, würde ich sagen:

    Bei den Arbeitsjunkies ist die Langeweile eher das Problem, bei Reizen aber oft gut umzulenken.
    Bei den eher Selbstständigen sind die auftauchenden Reize hingegen oft problematischer, dafür können die gut mit Langeweile um.

    Bei den Arbeitsjunkies stresst der Hund sich rein, wenns nicht läuft.
    Bei den Selbstständigen ist die Umwelt gefährdet, wenn der Hund nicht hört.

    Nee, genau umgekehrt. Bei Reizen zu schnell drüber. Es ist richtig Arbeit denen beizubringen sich wie ein normaler Hund zu benehmen und nicht aus allem eine zwanghafte Verhaltenskette zu bauen, die zwar nach außen wie toller Gehorsam wirkt, aber in Wirklichkeit eine Krankheit sind.

  • Ja, das kann ich aus meinen Erfahrungen nur bestätigen. Besagte HSH wäre niemals auf mich zugeflogen nach Rückruf. Sie hat sich erstmal umgedreht, mich angeschaut. Je nachdem (sie wusste irgendwann schon, wie ernst die Lage ist) hat sie sich langsam in Bewegung gesetzt. Aber bloß niemals hasten!!!. Ich habe mich sehr gefreut, als es soweit war, dass ich sie, wenn die Sichtweite "frei" war, auch von der Leine lassen konnte, weil ich darauf vertrauen konnte, dass sie zurückkommt, wenn ich den Stein des Anstoßes oder das Objekt der Begierde vor ihr sehe.
    Es war anstrengend mit ihr. Aber sie war einfach toll so wie sie war.

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