Unsere Tierarztkosten werden in absehbarer Zeit explodieren!

  • Ich sehe die Entwicklung gleichfalls sehr kritisch. Überall wo man von kleinen selbstständigen Betrieben auf Ketten umstellt (egal in welchem Sektor), wird es am Ende noch viel mehr nur um Gewinn gehen. Ich beobachte das ganze mit Sorge und hoffe, es endet hier nicht wie in den USA.

  • Ich finde es halt bedenklich, weil ich ja als normaler HH nicht weiß, was der Hund hat. Also kann ich selbst auch nicht einschätzen, inwiefern bestimmte Untersuchungen unbedingt nötig sind oder nicht. Mir könnte man also echt viel andrehen, im Prinzip wie beim Auto in der Werkstatt :ops: Ich wäre also zB drauf angewiesen, dass richtig diagnostiziert wird. Sollten die Leute also drauf gepolt sein, mir mehr Behandlungen zu verkaufen, dass könnte man mich schon abziehen.
    Ich überlege ja auch gerade den kleinen Hund zumindest zu Op-versichern. Da ist das Thema ja recht wichtig und interessant.

  • In der Entwicklung hin zu Medizin-Konzernen sind wir auf dem Vet-Sektor zum Glück noch nicht weit fortgeschritten.
    Die kleineren Praxen und Kliniken sind für Investoren ja eher uninteressant, da die Umsätze zu gering sind.


    Aber warum sollte es bei den größeren Tierkliniken anders sein als in der Humanmedizin?


    Werden aufgekauft von Investoren, die nur an Wirtschaftlichkeit und Profit interessiert sind.
    In der Chefetage sitzen nicht mehr Ärzte, sondern Betriebswirtschaftler.
    Das Patientenwohl ist ein reiner Kostenfaktor und keinem hippokratischen Eid (oder was auch immer) verpflichtet.


    Diese Entwicklung wird sich in den nächsten Jahren verstärken, da Profite nicht für Neuentwicklungen eingesetzt werden (zu risikoreich), sondern für Unternehmenskonzentrationen.

  • Ich sehe die Entwicklung gleichfalls sehr kritisch. Überall wo man von kleinen selbstständigen Betrieben auf Ketten umstellt (egal in welchem Sektor), wird es am Ende noch viel mehr nur um Gewinn gehen. Ich beobachte das ganze mit Sorge und hoffe, es endet hier nicht wie in den USA.

    Als davon Mitbetroffene kann ich nur sagen: das ist der Raubtierkapitalismus, wie wir ihn kennen und mitbefördert haben, jeder von uns.
    Nun erreicht der also auch eine "weiche" Branche wie unseren netten TA vor Ort.


    Und? Kauft deswegen jemand seltener bei Ama...und Co? Hinterfragen wir, wer das Krankenhaus betreibt und optimiert, in dem wir oder unsere Lieben grad liegen?
    Wem unser Arzt bei Medikamenten- Empfehlungen zuhört, von wem er sich "sponsern" lässt?


    Wundert Ihr Euch wirklich?
    Es wird so kommen, wie es in den USA und andrenorts bereits üblich ist. Europa war mal die letzte Bastion.
    War.

  • ich hab ja nun ein paar TA in meinem Freundeskreis und ganz ehrlich? Die selbstständigen Mädels mit Kindern können es verstehen oder finden es gar wünschenswert nur Angestellter zu sein. Eine hat gerade ihre Praxis aufgegeben weil es einfach nicht mehr ging. Praxis war mit auf dem Wohngrundstück und Tag und Nacht standen plötzlich Patienten mit "Notfällen" vor der Tür. In die Klinik fahren will ja keiner wegen einer Zecke die man nicht rausbekommt. Viel zu weit und Frau xyz ist ja auch ausserhalb der Sprechzeiten da. Notfalls lauert man einfach hinter dem Grundstück und stürzt sich bei passender Gelegenheit auf seinen Tierarzt Nun ist sie im Amt und freut sich dass sie endlich Zeit für ihre Familie hat. Sie wäre gerne ein Arbeitnehmer eine großeren Praxis geworden, denn eigentlich liebt sie ihren Beruf.

    Kann ich so bestätigen (auch die nachts vor der Tür stehenden oder einfach hinten um's Haus rennenden Leute mit ihren "Notfällen"... meine Kollegin saß neulich in ihrer Freizeit hintem Haus, im Bikini, im Liegestuhl, im eingezäunten Garten, und sonnte sich, als auf ein Mal ein Hundezüchter vor ihr stand, der Wurmkur für seine Welpen kaufen wollte... Sonntagnachmittag!!! Und sowas ist keine Ausnahme).


    Ich bin als angestellte TÄ wesentlich zufriedener, als ich es als Selbstständige wahrscheinlich wäre. Die ganzen Investitionen in Räume, Mitarbeiter, Material, die Verantwortung für die Mitarbeiter, der zeitliche Aufwand (so von wegen "selbst & ständig"... bei Tiermedizin nochmal stärker als in anderen Branchen), das alles will ich gar nicht.
    Ich seh ja, wie wenig meine Chefin vom Leben hat, da bleibt nicht viel über an Privatleben und Freizeit. Gut, die will das so und geht da voll drin auf - aber anders würde es auch gar nicht gehen und mein Leben stell ich mir so nicht vor.


    Ich sehe auch andere Vorteile - die großen Ketten können Materialien und Geräte viel günstiger einkaufen als Einzelkämpfer und auch Fortbildungen können für deren Mitarbeiter unkompliziert und zu guten Konditionen angeboten werden, somit wird wahrscheinlich flächendeckend die Qualität der Versorgung höher und wird wahrscheinlich auch kontrolliert werden (große Unternehmen haben ja idR ne interne Qualitätskontrolle die die EInhaltung bestimmter Standards überprüft), was ja an sich auch dem Kunden zugute kommt.
    Auch die Vernetzung von kleineren Praxen und Überweisungskliniken könnte dadurch noch besser werden (wenn die eh alle in einer Hand sind...), wobei das bei uns eigentlich eh schon ganz ordentlich funktioniert.


    Für angestellte TÄ's und TMFA's bietet sich endlich mal die Möglichkeit (und wahrscheinlich auch die Notwendigkeit!) einer effektiven Gewerkschaftsarbeit (wenn man denn den Arsch hochkriegt), was bei vielen tausend kleinen Arbeitsgebern schwierig bis unmöglich ist.


    Was ich negativ sehe ist die Konzentration von wirtschaftlicher Macht in den Händen weniger, das ist einfach nie gut.
    Und halt, wie andere schon sagten, dass damit Dritte in dieses Geschäft zwischen TA und Patientenbesitzer eingreifen und auch ihren Teil verdienen wollen, und zwar so viel wie irgendwie möglich, und das wird zumindest zum Teil und auf lange Sicht zu Lasten von sowohl Angestellten als auch Kunden gehen - wobei die natürlich auch zusehen müssen, dass die Kundenzufriedenheit einigermaßen stimmt.


    Ich persönlich möchte auch eigentlich nicht bei einem gesichtslosen Riesenkonzern angestellt sein, ich will meinen Chef, meinen echten Chef, ganz gern persönlich kennen und ihm auch auf (fast) gleicher Ebene in die Augen gucken können, ich will nicht als ein Rädchen im Getriebe arbeiten.
    Aber gut, das ist wohl eine persönliche Einstellung, diesen Luxus haben ja sehr viele Leute nicht und es geht auch irgendwie...



    Mein Vater arbeitet in einem großen Krankenhaus und sitzt im Betriebsrat und was der manchmal erzählt wie da über Gewinnmaximierung und Kostenminimierung geredet wird, was dann im Klartext heißt, irgendwelche 95-jährigen komplizierten Herzoperationen zu unterziehen weil das Geld bringt und sie dann möglichst schnell wieder ins Altenheim oder in die Reha zu schicken weil zu lange belegte Betten Kosten verursachen, da kann einem schon nen Schauer den Rücken runterlaufen.
    In einem ähnlichen System, wo irgendein Finanzhai bestimmt, wie ich mit meinen Patienten umgehe, will ich nicht arbeiten.



    In Deutschland sind die Gebühren doch aber durch die GOT geregelt, oder? :???: Dann hätten die Preise ja irgend wann ein Maximum erreicht?

    Die GOT steht immer wieder auf der Abschussliste, grade auch durch die EU. Und so sehr über TA-Preise gejammert wird, fast alle ähnlich entwickelten westlichen Länder sind vom Preisniveau wesentlich höher... die Preise werden auch hier steigen, wenn die GOT fällt. Insofern tun auch die Tierbesitzer meiner Meinung nach gut dran, sich dafür einzusetzen, dass die bleibt, denn sonst werden die Preise auf Dauer noch mehr anziehen, als sie es eh schon tun, Wettbewerb hin oder her (wenn der ganze Markt nachher ner Hand voll Anbietern gehört, ist auch nicht mehr viel mit Wettbewerb).

  • Wem gehören denn aktuell die ganzen großen Tierkliniken? Sind die allesamt jeweils in Privathand?



    Dass viele Leute den Umgang mit Leistungen in Krankenhäusern nicht registrieren, liegt wahrscheinlich daran, dass sie es zumeist nicht sofort selbst bezahlen. Das läuft über eine Versicherung man selbst sieht da eher keine Rechnung oder bleibt auf mehr als den obligatorischen 10Euro pro Nacht sitzen.
    Als Tierhalter muss man ja prinzipiell erstmal alles selbst bezahlen. Der Sinn von Tier-Op- oder sogar Vollkrankenversicherung wird ja oft genug diskutiert und liegt auch mir schwer im Magen, sodass ich einfach keine Entscheidung treffen mag, ob ich mir sowas nun anschaffe oder nicht. Da fragt man eher mal nach, wie sich Preise zusammensetzen, ob man die Kastration oder das Röntgen nicht irgendwo anders günstiger bekommt und wo das Geld überhaupt allgemein hingeht.

  • Und? Kauft deswegen jemand seltener bei Ama...und Co? Hinterfragen wir, wer das Krankenhaus betreibt und optimiert, in dem wir oder unsere Lieben grad liegen?
    Wem unser Arzt bei Medikamenten- Empfehlungen zuhört, von wem er sich "sponsern" lässt?

    Ich kann nur für mich sprechen, aber ich achte auf solche Dinge, ja. Und noch auf viel mehr. Macht das Leben stellenweise komplizierter, man muss sich immer gut informieren, aber ich möchte mich einfach dagegen einsetzen, damit ich mich selbst noch im Spiegel betrachten kann. Ist wichtig für mich. Ist aber nicht immer einfach und trifft auch oft nicht auf Verständnis, so ein Leben als 'Öko' und Co. Ich wusste bisher nur nichts von der Problematik. Ich werde auf jeden Fall verstärkt darauf achten, wo ich hingehe.

  • In Deutschland sind die Gebühren doch aber durch die GOT geregelt, oder? Dann hätten die Preise ja irgend wann ein Maximum erreicht?

    Trotzdem berechnen manche Tierärzte relativ niedrig und andere total unverschämt.


    Wir haben hier einen TA, der berechnet scheinbar jeden Atemzug, den das Tier in seiner Praxis macht. Da ist alles "Spezialuntersuchung" - also einmal ins Maul gucken, ob die Zähne iO sind: 39 Euro (habe ich selbst schon gezahlt, weil ich Kater 2 auch noch kurz im Maul checken lassen wollte, weil sein Bruder Probleme hatte, waren noch keine Minute in der Praxis). Andere TA checken Dein Tier komplett und verlangen 15 Euro.


    Zum og TA geht hier fast keiner mehr, weils alle Halter so langsam irgendwie gecheckt haben, dass man dort wirklich ausgenommen wird. Und ich fürchte, er macht auch Untersuchungen und Operationen, die gar nicht nötig sind.


    Ansonsten fände ich "Ketten" von TK/TÄ berechenbarer. Da gibts Festpreise und gut ist. Da kann man wenigstens kalkulieren.


    Beispiel: og TA hat für die Zahnsanierung einer unserer Kater mit einem Zahn ziehen, insgesamt 390 Euro berechnet. Seinen Bruder, der ein Jahr später fällig war, ließen wir bei einem anderen behandeln. Gleicher Aufwand - aber nur rund 140 Euro.


    Ich denke solche unterschiedliche Preise kämen bei zentral geleiteten Tierärzten nicht vor.

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